TechnikĂĽbung mit mehreren Ebenen

E

erniecaster

Power-User
19 Dez 2008
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Hallo,

vor einiger Zeit habe ich eine alte Übung wieder ausgegraben, mich länger damit beschäftigt und merke sehr positive Effekte in meinem Gitarrenspiel. Daher wollte ich sie euch (noch?) einmal vorstellen. Es ist EINE Übung, sie ersetzt nicht alles andere sondern ergänzt und unterfüttert. Aber jetzt los.

Gebraucht werden eine Gitarre, ein Metronom und ein Papiertaschentuch.

Man rolle das Papiertaschentuch zusammen und schiebe diese Rolle so nah und fest an den Steg unter die Saiten, wie es geht. Schlägt man jetzt eine Saite an, macht es nur noch "popp". Fangen wir zu Ehren des Literaturnobelpreisträgers mit dem ollen Klassiker "Knocking on heavens door" an - G D am G D C wird jetzt mit den Fingern der rechten Hand als Arpeggio gepickt und zwar bitte laut und mit Metronom. Immer schön hintereinander Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger und bitte genau auf den Klicks und gleichmäßig laut mit allen Anschlägen.

Das ist ein bisschen stupide für den Anfang, dennoch bitte mal fünf Minuten durchhalten und bitte nicht leiser werden und den Klick nicht verlieren. Dann wird variiert. Im ersten Durchlauf die 1 (= der Daumen) LAUTER als die anderen Saiten. Nein, nicht mit den anderen Fingern leiser werden - der Daumen soll einen LAUTEREN Anschlag rausbringen. Zweiter Durchlauf Daumen wieder Standardlautstärke, dafür Zeigefinger (=2) LAUTER und so weiter. Und bitte auf den Klick. Das kann und darf anstrengend werden, bei Schmerzen natürlich sofort aufhören!

Diese Übung bring Kraft in die Anschlagshand bzw. den anschlagenden Finger. Darüber hinaus lernt man, innerhalb des Pickings einzelne Töne lauter zu spielen, was sehr wichtig ist, um beispielsweise die Melodie schön heraus zu heben. Ganz nebenbei wird auch noch Timing geübt und man hört sehr schön, was rhytmische Verschiebungen bewirken.

Wenn man nach zehn Minuten üben das Papiertaschentuch rausnimmt, merkt man schon, dass die Kontrolle über die einzelnen Anschlagsfinger besser geworden ist, die Töne insgesamt auch lauter. Es ist Krafttraining. Höhere Lautstärke ist per se kein Qualitätszuwachs aber wenn ich nur noch mit 50% meiner Kraft statt 90% meiner Kraft anschlagen muss, habe ich mehr dynamischen Spielraum und letzten Endes einen besseren Ton.

Die Ăśbung bringt also Kraft, besseren Ton, Verbesserung des Timings und GefĂĽhl fĂĽr rhythmische Verschiebungen.

Ich ĂĽbe so auch komplette Songs bzw. Parts mit Taschentuch und Klick und das alles auch mit Plektrum - das ist nicht nur fĂĽr Fingerspieler! Man kann hier auch wunderbar trainieren, im "Mikro-Timing" einzelne Noten/Akkorde vorzuziehen oder laid back zu spielen. Durch das Papiertaschentuch verschwindet das "Baden im Sound", Anschlag und Fehler werden besser erkennbar. Dynamik und Rhythmik bleiben im Fokus der Aufmerksamkeit.

Und wenn man dann nach einer halben Stunde das Taschentuch an die Seite packt, hat man quasi nebenbei schon seine Parts geübt und kann dann wieder richtig schön Gitarre spielen - mit Bad im Sound.

GruĂź

erniecaster
 

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