ESH Sovereign 4 Bass

A

Anonymous

Guest
Typ: E-Bass 4-String, 35" 34" Long Scale. Made in Germany.
Swamp Ash Korpus, geschraubter Ahorn Hals mit Walnuss gesperrt. 6.Punkt-Halsverschraubung. Palisandergriffbrett.
Fretsize Medium Jumbo, jedenfalls sehr bequem :)

Technik: Schallermechaniken und -Bridge mit Piezo-Saddles, 2x EMG35DC Pickups, ESH-Tronic (aktive Signalmischng und Aufbereitung), Volume und Tone. Das war's und das reicht auch.

Design:
Der Korpus weicht zwar etwas von der traditionellen Jazzbass-Form ab, aber ist enorm bequem zu spielen. Shapings an der Rückseite und der Armauflage tragen dazu bei. Für einen E-Bass ist das Instrument aussergewöhnlich leicht. Ich schätze es auf ganz knapp über 3 Kg.
Das Halsprofil nähert sich dem Precision-Bass. Man hat was in der Hand und es wird auch durch eine sehr hohe Stimmstabilität und reichlich Sustain belohnt. Der Bass ist dank der kleinen,sahnig laufenden Schaller-Mechaniken keine Spur kopflastig. Lackierung und Fertigungsqualität scheinen auch über jeden Zweifel erhaben. Der Hals sitzt bombenfest.
Markante Deadspots habe ich noch keine gefunden.
Das Christoph-Kost-Patent bei der Halsverschraubeung soll ja die Vorteile von Neck-Thru mit dem Attack von Schraubhälsen verbinden. Und das ist super gelungen. Das Instrument ist trocken gespielt für einen Bass recht laut und volltönend. Ich würde fast schon "resonant" sagen, aber bei einem Solidbody würde mir Walter dann mit Recht eine Kraushaarfrisur verpassen :)

Die ab Werk eingestellt Saitenlagen mit ca. 3,5-4mm am 12. Bund ist etwas höher als bei meinem bisherigen, lässt sich aber sehr komfortabel spielen und lässt ordentliche Dynamikexzesse zu, ohne daß da irgendwas schnarrt. Die Schaller-Bridge lässt aber noch bis zu 2 mm niedrigere Saitenlagen zu, ohne daß der Hals verstellt werden muß.
Der Sattel ist perfekt abgerichtet und die Oktavlage etc. war ab Werk schon optimal eingestellt. An der Bundreinheit gibt's nichts zu bemängeln.

Sound: Zu den beiden EMG-Soapbars muß an wohl nicht viel sagen.
Sie liefern Höhen ohne Ende und sind sehr neutral. Nix für den P-Bass-Fetischisten, aber eine whare Spielwiese für den, der einen vielseitigen Amp hat und ihn einzustellen weiß. Mit neuen Saiten ist man doch geneigt, das Tone-Pot recht weit zu zudrehen. Live in der Band sah alles ganz anders aus. Das Teil rockt wie Sau. Im Vergleich zu meinem Aria hat er mehr Durchschlagskraftund knorrige Bassmitten, daß es eine wahre Freude ist.

Die Überraschung schlechthin ist die Piezo-Bridge. Nichts gutes ahnend, habe ich mal auf den Pure Piezo-Modus geschaltet und dann das übliche Genöke erwartet, also nasal und quäkig mit wenig Bass...
Das war der größte Irrtum!
Die Piezos liefern einen abgrundtiefen und vollklingenden Bass, der an einen gut abgenommenen Kontrabass erinnert. Die Höhen sind fein und ausgewogen. Mit diesem Pickup direkt in die PA und du hast einen hammermäßigen A-Bass-Sound.
Das lädt geradezu ein, irgendwann auch mal Flats draufzuziehen :cool:

Die ESH-Tronic war auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig.
Bei vier Knöpfen erwartet man ja irgendwo Blend-Potis, aktive Bässe, Höhen etc.
Dem ist aber gar nicht so.
Im Grunde habe ich wie beim alten Preci ein Volume- und ein Tone-Pot.
Dann folgt ein 3fach-Drehschalter, der die Pickup-Konfiguration festlegt
Neck-Beide-Bridge. Dabei gibt es keine erwähnenswerten Pegeldifferenzen. Alles ist sauber aufeinander abgestimmt.
Der zweite, große Drehschalter wählt die Betriebsart:
1: Studio
Das Signal der EMGs wird nach dem Selector ohne Umwege direkt auf den Output geleitet.
2: Standard
Die EMG-Pickups mit Volume und Tone
3: Standard + Piezo
4: Piezo alleine.
Alles im Level so abgestimmt, daß es keine Lautstärkesprünge gibt.

Ich habe den ersten Übungsabend damit fast nur mit einer Einstellung gespielt. Das Instrument reagiert äusserst sensibel auf die Anschlagposition und man kann von Knurr-bis Hifi-Bass allein durch die Spieltechnik wechseln. Flageoletts springen nur so aus dem Instrument heraus. Es reagiert auf kleinste Nuancen.... Das wiederum kann für manche ein Nachteil sein. Jede Unsauberkeit wird gnadenlos hörbar.
Für solche Fälle dunkle ich dann auch schon mal des öfteren den Sound mit dem Tone-Regler ab... nobody's perfect...
Der Tone-Regler selbst reagiert, wie bei Aktiv-Bässen üblich, eher wie eine Tonblende am Verstärker, allerdings nur absenkend (reicht auch völlig!) und ist nicht ganz so radikal wie bei einem passiven Bass.
Der schöne knorrige Holzton ist aber stets da. Besonders in den hohen Lagen macht sich das durch einen sehr satten, vollen Sound bemerkbar.

Fazit: Ein Bass, bei dem man trotz der vielen Möglichkeiten nix falschmachen kann. Live so einfach zu bedienen wie ein Precision :)

Wer vorher einen passiven Bass am Amp hatte, sollte vorsorglicherweise die Höhen zurückdrehen, sonst wird man von der Brillianz erschlagen.
Selbst der Delano Xtender in meinem Aria-IGB-Umbau vermag solche hohen Frequenzen nicht wiederzugeben. Ich sage mir aber: Wegdrehen kann man immer, aber was nun gar nicht da ist, kann man auch nicht herzaubern. Wer jetzt unbedingt den ganz alten klassischen Sound haben möchte, dreht am Amp halt die Höhen über 4KHz ganz raus und boostet dafür 2-3 Khz etwas, um den Resonanzpeak der passiven Tonabnehmer nachzuahmen, aber man gewöhnt sich sehr schnell an diesen neuen Sound.

Puh... schon wieder viel zu lang geworden...

Gruß
Stefan
 
Sehr schönes Review über einen sehr schönen Bass.
Ich hatte auch mal einen als 5-Saiter fretless. In einem Anfall von Schwachsinn verkauft.

Aber: Bist du dir sicher, dass er 35" hat? Ich meine der Sovereign wäre ein normaler 34-Zöller.

E Bildsche wäre noch ganz nett. ;-)

Gruß
Armin
 

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