Schläfer - wie findet man passive Musiker?

E

erniecaster

Power-User
19 Dez 2008
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Hallo zusammen!

Die Suche nach Musikern fĂĽr eine neue Band oder den Ersatz ausscheidender Bandmusiker ist fĂĽr viele von uns sicherlich immer mal wieder ein Thema.

Ab einem gewissen Alter lässt der investierte Zeitaufwand für das Musikmachen bei vielen nach. Ich kenne ein paar Leute, mit denen ich einmal in einer Band gespielt habe, die heute einfach nichts mehr tun. "Meinen Bass und meinen Amp habe ich aber noch" höre ich dann häufig, wenn ich mal mit denen spreche. Und ein ganz klein bisschen blitzt es dann in den Augen auf. Diese Leute nenne ich der Einfachheit halber jetzt mal "Schläfer".

Ich glaube, dass es davon eine ganze Menge gibt.

In meiner Welt haben sich viele Probleme aus dem Bandalltag mit dem Erwachsenwerden aufgelöst. Man hat mehr oder weniger seinen Platz im Leben gefunden, der Traum vom Leben als Rockstar ist letztlich einer geblieben und kein Ziel mehr, durch ein gefestigtes Familienleben wird man nicht mehr sofort rollig, wenn mal eine Frau mitspielt. Es sollen auch nicht mehr so viele Gigs sein wie möglich, selbst die Finanzierung von Equipment ist einfacher als früher. Kurz, es ist eine gewisse Gelassenheit eingetreten.

Ich denke, dass viele Schläfer unter diesen Bedingungen sogar gerne wieder Musik machen würden. Nach einer längeren Pause wird da nicht sofort eine Dream Theater-Tribute-Band draus, das versteht sich auch von selbst. Aber entspannte, gemeinsame Bandarbeit sollte doch machbar sein. Wenn man den Leutchen nur mal ein Instrument in die Hand drücken könnte, würde sicherlich ein bemerkenswerter Teil schnell wieder Spaß an der Sache finden.

Wie finde ich aber diese Schläfer? Aushänge im LadenummeEcke fallen schon mal weg - da gehen die ja nicht hin. Bei Sessions sind sie vermutlich auch nicht. Lesen die in der Zeitung - wer liest schon noch Zeitungen aus Papier? - Suchanzeigen unter "Bands und Musik"? Wohl auch nicht. Zwischen den Anzeigen für Hochzeiten und Beerdigungen lässt mich die örtliche Zeitung nicht inserieren, die sind da irgendwie komisch. ;-)

Wie finde ich die Schläfer? Jemand eine Idee?

GruĂź

erniecaster
 
Ich würde mir zurerst die Frage stellen, WOLLEN diese Schläfer denn aus ihrem Schlaf gerissen werden?

Wozu Leuten hinterher rennen, die offensichtlich das Interesse an der Musik verloren haben? Ist es nicht passender
auf Leute zurĂĽck zu greifen, die auch wirklich Lust haben, die man nicht erst wachrĂĽtteln muss? Willst du permanent Sachen anmahnen oder "Erinnerungs-Zeremonienmeister" werden?

Ich habe bei Facebook, in den entsprechenden Gruppen, einige Leute kennengelernt, aber da trennte sich auch ziemlich schnell die Spreu vom Weizen.BACKSTAGEPRO hat auch funktioniert. Da waren viele "Schläfer" bei, aber oben genannte Gründe hinterließen einen schalen Beigeschmack und mein Erfahrungswert ist um die Erkenntnis reicher, viele Schläfer und Artverwandte wissen sehr oft was sie wollen, aber nicht was sie können und wofür ise Zeit haben.
Da das Thema "Luc und Menschen" eh so ein ganz spezielles ist ;-) hab ich mir nach eine intensiven Sparmaßnahme einen IMAC samt Logic Pro x und Final Cut Pro, ´n Motu 828x, ´ne gute Groovebox, Zubehör für meine DSLR Kamera in Bezug auf Video gekauft und mache nun Filmchen und benutz diese als Präsentationsfläche für meine Musik. Ist aber ein anderes Thema und deshalb zurück zum eigentlichen ...

...
Meine Tipps wären:

- Facebook
- Backstagepro
- Rockszene.de für Hannnover und weiterer Umgebeung, gibt´s vielleicht in ähnlicher Form woanders auch.
- myownmusic
- die Kleinanzeigen in regionalen Städtemagazinen.

Bierstände in der Nähe von Bühne auf Stadtfesten und Co. sind auch immer eine gute Anlaufstelle. ;-)

Und doch noch mal zurück zur Kamera: Durch die Filmerei habe ich einige Leute kennengelernt, die auch zuhasue am Rechner aufnehmen undbei mir angefragt haben, etwas ein zu spielen. Ich bin zwar sehr breit gefächert unterwegs, i.d.R. waren das alles leute aus dem Bereich HipHop und Ähnlichem, ist nicht jedermannn´s Ding, aber wer weiß. Musik ist ja eine Kunstform. Vielleicht bringt es etwas, über denn eigenen Tellerand zu blicken und mal zu Ausstellungen und Ähnlichem zu gehen. Jemannd mit Interesse für Musik ist wahrscheinlich auch an anderen kreativen Dingen interessiert.
 
Ist von Leuten die Musik irgendwann selbst aufgegeben haben und es auch schon länger nicht mehr machen, besonders viel Feuer, Engagement, Spielfreude und erfahren-souveränes, freudemachendes Band-Spiel zu erwarten? So allgemein? Im Durchschnitt?

Es liest sich ein bisschen, ernie, als wolltest du eigentlich gemeinnĂĽtzig die Jugend von der Strasse die Alten vom Sofa holen und ihnen nochmal das Glitzern in den Ă„uglein wiedergeben. Das finde ich als Sozialprojekt super, wundere mich aber.

Auf die Idee, diese stille Musikerreserve anzuzapfen käme ich nur, wenn kein anderer aktiver Musiker mehr auf dem Markt ist.

Hat volkssturm-haftes. Oder wenn das A-Team das gesamte Dorf zusammentrommelt um den bevorstehenden Angriff des Drogenbosses Mendoza abzuwenden und selbst das Dorf-Alterchen kriegt nochmal seinen Vorderlader von unterm Bett hervor. Das Ding vorne mit der TrichtermĂĽndung.




Ach, so. Konstruktiv? Nein, sorry. Habe keine Ahnung wie man Leute erreicht, die sich ja extra nicht mehr in der Szene bewegen. AuĂźer Herumfragen. Und die Befragten befragen nach alten Mitstreitern.
 
Familie und Job hat bei den meisten Priorität.
Zuerst die Familie, dann der Job. Und irgendwann die Mucke.
Haste einen Job, haste Kohle. Haste Kohle, kann man sich auch feines Equipment leisten, einen schönen Proberum usw.usf...
Aber die Mucke bleibt auf der Strecke. Na Super...
Was will ich? Rock´n Roll oder Familie und Job/berufliche Karriere? Geht beides?
Naja, vielleicht kann ich hier gut Sprüche klopfen. Ich habe meinen Freiraum, kann machen was ich will. Keiner der/die an mir rumnörgelt "Musst Du schon wieder proben? Warum noch eine Gitarre, Du hast doch schon so viele, Warum muß dass alles hier im Wohnzimmer stehen..Bla Bla Bla" (Vielleicht ein wenig zu überspitzt :-D
Ich kenne in meinem direkten Umfeld einige Musikerkollegen die sich den Streß Musiker zu sein nicht meht antun wollen, oder können.
Es gibt da einen Kollegen, ein wirklich lieber und netter Freund von mir. Wenn der Abends irgendwann zwischen 18:00h und 20:00h nach Hause kommt, ist der platt. Da hat der keinen Bock mehr. Da macht er zu und will seine Ruhe haben.
Und das geht auf Kosten der Band in der er spielt. Da hat kreatives arbeiten keine Chance, Null.
Oder Livegigs. Genau das gleiche. Wenn der irgendwo um 20:00h eine Gig hat und erst um 19:00h nach Hause kommt....muß ich weitererzählen?...
 
Die Idee, das große Potential der "Schläfer" anzuzapfen finde ich gut. Ich denke viele von ihnen hätten jetzt den Freiraum wieder mit der Musik anzufangen.
Doch wie an die rankommen? Ich persönlich habe in meinem weiteren Bekanntenkreis einige kennengelernt. Diese sind auf mich zugekommen weil sie mitbekommen habe, dass ich in Bands spiele und daraufhin auch wieder Lust bekamen.
Diese konnte ich z. T. an andere Bands vermitteln, einige haben selber eine Band gegrĂĽndet.

Wenn ich solche Leute aktiv suchen müsste, würde ich tatsächlich Aushänge im Lebensmittelgeschäft oder an sonstigen "schwarzen Brettern" machen. Es gibt auch Leute, die suchen über das Nachbarschaftsnetzwerk "nebenan.de" Anschluß zum musizieren.
 
erniecaster schrieb:
Hallo zusammen!

Die Suche nach Musikern fĂĽr eine neue Band oder den Ersatz ausscheidender Bandmusiker ist fĂĽr viele von uns sicherlich immer mal wieder ein Thema.

Ab einem gewissen Alter lässt der investierte Zeitaufwand für das Musikmachen bei vielen nach. Ich kenne ein paar Leute, mit denen ich einmal in einer Band gespielt habe, die heute einfach nichts mehr tun. "Meinen Bass und meinen Amp habe ich aber noch" höre ich dann häufig, wenn ich mal mit denen spreche. Und ein ganz klein bisschen blitzt es dann in den Augen auf. Diese Leute nenne ich der Einfachheit halber jetzt mal "Schläfer".

Ich glaube, dass es davon eine ganze Menge gibt. ...

Schönes Thema und genau auf den Punkt gebracht.

Ich selber bezeichne mich jetzt mal als einen solchen Schläfer.
In all den Jahren, die ich in Bands unterwegs war, habe ich eigentlich so ziemlich alles durch und - keine Lust mehr auf ständige Querelen bzgl. Songauswahl, Unzuverlässigkeit, mangelnden Willen zur Weiterentwicklung, schlechte Laune, mangelhafte Vorbereitung usw., usw..
Auch Equipmentdiskussionen sind für mich völlig überflüssig. Ich weiß was bei mir funktioniert und gut ist.

Daher habe ich mich aus der (Hobby-)Scene zurĂĽckgezogen und pflege derzeit auch keinen Kontakt mehr zu irgendwelchen Musikanten. Zu Hause alleine herumprobieren ist derzeit der befriedigendere Weg.

Das heißt jetzt nicht, dass ich nicht noch einmal in einer Band spielen möchte. Nein, natürlich will ich das wieder!
Aber bitte ohne all den StreĂź und endlosen uneffektiven Proben.
Meine Vorstellung ist, sich auf Titel zu einigen, Leadsheets zu erstellen und jeder übt zuverlässig zu Hause für sich alleine. Dann 2-3 Proben und auf zum Gig. That's it.
Spart Zeit und Nerven. Ab und an mal ein gemeinsames Bier ohne Instrumente. Profis machen das ja auch so.

Wahrscheinlich alles nur ein Traum, weil - Menschen sind Menschen und keine vorhersehbare funktionierende Maschine ...

Auch einer Band auf Zeit bin ich nicht abgeneigt. Voraussetzung ist, dass alle Mitglieder "funktionieren" ... ;-)


Mal schau'n was so passiert ...
 
Hallo,

wie wĂĽrde man dich denn "finden"?

Aus welcher Ecke der Welt kommst du denn? Gerne auch PN.

GruĂź

erniecaster
 
Bergisch Gladbach.

Mal zu den Anzeigeportalen: Wenn man die beobachtet, trifft man immer auf die gleichen Leute.
Ăśber das WARUM lieĂźe sich trefflich spekulieren ... ;-)
 
Ich denke auch, dass es viele "Schläfer" gibt, die gerne erweckt werden wollen und es vielleicht gar nicht wissen. Die Kinder sind aus dem Gröbsten raus, beim Job hat man seinen Platz gefunden und muss ihn nur noch verteidigen und es gibt evtl. sogar die eine oder andere freie Stunde in der Freizeit.

Aus meiner Sicht kommt man an diese Leute nur über den persönlichen Kontakt. Platt gesagt, man muss mit vielen Leuten reden und fragt sie irgendwann, ob sie auch Musik machen oder gemacht haben. Oder ob sie jemanden Kennen. Viele viele Sozialkontakte. Das geht natürlich nur in einem begrenzten Umfeld wie einer kleinen Gemeinde, unter Kollegen, Freunden, Verwandten und Zufallsbekanntschaften. Leute bei lokalen Konzerten anlabern kann auch helfen.

Viel einfacher ist es natürlich, wenn der Ex-Musiker schon den ersten Schritt getan hat und zur lokalen Session geht oder sich in einem Internetforum anmeldet. Dann muss man nachhaken und aktiv Kontakt aufnehmen. Bei uns auf der Session waren auch schon Partnerinnen von Ex-Muckern als begeisterte Zuhörer, die ihre Männer dazu gebracht haben, wieder Musik zu machen. Quasi als Midlife-Crisis-Prophylaxe. Insgesamt wurden schon einige reanimiert (das Wort passt hier wirklich gut).

Ist aber insgesamt eher eine Art Streetworkerprojekt. Den besten Erfolg hat man (denke ich) auf dem Lande, wo jeder jeden kennt und die Scheu klein ist, jemanden einfach anzusprechen. Und dann die Leute unter dem Dach der lokalen Musikerinitiative sammelt und gemeinsame Aktionen wie Sessions macht. Nach ein paar Jahren hat man dann vermutlich einen groĂźen Stamm an Leuten, die man kennt. Quasi eine lokale Szene.

Wenn der schnelle Erfolg in der Musikersuche erwĂĽnscht wird geht wohl nur die Anzeige und Anlabern - und viel viel GlĂĽck.
 
Ich veranstalte bei mir im Stadtteil monatlich eine Session. Da tauchen einige auf. DafĂĽr ist es ja auch gedacht.
Aus meiner Sicht lohnt sich das hervorkramen sehr. Allerdings bin ich gesättigt und kein Abnehmer. Aber der eine und die andere finden sich bei so etwas schon...
 

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