Monitor-Overkill

T

tommy

Power-User
16 Mrz 2009
2.338
1
4
Norderstedt SH
Moin,

jahrelang haben wir im Übungsraum (ca. 25m2) die VerstĂ€rker (2xGitarre, 1xBass) pur sowie den teilw. 4 stimmigen Gesang ĂŒber 2 Gesangslautsprecher wiedergegeben.
Es funktionierte prima. (Da die Gesangslautsprecher auf uns gerichtet sind, ĂŒbernehmen sie gleichzeitig die Monitorfunktion)
Irgendwann habe ich der SĂ€ngerin mal einen Monitorlautsprecher besorgt. Zweck war, dass sie ihre Phrasierungen und Feinheiten im Gesang besser hören konnte bzw. fĂŒr Liveanwendungen.
Von da an ging ein regelrechter Monitor-Overkill los. Plötzlich konnte sich angeblich keiner jemals richtig hören. Alle Mitsingenden besorgten sich nun Monitore.
Seitdem habe ich den Eindruck, dass es nur noch matscht bzw. die frĂŒher erlebte KlangqualitĂ€t auf der Strecke bleibt. Da es jetzt gesangsmĂ€ĂŸig aus allen Richtungen dröhnt, ist m.E. die eigene Ortbarkeit kaum noch möglich. Die typische Konsequenz: "Ich mach mal meinen Monitor lauter, ich hör mich nicht mehr!"
:barf:

Es passiert teilweise wirklich, dass der Gesang -aufgrund der MonitorlautstÀrke- aus den Gesangsboxen so gut wie nicht mehr hörbar ist.
Überhaupt nimmt der LĂ€rm immer mehr zu.

Bei der nĂ€chsten Probe werde ich derbe entrĂŒmpeln, auch wenn die anderen erst mal meckern.

Abschließend eine Frage:
Kann Jemand das oben geschilderte "Leid" technisch erklÀren? (Phasenschweinereien?)
 
Hallo!

Technisch kann ich das nicht erklÀren. Nur, dass lauter eben schlechter zu hören ist.

Ich hasse LĂ€rm im Proberaum und hasse zu laute Proben. Meine Vorgehensweise ist regelmĂ€ĂŸig die, die Leadvocals und Backgroundvocals am Pult aufeinander abzustimmen. Dann den Trommler machen lassen und ein kurzer Probegesang, mit dem Master wird das "eingepegelt".

Der Bass hat sich dann frequenztechnisch und lautstĂ€rkemĂ€ĂŸig "auf die Bass-Drum zu setzen" und die Hanseln an Tasten und Gitarren fĂŒllen die letzten LĂŒcken, ohne alles zu zu bratzen.

Bei der Vorgehensweise höre ich dann meistens von Bassisten und Keyboardern SĂ€tze wie "so leise hatte ich meinen Amp noch nie", gleichzeitig schaue ich in glĂŒckliche SĂ€nger-Gesichter...

(Und der PfÀlzer erklÀrt jetzt, warum ich alles falsch mache.)

Gruß

e.
 
Eure Ausgangsvorgehensweise finde ich immer noch am vernĂŒnftigsten, so machen wir es auch. Im Proberaum nur zwei Boxen, ĂŒber die Gesang und Keys laufen. LautstĂ€rke richtet sich nach dem Schlagzeug.

Noch ein Tipp:
keine SĂ€ngerinnen einstellen, dann gibts das ganze Drama nicht :lol: .
 
erniecaster":17vl7xsv schrieb:
Bei der Vorgehensweise höre ich dann meistens von Bassisten und Keyboardern SĂ€tze wie "so leise hatte ich meinen Amp noch nie", gleichzeitig schaue ich in glĂŒckliche SĂ€nger-Gesichter...
Gruß

Moin,

glĂŒckliche SĂ€ngergesichter sind in meiner Welt kein Maßstab fĂŒr vernĂŒnftigen Bandsound... Das ohnehin robuste Ego vieler dieser Zeitgenossen erlaubt ein glĂŒckliches Gesicht meist erst bei Pegeln, die an Körperverletzung grenzen *und* um ein vielfaches ĂŒber dem Bandpegel liegen - mit der platten BegrĂŒndung, Gesang sei eh das wichtigste.
Und: Wenn der Gitarrist/Keyboarder alles zubratzt, hat er ĂŒblicherweise ein Problem mit dem Arrangement und/oder den Ohren und weniger eins mit der LautstĂ€rke.


Gruß Jergn
 
Hallo Jergn,

meine Erfahrungen sind da anders.

Gitarristen sind Zicken. Laut, tonnenweise Equipment, an dem geschraubt wird, solo-fixiert und immer Mitglieder der Musikerpolizei, niemals bereit, kommerzielle Gassenhauer zu spielen.

Keyboarder sind Preset-Schleuderer und Preset-Programmierer bei Keyboards scheinen einsame Hanseln zu sein, denen niemand erklÀrt hat, dass man nicht immer alle Frequenzbereiche alleine beschallt. Von der Unsitte des intensiven Einsatzes der linken Hand im Bassbereich wollen wir lieber gar nicht sprechen...

Mit SĂ€ngerinnen und SĂ€ngern habe ich viel weniger Stress.

Gruß

e.
 
Moin,

das kenne ich Ă€hnlich von meiner Ex Band. Saulaut im Proberaum, auch saugut weil von den gedĂ€mmten WĂ€nden nix zurĂŒckkommt. Aber auf dem vorletzten Auftritt haben wir das Publikum komplett von der BĂŒhne beschallt, die Front PA hat es nicht geschafft, den Monitoren was entgegen zu setzen.
Der Sound war entsprechend...

Weniger ist mehr. Und wenn die SĂ€ngerin phrasieren lernen will, kauft ihr ein InEar system. Damit hört man alles! Geht ĂŒbrigens auch bei entsprechender Einstellung nur fĂŒr den Gesang, der muss halt das andere auch noch hören.

Ciao
Monkey
 
...danke fĂŒr Eure Aussagen. Das bestĂ€rkt mich in meinem Beschluss, zu entrĂŒmpeln.
Meine Leute werde ich schon ĂŒberzeugen können, die sind ganz lieb und eigentlich ĂŒberhaupt nicht egomanisch. Sie wussten es eben nicht besser.
Ich selbst hatte auch nur so eine Ahnung, dank dieses Forums.

Die SĂ€ngerin ist ĂŒbrigens mein Eheweib, die krieg ich schon in den Griff! :lol: ;-)
 
Pfaelzer":24e7zq8b schrieb:
Ein banddienlicher Musiker will auf dem Monitor nicht nur sich selbst hören, sondern den Bandsound, denn um den Bandsound gehts....und um n i c h t s anderes.

p

+1
:top:

So isses. Und seit ich DI spiele ist das noch wichtiger, hat meine Sounds verbessert (Banddienlich) und sogar mein Spiel verÀndert.

Die 4x12er dienen nur der Optik.
 
Pfaelzer":22s8l33d schrieb:
Ein banddienlicher Musiker will auf dem Monitor nicht nur sich selbst hören, sondern den Bandsound, denn um den Bandsound gehts....und um n i c h t s anderes.

p
Sorry, PfĂ€lzer, so sehr ich deiner Grundthese zustimme, so unsinnig ist dieser Satz. Was ich auf meinen Monitor haben will, hĂ€ngt davon ab, was ich höre. Was ich "durch die Luft" schon höre, brauche ich nicht auf dem Monitor. Was ich nicht ausreichend hören kann, schon. Das muß aber nicht immer der Bandsound sein.
Du hast recht damit, dass man als Musiker INSGESAMT den Bandsound hören muß. Aber dazu muß er nicht unbedingt auf den Monitor, im Gegenteil: manchmal mĂŒssen manche Instrumente gerade NICHT da drauf. Wenn ich mit nem zweiten Gitarristen spiele, der ne 4x12er spielt, will ich den definitiv nicht auf dem Monitor. DafĂŒr aber vermutlich was von den anderen, weil er die sonst platt macht.
Also, das war ne Nummer zu vereinfachend...;-)
 
Sagen wir es doch einfach so. Man sollte nicht nur sich selbst hören sondern auch alles andere was man braucht um sich wohl zu fĂŒhlen... Als ich den Auftritt in der Stadthalle hatte, waren die Techs unfĂ€hig Bass bzw. Gitarre auf den Monitor zu legen so das ich praktisch nur Schlagzeug und Gesang gehört habe... Also mussten wir das durch ein wenig umstellen der Amps und ja auch ein wenig lauter machen(Der regler war dann zwischen 4 und 5) beheben. Aber man sollte halt auch noch den Rest vernĂŒnftig hören.
 
Ja, das ist immer wieder nervig. Lauter lauter lauter...!

Ich habe gerade die Diskussion, weil man bei unserem Akustikprogramm meinen Soli nicht hört... mein Vorschlag war, dass Rhythmusgitarre und der Rest wÀhrend der Soli einfach leiser Spielt... dynamisch halt... ein Booster oder Volumenpedal empfand man als die logischere Lösung... :motz2:
 
Egal ob im Proberaum, oder auf der BĂŒhne - man sollte immer den Bandsound dem eigenen Sound vorziehen. Wichtig ist das man alle Instrumente und Stimmen gut hört. Das hat nichts, aber auch absolut gar nichts mit LautstĂ€rke zu tun, sondern eher mit Dynamik im Spiel - eine gute Band muss auch im Stande sein leise zu grooven.

Wir spielen selbst im Proberaum ĂŒber unsere PA samt Monitore, einfach um uns alle gut zu hören und sich wohlzufĂŒhlen. Mein Amp ist schon seit Jahren mein personal Monitor und ich nehme ihn generell immer ab (DI) und schicke ihn ĂŒber die PA und die Monitore. Wir proben in einer LautstĂ€rke ohne das die Ohren schmerzen, oder jemand Ohrstöpsel anziehen muss - alles darĂŒber hinaus ist purer Schwachsinn. Das beste EffektgerĂ€t eines Gitarristen ist das Volumepoti der Gitarre und das Wissen damit umzugehen!

Schlusswort: Wir alte Hasen wissen das, die jungen Leute mĂŒssen darin noch an Erfahrung sammeln. Je frĂŒher man damit anfĂ€ngt um so besser die Chancen sein gutes Gehör zu behalten und gesund zu bleiben ;-)

Laut ist out!
 
... "subtraktive Mischung" ist eigentlich das Motto, das alle Probleme löst. Immer. Wird etwas nicht gehört, mĂŒssen alle anderen Quellen leiser, nicht die ungehörte lauter. Wie beim Bildhauen, da wird auch nix drangeklebt, wenn ein Detail nicht gut zu sehen ist :)
 
Hallo!

Gestern abend im Proberaum....

Es ist ein Bunker. Die RĂ€ume sind durch einfache Kalksandsteine abgetrennt, jedem Mieter eines Raums bleibt es ĂŒberlassen, sich innen selbst einzurichten.

Knapp 21:00 konnte man in unserem Raum sein eigenes Wort nicht verstehen, weil die Jungs von schrĂ€g gegenĂŒber = fĂŒnf Meter Luftlinie, zwei KalksandsteinwĂ€nde und eine Lage Molton entfernt, ihren Punk so laut gespielt haben.

Ich habe dann am Ende eines Songs vorsichtig angeklopft und freundlich gefragt, ob es leiser ginge. "Nein", war die Antwort, "aber wir hören jetzt eh auf, weil wir wissen, dass die anderen Bands jetzt anfangen und wir sonst alles ĂŒbertönen. Wir sind schon seit 17:00 Uhr dran."

Sehr nett, die Jungens. Auf mein freundliches "Okay, danke, schönen Abend noch" bekam ich ĂŒbrigens ein "Was?" zu hören - hat wohl Spuren hinterlassen, die Probe. Hoffentlich sind die nicht in meiner Krankenkasse...

Gruß

e.
 

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