Also, ich hab' das Buch auch gelesen und was auch auf der zugehörigen Lesung hier in K, wo ich auch die Gelegenheit hatte kurz mit Berthold Seliger zu plaudern.
Ein netter Mensch, dessen Expertise ich sehr schätze und auch ein wirklich gutes und informatives Buch. Besonders die dargestellten und erklärten Zusammenhänge sind wirklich erhellend.
Ich teile aber nicht alle Meinungen. Zumindest nicht in vollem Umfang.
Als Nutzer finde ich Streaming großartig denn es entspricht meinem Konsumverhalten. Ich habe meine CD Sammlung schon lange aufgelöst und ich muss Musik auch nicht zwangsläufig besitzen. Von dem "Computer in dem alle Musik der Welt drin ist" träume ich schon seit den 80ern
Da zahle ich gerne Geld fĂĽr.
Aus Künstlersicht ist Streaming aber noch lange nicht da, wo es sein sollte bzw. könnte. Die Einkünfte aus Streaming sind sehr gering und ersetzen nicht das, was durch Tonträgerverkäufe reinkommen kann. Profiteure sind da derzeit eher die großen Plattenfirmen, die zumeist nicht unwesentliche Anteile an den Diensten halten. Backkataloge werden teils für unsummen an die Dienste Lizensiert und von diesen Lizenzen sieht der Künstler wenig (bis nix).
Bei einigen von Seligers Beispielen bin ich anderer Meinung:
Doc Line6forum schrieb:
Weil lt. dem o.g. Buch beim Streaming mehr beim KĂĽnstler ankommt als wenn z.B. ein Titel im Radio gespielt wird.
Hier wird der pro-Hörer-Ertrag vom Airplay mit Ertrag pro gestreamten Song vergleichen. Dieser Vergleich hinkt aber mMn, weil a) beim Radio der Titel nicht ausgewählt und vor allem nicht abgewählt werden kann und b) weil streaming keine Konkurrenz zum Radio sondern zum Erwerb und Besitz von Musik darstellt.
Für junge Bands ist es sicherlich vorteilhaft verfügbar zu sein bringt aber nur was, wenn dort auch jemand nach Dir sucht. Zufällig entdecken wird Dich kaum jemand, da die Empfehlungen der Engine mit großer Wahrscheinlichkeit nicht objektiv sind sondern häufig nur dem entsprechen, von dem die Anteilshaltenden Plattenfirmen glauben, was Dich aus ihrem Portfolio interessierten könnte.
Mein Fazit: Streamingdienste sind an sich gut und Zukunftsweisend, das System muss aber dringend zu Gunsten der Künstler verändert werden. Das wird aber ohne Druck sicher nicht passieren.
GruĂź
.Gurki