Longscale-Saiten kürzen werden zu Shortscale-Bass-Saiten?

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Anonymous

Guest

Bass Longscale-Saiten gekürzt => Shortscale Saiten?​

Hallo! Ich habe ein Problem, das hier schon mal ansatzweise besprochen wurde, aber nicht bis zu einer Lösung kam. Für mich stellt sich die Frage, ob Longscale-Saiten vom Material und der Ausführung identisch mit Shortscale-Saiten sind (natürlich selben Hersteller/Durchmesser etc. vorrausgesetzt). Also könnte ich mir auch die Longscale-Version eines Saitensatzes zulegen, kürzen, auf den Shortscale-Bass ziehen und loslegen? Theoretisch sollte das nicht gehen, denn praktisch ist es doch so, als ob ich die Saite auf den Longscale ziehe, rund eine Terz tiefer stimme und dann entsprechend durch drücken wieder auf die Grundtöne komme (ich hoffe, das ist veständlich).

Ich habe zwei Online-Versands angefragt und leider genau entgegengesetzte Antworten bekommen.

Hier ist meine Fragestellung:​

Ich würde gerne bei Ihnen unter anderem Basssaiten für meinen halbakustischen E-Bass bestellen. Dieser hat mit 31" eine Short Scale. Können Sie mir sagen, ob ich deshalb spezielle Saiten in dieser Länge bestellen müsste, oder ob ich dasselbe Klangergebnis erziele, wenn ich längere Saiten mit denselben Maßen kaufe und diese kürze. Meiner Vermutung nach sind die Durchmesser der Saiten nicht das einzig wichtige Kriterium und wenn ich Long Scale Saiten bei Ihnen kaufe und sie kürze, haben diese dann zu wenig Spannung auf meinem Short-Scale-Bass, richtig?

Und hier die beiden Antworten:​

"Natürlich können längere Saiten gekürzt werden.
Jedoch sollten die dicken Saiten auch auf die Mechaniken passen. Bei große Mechaniken kein Problem. Ansonsten Shortscale Saiten verwenden."​

vs.

"Sie müssen schon explizit Short-Scale-Saiten nehmen, sonst passt die Stimmung nicht."​
Ich habe einen halbakkustischen Orfeus-Bass (http://cheesyguitars.com/orfeus_violin.html), den ich vor vielen Jahren auf Klinke umgebaut habe, mit neuer Elektrik verdrahtet habe und geschliffene Saiten draufgepackt habe. Leider weiß ich nicht mehr welche. Aber es sind sicher keine Shortscale-Saiten. Ich bin kein Bassspieler aber für mein Gefühl ist die E-Saite schon sehr schlabberig und klingt auch so. Jetzt weiß ich nicht, ob das an dem Instrument oder an der Saite liegt."​

Deshalb frag ich mich und jetzt Euch: was stimmt denn jetzt?

Gruß aus Hamburg!

Jan
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Lösung
Die Umspinnung beschwert den Saitenkern, der allein die Spannung trägt. Entscheidend ist also das Verhältnis von Kern zur Umspinnung.
Da eine kurze Mensur eine geringere Saitenspannung erzeugt, sollte der Saitenhersteller dies durch einen dünneren Kern bei mindestens gleichbleibender Umspinnung ausgleichen. Auf diese Weise wird der Kern stärker belastet und gedehnt und kann so auch bei kürzerer Mensur noch federnd schwingen.
Ich schreibe aber "sollte", weil sich die allermeisten Saitenhersteller damit begnügen, die Saiten entsprechend kürzer an der Mechanik abzuwickeln.

Die "Kunststückchen" der Gitarrenbauer beruhen darum zum Großteil auf dem Umstand, dass Saitenhersteller im brutalen Markt- und Preiskampf...
Jan Kluczewitz":2arb0w6y schrieb:
denn praktisch ist es doch so, als ob ich die Saite auf den Longscale ziehe, rund eine Terz tiefer stimme und dann entsprechend durch drücken wieder auf die Grundtöne komme

Genau so ist es. Bei gleicher Frequenz und gleicher Spannung müssen Shortscale-Saiten dicker sein als Longscales. Wenn Du also Longscale-Saiten auf einen Shortscale-Bass ziehst, werden sie notgedrungen je nach Mensur ziemlich schlabbern, und 3 Zoll Differenz sind da schon einiges.

Gruß,

Klaus
 
nighthawkz":1u860wik schrieb:
... Klärt das deine Frage?
Na ja, so dumm ist die Fragestellung gar nicht, nighthawkz. Als Beispiel: Ein dickerer Saitensatz ist auf einer kurzen Mensur idR. leichter zu spielen als auf einer langen.

Daraus abgeleitet würde ich auf einem Shortscale Bass eher dickere Saiten spielen als auf einem Longscale, damit es nicht zu "schlabberig" wird.

PS: Ich sehe, kks denkt in die gleiche Richtung ;-)
 
nighthawkz":1doo8dxe schrieb:
Gegenfrage: Gibt es separate Saiten für Strats und Paulas? Sind ja quasi Longscale- und Shortscalegitarren...

... Klärt das deine Frage?
Nein, sorry, doofe Antwort. "Strat und Terzgitarre" wäre ein halbwegs akzeptabler Vergleich gewesen - der Unterschied zwischen Long- und Shortscale am Bass beträgt schon einige Zoll.

Im Musiker-Board gibt es übrigens einen Workshop, der sich mit der Problematik befasst und zeigt, wie man Longscale-Saiten für einen Shortscale umbasteln kann.
 
Also so einfach ist das nicht möglich! Basssaiten kauft man in der Regel passend, und da steht am Ende nichts über, wie bei Gitarren.
Ich würde einfach mal nach '31" bass strings' googeln, dir 1-2 Marken notieren und dann dem Gitarrenladen deines Vertrauens sagen dass er dir die bestellen soll.
Umbasteln ist sicher möglich, stelle ich mir aber schwierig vor, und am ende machst du dabei noch komplett neue Basssaiten kaputt, das wäre schon ärgerlich bei dem Preis.
 
Banger":2o8ctnj0 schrieb:
nighthawkz":2o8ctnj0 schrieb:
Gegenfrage: Gibt es separate Saiten für Strats und Paulas? Sind ja quasi Longscale- und Shortscalegitarren...

... Klärt das deine Frage?
Nein, sorry, doofe Antwort. "Strat und Terzgitarre" wäre ein halbwegs akzeptabler Vergleich gewesen - der Unterschied zwischen Long- und Shortscale am Bass beträgt schon einige Zoll.

Im Musiker-Board gibt es übrigens einen Workshop, der sich mit der Problematik befasst und zeigt, wie man Longscale-Saiten für einen Shortscale umbasteln kann.

mit Verlaub - dass man bei kürzerer Mensur dickere Saiten für die gleiche Spannung nehmen muss, ist wohl klar. Man braucht aber definitv keine komplett anderen Saiten - man nimmt einfach einen dickeren Longscalesatz, fertig.
 
Wow! Danke erstmal für die zahlreichen Antworten. Wenn ich noch etwas zur Verwirrung (vor allem zu meiner) beitragen darf:
Als Beispiel sehe ich hier die

"GHS 3020 L Light Precision Flatwound (Short Scale 30", 31")"
und die
"GHS 3025 L Light Precision Flatwound (Long Scale Plus 34", 35", 36")"

Also beides Light-Saiten derselben Sorte und zwar einmal für kurze und einmal für ganz lange Hälse.
Mein Problem: beide haben identische Stärken (.045 .060 .075 .095). Aber wie kann das dann sein?
 
nighthawkz":278kyna3 schrieb:
Man braucht aber definitv keine komplett anderen Saiten - man nimmt einfach einen dickeren Longscalesatz, fertig.
Die Aussage ist definitiv Grütze. Das wirst Du spätestens dann zähneknirschend einsehen, wenn Du mal die volle Umwicklungsstärke einer E-Saite auf die Mechanik gewürgt hast. Das geht zwar irgendwie, aber ist weit von einem Optimalitätslevel entfernt, den man mit einem großspurigen "definitiv" versehen kann.
 
nighthawkz":1vru0xc5 schrieb:
Banger":1vru0xc5 schrieb:
nighthawkz":1vru0xc5 schrieb:
Gegenfrage: Gibt es separate Saiten für Strats und Paulas? Sind ja quasi Longscale- und Shortscalegitarren...

... Klärt das deine Frage?
Nein, sorry, doofe Antwort. "Strat und Terzgitarre" wäre ein halbwegs akzeptabler Vergleich gewesen - der Unterschied zwischen Long- und Shortscale am Bass beträgt schon einige Zoll.

Im Musiker-Board gibt es übrigens einen Workshop, der sich mit der Problematik befasst und zeigt, wie man Longscale-Saiten für einen Shortscale umbasteln kann.

mit Verlaub - dass man bei kürzerer Mensur dickere Saiten für die gleiche Spannung nehmen muss, ist wohl klar. Man braucht aber definitv keine komplett anderen Saiten - man nimmt einfach einen dickeren Longscalesatz, fertig.

Spielst du überhaupt Bass? Ich würde mal wirklich gerne sehen wie du 34" Saiten auf eine 30" Mensur drauf machst.
 
"Spielst du überhaupt Bass? Ich würde mal wirklich gerne sehen wie du 34" Saiten auf eine 30" Mensur drauf machst."

Wenn das so schwierig ist, heißt das, dass dies hier Shortscale-Saiten sind?

OrfeusSaiten.jpg


Kann jemand was zu dem GHS-Saitendilemma sagen?
 
Hi,

nein ich spiele nicht Bass!

Nimm nach Möglichkeit passende Saiten. Denn wenn Du eine zu lange Saite mit der Umwicklung auf eine Mechanik aufwickelst, kann die Saite an dieser Stelle aufgrund des zu kleinen Biegeradius leicht brechen.

Gruß
Bumble
 
Die Umspinnung beschwert den Saitenkern, der allein die Spannung trägt. Entscheidend ist also das Verhältnis von Kern zur Umspinnung.
Da eine kurze Mensur eine geringere Saitenspannung erzeugt, sollte der Saitenhersteller dies durch einen dünneren Kern bei mindestens gleichbleibender Umspinnung ausgleichen. Auf diese Weise wird der Kern stärker belastet und gedehnt und kann so auch bei kürzerer Mensur noch federnd schwingen.
Ich schreibe aber "sollte", weil sich die allermeisten Saitenhersteller damit begnügen, die Saiten entsprechend kürzer an der Mechanik abzuwickeln.

Die "Kunststückchen" der Gitarrenbauer beruhen darum zum Großteil auf dem Umstand, dass Saitenhersteller im brutalen Markt- und Preiskampf immer nur 08/15 herstellen. Wir versuchen darum, Instrumente mit besonderen Fähigkeiten um mittelmäßige Saiten zu bauen.
Ich vergleiche das gerne so: Das Fahrwerk eines Rennwagens muss besonders viel können, wenn es auf dem Markt nur Fahrradreifen zu kaufen gibt.
 
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Danke für die Antwort, Walter. Das bedeutet, dass die GHS-Saiten aus meinem Beispiel zwar äußerlich identische Wert haben (bis auf die Länge), aber vermutlich einen unterschiedlichen Aufbau. Oder, Deinen Ausführungen zu folge, einfach keine guten Saiten sind und es dem Hersteller egal ist.
 
Jan Kluczewitz:1633k084 schrieb:
Danke für die Antwort, Walter. Das bedeutet, dass die GHS-Saiten aus meinem Beispiel zwar äußerlich identische Wert haben (bis auf die Länge), aber vermutlich einen unterschiedlichen Aufbau. Oder, Deinen Ausführungen zu folge, einfach keine guten Saiten sind und es dem Hersteller egal ist.

Ich kann nicht beurteilen, ob es dem Hersteller wirklich egal ist. Es ist vielleicht eher eine Gemengelage:
1. Auf Anfrage bei verschiedenen Saitenherstellern erhielt ich die Antwort, dass die Kerndraht-Materialien immer identisch seien. Es gibt offenbar nur einen Standard-Stahl, der zur Verwendung von Kernen und Plain-Steel Saiten verwendet wird. Das schränkt die Möglichkeiten ein.
2. Saiten, die auffallend anders aufgebaut wären (es wäre gar nicht dumm, Saiten für Paula-Mensuren herzustellen!), würden eine neu Einstellung der Oktave erfordern. Wie käme das bei unbedarften Musikern wohl an? :roll:
Und was würde die Pipper-Fraktion zu solch neumodischem Quatsch sagen? :shock:
3. Wir leben eigentlich im Zeitalter der modernen Werkstoffe. Theoretisch könnte man mit Kunststoffen und Faserverbundstoffen unglaubliche Dinge tun. Aber wer wäre so verrückt, in einem der konservativsten Märkte Forschung zu betreiben, in dem die Saiten bald unter ihrem Materialpreis verkauft werden? Und vor allem:
4. Wollen Musiker innovative Produkte?

Einer von 10.000 Musikern stellt Fragen wie Du. Der Rest sagt: Der BASS klingt halt so.
 
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