Modelling als game-changer der Szene -> spannende Vielfalt oder heimliche Gleichschaltung?

groby

Power-User
21 Nov 2005
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Macht die Entwicklung zu mehr hochwertigen, erschwinglichen Modelling-Klängen den Sound in der Gitarrenmusik allgemein besser und spannender weil mehr Leuten mehr verschiedene und hochwertigere Klänge jederzeit zu Verfügung stehen.....

... oder homogener, vorhersehbarer und langweiliger weil jeder beim Thema Blues oder Rock nur noch zu der sicheren Bank "Fender Twin" und "Marshall JCM 800" greift weil das praktisch ist und angenehm "typisch" (also befriedigend klischeehaft passend) klingt?


(Ja, klar. Kommt halt drauf an was man draus macht. Aber ich meine nicht ihr individuell sondern so als gesamtgesellschaftliches Phänomen.)
 
Hallo,

groby schrieb:
Macht die Entwicklung zu mehr hochwertigen, erschwinglichen Modelling-Klängen den Sound in der Gitarrenmusik allgemein besser und spannender ....
... oder homogener, vorhersehbarer und langweiliger ..

ich glaube ob die Gitarrenklänge z. B. Fendrig oder Marshallesk sind wird nicht entscheidend sein, den meisten Zuhörern wird das überhaupt nicht auffallen.
Den entscheidenden Anteil hat das Spiel des Gitarristen, aber das sollte ja nichts Neues sein.

Aber vielleicht ein anderer Aspekt:
Ich denke dass in Zukunft die gemodelten Sounds selber zur Referenz der Gitarristen werden. Sprich, sie werden erstaunt und enttäuscht sein wenn der original 60er Vox nicht so klingt wie seine digitalen Nachbildungen.

GruĂź
 
Ich bin bekennender Modeling-/Profiling- Fan. Trotzdem:
Ich glaube schon, dass durch das Modelingphänomen Vielfalt auf der Strecke bleibt.
Wo früher die Gleichung: Meine Gitarre + mein Amp + ein verfügbares Mikrofon XY + die mehr oder weniger vorhersagbaren Künste eines Toningenieurs im Studio, dieses zu platzieren und aufzunehmen zu einem Ergebnis führte, das man nicht vorwegnehmen konnte, ohne es einfach zu machen, um dann zu hören wie es sich dann im musikalischen Kontext macht (und möglicherweise auch spannend/reibend/aufregend macht), wird im Modelingzeitalter zu sehr nach den 'amtlichen' Sounds geschielt.

Aber immerhin kann man sicher sein, etwas mit einem amtlich eingestellten Knopfler/Clapton/Gilmour/Whatever- Sound eingespielt zu haben.
Immerhin.
 
Bumblebee schrieb:
ich glaube ob die Gitarrenklänge z. B. Fendrig oder Marshallesk sind wird nicht entscheidend sein, den meisten Zuhörern wird das überhaupt nicht auffallen.
Den entscheidenden Anteil hat das Spiel des Gitarristen, aber das sollte ja nichts Neues sein.

Ja, meine ich ja nich'.

Stell dir vor, wir würden statt Musik zu machen kleine Filme drehen. Und es gäbe ein Programm, dass uns digital jeden Schauspieler virtuell errechnet und kostenfrei zu Verfügung stellt.

Klar, das wichtigste ist die Story und so weiter...

Aber reden wir mal nur vom visuellen Aspekt (so wie nur vom Klang bei Musik).

Ich habe das GefĂĽhl, jeder greift dann bei einem Western automatisch zu Clint Eastwood und bei einem einem Action-Thriller immer zu Al Pacino.

(Meinetwegen, als Beispiel. Soll sich jeder seine eigenen bauen.)

Das ist typisch, klar, klassisch, bewährt. Das ist die sichere Bank.

Und es gibt ja nichts langweiligeres als die sichere Bank.

Kommt mir so vor. Manchmal. Oder?

Es gibt so ein Phänomen das nennt sich "Options Paradox": Wenn du bei irgendwas mehr Freiheiten gibst, wird die Vielfalt der Möglichkeiten, für die sich Leute tatsächlich reell entscheiden, absurderweise kleiner. Also verbreitete Auswahl führt zu größerer Bündelung auf wenige Favoriten.

Oder sehe ich das falsch?

Ich habe im ĂĽbrigen nichts gegen Modeller.
Oder doch! Eins: Es macht die Youtube-Sendung "Rig Rundown" langweiliger weil es nach den Gitarren oft nur noch heiĂźt "Und das ist mein AxeFX". Ende.
Ansonsten will ich die nicht verteufeln. Sind halt Spitzen-Werkzeuge. Geht ja darum was Leute damit machen.
 
Ich spiele seit den ersten Anfängen Modeller ... und habe davor nur einen der berühmten Kultamps besessen, nämlich einen AC30.
Also abgesehen von dem alten Vox, bin ich die überwiegende Zeit meiner Gitarrenlaufbahn mit Modellern oder deren Vorläufern auf Bühnen gestanden. (hauptsächlich immer Cover- Tanzbands). Ich erinnere mich da Geräte an die ich mich besser nicht mehr erinnern mag ... und oft sogar direkt ins Pult angesteckt.

Somit waren Modeller nie Game-Changer, sondern immer notwendige Realität und Alltag für mich.
Als echte Game-Changer bezeichne ich nur die neueste Generation von Axe, Kemper und Helix. Das ist wirklich ganz allererste Sahne ... und obwohl ich zwei Helix mein eigen nenne (als backup, bzw. eines im Bandbus, das andere immer bei mir), habe ich hauptsächlich nur 4 Grundsounds in Verwendung, die ich genau nach meinem Geschmack und nach meiner Intention selbst entwickelt habe, die sich auch an und ab weiterentwickeln, und daher auch tatsächlich ganz individuell nur für mich passen. Ein befreundeter, und wirklich hervorragender "Profigitarrist", kann mit meinen Patches überhaupt nichts anfangen ... und ich nicht mit seinen.
Somit widerspreche ich hier der Vermutung, dass man mit Modellern nur mehr andere Gitarristengötter, bzw. deren Sounds, kopiert, sondern, dass es absolut möglich ist ganz eigenständig und kreativ eine eigene Sprache (Sound) damit zu kreiren. Und trotzdem ist das dann Coverband, Tanzmusik verträglich ....

Leider konnte ich mit halt einen JCM8000 nie leisten ...und heutzutage möcht ich ihn nicht mehr schleppen.??

Liebe GrĂĽĂźe,
Olli
 
olimit schrieb:
... habe ich hauptsächlich nur 4 Grundsounds in Verwendung, die ich genau nach meinem Geschmack und nach meiner Intention selbst entwickelt habe, die sich auch an und ab weiterentwickeln, und daher auch tatsächlich ganz individuell nur für mich passen. Ein befreundeter, und wirklich hervorragender "Profigitarrist", kann mit meinen Patches überhaupt nichts anfangen ... und ich nicht mit seinen.
Somit widerspreche ich hier der Vermutung, dass man mit Modellern nur mehr andere Gitarristengötter, bzw. deren Sounds, kopiert, sondern, dass es absolut möglich ist ganz eigenständig und kreativ eine eigene Sprache (Sound) damit zu kreiren...

Ich widerspreche dir nicht grundsätzlich. Und mit meinen Kempers mache ich es genau wie du: 4 Grundsounds seit 5 Jahren trotz Tausender Profiles im Netz.
Trotzdem glaube ich, im Sinne der ursprünglichen Fragestellung von groby, dass die Gefahr des Gleichmacherischen tatsächlich besteht.
Die Kreativen werden andererseits mit den modernen Gerätschaften wie Kemper, Helix oder Axe aber womöglich sogar kreativer sein als mit konventionellen Setups.
Das nur mal so als (möglicher) Gegenentwurf zur These.
 
Doc Line6forum schrieb:
Die Kreativen werden andererseits mit den modernen Gerätschaften wie Kemper, Helix oder Axe aber womöglich sogar kreativer sein als mit konventionellen Setups.

Wenn ich jetzt mal nicht zu Grunde lege, was gemacht wird, sondern was gehört wird da draußen, in der Welt, dann sind die Entscheidungsträger über den Großteil des Sounds nicht die Gitarristen sondern die Produzenten oder sonstige Auftraggeber.

Also Leute deren Job weg von freier Kreativität sondern eher Richtung Marketing geht.

Das ist keine Kritik. Das ist halt ihr Job.

Und je mehr es Richtung Verkaufbarkeit geht, desto weniger risikofreudig fallen Entscheidungen aus.

Eine Maxime von Marketing lautet zum Beispiel, nicht etwa die meisten Leute zu begeistern sondern den wenigsten Leuten zu missfallen. Das ist nicht dasselbe, das ist eine ganz andere Strategie. Begeisterung ist weniger lukrativ als Akzeptanz mit groĂźer Reichweite.

Und da ist so etwas wie "klassisch" und "bewährt" (also im wahrsten Sinne: der kleinste und gemeinsame Nenner) die beste Wahl.
 
groby schrieb:
Doc Line6forum schrieb:
Die Kreativen werden andererseits mit den modernen Gerätschaften wie Kemper, Helix oder Axe aber womöglich sogar kreativer sein als mit konventionellen Setups.

Wenn ich jetzt mal nicht zu Grunde lege, was gemacht wird, sondern was gehört wird da draußen, in der Welt, dann sind die Entscheidungsträger über den Großteil des Sounds nicht die Gitarristen sondern die Produzenten oder sonstige Auftraggeber.

Also Leute deren Job weg von freier Kreativität sondern eher Richtung Marketing geht.

Das ist keine Kritik. Das ist halt ihr Job.

Und je mehr es Richtung Verkaufbarkeit geht, desto weniger risikofreudig fallen Entscheidungen aus.

Eine Maxime von Marketing lautet zum Beispiel, nicht etwa die meisten Leute zu begeistern sondern den wenigsten Leuten zu missfallen. Das ist nicht dasselbe, das ist eine ganz andere Strategie. Begeisterung ist weniger lukrativ als Akzeptanz mit groĂźer Reichweite.

Und da ist so etwas wie "klassisch" und "bewährt" (also im wahrsten Sinne: der kleinste und gemeinsame Nenner) die beste Wahl.

Ok.
Wenn Gitarristen nur 'geil abliefern' sollen, werden halt nur die 'amtlichen', sattsam bekannten Sounds nachgefragt und sind im Modelingzeitalter viel einfacher zu reproduzieren.
Ich bleibe also bei meinem Ursprungspost und sage: Modeling trägt eher zu weniger Vielfalt bei.
 
Moin.
Trotz der fast unendlichen Möglichkeiten, höre ich oft ähnliche Sounds. Man landet ja doch bei seinen Hörgewohnheiten. Ich habe das mit Blindtests schon durchprobiert. Der Modeller im Nebenraum und jemand anderes dreht mal durch die Amps. Ich selbst lande meist beim AC15 o.ä.
Aber viele Setups die früher unfassbar viel Kohle und Aufwand bedeutet haben, sind mal eben drin. DoppelMono ala Keith, WetDryWet und sonstige Stereovarianten. Begrenzt wird das am Ende nur durch Prozessorpower. Das vereinfachte Reamping im Studio mal abgesehen, aber auch da wird mMn nicht viel rumprobiert. Da kommt tatsächlich der Marketinggedanke oft durch. Da wird die DI Spur eben über ein Marshallmodel gejagt, da der Markenname Marshall einfach JEDEM bekannt ist.
GefĂĽhlt wollen viele Gitarristen auch nicht viel am Sound schrauben und programmieren. Was ĂĽbrigens die Keyboarderkrankheit ĂĽbertragen hat: Total unterschiedliche Presets im Bezug auf Sound und vor allem Pegel. Was als Livetonschubser ernsthaft nervt.
Wirklich cool finde ich inzwischen einfach die Komfortmöglichkeiten von Kemper und Co. Der Kemper hat sich in meinem Musikerbekanntenkreis neben Line6 HD oder Helix durchgesetzt. Und so kann man in verschiedenen Proberäumen/Studios einfach seinen USB Stick mit seinen eigenen Amps und Setups mitbringen.
Kreatives Arbeiten an neuen Sounds ist mMn einfacher geworden, aber der konservative Klampfer tut das oftmals nicht.
GruĂź
Ugorr
 
Ich habe nicht ganz verstanden, inwiefern sich Modeller von traditionellen Amps hinsichtlich der "Gleichschaltung" unterscheiden.

Wenn man mal die Threads der letzten Jahre überfliegt, die das Thema "Amp-Empfehlung" o.Ä. beinhalteten, beobachte ich (unter Anderem, nicht immer, aber immer öfter) drei Tendenzen:

1. Nachfragen nach Altbekanntem: "Welcher Marshall/Fender/Boogie/Vox passt zu meinen AnsprĂĽchen"?

2. Empfehlungen von Altbekanntem: Dieser oder jener Marshall/Fender/Boogie/Vox passt zu deinen AnsprĂĽchen

3. Empfehlungen von Alternativen, die unmittelbar mit Altbekanntem in Verbindung stehen oder bei denen Altbekanntes als Referenz git: Dieser oder jener Amp hat: ne geile Zerre wie n Marshall / den typischen Fender-Clean / den warmen Boogie-Charakter etc.


Es gibt ja im Prinzip durch die Modeller nicht mehr Möglichkeiten insgesamt, sondern nur mehr Möglichkeiten in den Händen eines Einzelnen. Und dieser Einzelne greift nach meinem Empfinden doch auch eher auf die Klassiker zurück, die halt jeder kennt, weshalb jeder auf sie zurück greift, weshalb jeder sie kennt, weshalb jeder auf sie zurückgreift, weshalb....


Interessant an den Modelling-Geschichten (und auch durchaus Varianten-erzeugend) finde ich die Sounds, die man so mit klassischen Amps nicht hinbekommt. Viele moderne Metal-Bands, die 7 oder 8-saitige Gitarren in extrem tiefen Bereichen spielen, greifen mittlerweile zu Modellern, weil man viel effektiver entsprechend wichtige Frequenzen in den Vordergrund stellen kann, während andere mit radikalen Cuts rausgefiltert werden. Lustig ist, dass dann am Ende auch sowas steht wie "der typische Djent-Sound" oder so. Da hätten wir dann wieder die Gleichmacherei. Ob das allerdings mit dem Modeller als solchem zusammenhängt? Ich glaube nicht...
 
Gitarrensound wird (v.a. von Gitarristen) völlig überschätzt.
Die Gleichschaltung ist doch letztlich in der ganzen populären Musikszene zu beobachten und das seit vielen, vielen Jahren.

Dazukommt, dass alles über YoutTube spielerische reproduzierbar gemacht wurde. Zum einen toll, endlich weiß man wie genau Eruption geht....zum anderen, schade, jetzt darf ich es nicht falsch spielen....da es ja so gehört.

Ă„hnlich ist es bei den Sounds. Der Kemper wird mit seinen exakten Nachbildungen die Soundreferenz werden. Es geht hier nur noch darum, noch bessere Nachbildungen zu haben. Die Originale klingen doch meist nicht so gut, wie die Nachbildungen...

Jetzt haben wir 2 Komponenten, die sich immer mehr angleichen:
- die "korrekte (ideale) Spielweise
- der "korrekte (ideale) Sound....

Produkthistorisch lässt sich erkennen, dass sich Vielfalt und Einfalt immer abgelöst haben bzw. eine friedliche Koexistenz führten (zum Teil von einem und denselben Hersteller).

Die E-Gitarre verliert aber ohnehin immer mehr an Bedeutung. Seit 20 Jahren ist das Gitarrensolo out auĂźer im Metall und im Free-Jazz ;-)! Gibson und Fender schreiben rote Zahlen.....wo fĂĽhrt das hin...;-)

Natürlich kann einem das vollkommen wurscht sein und man macht trotzdem weiter, wie`s gefällt...

So mach ich es ;-)!

LG
Oli
 
ollie schrieb:
Die E-Gitarre verliert aber ohnehin immer mehr an Bedeutung. Seit 20 Jahren ist das Gitarrensolo out auĂźer im Metall und im Free-Jazz ;-)

Ähnlich wurde auch in der zweiten Hälfte der 80er schon argumentiert, als man annahm, künftig würde alles nur noch via Programming laufen und Gitarristen, Bassisten und Drummer seinen aussterbende Arten. Was wirklich eingetreten ist, ist dass viele kleine Studios aufgrund der immer weiter wachsenden Möglichkeiten für hochwertiges Homerecording von der Bildfläche verschwunden sind. Drummer, Bassisten und Gitarristen sind nach wie vor wesentlicher Bestandteil der aktuellen Pop-Musik: Beispielsweise James Bay, The Killers, Coldplay, U2, Bruno Mars - alles immer mit dominanten Gitarrenparts! Natürlich nicht vergleichbar mit den Sachen von vor 25 Jahren, aber das ja auch damit zu tun, dass sich die Musik an sich geändert/weiterentwickelt hat. Und der Zuhörer. Klassische Gitarrensoli waren mMn noch nie (und schon gar nicht für sich alleine) für einen Hit verantwortlich. Klar, die Leadparts in "Rosanna" sind superklasse, das "Jump"Solo auch, aber der Song an sich hat den Verkauf gemacht - die Soli sind da "nur" schmückendes Beiwerk. Gerade Coldplay sind ein Paradebeispiel dafür, dass man jenseits der "Alte-Männer-Rocksounds" noch mehr mit der Gitarre im Jahr 2017 machen kann, und damit sogar auch noch Mega-Hits landet.

ollie schrieb:
Gibson und Fender schreiben rote Zahlen.....wo fĂĽhrt das hin...;-)
Auch das hat mMn eher nicht ausschließlich mit schwindemden Absatz von Gitarren an sich zu tun, sondern damit, dass heute die Konkurrenz viel größer ist, die angebotenen Modellpaletten zu unübersichtlich sind, neue Modelle gerne mal (das hat schon Tradition) floppen, und und und ...
Wenn zB Fender heute drei Linien der Klassiker hätte (Einsteiger/Schülermodelle im Preissegment 250-500 €, die "Mittelklasse" von 600 - 1.100 € und die "High End" Instrumente für 1.600 - 2.000 €), dann würden die mMn auch wieder mehr verkaufen. Und warum eine Baukastengitarre wie eine Strat 3.500 € kosten soll bleibt mir auf ewig verschlossen ... Dann hätten auch so Leute wie Nash, Haar, Realguitars, etc. nicht so viel Absatz, weil der Käufer sich bei gutem PLV dann eher für das Original entscheiden würde.

Bei Gibson ähnlich, da sind nur mMn Entscheidungen der letzten paar Jahre in der Chefetage noch etwas bescheuerter ... Die waren mal wieder auf einem guten Weg, aber auch hier: Die Preis- und Modellpolitik total gaga.
 
gitarrenruebe schrieb:
ollie schrieb:
ollie schrieb:
Gibson und Fender schreiben rote Zahlen.....wo fĂĽhrt das hin...;-)
Auch das hat mMn eher nicht ausschließlich mit schwindemden Absatz von Gitarren an sich zu tun, sondern damit, dass heute die Konkurrenz viel größer ist, die angebotenen Modellpaletten zu unübersichtlich sind, neue Modelle gerne mal (das hat schon Tradition) floppen, und und und.
Ein Großteil der Absatzprobleme sieht so aus: Gitarren verkaufen sich okay, aber Läden verkaufen nicht mehr so viele und die üblichen großen vier, fünf Anbieter auch nicht weil es mehr Anbieter insgesamt gibt. Der Markt weitet sich.

Business-Insider berichten auch, ein Gutteil der herbeigeredeten Verkaufs-Krise sei eine Übersättigung des Einzelhandels, nicht der Kundschaft.
Gibson und Fender (und eine Menge anderer) haben jahrelang und zunehmend aggressiv den Händler Gitarren aufgepresst die sie abnehmen mussten aber nicht derart schnell verkaufen konnten. Mit anderen Worten: Die Vorjahre hatten irreführend aufgeblähte Verkaufszahlen weil es Verkäufe an Händler waren.

Und ein weiterer Grund warum alle von der Krise reden ist dass die Washington Post mal was über Gitarren schreiben wollte (das war sachlich richtig aber etwas vereinfacht und überspannt dargestellt weil, naja, ist ja auch Feuilleton und ein Artikel für Laien) und plötzlich sind alle Medienplattformen wie kommentar-gackernde Hühner auf den Gitarren-Endzeit-Stimmungs-Zug gesprungen. Mit viel Hype und Bange-Machen und Dementis und Trotz-Parolen.
 
Stichwort "Absatzprobleme": Man darf auch den florierenden Gebrauchtwarenmarkt nicht vergessen.......

Die Position der Gitarre in der aktuellen Musik hat sich sehr wohl seit vielen Jahren verändert.
Der "klassische Guitar Hero" ist nur noch in unserem Alterssegment existent.....;-)!
NatĂĽrlich wird noch fleiĂźig "geklampft", egal ob mit oder ohne Gitarrensolo, aber die vordringliche
Dominanz des Instruments ist einer sehr gleichgestellten Banddienlichkeit gewichen...

ist auch nichts Schlimmes.....ich stelle nur fest.

Aber als Elternteil kann man auch kräftig gegensteuern:
Sohnemann mit 3 steht mit seiner Plastikgitarre vor dem Spiegel und bei jedem Gitarrensolo geht er ab "wie Schmitz` Katze"....:evil::evil:;-)

Zum eigentlichen Thema:
ich meine nicht, dass es eine Gleichschaltung durch die Technik (Sound) gibt, eher andersherum....auf die musikalische Gleichschaltung wird mit dem Technikangebot reagiert. Natürlich gibt es heute andere Möglichkeiten und die werden ausgereizt.....aber der Ansatz, so viel Sounds in einer Kiste zu haben, ist doch nur deshalb relevant, weil viele Kunden eben alles in einer Kiste haben wollen.....Jeder Anbieter, der sich nicht nach den Kundenwünschen orientiert, ist bald weg vom Fenster...

Die Preispolitik diverser Hochpreisinstrumente kann ich genauso wie Rolf nicht verstehen.....
Jeder der sagt, man bekäme keine solide Strat für 600 €, lügt!!!
 
groby schrieb:
Und je mehr es Richtung Verkaufbarkeit geht, desto weniger risikofreudig fallen Entscheidungen aus.

Genau das ist die Pest im 21. Jahrhundert!
"Produkte" müssen "am Markt" unmittelbar "erfolgreich" sein, und genau deshalb gibt es überall die gleichen Klamotten, die gleiche Radiomusik, das gleiche TV-Programm auif vielen Sendern, das gleiche Essen überall. Und auf jedem Stadtfest hörst du von drei Bühnen dieselben Songs, passend dazu Pommes Currywurst an zehn verschiedenen Buden. Mainstreaming eben.
 
ferdi schrieb:
groby schrieb:
Und je mehr es Richtung Verkaufbarkeit geht, desto weniger risikofreudig fallen Entscheidungen aus.

Genau das ist die Pest im 21. Jahrhundert!
"Produkte" müssen "am Markt" unmittelbar "erfolgreich" sein, und genau deshalb gibt es überall die gleichen Klamotten, die gleiche Radiomusik, das gleiche TV-Programm auif vielen Sendern, das gleiche Essen überall. Und auf jedem Stadtfest hörst du von drei Bühnen dieselben Songs, passend dazu Pommes Currywurst an zehn verschiedenen Buden. Mainstreaming eben.

Genau so: hier ist ab Freitag 11 Tage "Heimatfest2, quasi ein groĂźer Rummel. Auf der FestzeltbĂĽhne bzw. dem Biergarten spielen die gleichen drei Bands (an fĂĽnf Abenden) wie jedes Jahr !
Die Leute stört das nicht die Bohne. Mir geht das sowas von aufn Sack. Sind nur wir Musiker so?
 
Das ist eben so, wenn sich Fachleute unterhalten. Das wäre bei Malern, die über Malerei oder Gemäldeausstellungen diskutieren, auch so.
 
gitarrenruebe schrieb:
ollie schrieb:
Gibson und Fender schreiben rote Zahlen.....wo fĂĽhrt das hin...;-)
Auch das hat mMn eher nicht ausschließlich mit schwindemden Absatz von Gitarren an sich zu tun, sondern damit, dass heute die Konkurrenz viel größer ist, die angebotenen Modellpaletten zu unübersichtlich sind, neue Modelle gerne mal (das hat schon Tradition) floppen, und und und ...
Fender hat neben Fender die Marken Guild Guitar, Sunn Amplifier, SWR, Jackson, Tacoma und Charvel im Bestand.
Hamer, Genz Benz und Ovation gehörten zu Fender, sind aber inzwischen tot oder verkauft.
Fender hat oder hatte neben Zupfinstrumenten auch Blasinstrumente, Streichinstrumente, Klaviere und Drums verkauft.

Gibson hat in den letzten Jahren die Marken Philips, Onkyo, Teac, Cerwin Vega, Stanton Magnetics, KRK Systems, Baldwin Piano und Cakewalk gekauft.

Das sind alles keine Geldbringer, die die beiden Firmen da zusammengeklaubt haben.
Und das ehemalige Kerngeschäft ist plötzlich nur noch ein Problem unter vielen: Der Fokus fehlt.

GruĂź,
 
Mit den Modellern ist es ähnlich wie mit den DAWs bzw. den Heimstudios und wie halt generell mit der Digitalisierung.

Es ist einfacher und vor allem billiger geworden.
Ich kann heute selber ein ansprechendes Video zusammenschneiden und beschriften dun vertonen. Ich kann im Heimstudio ansprechende Aufnahmen machen und bearbeiten.

Als wir damals im 96er Jahr ein Musikvideo machen mussten hat das fĂĽr einen Song richtig viel Geld gekostet. Heute nix.

Ă„hnlich ist das mit den Modellern. Man hat zugriff auf mehr Optionen ohne sich eine Palette an Amps udn Cabs zulegen zu mĂĽssen.

Meiner Ansicht nach ändert das aber nix an der kreativen Seite, an der handwerklichen Seite und an der Seite, dass man sich beschäftigen muss.
Ich höre genau so viele schlechte wie gute Sounds (meines Geschmackes) wie früher als mehr Amps gespielt wurden. Es benötigt immer noch geschick aus einem Modeller feine Sounds zu bekommen. Und es benötigt immer noch ein gewisses Können mit diesen Sounds auch spielen zu können.

Ergo: Die Leistbarkeit hat sich geändert. Sonst nicht viel.

LG
Auge
 
Sollte ja eigentlich keine Diskussion zum Thema "Ist Modelling gut?" werden.

Ich habe nur das GefĂĽhl, es geht manchmal etwas die die klangliche Konsistenz verloren.

Nicht Spielweise.

Klang.

Ich würde gerne mehr hören, dass z.B. Gitarristen einen durchgehenden Sound haben. So wie ein Sänger eine wiedererkennbare tonale Farbe hat.
Da möchte man ja auch den Sänger immer erkennen können.

Gitarristen aber - so mein Eindruck - greifen jetzt mehr auf eine weite Palette typischer Sounds zurĂĽck die vielleicht geil sind und passen aber mir irgendwie auch vorkommen wie ein KostĂĽmfest und die in der Auswahl auch sehr vorhersehbar sind. Britpop = Vox, Blues = Tweed, etc...

Das ist natürlich praktisch für alles was im weitesten Sinne "Auftragsarbeit" ist oder Spaß zuhause, aber ich finde dieses häufige Bäumchen-Wechsel-Dich so als Sound-Konzept für Bands eher irritierend.

(FĂĽr Cover-Bands: Ja, bitte, wenn es muss. FĂĽr Eigene-Musik-Bands: meist irritierend.)

So als ob ein Sänger sagt, hier beim etwas getragenen, pathetischeren Song stelle ich mein Gesangs-Effektgerät auf die Klangformanten von Pavarotti ein damit meine Stimme schön authentisch knödelt. Klingt gut und die Leute fahren drauf ab.

Naja.
 
groby schrieb:
Sollte ja eigentlich keine Diskussion zum Thema "Ist Modelling gut?" werden.

Ich habe nur das GefĂĽhl, es geht manchmal etwas die die klangliche Konsistenz verloren.

Nicht Spielweise.

Klang.

Ich würde gerne mehr hören, dass z.B. Gitarristen einen durchgehenden Sound haben. So wie ein Sänger eine wiedererkennbare tonale Farbe hat.
Da möchte man ja auch den Sänger immer erkennen können.

Gitarristen aber - so mein Eindruck - greifen jetzt mehr auf eine weite Palette typischer Sounds zurĂĽck die vielleicht geil sind und passen aber mir irgendwie auch vorkommen wie ein KostĂĽmfest und die in der Auswahl auch sehr vorhersehbar sind. Britpop = Vox, Blues = Tweed, etc...

Das ist natürlich praktisch für alles was im weitesten Sinne "Auftragsarbeit" ist oder Spaß zuhause, aber ich finde dieses häufige Bäumchen-Wechsel-Dich so als Sound-Konzept für Bands eher irritierend.

(FĂĽr Cover-Bands: Ja, bitte, wenn es muss. FĂĽr Eigene-Musik-Bands: meist irritierend.)

So als ob ein Sänger sagt, hier beim etwas getragenen, pathetischeren Song stelle ich mein Gesangs-Effektgerät auf die Klangformanten von Pavarotti ein damit meine Stimme schön authentisch knödelt. Klingt gut und die Leute fahren drauf ab.

Naja.

Das wollte ich eigentlich ausdrĂĽcken.
Es hat sich nix geändert.
Ich klinge immer recht ähnlich. Ob das jetzt langweilig oder ein Signature Sound ist mögen andere beurteilen.
JCM 800, Silver Junilee, Engl Vintage 210, Engl Powerball, Vintage Amp, AFX. POD HD oder auch im NI Guitar Rig im Studio. Ich schraube bis der Sound im Kopf mit dem im Ohr ĂĽbereinstimmt. Das Feeling passt dann fast immer auch.
Fertig.
Soundfindung geht wie immer. Hab ichs nicht im Kopf kommts auch nicht raus. Ich hab zum Beispiel nie einen wirklich guten angeknusperten Sound. Warum? Weil ich ihn nicht hören kann im Kopf. Egal womit ich mich herumschlage.
 
Ich gebe dem Auge völlig recht.

Ergänzung: Ich finde eher erzeugt eine andere Klampfe andere Soundideen und man fühlt sich inspiriert, sich auch
musikalisch neu zu öffnen. So war es bei meiner ersten Hallowbody bzw. Tele.....auf einmal wollte ich mehr Jazz und Country Licks lernen....

Der Sound an sich wird mit dem gefĂĽhlten Sound immer abgestimmt.

Irgendwie habe ich zwar schon seit langem Bock auf den Kemper (primär zwecks Recording) und die Sounds die ich bis dato gehört habe klingen alle sehr überzeugend (z.B. die Profiles von dem Top Jimmy sind Klasse).
Gestern habe ich dann wieder ein StĂĽck aufgenommen und mein Guitar Rig 5 angeworfen und gedacht, was soll`s, klingt auch....reicht doch....

Warum also immer Neues?

Die Eigenständigkeit bei den bekannten Guitar Heroes, oder sagen wir die Unverkennbarkeit korrespondiert immer mit einem ganz speziellen Sound....z.B. Mark Knopfler, Van Halen, Jeff Beck......DAS geht durch die neuen Möglichkeiten sicher etwas verloren.....
 
Mal anders herum argumentiert.

Welche Gitarristen mit eigenem kreativem Sound kennt ihr, die spielen, seit es Modelingamps gibt?
 

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