Umfrage zum Thema "Erfolg" und ihn haben.

Ich möchte derzeit Musik machen, ohne mich mit allem, was mit Erfolg zu tun hat, auseinanderzusetzen. Mit der Band treffen, Musik machen, Spaß haben.
Gerne auch ein paar ausgewählte Gigs, aber ohne Kompromisse zu Lasten dessen, was wir machen wollen.
 
Dr.Dulle schrieb:
Und zum Erfolg überhaupt kann ich nur sagen das ich es ungemein wichtig
halte, seine Erwartungen realistisch zu formulieren.

Klar.

Aber an was hast du diese Erwartungen die dich "Erfolg" sehen lassen? Publikums-Zustimmung, der reine Spaß am Krachmachen oder deine eigenen motorischen Fortschritte oder wie gut es dir gelingt, Ideen musikalisch umzusetzung oder ....?
 
groby schrieb:
Ich fand gerade die individuelle Einstellung zum eigenen Schaffen interessant.
Besonders abseits dessen was man kaufmännisch errechnen kann.

Jetzt über andere Leute, dann der wuschelige Schwamm-Begriff "Qualität", was immer das sein soll, und dann das Aufmachen der großen Fässer von "Kommerz" und "Geschmack"?

Um nochmal hierhin zurückzukehren,
Erfolg hat für mich tatsächlich mit Qualität zu tun, und zwar meiner individuell empfundenen Qualität meiner handwerklichen Leistung.
Ich musste über die selbstverständliche Verknüpfung von Gigs und äußerer Anerkennung ein bisschen nachdenken, weil ich natürlich gerne Gigs spiele, aber mir die Publikumsreaktion mittlerweile eher suspekt ist.
Selbstempfunden "gute" Gigs werden gern mit einem feuchten Händedruck quittiert, Gigs, an denen ich echt ackern musste, und alles fühlte sich scheiße an, führen gerne zu Dankbarkeitsarien und Bauchpinselei.
:shrug:
Für mich gehört Publikum selbstverständlich zu Gigs dazu.
Und Reaktionen sind willkommen, wenn ich einen Zuhörer im Konzert berühren konnte, dann ist das toll und es macht mich dankbar.
Aber für mich sind Gigs vor allem Landmarken, auf meinem musikalischen Weg.
Und ohne jetzt zu eso daherkommen zu wollen, es sind Pegelstände dessen, wie weit ich gekommen bin.
Und Startpunkte für neue Ziele.


Viele Grüße,
woody
 
Oh, welche vielschichtige Fragestellung. Das muss ich gedanklich auch erstmal auseinanderhalten - da ich sowohl eigene Songs schreibe als auch in einer Coverband spiele. Da ersteres monetär meistens defizitär geschieht, finanziert zweiteres das ganze Unterfangen, oft bleibt sogar noch was hängen. Aber nochmal von vorne:

Ich habe vor vielen Jahren mit dem Gitarre spielen angefangen und wollte immer nur eigenes Material schreiben und aufführen. Damit geile Gigs mit einer coolen Band spielen. Da ich mich dagegen entschieden habe, Musik als Broterwerb zu praktizieren, war das für mich dann nicht wichtig. Das heißt, ob Gigs adäquat bezahlten wurden, war mir wumpe, hauptsache jemand hörte uns zu.

Heute ist es eigentlich nicht anders, außer das ich irgendwann noch mehr "raus" wollte und daher auch mit Covern angefangen habe. Da ist für mich Erfolg zum einen das wir gut gebucht werden, anständig bezahlt und die Leute einen schönen Abend haben. Ich glaub, mehr Anspruch gibt es da fast auch nicht.

Parallel dazu habe ich vor ca. 2 Jahren angefangen in einem kleinen Studio meine Songs aufzunehmen. Jetzt ist bisschen Material zusammen gekommen, das werde ich demnächst mal mit echten Musikern aufnehmen und dann in die Welt entlassen. Hier würde ich mich freuen, wenn meine Musik ihren Weg auf die Endgeräte von Musikliebhabern findet und man ab und zu mal ein Feedback bekommt. Außerdem habe ich mir das Ziel gesetzt die Songs zu den Leuten zu bringen und das ganz direkt, nämlich erstmal durch Soloshows in Kneipen und auf der Straße.

Ich bin schon jemand, der gerne vor Publikum spielt und möchte, dass es denen auch was gibt, bringt, gefällt usw. Ich probe nicht gerne, sondern jamme neue Songs lieber mal live mit der Band bis es passt und ich übe auch nur solange an meinen Stücken, bis ich mich traue, sie öffentlich zu zu spielen. Ob das narzisstisch ist oder ob ich einfach gerne teile, das können andere beurteilen. Aber wie Auge schon sagte, Musik die ich nur im stillen Kämmerlein spiele existiert für mich nicht, da würde mir auch keinen Spass machen.

Zusammenfassend könnte man sagen: Erfolg ist für mich Musik vor Publikum performen zu können und dabei positives Feedback zu erhalten.
 
erniecaster schrieb:
Unabhängig von "eigener" Musik und Cover macht für mich Erfolg aus, mit Musik Emotionen bei mir und Zuhörern auszulösen, wobei es mit Zuhörern mehr Spaß macht.
Erfolg ist meine Emotion in Musik umzusetzen.
 
Für mich hat Musik, Gitarrespielen, Singen ... nichts mit Erfolg im landläufigen Sinne zu tun.

Musik ist für mich Ausgleich, Entspannung eine Möglichkeit mich zu Verausgaben ... und vor allem um zu kommunizieren.

Ich gebe deutlich mehr Geld für Musik aus, als ich je mit Musik einnehmen werde. Bereitet mir aber lediglich in einem inhaltlich sinnvollem Rahmen Spaß.

Ziel verfolge ich mit Musik überhaupt nicht. Wenn etwas passiert, ist das o. k., wenn nicht, ebenso.
Gilt für Auftritte, das Songwriting und für Aufnahmen. Merke, dass wenn ich in dem Bereich anfange Ziele zu definieren, der Spaß ausbleibt und ich was ganz anderes mache.
Üben hab ich vor dem Hintergrund lange aufgegeben. Einen Song zu spielen bringt mir eh mehr.

Wenn wir mit der Band spielen, machen wir genau das, was uns Spaß macht. Das Programm besteht aus eigenen und gecoverten Nummern. Vorgetragen wird es so, dass es allen inkl. dem Publikum Spaß macht. Geld nehmen wir, klar, da geht es aber definitiv nicht um Erfolg, sondern um eine gewisse Anerkennung.

Das ganze macht i. d. R. einen riesen Spaß.

Als Erfolg würde ich es auf keinen Fall bezeichnen, fände ich total unpassend.

Eher als eine Art positive Droge, ein angenehmes Lebensgefühl...

Kann man natürlich anders sehen und wird/sollte sicherlich auch jeder anders definieren...
 
Swompty schrieb:
Für mich hat Musik, Gitarrespielen, Singen ... nichts mit Erfolg im landläufigen Sinne zu tun.

Musik ist für mich Ausgleich, Entspannung eine Möglichkeit mich zu Verausgaben ... und vor allem um zu kommunizieren.

Ich gebe deutlich mehr Geld für Musik aus, als ich je mit Musik einnehmen werde. Bereitet mir aber lediglich in einem inhaltlich sinnvollem Rahmen Spaß.

Ziel verfolge ich mit Musik überhaupt nicht. Wenn etwas passiert, ist das o. k., wenn nicht, ebenso.
Gilt für Auftritte, das Songwriting und für Aufnahmen. Merke, dass wenn ich in dem Bereich anfange Ziele zu definieren, der Spaß ausbleibt und ich was ganz anderes mache.
Üben hab ich vor dem Hintergrund lange aufgegeben. Einen Song zu spielen bringt mir eh mehr.

Wenn wir mit der Band spielen, machen wir genau das, was uns Spaß macht. Das Programm besteht aus eigenen und gecoverten Nummern. Vorgetragen wird es so, dass es allen inkl. dem Publikum Spaß macht. Geld nehmen wir, klar, da geht es aber definitiv nicht um Erfolg, sondern um eine gewisse Anerkennung.

Das ganze macht i. d. R. einen riesen Spaß.

Als Erfolg würde ich es auf keinen Fall bezeichnen, fände ich total unpassend.

Eher als eine Art positive Droge, ein angenehmes Lebensgefühl...

Kann man natürlich anders sehen und wird/sollte sicherlich auch jeder anders definieren...

Das heisst ja nix anderes als das du Erfolg in der Musik definierst wenn: "Musik ist für mich Ausgleich, Entspannung eine Möglichkeit mich zu Verausgaben ... und vor allem um zu kommunizieren".
Es geht ja um DEINE Definition von Erfolg mit Musik.
 
Woody schrieb:
Erfolg hat für mich tatsächlich mit Qualität zu tun, und zwar meiner individuell empfundenen Qualität meiner handwerklichen Leistung.

Ich würde das jetzt auf/um "künstlerische Leistung" erweitern, aber JA - "Erfolg" ohne "Qualität" ist für mich ein schwer denkbares, zwar im Grundsatz mögliches, aber doch eher künstliches Konstrukt.

Ich würde Scooter nur insoweit als erfolgreiche Band zu bezeichnen, dass ich dadurch die Verwendung des Begriffs "Erfolg" oder "den Markt" ironisierend-kritisch hinterfrage. Oder die Bildzeitung. Oder McDonald's. Ist für mich alles Schrott - weil ... die Qualität nicht stimmt. Ohne Qualität ist alles hohl. Über eine mögliche Definition von Qualität hatten wir an anderer Stelle schon gesprochen, z.B. hier:

http://www.guitarworld.de/forum/sangeskunst-t22632,highlight,Pirsig,start,36.html
 
ferdi schrieb:
Woody schrieb:
Erfolg hat für mich tatsächlich mit Qualität zu tun, und zwar meiner individuell empfundenen Qualität meiner handwerklichen Leistung.

Ich würde das jetzt auf/um "künstlerische Leistung" erweitern, aber JA - "Erfolg" ohne "Qualität" ist für mich ein schwer denkbares, zwar im Grundsatz mögliches, aber doch eher künstliches Konstrukt.

Ich würde Scooter nur insoweit als erfolgreiche Band zu bezeichnen, dass ich dadurch die Verwendung des Begriffs "Erfolg" oder "den Markt" ironisierend-kritisch hinterfrage. Oder die Bildzeitung. Oder McDonald's. Ist für mich alles Schrott - weil ... die Qualität nicht stimmt. Ohne Qualität ist alles hohl. Über eine mögliche Definition von Qualität hatten wir an anderer Stelle schon gesprochen, z.B. hier:

http://www.guitarworld.de/forum/sangeskunst-t22632,highlight,Pirsig,start,36.html

Ja zur Erweiterung des Begriffs auf 'handwerkliche und künstlerische Leistung'.
Vergiß aber nicht die 'individuell empfundene Qualität'.
Ob für dich Scooter Schrott ist oder nicht, spielt keine Rolle.
In der Fragestellung dieses Threads geht es eher darum, ob Scooter, ungeachtet seines kommerziellen Erfolges, sich selbst die künstlerische und handwerkliche Qualität zumißt oder nicht.
 
Swompty schrieb:
Musik ist für mich Ausgleich, Entspannung eine Möglichkeit mich zu Verausgaben ... und vor allem um zu kommunizieren.

Ich gebe deutlich mehr Geld für Musik aus, als ich je mit Musik einnehmen werde. Bereitet mir aber lediglich in einem inhaltlich sinnvollem Rahmen Spaß.

Ziel verfolge ich mit Musik überhaupt nicht. Wenn etwas passiert, ist das o. k., wenn nicht, ebenso.

Ich seh's ganz genau so.. Und empfinde es als Luxus (nach meinen Versuchen vor 25 Jahren mit Musik Geld zu verdienen), daß ich eben gar nichts mehr muss und alles kann..

Erfolg ist demnach für mich, wenn ich es geil finde Musik zu machen.
 
groby schrieb:
Aber an was hast du diese Erwartungen die dich "Erfolg" sehen lassen? Publikums-Zustimmung, der reine Spaß am Krachmachen oder deine eigenen motorischen Fortschritte oder wie gut es dir gelingt, Ideen musikalisch umzusetzung oder ....?

Oh diese Erwartungen hab ich vorallem an den Faktor den ich selber beeinflussen kann, nämlich an mich selbst.


Das hier gilt so auch für mich
Woody schrieb:
Erfolg hat für mich tatsächlich mit Qualität zu tun, und zwar meiner individuell empfundenen Qualität meiner handwerklichen Leistung.

Aber für mich sind Gigs vor allem Landmarken, auf meinem musikalischen Weg.
es sind Pegelstände dessen, wie weit ich gekommen bin.
Und Startpunkte für neue Ziele.

So mit ca 23/24 Jahren hatte ich eine Idee/Vorstellung, wie ich ungefähr klingen könnte.
Und vorallem das das alles auch gehen müsste ohne ständig beim Spielen zuviel
nachdenken oder gübeln zu müssen, ob das nun gut ist oder nicht.

Also hab ich 2 Sachen gemacht: mir einen neuen Lehrer gesucht
und an der Einstellung zu "meiner" Musik/meinem Stil gearbeitet.
Stichwort lerne zu spielen was du liebst
und lerne zu lieben was du spielst.

Ich bin Heute knapp 28 Jahre später viel weiter gekommen,
spiele besser, schreibe bessere Songs und hab bessere Musik
gemacht, als ich mir damals vorstellen konnte. Ich genieße es auch viel mehr.

Das ist für mich Erfolg und macht für mich bestimmt 85% davon aus.
Die restlichen 15% sind Bestätigung von anderen Musikern,
Freunden oder auch mal Publikum (nicht die Bauchpinsler)
 
auge schrieb:
Swompty schrieb:
Für mich hat Musik, Gitarrespielen, Singen ... nichts mit Erfolg im landläufigen Sinne zu tun.

Musik ist für mich Ausgleich, Entspannung eine Möglichkeit mich zu Verausgaben ... und vor allem um zu kommunizieren.

Ich gebe deutlich mehr Geld für Musik aus, als ich je mit Musik einnehmen werde. Bereitet mir aber lediglich in einem inhaltlich sinnvollem Rahmen Spaß.

Ziel verfolge ich mit Musik überhaupt nicht. Wenn etwas passiert, ist das o. k., wenn nicht, ebenso.
Gilt für Auftritte, das Songwriting und für Aufnahmen. Merke, dass wenn ich in dem Bereich anfange Ziele zu definieren, der Spaß ausbleibt und ich was ganz anderes mache.
Üben hab ich vor dem Hintergrund lange aufgegeben. Einen Song zu spielen bringt mir eh mehr.

Wenn wir mit der Band spielen, machen wir genau das, was uns Spaß macht. Das Programm besteht aus eigenen und gecoverten Nummern. Vorgetragen wird es so, dass es allen inkl. dem Publikum Spaß macht. Geld nehmen wir, klar, da geht es aber definitiv nicht um Erfolg, sondern um eine gewisse Anerkennung.

Das ganze macht i. d. R. einen riesen Spaß.

Als Erfolg würde ich es auf keinen Fall bezeichnen, fände ich total unpassend.

Eher als eine Art positive Droge, ein angenehmes Lebensgefühl...

Kann man natürlich anders sehen und wird/sollte sicherlich auch jeder anders definieren...

Das heisst ja nix anderes als das du Erfolg in der Musik definierst wenn: "Musik ist für mich Ausgleich, Entspannung eine Möglichkeit mich zu Verausgaben ... und vor allem um zu kommunizieren".
Es geht ja um DEINE Definition von Erfolg mit Musik.

Wahrscheinlich hast du schlicht Recht.

In meiner Wahrnehmung ist da halt eher die Definition eines coolen Hobbies, statt die von Erfolg.
Aber, wie auch immer... :|

Scooters Hobby kenne ich jetzt nicht. Als Musiker ist er aber definitiv einige tausend Male erfolgreicher als ich.
Klar ist hyper hyper schlicht braune, dünnflüssige Masse. In der Erfolgsrechnung des Unternehmens Scooter stellt man dann aber schnell fest, dass Geld nicht stinkt. :-D
 
Swompty schrieb:
Scooters Hobby kenne ich jetzt nicht. Als Musiker ist er aber definitiv einige tausend Male erfolgreicher als ich.

Nur wenn man "Erfolg" begreift als "verkauft sich".

Als Hobbymusiker mit ansonstem festen Tages-Job muss man das ja gottseidank nicht.


Ich weiß nicht ob sich Scooter als "Musiker" bezeichnen würden aber ich glaube ihr eigenes Selbstverständnis entspräche eigentlich eher dem eines Animateurs.

Das meine ich nicht negativ aber seit Jahrzehnten eine ganze bestimmte Sparte Unterhaltung extrem erfolgreich besetzen führt einfach zu anderen und vor allem zielgerichteten Zwängen und Bedingungen als zuhause nebenher unbezahlt aber lustig machen was man will.
 
Doc Line6forum schrieb:
Ob für dich Scooter Schrott ist oder nicht, spielt keine Rolle.

Wie einem so ein Satz von der Tastatur springen kann, das werde ich niemals nachempfinden können.

In der Fragestellung dieses Threads geht es eher darum, ob Scooter, ungeachtet seines kommerziellen Erfolges, sich selbst die künstlerische und handwerkliche Qualität zumißt oder nicht.

Solange du Spielraum dafür lässt, dass man seine Musik auch zu unrecht als erfolgreich empfinden kann, bin ich bei dir. Musik erschöpft sich schließlich weder in "Unterhaltung", noch "Animation" oder "Verkaufszahlen".

"Erfolg" ohne "Qualität" (die bei Musik eine handwerkliche und eine künstlerische Dimension hat, Harmonie Rhythmik usw.) ist für mich Unsinn. "Kommerzieller Erfolg" ist eine, wie ich finde deutlich einschränkende, Möglichkeit von Erfolg. Das ist ebenso zu unrecht ein feststehender Begriff geworden wie zB die Amerikaner ihr politisches System als "Freiheit" und "Demokratie" bezeichnen. Den Verkaufserfolg von Scooter kann man ebenso als Verblödung der Massen sehen wie den kommerziellen Erfolg der Bildzeitung oder die Vergiftung der Massen durch McDonald's-Happy Meals. Alle drei sind in gewisser weise erfolgreich, aber ... ohne Qualität.
"Erfolg" ohne "Qualität" ist von mir aus möglich, aber sinnleer.
 
1. Was ist musikalische Qualität?

2. Reißerische, un-dimensionierte Berichterstattung und schlechtes Essen kann man "Verblödung" nennen meinetwegen, weil es konkrete Gefahren gibt (für demokratischen Gesellschaften, die Umwelt und den Körper, z.B.). Okay, na gut. Und jetzt ist Scooter auch Verblödung, weil..... Warum? Was macht diese Musik (ist ja eigentlich mehr Unterhaltung und Gebrauchsgeräusch als Musik) so verdammenswert?


Da finde ich einfach die Kategorie "Musik" zu groß. Da sind so viele unterschiedliche Dinge drin, denen nur gemein ist, dass sie geordnete Klänge sind. Und man eine Sorte Klang kann man dann nicht nach den Maßstäben einer anderen messen.

Misst man Musik daran, was sie bewirkt?
Ist das dann unterhalten? Ja, macht Scooter doch.
Oder muss sie intellektuell stimulieren? Klingt so elitär und anstrengend. Kann nicht sein.
Oder muss sie was ausdrücken? Wer bestimmt oder misst nach was das sein soll?

Wie gesagt, das Thema wird unfassbar groß und am Ende kommt man da nicht ohne die Kategorie "Geschmack" wieder heraus.
 
groby schrieb:
Was macht diese Musik (ist ja eigentlich mehr Unterhaltung und Gebrauchsgeräusch als Musik) so verdammenswert?

Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, die künstlerische und handwerkliche Schaffenshöhe einiger Mitklatschstücke von, um ein prominentes Beispiel zu nennen, Helene Fischer stehen deutlich über (nach meinem eigenen Maßstab) dem grobmotorischen Geschrammel der White Stripes.

Letztere werden aber ebensogerne als Avantgarde und innovativ betitelt wie die Schlager-Lene belächelt.

Eigentlich ist diese Kategorisierung das musikalische Äquivalent zum Bildungsbürgertum mit der Prämisse: "Was simpel ist, kann ja nix sein".
Man muss "simple" Musik nicht zwingend gut finden, diese Einstellung aber auch nicht.
 
groby schrieb:
Oder muss sie intellektuell stimulieren? Klingt so elitär und anstrengend. Kann nicht sein.

:lol:

EINDEUTIG finde ich, dass sie intellektuel stimulieren sollte, ja. I.S. (=intellektuelle Stimulation) ist nicht das einzige, kein unverzichtbares, aber ein wesentliches Kriterium musikalischer Qualität - behaupte ich mal. Die Scooter-Fans dürfen anderer Meinung sein, nix dagegen.

Literatur solle als Kunstform, ähnlich der Musik, auch zu I.S. geeignet sein ... ist wie Arztromane mit Kafka zu vergleichen.... erstere verkaufen sich gut, muss man sagen, aber I.S. leisten sie nicht ... lediglich Unterhaltung / Zeitvertreib.

Und "anstrengend" ist ab-so-lut kein Ausschlusskriterium.
Etwas "müssen" ist scheiße ... "müssen" tut Musik das nicht.
 
Ich finde der Erfolg mancher Musiksorten liegt nicht im "Erschaffen" sondern darin, die Position und Infrastruktur haben, das auf dem Markt zu verwenden.

Oder anders gesagt: Ich traue mir oder vielen anderen hier zu, ein Scooter-Lied zu machen oder einen Helene-Fischer-Song zu schreiben.

Das klingt etwas vermessen aber ..naja. Das sind ja im Kern keine vertrackten Aufgaben. Das wäre quasi die musische Seite dessen was wir so Musikmachen nennen. Nicht leicht, aber als kreative Aufgabe übersichtlich.

Wir haben aber weder die poduktionstechnische noch marketinglogistische Infrastruktur daraus ein Produkt zu machen, haben keine Öffentlichkeit und keinen etablierten Markennamen.

Erfolg ist hier weniger der kreative Prozess sondern dass es gelungen ist, sich die Umsetzungsposition zu erarbeiten.

Da spricht kein Neid. Das ist einfach eine nochmal eine ganz andere Art Kunst. Aber eben keine musische.
 
ferdi schrieb:
groby schrieb:
Oder muss sie intellektuell stimulieren? Klingt so elitär und anstrengend. Kann nicht sein.

:lol:

EINDEUTIG finde ich, dass sie intellektuel stimulieren sollte, ja. I.S. (=intellektuelle Stimulation) ist nicht das einzige, kein unverzichtbares, aber ein wesentliches Kriterium musikalischer Qualität - behaupte ich mal. Die Scooter-Fans dürfen anderer Meinung sein, nix dagegen.

Literatur solle als Kunstform, ähnlich der Musik, auch zu I.S. geeignet sein ... ist wie Arztromane mit Kafka zu vergleichen.... erstere verkaufen sich gut, muss man sagen, aber I.S. leisten sie nicht ... lediglich Unterhaltung / Zeitvertreib.

Und "anstrengend" ist ab-so-lut kein Ausschlusskriterium.
Etwas "müssen" ist scheiße ... "müssen" tut Musik das nicht.

Das 'Problem' in diesen Diskussionen ist immer, daß DEIN Qualitätsbegriff immer eine Bewertung enthält.
Was für dich ja Gültigkeit haben soll und darf, für andere aber nicht zwingend.
Deinem Qualitätsbegriff nicht entsprechende Musik wird gleichzeitig abgewertet.
Wir kommen immer wieder an den gleichen Punkt.

Mal als These (ich bin übrigens persönlich KEIN Scooterfan):
Scooter bedienen in moderner Weise etwas massenhysterisches und gleichzeitig archaisches, eine moderne 'Tribal'- Musik. Scooter sind moderne Schamanen. Können möglicherweise durch Wiederholung und Trance auch I.S. bei nicht wenigen Menschen auslösen.
Bin gespannt auf dein Gegenargument.

P.S.: Was ist mit John Lee Hooker? :)
 
Wir kommen da wahrscheinlich zum Wort "authentisch" und was das genau sein soll.

Darin läge dann die Unterstellung, dass Millionen Leute Scooter gefällt aber ihnen selber komischerweise nicht und für die wäre das nur Geldverdienen.



Der Traum fast jeden Musikers wäre ja so etwas, ja, ähnlich wie in einer guten Beziehung leben, quasi, nämlich: Geliebt werden aber so wie man bereits ist.

Also gemocht werden aber nur zu seinen eigenen Bedingungen.

Da fällt mir kaum ein Künstler ein, von dem ich vermuten könnte, dass er wirklich *nie* ein noch so kleines kreatives Zugeständnis an den Markt oder das Publikum gemacht hat.



Musik darf also gefallen.

Darf Musik aber gefallen wollen.
 
Doc Line6forum schrieb:
Das 'Problem' in diesen Diskussionen ist immer, daß DEIN Qualitätsbegriff immer eine Bewertung enthält.

Richtig. Denn das das ist der SINN des Begriffs "Qualität".
Ob es ein Problem ist, weiß ich nicht.

groby schrieb:
Erfolg ist hier weniger der kreative Prozess sondern dass es gelungen ist, sich die Umsetzungsposition zu erarbeiten

Man kann das als Erfolg bezeichnen, ja, aber ich muss da nicht mitgehen bzw ich tue das nur mit dem deutlichen Unterton, den Begriff "Erfolg" dabein ironisierend zu hinterfragen.
 
ich würde einige der in diesem thread aufgekommenen themen ganz praktisch beantworten wollen: erfolgreich wäre ich u.a., wenn ich einfach die musik die ich gut finde live darbieten kann und dafür genügend zahlungswille menschen finde, deren eintrittsgelder die kosten für fahrer, unterbringung, aufbau, sound und verpflegung decken. ich finde, dass equipment schleppen, nächtelanges rumgurken, schlechter sound etc., den spaß am live spielen ziemlich dämpfen können... wichtig wäre, dass die menschen hautsächlich zu dem zwecke kommen und entsprechend eintritt zahlen um eben meine dargebotene musik live zu hören. ja, dann wäre ich erfolgreich... - also, letztendlich doch eine frage der entlohnung und damit erreichte anerkennung für meine qualitäten als gitarrenspieler und musiker. also, unterm strich bin ich weit, sehr weit von erfolgreich-sein entfernt... d.h. ja nicht, dass ich dadurch weniger spaß am musizieren im proberaum oder zu hause habe aber erfolgreich fühle ich mich nicht, wenn ich mal wieder hundemüde morgens um drei die orgel, die drums, die bass-box und die gitarrenanlage schleppe und dabei die bandkasse leer bleibt.
 
Der Link zwischen (ruhig subjektiv empfundener) Qualität und finanziellem Erfolg liegt doch irgendwie auf der Hand: ich bin in der Regel nur dann bereit, Geld für etwas (Musik in diesem Fall) auszugeben, wenn sie mir gefällt, mich bewegt, an etwas erinnert, in mir etwas auslöst. Mich also emotional berührt.
Ist also jemand erfolgreich darin, mich mit seiner Musik zu erreichen, dann kann er zumindest sehr wahrscheinlichl auch mit meiner finanziellen Unterstützung (oder wie man das halt immer nennen will) rechnen. Und gelingt dieser Erfolg bei vielen Menschen, dann ist der Erfolg tatsächlich AUCH finanziell gegeben.

Schön, wenn das mit Musik gelingt, die nicht primär auf den finanziellen Erfolg zugeschnitten ist. Ganz trennen kann man es wohl trotzdem nie...
Auch legitim, wenn der finanzielle Erfolgsgedanke eher im Vordergrund stand, d.h. Musik die gefallen will wie es groby ausgedrückt hat. Und wohl auch nicht weniger erfolgreich.
 
Das ist sicher richtig, gilt aber letztlich für jedes Produkt.

Finanziell Erfolg hat, was gefällt.

Ja, gut.

Und z.B. deine Musik, die - unterstelle ich mal - nicht in großen Umsätzen oder gefüllten Arenen gemessen werden kann, und die vielleicht sogar noch nicht mal für andere unbedingt gemacht ist?


Ich bin immer noch dafür, "Musik" so als viel zu unhandliche Kategorie auch mal etwas weiter ausdifferenzieren zu können zwischen jener, die für sich existiert weil da jemand einfach für sich selbst was machen wollte und Musik die einen Zweck und einen Gebrauch hat (zum Tanzen, als Filmmusik, als bewusstes Produkt für eine Zielgruppe).

Das muss sich ja überhaupt nicht ausschließen aber dieser ganze übliche "Erfolgs"-Begriff greift eigentlich nur auf die zweite Variante: man misst Erfolg am Erreichen des Zwecks: Verkaufszahlen oder ob es die Filmszene treffend akzentuiert oder ob Leute wirklich dazu tanzen, beispielsweise.

Als unbekannte, finanziell bereits durch Tagesjobs versorgte Hobbymusiker aber kann man - wenn man will - sich von diesen Dingen freisprechen und selber bestimmen, was Musik machen soll und dann mit diesem Kriterium messen, ob das gelungen ist.

Was sind diese Kriterien?
 
groby schrieb:
Und z.B. deine Musik, die - unterstelle ich mal - nicht in großen Umsätzen oder gefüllten Arenen gemessen werden kann, und die vielleicht sogar noch nicht mal für andere unbedingt gemacht ist?

...

Ich bin immer noch dafür, "Musik" so als viel zu unhandliche Kategorie auch mal etwas weiter ausdifferenzieren zu können zwischen jener, die für sich existiert weil da jemand einfach für sich selbst was machen wollte und Musik die einen Zweck und einen Gebrauch hat (zum Tanzen, als Filmmusik, als bewusstes Produkt für eine Zielgruppe).

Hallo groby,

auf die beiden fett hervorgehobenen Stellen möchte ich noch einmal eingehen.

Ich denke, dass Musik eine künstlerische Ausdrucksform ist. Profan gesagt, muss da was raus.

Der Musiker will sich mitteilen und dazu gehört schlicht jemand, der sich diese Musik auch anhört und darauf auch reagiert (sei es in Applaus, Buhrufen oder dem Verlassen des Raums). Hier gab es schon die Aussage, dass Musik, die niemand außer dem Musiker gehört hat, quasi nicht existiert. Ergo ist Anwesenheit von Zuhörern Erfolg, gekrönt noch von positivem Feedback der Zuhörer.

Nun liegt es in der Natur des Menschen, dass man sich nicht nur einmal ausdrücken möchte sondern immer mal wieder was auf der Seele liegt. Also wird es zu Wiederholungen kommen, es wird mehr als ein Song komponiert und damit ist regelmäßiges Erscheinen von Publikum notwendig. Und weil Menschen nun mal ein wenig eitel sind, dürfen es auch gerne mehr Leute werden und positives Feedback ist auch schöner als Ablehnung oder Widerspruch. Beim Musiker "musste was raus", er hat es raus gelassen, es gab eine Reaktion von außen. Das ist Erfolg.

Soviel zum "Überzeugungstäter". Es ist nur zu menschlich, dann Kompromisse einzugehen und bewusst "kommerziell" zu werden, damit man nur noch auf der Bühne und nicht mehr am Fließband stehen muss oder einfach noch mehr Leute kommen oder noch positiver reagieren oder schlicht, um entweder aus eigenem Antrieb oder durch Druck von außen doch noch ein paar Mark aus der Sache rauszuziehen. Ich denke, dass man da schnell in Kommerz abrutschen kann, obwohl es ursprünglich um den eigenen Ausdruck ging. Manchmal findet sich auf sehr kommerziellen Alben sehr kommerzorientierter Künstler ziemlich weit hinten was Sperriges und ich vermute, dass es das ist, was die eigentlich tun wollen, während der Humpta-Großteil dafür da ist, dass die Wurst aufs Brot kommt.

Gruß

erniecaster
 

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