von Akustikern und Elektrikern

E

erniecaster

Power-User
19 Dez 2008
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87
Hallo!

Wie wohl die meisten hier habe ich mit einer Akustikgitarre angefangen, bin dann aber lange Zeit rein akustisch geblieben und habe immer meinen Schwerpunkt auf der Akustischen gehabt. Hinsichtlich Gigs ist mir dabei etwas aufgefallen: Akustische Formationen haben häufiger Gäste als elektrische Formationen – mal ein Cajon, eine Harp, Gastsänger für Einlagen, Duette, Backgroundvocals, eine weitere Gitarre etc.

Ist meine Beobachtung falsch und passiert das in eurem musikalischen Umfeld auch genauso häufig bei den „Elektrikern“? Falls meine These stimmt – woran könnte das liegen?

GruĂź

erniecaster
 
erniecaster schrieb:
Ist meine Beobachtung falsch und passiert das in eurem musikalischen Umfeld auch genauso häufig bei den „Elektrikern“? Falls meine These stimmt – woran könnte das liegen?

Chorus klingt scheiĂźe auf der Akustischen und Fuddeln ist weniger wirksam.

Viele GrĂĽĂźe,
woody
 
Moin Ernie,

das deckt sich mit meinen Erfahrungen in den letzten Jahren. Ich habe aber keine Ahnung woran das liegt.

Vielleicht einfach daran, dass mit akustischen Instrumenten vorgetragene Musik meist weniger dicht arrangiert ist und somit mehr Platz fĂĽr andere Instrumente ist.

Ralf
 
Moin.
Ich glaube man kann im akustischen Rahmen schneller reagieren. Ein Gastgitarrist kommt dazu, dann spiele ich mal nicht mit. Cajon/Percussion o.ä. macht den Song nur voller und ergänzt hoffentlich. Gastsänger/innen sind idR auch kein Problem. Obwohl wir da auch schonmal auf die Nase gefallen sind, die hochangepriesende Trällerdame war soundlich doch näher am hungrigen Seehundbaby als an menschlichem Gesang.
Auch Technikseitig kann man sowas simpel halten. Inzwischen baue ich beim Duo ein "Sparemikrofon" mit auf. SM57 oder SM58 mit Galgenstativ neben das Mischpult gestellt und wenn irgendwas ausfällt(Batterie in der Gitarre, Gesangsmikro,Kabel) wird das Teil kurz hingestellt und man kann das Set zu Ende spielen. Als Ansagemikro und für Gastsänger ist das ebenfalls zu gebrauchen und auch ein Cajon/Akkordeon/Ukulele kann man damit mal fix abnehmen.
Und genau da hapert es mMn bei den Elektrikern. NUR ĂĽber das eigene Equipment spielen, aber bitte auch Abnahme der zwei 2x12er Combos(beide Stereo) und Platz fĂĽr 1,5qm Stressbrett und 2 Gitarren. Mikrofone bitte nur VintageSennheiser, sonst klingt das nicht. Wieviel soll mitgespielt werden? Ein Titel. :facepalm:
Habe ich als Techniker genauso erlebt, natürlich kam vorher keine Technikinfo sondern das Geraffel wurde erstmal großflächig auf der Bühne verteilt. Nur Keyboarder sind da noch schlimmer.
GruĂź
Ugorr
 
Es gibt auch Elektriker, die bezĂĽglich des Equipments bei Gastauftritten entspannter sind.

Der Unterschied ist, meiner Ansicht nach, dass der Akustikgitarrist sein Instrument spielt und hört, wie es ist. Das kann er hier und dort spielen, so auch der Cajon-Spieler. Unverstärkt klingt und spielt sich das so wie sie es gewohnt sind.

Der E-Gitarrist, dessen Instrument aus Gitarre und Verstärkung etc. besteht, sieht sich da einer Menge Variablen gegenüber und irgendwie klingt es immer etwas anders... ;-)
Und dann gibt es genügend von denen, die ihr Equipment nicht wirklikch kennen und einstellen können... Manche entdecken nach Jahren, dass sie ein Tone-Poti an der Gitarre haben... ;-) oder dass es anders klingt, je nachdem wo man die Saiten anschlägt...
Das ist schon knifflig als E-Gitarrist, wenn man alleine spielt; und noch mehr, wenn man plötzlich mit anderen zusammenspielen muss. :lol:

viele GrĂĽĂźe,
der StratDrache
 
Eine richtige Erklärung hab ich auch nicht aber ich könnte mir denken, dass Akustikmusik für die Menschen einfacher als Begleiterscheinung auszuhalten ist. Es einfacher macht nicht hinhören zu müssen. Mit dem Aperolsprizz in der Hand Spass haben. Ab und zu mit Popo oder Bein wackeln und dann wieder weitertratschen.
Is ähnlich wie mit Kaufhaus oder Fahrstuhlmusik.
Elektrische Gitarre ist optisch und akustisch aggressiver, mit Verzerrung erst recht. Somit ist auch die Erwartungshaltung des Publikums eine andere. Und wenn ich unbeschwert weggehen will und mich gut Unterhalten will erwarte ich von einer Akustikband weniger "Probleme".
Ausserdem sind Cajon/Akustik/Sängerin einfach leichter wo unterzubringen als eine elektrische Band. Durch den geringeren Technikaufwand auch billiger.

Es ist eine Entwicklung die die Musik zur Gänze durchmacht. Es soll wenig/nix kosten und auch nicht stören.
Meine Gedanken dazu.
Lg
Auge
 
auge schrieb:
Es einfacher macht nicht hinhören zu müssen. Mit dem Aperolsprizz in der Hand Spass haben. Ab und zu mit Popo oder Bein wackeln und dann wieder weitertratschen.
Da habe ich genau gegenteilige Erfahrungen gemacht. Wenn ich mit der Akustikgitarre unterwegs bin und leises Zeug spiele, kannst Du in der Regel im Raum eine Stecknadel fallen hören. Die Leute quatschen viel weniger als bei elektrischer = lauter Musik.

Ralf
 
Waldmeister schrieb:
trekkerfahrer schrieb:
auge schrieb:
Es einfacher macht nicht hinhören zu müssen. Mit dem Aperolsprizz in der Hand Spass haben. Ab und zu mit Popo oder Bein wackeln und dann wieder weitertratschen.
Da habe ich genau gegenteilige Erfahrungen gemacht. Wenn ich mit der Akustikgitarre unterwegs bin und leises Zeug spiele, kannst Du in der Regel im Raum eine Stecknadel fallen hören. Die Leute quatschen viel weniger als bei elektrischer = lauter Musik.

Ralf

Jau, wenn man(n) es denn kann!?

hab ich mal auch schon erlebt:
Einfach nur SCHĂ–N!

WM

Was ich vergessen habe zu erwähnen: Wenn trotzdem jemand quatscht, kann man kurze Zeit später das leise Wimmern ein oder mehrerer ehemaliger Zuhörer vor der Tür hören. :-D

Ralf
 
Hallo!

trekkerfahrer schrieb:
auge schrieb:
Es einfacher macht nicht hinhören zu müssen. Mit dem Aperolsprizz in der Hand Spass haben. Ab und zu mit Popo oder Bein wackeln und dann wieder weitertratschen.
Da habe ich genau gegenteilige Erfahrungen gemacht. Wenn ich mit der Akustikgitarre unterwegs bin und leises Zeug spiele, kannst Du in der Regel im Raum eine Stecknadel fallen hören. Die Leute quatschen viel weniger als bei elektrischer = lauter Musik.

Ralf

Wenn man akustisch "leises Zeug" spielt und hinsichtlich Intensität und Qualität des "Zeugs" passt alles, gibt es diese tollen Momente. Man kann es auch hinbekommen, diese Spannung über einen ganzen Gig zu halten, es ist aber schwierig. Tja, und es ist ein fantastischer Spiegel des eigenen Vortrags: Wenn man sich dann mal in der zweiten Strophe sicher fühlt und seine Gedanken mal schweifen lässt, eben nicht mehr zu 100% in der Musik ist, dann merkt man das sofort an der Reaktion des Publikums. Früher konnte man es sogar sehen - die Leute haben sich Zigaretten angezündet...

Hin und wieder baue ich beim Aufstellen der Setlist auch bewusst mal einen "Füller" ein, irgendeinen lauen Song, damit die Leute sich entspannen können. Man muss sie dann hinterher nur wieder einfangen.

GruĂź

erniecaster
 
Moin.
Wir machen das genau anders herum. Eher Lautes Programm und leises "Zeug" dazwischen eingebaut, wenn man die Meute schon "hat". Der Hang zu zu vielen Balladen ist bei Akustikcombos auch schnell langweilig. Ich versuche das zu vermeiden, allerdings schleicht sich trotz Balladenstop so der ein oder andere Schmachtfetzen in die Setlist. So haben wir zB auf Wunsch mal Halleluja gespielt. Hätten wir nicht tun sollen, das wird immer wieder verlangt und dieser schöne Song hängt mir zum Halse raus.

Wir haben auch Tischmusikgigs schon gespielt, aber da nehmen wir nur ein bißchen Tempo aus den Songs und lassen ACDC und Motörhead weg. Dazu kommen ein paar Instrumentals - ist auch ok.

Und Billiger werde ich wegen einer Akustikgitarre nicht, eher sogar teurer.
GruĂź
Ugorr
 
Hallo!

Ich mach mal nen neuen Faden hinsichtlich Setlist auf.

GruĂź

e.
 
Ich bin Anfang der 90er zu einer Frankfurter Folkband gestoßen. Die hatten bis dahin zu viert seit den späten 70ern fast rein akustisch (e-Bass als einigste Ausnahme) gespielt mit einem lustigen Instrumentenkarussell (Gitarren, Bass, Mandoline, Mandola, Akkordeon, concertina, Flöten usw). Folk aus allen Richtungen: US, bretonisch, schottisch, irisch, deutsch. Die bretonische Sache war sehr intensiv, da die Band in der Bretagne Freunde hatte, und man mindestens einmal im Jahr zwecks Urlaub und Musik machen dorthin fuhr.
Sehr eigene Musik, die traditionellen Tänze (Andro) sind rhythmisch schon speziell, die Instrumente auch (Dudelsack, Bombarde).
Die Jungs wollten dann nach zwei LPs ausbrechen aus gewohnten Pfaden, die geplante folgende CD sollte mit der Erweiterung E-Gitarre (also ich) und Drums (nicht ich) stattfinden. Mutigerweise wurde ein Studio für wenige Tage in Marburg (Anderland Studios, keine Ahnung, ob das noch existiert) gebucht, bevor man zusammen geprobt und die Songs arrangiert hatte. Das Ergebnis war eine irre offene Zusammenarbeit, die natürlich nicht ausgereift daherkommt, mir aber als jungem Kerl damals zum ersten Mal den Schritt in ein professionelles Studio ermöglichte.
Es folgten 2 Jahre, wo ich mit der Band oft live spielte, und neue Songs für die folgende CD mitschrieb. Ich bin aber vorher ausgestiegen, weil die Jungs als Truppe sehr speziell waren, was meiner Auffassung von konzentriertem Arbeiten in einer Band nicht entsprach (zB Probe angesetzt 19 Uhr, erster gemeinsamer Tön um 21:30 Uhr usw).
Beim Abschiedskonzert der Band 2005 im Frankfurter Sinkkasten (heute Zoom) war ich dann nochmal dabei, ebenso immer mal wieder zwischendrin als Aushilfe fĂĽr einen Nachfolger, der krankheitsbedingt (MS) leider immer mal kurzfristig ausfiel.

Break: Mit einem der Jungs hab ich in den letzten Jahren immer mal wieder Pubgigs gespielt, klitzekleine Sachen, bei denen ich meist Flächen gelegt habe, oder ganz dezent kleine Garnierungen platziert habe. Das war immer eine sehr intensive, intime Sache, die viel Spaß gemacht hat. Ab und an mit 1x12 Combo und kleine Brett, meist aber mit ... dem Roland MicroCube. Hat immer gefunzt, und es war kein Thema, wenn der Parkplatz nicht direkt vor der Tür war.

Also irgendwie doch Elektriker, im Akustikumfeld.
 

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