Die LautstÀrkeeinstellung in der Elektrogitarre

DerOnkel

Power-User
26 Nov 2004
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Ellerau
Um die LautstÀrke (Volume) einzustellen, wird in der Regel ein Potentiometer benutzt. Es gibt verschiedene in der Literatur beschriebenen Möglichkeiten, von denen ich hier vier vorstellen möchte.

Alle folgenden AmplitudengÀnge wurden mit den elektrischen Daten eines Gibson Humbuckers simuliert. Der Drehwinkel der Potis wird grundsÀtzlich in Prozent angegeben, wobei eine logarithmische Charakteristik verwendet wurde.

Die Schaltbilder enthalten auf der linken Seite die Ersatzschaltung eines magnetischen Tonabnehmers mit der Spannungsquelle U0, der SpuleninduktivitÀt Ls, dem Gleichstromwiderstand Rs und der WicklungskapazitÀt Cs.

Als Belastung wurde eine KabelkapazitĂ€t CK und der Eingangswiderstand der ersten VerstĂ€rkerstufe Rin berĂŒcksichtigt.

1. Die Standardschaltung

In fast allen Elektrogitarren wird das Potentiometer zur LautstÀrkeeinstellung als Spannungsteiler geschaltet. Dabei dient der Kontakt des Schleifers S als Ausgang. Aufgrund des logarithmischen Verhaltens des menschlichen Gehörs, ist der Einsatz eines logarithmischen Potentiometers von Vorteil.

Vol-Wiring01.gif


Der obere Teilwiderstand des Potis PV, im folgenden PV1 genannt, bildet zusammen mit der KabelkapazitĂ€t CK und der EingangskapazitĂ€t des VerstĂ€rkers Cin einen Tiefpaß. Je weiter man die LautstĂ€rke verringert, desto grĂ¶ĂŸer wird PV1 und die Grenzfrequenz des Tiefpasses verringert sich. Das hat zur Folge, daß die hohen Frequenzen gedĂ€mpft werden. Diesem Effekt fĂ€llt natĂŒrlich als erstes unsere Resonanz zum Opfer, wie deutlich schon bei 95% Volume (lila) zu erkennen ist.

Interessant ist, daß schon deutlich vor 35% Volume (rosa) sich wieder eine Resonanz einstellt. Die ErklĂ€rung dafĂŒr ist eigentlich recht einfach und leuchtet ein:

Aus Sicht des Tonabnehmers bildet PV1 zusammen mit den KapazitĂ€ten CK und Cin eine vergleichbare Konstruktion wie die Tonblende bestehend aus PT und CT. Der Einfluß der beiden KapazitĂ€ten auf die Resonanz des Tonabnehmers wird mit kleiner werdendem Volume immer geringer. In der Folge steigt die Resonanzfrequenz mit 5,9kHz fast auf ihren Leerlaufwert (hier 7,161kHz). Bei 5% Volume betrĂ€gt die Resonanzfrequenz dann schon 6,26kHz. Man "schaltet" hier also auch wieder zwischen zwei Resonanzen um. Allerdings ist die höhere Resonanz aufgrund der starken DĂ€mpfung durch PV1 nur sehr schwach ausgeprĂ€gt.

Aus hörtechnischer Sicht bedeutet das:
  1. Wenn das Volume verringert wird, verschwindet sofort die Resonanz. Wir nehmen das als Höhenverlust war.
  2. Bei sehr kleinem Volume steigt die Höhenwiedergabe bei erhöhter Resonanzfrequenz leicht an. Aufgrund der kleinen Pegel und der Empfindlichkeitskurve des menschlichen Ohres werden die meisten Menschen das wohl nicht mehr wahrnehmen.
2. 50th-Wiring

Wenn man die Tonblende "hinter" den LautstĂ€rkeeinsteller verlegt und sie an den Schleifer S des Volume anschließt, so gelangt man zum sogenannten 50th-Wiring. Diese Schaltung liegt immer dann vor, wenn man eine Gitarre mit mehr als einem LautstĂ€rkeeinsteller und nur einer Tonblende hat. Aber auch in einigen normalen HH-Gitarren, wie zum Beispiel in einigen "Les Paul" Modellen, wurde sie zeitweise verwendet. Das folgende Bild zeigt die Schaltung nebst Amplitudengang:

Vol-Wiring02.gif


Hier ist grundsĂ€tzlich das gleiche Verhalten, wie bei der Standardschaltung festzustellen. Die Ausbildung einer neuen und höheren Resonanzfrequenz lĂ€ĂŸt sich auf die schon bekannte Weise erklĂ€ren. Einzig die AusprĂ€gung der Resonanz ist mit 7dB deutlich grĂ¶ĂŸer ausgefallen.

Die ErklĂ€rung dafĂŒr ergibt sich aus der Verlegung der Tonblende. Je weiter man das Volume verringert, desto grĂ¶ĂŸer wird quasi der Widerstand des Tone-Potis. Damit sinkt insgesamt die Belastung des Tonabnehmers und er kann eine grĂ¶ĂŸere Resonanzspitze ausbilden. DarĂŒber hinaus steigt die Resonanzfrequenz noch weiter an (6,8kHz bei 35% Volume).

Ein vergleichbares Verhalten lĂ€ĂŸt sich auch erzielen, in dem beim Standard-Wiring ein NoLoad-Poti fĂŒr die Tonblende verwendet wird.

So weit ist das 50th-Wiring also nicht vom Standard entfernt. Man dreht zu und verliert sofort die Höhen, die gegen Ende dann wieder betont werden. Aufgrund der Lastverschiebung ist dieser Effekt jedoch deutlicher wahrzunehmen.

3. Das "Mischpult" in der Gitarre

Es gibt Gitarren, in denen das LautstĂ€rke-Poti "rĂŒckwĂ€rts" angeschlossen wird. Wo wir gerade mal dabei sind, schauen wir uns doch einmal diesen Fall an:

Vol-Wiring03.gif


Diese Variation ist eigentlich eine sehr schlechte Lösung, denn
  1. mit kleiner werdenden LautstÀrkeeinstellungen steigt die ohm'sche Belastung des Tonabnehmers durch den zweiten Teilwiderstand PV2 des Volume-Potis. Folge: DÀmpfung der Resonanz schon bei eine kleinen Verringerungen auf 95% Volume!
  2. mit kleiner werdenden LautstĂ€rken bildet PV1 mit der KabelkapazitĂ€t einen Tiefpaß mit variabler Grenzfrequenz. Folge: DĂ€mpfung der Resonanz und Verlust der hohen Frequenzen!
DarĂŒber hinaus ist deutlich zu erkennen, daß die Wirkung als LautstĂ€rkeeinsteller bei Frequenzen unterhalb von 300Hz mehr als bescheiden ist. Zwischen 100% und 35% Volume liegen gerade mal 7dB!

Es gibt nur einen sinnvollen Grund, diese Variante zur Anwendung zu bringen: Man möchte zwei Tonabnehmer mit Hilfe der LautstĂ€rkeeinstellung passiv miteinander mischen! In diesem Fall wirkt eine Teilstrecke des Potentiometers als Entkopplung fĂŒr das zweite Poti. Ist ein Pickup ganz leise gestellt, liefert das zweite immer noch ein Signal.

Bei der "Les Paul" und ihren Verwandten kennt man dieses Verhalten bei der Zusammenschaltung beider Tonabnehmer nicht. Wird hier ein Potentiometer auf "Null" gedreht, so sind beide Tonabnehmer aus, da die Schleifer der beiden LautstĂ€rkepotentiometer zusammengeschaltet sind. Diese Zusammenschaltung muß eigentlich, wie beim Mischpult, ĂŒber EntkopplungswiderstĂ€nde geschehen. Dadurch wĂŒrde jedoch die LautstĂ€rke stark verringert und da Gitarristen den dann notwendigen VerstĂ€rker im Instrument nicht schĂ€tzen, entfĂ€llt das Ganze eben. Der Hersteller "spart" dabei auch zwei WiderstĂ€nde. 20 Cent sind eine Menge Geld. Da weiß man, was man hat!
wink.gif


4. RĂŒckwĂ€rts in die 50er

NatĂŒrlich lĂ€ĂŸt sich auch die RĂŒckwĂ€rts-Variante auf das 50th-Wiring anwenden:

Vol-Wiring04.gif


Das Ergebnis weicht nur in so fern von der normalen RĂŒckwĂ€rtsschaltung ab, als das der Variationsbereich der LautstĂ€rke bei tiefen Frequenz mit 10dB ein wenig grĂ¶ĂŸer ausfĂ€llt.

5. Fazit

Alle vier Schaltungsvarianten haben den Nachteil, daß schon bei einer kleinen Verringerung der LautstĂ€rke die Resonanz des Tonabnehmers zusammenbricht, was als hörbarer Verlust von Höhen wahrgenommen wird. In der Folge verliert die Gitarre ein wenig ihren charakteristischen "Klang" und es klingt dann ein wenig ausdruckslos und flach.

Die RĂŒckwĂ€rtsschaltung verhindert zwar zuverlĂ€ssig eine Beeinflussung der beiden Volumes, bietet ansonsten aber nur Nachteile. Wer also eine Gitarre neu verdrahten will oder muß, der sollte um diese Variante nach Möglichkeit einen Bogen machen.

Ulf
 
Wie in meinem ersten Beitrag gezeigt wurde, hat jede "normale" LautstĂ€rkeeinstellung in der Gitarre den Nachteil, daß auch die AusprĂ€gung der Resonanz beeinflußt wird. Eine Verbesserung kann also nur darin bestehen, dieses Verhalten zu eliminieren oder zumindest zu mildern. Es gibt 3 bekannte Möglichkeiten, die in der Praxis eingesetzt werden.

FĂŒr die weiteren Betrachtungen ist es wichtig, sich das Poti als Ersatzschaltung zweier WiderstĂ€nde zu denken. Also

Poti-ESB.gif


Nachdem das klar ist, kann es ja los gehen:

1. "Höhen-Kurzschluß"

Eine Möglichkeit besteht in der Übernahme einer Schaltung aus der VerstĂ€rkertechnik. Viele VerstĂ€rker von Fender und anderen Herstellern haben einen Schalter mit der Bezeichnung "Bright". Mit seiner Hilfe wird ganz einfach der "obere" Teil des Potentiometers durch einen Kondensator ĂŒberbrĂŒckt.

scm154_04.gif


VergegenwĂ€rtigt man sich, daß der Kondensator fĂŒr hohe Frequenzen quasi einen Kurzschluß darstellt, so kann man sich leicht vorstellen, daß die Wirkung des Potentiometers fĂŒr hohe Frequenzen ganz oder zumindest teilweise aufgehoben wird. Das ist jedoch nur die "halbe" Wahrheit! Schauen wir uns deshalb einmal das Ergebnis einer Simulation an:

img154_02.gif


Dieses Bode-Diagramm erhĂ€lt man mit PV=500kOhm log., Rin=1MOhm, CV=220pF und einer KabelkapazitĂ€t CK=700pF. Es ist deutlich zu erkennen, daß oberhalb von 10kHz die DĂ€mpfung konstant, das heißt unabhĂ€ngig vom Drehwinkel des Potis ist. Wie kommt das zustande?

Nun, praktisch wurden zwei Spannungsteiler parallel geschaltet. Einmal unser Poti und zum zweiten ein kapazitiver Teiler bestehend aus CV und der KabelkapazitÀt CK. Dieses TeilungsverhÀltnis ist fest. Es betrÀgt -12,4dB, was im Diagramm auch deutlich zu sehen ist! Unterhalb von 200Hz wirkt nur das Potentiometer und ein frequenzabhÀngiges Verhalten ist nicht erkennbar.

Der Bereich dazwischen wird durch ein Tiefpaß- und ein Hochpaßverhalten gekennzeichnet. Der Hochpaß wird hauptsĂ€chlich durch CV und die Parallelschaltung aus Rin und PV2 bestimmt. Der Tiefpaß wird aus PV1 und CK gebildet.

Bei einem Drehwinkel von 40% (die grĂŒne Kurve) ist die Grenzfrequenz des Hochpasses rund 1,6kHz. Der Tiefpaß liegt bei 5,2kHz. Das bedeutet:
  • Oberhalb von 1,6kHz wird die DĂ€mpfung mit 20dB/Dekade verringert. Die Kurve steigt an.
  • Ab 5,2kHz wirkt der Tiefpaß mit einem Abfall der DĂ€mpfung mit 20dB/Dekade. Die Wirkungen von Hoch- und Tiefpaß kompensieren sich. Die DĂ€mpfung bleibt konstant.
Bei einem Drehwinkel von 90% (die rosa Kurve) ist die Grenzfrequenz des Tiefpasses rund 660Hz und der Hochpaß liegt jetzt bei 4,6kHz. Das bedeutet:
  • Oberhalb von 660Hz steigt die DĂ€mpfung mit 20dB/Dekade. Die Kurve fĂ€llt.
  • Ab 4,6kHz wirkt der Hochpaß mit einer Verringerung der DĂ€mpfung um 20dB/Dekade. Die Wirkungen von Hoch- und Tiefpaß kompensieren sich. Die DĂ€mpfung bleibt konstant.
Durch die Variation des Potentiometers fĂŒhren die beiden Grenzfrequenzen also eine gegenlĂ€ufige Bewegung aus. Das was man erreichen möchte, nĂ€mlich eine Kompensation des Tiefpaßverhaltens, erreicht man nur, wenn der Drehwinkel kleiner als 65% ist. GrĂ¶ĂŸere Winkel fĂŒhren immer noch zu einer DĂ€mpfung der hohen Frequenzen. Schlußendlich ist die konstante DĂ€mpfung oberhalb von 10kHz auch nicht das, was auf unserem Wunschzettel fĂŒr eine gute LautstĂ€rkeeinstellung steht.

Doch bevor wir die Schaltung endgĂŒltig verdammen, sollten wir nicht vergessen, daß bisher nur die Schaltung fĂŒr sich betrachtet wurde. Wie aber wirkt sie sich in der kompletten Simulation einer E-Gitarre aus? Sehen wir uns dazu einfach das nĂ€chste Bode-Diagramm an:

img154_03.gif


Was fÀllt auf?
  1. Die konstante DĂ€mpfung tritt hier nicht negativ in Erscheinung, da der Resonanztiefpaß schon deutlich vor 10kHz in seiner Wirkung einsetzt. Also ist dieser "Nachteil" nicht wirklich ein Nachteil!
  2. Bei einem Drehwinkel von 95% bis 85% ist die Resonanz fast verschwunden. Sie wird durch die unerwĂŒnschte Tiefpaßwirkung unterdrĂŒckt. Das ist nach wie vor nicht erwĂŒnscht!
  3. Bei einem Drehwinkel kleiner als 85% setzt die Kompensation durch den Hochpaß ein und es bildet sich wieder eine Resonanz aus. Die AusprĂ€gung wird durch das VerhĂ€ltnis von CV und CK bestimmt. Je kleiner diese DĂ€mpfung ist, desto grĂ¶ĂŸer ist die AusprĂ€gung. Diese Resonanz entsteht jedoch nur, weil das Potentiometer in seiner Wirkung durch CV "ausgeschaltet" wird.
    Die AusprĂ€gung ist umso grĂ¶ĂŸer, je kleiner die eingestellte LautstĂ€rke ist. Das hat zur Folge, daß der Klang bei kleinen LautstĂ€rken als höhenbetont empfunden wird. Wir haben jetzt also ein gegensĂ€tzliches Verhalten erzielt.
    Möchte man die AusprĂ€gung verringert, so muß das VerhĂ€ltnis der beiden KapazitĂ€ten verĂ€ndert werden. Das hat jedoch zur Folge, daß sich das Niveau der konstanten DĂ€mpfung verschiebt. Dadurch verĂ€ndert sich dann auch der Bereich der "resonanzfreien" Zone. Eine geringere AusprĂ€gung sorgt dann fĂŒr einen vergrĂ¶ĂŸerten Einstellbereich ohne Resonanz. Hier wird man beim Tuning der Schaltung also einen Kompromiß eingehen mĂŒssen!
  4. Die Lage der Resonanzfrequenz hat sich nach oben verschoben. Auch das ist ein Effekt, der nicht gewĂŒnscht ist. Ideal wĂ€re eine etwas tiefere Lage.
Insgesamt ist diese Schaltung schon ein Schritt in die richtige Richtung. Als nÀchstes soll versucht werden, die Lage der Resonanz etwas nach unten zu verschieben.

2. "Ausgebremst"

Zu diesem Zweck fĂŒgen wir einen Widerstand RV in Reihe zum Kondensator CV ein.

scm154_05.gif


Dieser bildet mit der KabelkapazitĂ€t CK einen weiteren Tiefpaß. Je grĂ¶ĂŸer der Widerstand ist, desto geringer ist seine Grenzfrequenz. Damit wird die Wirkung des Hochpasses ein wenig eingeschrĂ€nkt.

Eine Simulation mit CV=700pf und RV=68kOhm fĂŒhrt zum nĂ€chsten Bode-Diagramm:

img154_04.gif


Jetzt wurde die Resonanzfrequenz schon recht gut getroffen! Durch CV=CK=700pf ist die "resonanzfreie" Zone sehr klein geworden. Eine vollstĂ€ndige DĂ€mpfung der Resonanz tritt praktisch nicht mehr auf! DafĂŒr zahlen wir jedoch einen hohen Preis, denn die AusprĂ€gung der Resonanz ist bei kleinen LautstĂ€rken jetzt wesentlich grĂ¶ĂŸer. Gleichzeitig ist der Verlauf der um einiges flacher. Die GĂŒte hat sich also verringert und die "Bandbreite" hat sich vergrĂ¶ĂŸert. Die Lage der Resonanzfrequenz ist unabhĂ€ngig von der Einstellung des Potentiometers. Man beachte dazu auch die folgende Animation:

AmpG_VTC1.gif


Jetzt erkennt man allerdings auch schon das sich anbahnende Drama:

Die Lage der Resonanzfrequenz ist nur unabhÀngig von der Potistellung, wenn die KapazitÀt des Bypass-Kondensators gleich der KabelkapazitÀt ist!

Wenn man ein anderes Kabel nimmt, ist unser mĂŒhsam gefundene Kompromiß also hinfĂ€llig. Es gilt:
  1. CK<CV: Die "neue" Resonanzfrequenz ist kleiner und bei voller LautstÀrke ist die "alte" Resonanz verschwunden.
  2. CK>CV: Die "neue" Resonanzfrequenz ist grĂ¶ĂŸer als die "alte"
Der Widerstand "bremst" der Widerstand die "Höhen" quasi aus. Mit seinem Wert hat man es also in der Hand, wie groß die AusprĂ€gung der "neuen" Resonanz ist. Dabei gilt:

Je grĂ¶ĂŸer der Widerstand, desto geringer die AusprĂ€gung der Resonanz, aber desto grĂ¶ĂŸer ist auch der Bereich der "resonanzfreien" Zone.

Hier einen geeigneten Kompromiß zu finden ist nur schwer möglich. Möchte man immer eine Resonanz haben, so muß man das mit einer sehr starken Resonanz, also vielen "Höhen" bei geringen LautstĂ€rken bezahlen!

3. "Rechts vorbei"

Eine weitere Alternative besteht in der Verwendung einer Parallelschaltung von Kondensator und Widerstand:

scm154_06.gif


Ohne jetzt weitere Bilder zu prĂ€sentieren kann man sich denken, daß ein vergleichbares Verhalten vorliegt. Aus elektrotechnischer Sicht lĂ€ĂŸt sich eine Parallelschaltung immer in eine Ă€quivalente Reihenschaltung umrechnen, wobei freilich andere Werte entstehen.

"Bremst" der Widerstand in der Reihenschaltung die "Höhen" quasi aus, so leitet er in der Parallelschaltung die "BĂ€sse" an der "Sperre" Kondensator vorbei. Mit seinem Wert hat man es also in der Hand, wie groß die AusprĂ€gung der "neuen" Resonanz ist. Dabei gilt:

Je kleiner der Widerstand, desto geringer die AusprĂ€gung der Resonanz, aber desto grĂ¶ĂŸer ist auch der Bereich der "resonanzfreien" Zone.

Ein besonderes Problem kann entstehen, wenn der Widerstand zu klein oder der Kondensator zu groß gewĂ€hlt wird. Durch diese Belastung verĂ€ndert sich nĂ€mlich die Charakteristik des Potentiometers. Aus einem logarithmischen Poti wird dann ganz schnell ein lineares mit der Folge, daß sich das Einstellverhalten nachteilig verĂ€ndert.

Fazit

Keine der drei vorgestellten Schaltungsvarianten löst das eigentliche Problem der Tiefpaßwirkung durch die KabelkapazitĂ€t! Hier wird lediglich ein wenig an den Symptomen "herumgedoktort"!

Je nachdem wie die elektrischen Daten der Gitarrenschaltung und Tonabnehmer sowie des Kabels aussehen, lĂ€ĂŸt sich jedoch ein klanglicher Kompromiß finden, der viele Gitarristen zufriedenstellt könnte. In der Literatur und im Internet kursieren die unterschiedlichsten Werte fĂŒr die Dimensionierung der Bypass-Elemente. Ob sie fĂŒr die eigene Gitarre passen ist allerdings ungewiß.

Man kommt also nicht umhin, sich ein paar WiderstĂ€nde und Folienkondensatoren zu kaufen, um das ganze anschließend mit Hilfe der Ohren auszuprobieren. Geeignete Werte fĂŒr den Kondensator liegen zwischen 100pF und 1nF. Je nach Schaltung kann der Widerstand von ein paar bis zu mehreren hundert Kiloohm liegen.

Ulf
 
DerOnkel":25gbs7i4 schrieb:
[...] um das ganze anschließend mit Hilfe der Ohren auszuprobieren.
... womit wir dann beim nÀchsten Problem wÀren: so wie jeder in Nuancen anders sieht bzw. jedes menschliche Gehirn das Gesehene anderes interpretiert, so hört auch jeder anders (oder interpretiert eben das Gehörte unterschiedlich).

Obwohl ich leider nur den allerkleinsten Teil dessen, was Du da oben geschrieben hast, verstehe (ich bin mit Strom in jeder Form nicht kompatibel), finde ich Deine AusfĂŒhrungen beachtlich. Respekt! Vielleicht wĂ€re das auch gut in den FAQ's aufgehoben.

Gruß,
Sven
 
Hallo, eine sehr fundierte Forschung hat Der Onkel betrieben !
Die Ergebnisse sind eigentlich mit meinen praktischen Erfahrungen
gleich. Richtig ist auch, dass es von Spieler abhÀngt, wie er es
wahrnimmt und haben will.
Mein jahrelanges Setup mit einem TransistorverstÀrker war z.B.
auch anders, als meine heutige puristische Röhrenanlage.
Die Sache ist so vielfĂ€ltig, dass man sehr lange dafĂŒr forschen könnte.
V.H.
 

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