Wozu Verstärker mit viel Headroom?

blackhawk88

blackhawk88

Mitglied
24 Mai 2008
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einfache frage von mir:

wozu gibt es amps mit 100 oder sogar 200 watt??? ich verstehs nich so ganz.

ich meine für jeden club reichen locker 50 w und wenn es nach draussen geht, was weiss ich open air oder stadion oder sowas, dann wirds doch eh über mikros abgenommen. also wozu gibt es solche verstärker?

gruss,

andreas
 
Och, als ich mal bei ner technisch - ääääh - mässig betreuten Stadtfestbühne aufbaute, war ich schon zufrieden mit Hilfe von 120 munteren Wattern den ganzen Platz VERZERRUNGSFREI beschallen zu können. Da freuen sich die Schlagzeuger auf einmal, wenn man ihnen einen Kanal am Mixer freimacht, weil sie sonst alt aussehen.

Gruss

Rid (Cleansound bis der Ohrenarzt kommt)


Achja, fĂĽr die die in Physik nicht aufgepasst haben, 100 W sind auch nur doppet so laut wie 10 W ...
 
Hallo!

Das hat zwei Gründe. Erstens wurde früher der gesamte Saal über die Verstärker beschallt. Das ist zwar lange vorbei - Gitarristen merken sowas aber später als kluge Menschen.

Zweitens gibt es Gitarristen, die clean spielen. Clean geht nur, wenn man deutlich (!) unter der Leistungsgrenze seines Amps bleibt. Clean zu spielen bei einem lauten Drummer verlangt nach viel Watt. Manche Amps klingen weniger aufgedreht clean auch einfach besser als weit aufgerissen.

Davon mal abgesehen bin ich der Meinung, dass die Industrie häufig am Bedarf vorbei produziert. Such dir den Verstärker, der dir deinen Sound bei deiner Lautstärke bringt. Ob der Volumenregler nun am Ende des Tages auf 3 oder 10 steht, ist völlig egal.

GruĂź

erniecaster
 
Moin,
ich finde, die anderen wohl auch, das gerade leistungsstarke Amps, wenn leise gespielt, untenrum mehr Definition haben. Sie komprimieren kaum oder gar nicht, der Sound imho ist voluminöser und dicker und man hat noch reichlich Reserven nach oben...
Vielleicht hilfts ja ...
 
hm, wird doch aber immer gesagt wenn ich nen guten endstufenzerr sound haben will, dann muss ich den amp gut weit aufdrehen. das heisst wenn ich nen 100w amp zum "gutklingen" bringen will dann muss ich ein paar ohren zum bluten bringen?
 
Hi Blackheart,

öhm, genau: Ja :-D

Das Zitat in meiner Signatur stammt von einer GW Session, zu der ich einen Orange 15W Röhrenamp dabei hatte. Das Teil klingt richtig ausgefahren sehr, sehr laut, schon mit einer 12"er. Da ich guten Cleansound wieder zu schätzen gelernt habe, steht inzwischen ne gleichfarbige und -große 30W Kiste im Bandraum; damit erzeug ich in Punkrocklautstärke aber auch keine supercleanen Sounds.
Mit meinem 50W Engl geht das dann wiederum, dann aber lieber mit 2 12"er.

Mehr - bayrisch formuliert - braucht's net, moan i.


GruĂź, Marco
 
blackhawk88":117xbbsz schrieb:
hm, wird doch aber immer gesagt wenn ich nen guten endstufenzerr sound haben will, dann muss ich den amp gut weit aufdrehen. das heisst wenn ich nen 100w amp zum "gutklingen" bringen will dann muss ich ein paar ohren zum bluten bringen?

wer sich einen 100w-Amp kauft und dann Endstufenzerre bei legaler Lautsärke haben will, hat einfach einen Fehlkauf getätigt. Es gibt aber nicht nur Gitarristen, die Endstufenzerre toll finden; gerade im Metal ist die z.B. kontraproduktiv. Moderne amps von Diezel, Engl. etc. werden dafür auch nicht gebaut.
 
blackhawk88":13n7uz20 schrieb:
einfache frage von mir:

wozu gibt es amps mit 100 oder sogar 200 watt??? ich verstehs nich so ganz.

Moin.
Ich schon.
Verstärker mit viel Headromm in Form von viel Watt gibt es, weil es Gitarristen gibt, die eben viel Headromm wollen oder brauchen.

Drehst du einen 30-Watt-Röhrenamp weit auf, mag der noc hclean klingen; bei stärkeren Impulsen beginnt aber die Endstufe i.d.R. zu zerren. das hört man oft nicht sooo deutlich, aber manche hören es dann doch, irgendwie.
Bei einer 100- oder 200-Watt-Endstufe bleibt es bei gleicher Lautstärke dann absolut clean, ganz egal, wie feste man in die Saiten langt. (Nicht nur) bei härterem Metal scheuen manche Gitarristen Endstufensättigung wie der Teufel das Weihwasser. nighthawkz hat das treffend beschrieben.

Und falls die Endstufe eine Transistorendtufe ist, gilt wohl das Hifi-Prinzip: Clipping klingt oft ätzend, ergo dimensioniert man so groß, dass man nie in Gefahr läuft, je so weit aufdrehen zu müssen, dass es clippt. Selbst bei stärksten Signalspitzen und sehr hoher Lautstärke nicht.

Ist, egal ob Transe oder Röhre, wie beim Reserverad im Auto: eigentlich braucht mans im Normalbetrieb nicht, aber wenn man es doch mal braucht und dann keines hat, ist es unschön. Also schleppen halt manche Gitarristen gerne ihr "Reserverad" in Form einer recht starken Endstufe mit.

Lange Rede kurzer Sinn: Amps mit 100 und mehr Watt gibt es, um fĂĽr jeden Praxisfall genug clippingfreie Reserven zu haben.

Ferner gibt es, wie immer wenn Gitarrristen beteiligt sind, auch nichtrationale Gründe á la "Hendrix hatte das auch" oder auch "200 Watt, ey boah ey, wie krass ist das denn, echt fett, will auch haben".

blackhawk88":13n7uz20 schrieb:
hm, wird doch aber immer gesagt wenn ich nen guten endstufenzerr sound haben will, dann muss ich den amp gut weit aufdrehen. das heisst wenn ich nen 100w amp zum "gutklingen" bringen will dann muss ich ein paar ohren zum bluten bringen?

Wie bereits erwähnt will niemand (außer vielleicht Hörgeräteherstellern) einen 100-Watter oder stärker, um damit Endstufenzerre zu erzeugen.
Wer Endstufenzerre will, nimmt einen Röhrenamp mit maximal 30 Watt, eher mit 15-18 Watt.

Schon bei einem Vintage-NonMaster-Marshall mit ca. 35-40 Watt RMS ist es ohne Ohrenbluten eher schwer, richtig fette Zerre zu erzeugen.
Solche alten Amps sind so konstruiert, dass sie eben nenneswerte Zerre nur via "Endstufenkitzeln" erreichen. Wohingegen modernere (Highgain-)Amps ihre Zerre rein in der Vorstufe erzeugen, und oftmals so viel und so gutklingende Zerre, dass eine clippende Endstufe wirklich kontraproduktiv wäre.

Tschö
Stef
 
nighthawkz":2p4hcgj5 schrieb:
Es gibt aber nicht nur Gitarristen, die Endstufenzerre toll finden; gerade im Metal ist die z.B. kontraproduktiv. Moderne amps von Diezel, Engl. etc. werden dafĂĽr auch nicht gebaut.

Sehr richtig! Schonmal High-Gain aus der Vorstufe mit Endstufenzerre kombiniert? Klingt einfach nicht schön, nur Mumpf, sehr schwammig und absolut undefiniert.
 
Die Gründe für viel Endstufenpower sind hinlänglich erläutert worden. Für eine gefühlte Verdoppelung der Lautstärke braucht man eine Verzehnfachung der Leistung, also 200 statt 20W.

DISCLAIMER: für Grashustenhörer
Wichtig sind aber auch übersteuerungsfeste Vorstufenröhren. Eine Mullard 12AX7 - auch die RI - rotzt schon los, wo eine GE12AX7A, besser noch GE5751, völlig clean bleibt. Da kann die Endstufe dann so stark sein, wie sie will. Ähnliches gilt aber auch für Endstufenröhren... sie klingen auch innerhalb eines Typs nur ähnlich, NICHT gleich und sind auch nicht gleich clean.

[size=x-small]Ich selbst bin mit meinem ererbten Twin den Weg der immer geringeren Endstufenleistung gegangen: erst 135W UL, dann 85W Blackface, dann einzeln schaltbare Pärchen (je 40W), dann Class A mit Kathodenbias, aber ohne neg. Feedback: ca. 50W mit vier, gut 25 mit einem Pärchen, für Extremfälle mit Spannungsteiler nochmals auf halbe Power schaltbar. [/size]
 
Spiel mal ein paar knallige Funk-Licks in der Band mit einem 100 Watt Röhentopp mit gutem Cleansound und Du hast die Antwort.

In meinen Soul- und Blues-Bands reichen im Proberaum 20 Watt, live 30 bis 50 Watt Gräte für eine schön eingefärbten Cleansound und mit zweitem Kanal für Chrunch- und Lead Sounds.

Also nichts Neues zu den vorherigen Beiträgen.

Aber:
- Die Gitarre spielt noch eine entscheidende Rolle. Mit ´nem Humbucker aus einem kleinen Amp einen Cleansound herausholen zu wollen ist schon eher zum Scheitern verurteilt (Es sei den zu regelst die Klampfe so weit zurück, dass sie kurz vorm "Verhungern" ist).
- die verwendete Box spricht ein Wörtchen mit. Eine straff gespielte 4x12er Rectifier von Mesa (natürlich auch andere) kann mit den nötigen Ampreserven auch mei mäßigen Lautstärken wunderbar straff und satt klingen, während die kleine 1x12er nur nervig knallt.
- die Anschlagtechnik hat enorme Auswirkung: Ein harter Anschlag bei fetten Akkorden und mit stärkeren Saiten braucht einfach Overhead. Da "swingt" plötzlich die Kapelle und das werte Publikum hält´s kaum noch auf den Sesseln! Einmal erlebt, schleppst Du fü diese Musikrichtung dann vielleicht plötzlich gerne deinen schweren Ampboliden.

Noch ein letzter Tipp: Gerne wird schnell wieder auf kleinere Leistung und zusätzlich auf Effekte zurückgegriffen, weil spielerische Schwächen dann besser verwischt werden.

GruĂź, frhay8
 
Nach einigen interessanten Beiträgen, die alle technisch-fachliche Erklärungen präsentieren, hätte ich da noch einen Vorschlag!

Ich bediene mich folgendem Vergleich, da dies sehr plakativ ist, also: Es gibt Menschen, die kaufen sich ein Auto mit 250, 300 oder 400 PS, fahren dieses Auto aber nie aus, .. halten sich brav an sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen und gehören auch auf der Autobahn nicht zu jenen, die man nur auf der ganz linken Spur sieht, .. solche Leute wissen aber, obwohl sie nicht so schnell fahren, könnten sie es, weil ihr technisches Gerät diese massive Leistung bei Bedarf bereitstellen könnte.

So ähnlich ist es vielleicht bei Gitarrenamps. Viele brauchen wirklich keinen Amp mit so viel Power, reißen diesen auch nie voll auf, aber wissen, dass sie es könnten, wenn sie wollten.

Dies ist vielleicht weniger eine technische, sondern eher eine soziale oder psychologische Frage. Es geht also eventuell weniger um rational erklärbare Gründe, sondern eher um etwas, das sich nur im Kopf des Einzelnen abspielt, mit tatsächlichen realen Anforderungen und Gegebenheiten aber häufig nicht kongruent ist.
 
guenther1984":3knl8dvg schrieb:
Ich bediene mich folgendem Vergleich, da dies sehr plakativ ist, also: Es gibt Menschen, die kaufen sich ein Auto mit 250 PS, fahren dieses Auto aber nie aus...
Dies ist vielleicht weniger eine technische, sondern eher eine soziale oder psychologische Frage.
Früher hat man dazu "Charakter" gesagt. Zu wissen, man könnte etwas, wenn man es wollte, und es dann nicht zu tun hat nach meiner Ansicht auch etwas mit Reife oder Einsicht zu tun.

Die nächste Stufe wäre, auf das Materiel zu verzichten, was es einem ermöglichte, weil man es nicht mehr benötigt. Das wäre dann weise. (So weit bin ich persönlich noch nicht. :cry: Ich fürchte, wenn ich endlich so weit wäre, wäre ich zwar weise, aber tot.)
 
Man kann verschiedener Ansicht sein, aber Fakt bleibt, dass sich der Klang eines Amps verändert, je weiter man ihn aufdreht, a) durch die Sättigung des Treibers und der Endstufenröhren, b) durch die Sättigung der Trafos, insbesondere der Ausgangsübertrager, c) durch die Sättigung der Gleichrichtung.

Ein fast zugedrehter 100W-Amp muss wegen seiner Reserven nicht besser klingen als ein 50Watter bei gleicher Lauststärke, oft eher im Gegenteil.

Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass es keineswegs nur auf die Anzahl und At der Endstufenröhren ankommt. So sind zB viele Amps mit 2x6L6 unterwegs.
Wer schon mal einen SuperReverb im Vergleich mit einem ProReverb gehört hat (oder sogar noch einen TwinReverb mit einezlenem Endstufenröhrenpärchen), der wird sich wundern , wie drastisch unterschiedlich laut die Cleansounds sind. Die Trafos haben einen immens großen Einfluss, Daumenregel "je größer desto cleaner".

Was man davon lieber mag, ist Geschmackssache. Ich zB mag große Trafos, die NICHT in die Sättigung gehen. Mein Amp leistet zwar nur 25-30W, aber die Bässe sacken nicht weg wie bei anderen kleinen Amps, sondern KNALLEN, da die Trafos die eines BF Twins ist.
 
gitarrenruebe":88276kxh schrieb:
Hi,

Hauptsache, das Material erfĂĽllt die Anforderungen, die gestellt werden !
Die Watt-Zahl ist dann scheiĂźegal.

So sehe ich das auch. Man kann das nicht verallgemeinern, es kommt immer auf das eigene Empfinden und auch auf die Gesamtlautstärke der Band an - Headroom bedeutet für mich in etwa: ICH fühl MICH wohl mit einem Amp. Ich hatte auch schon 50 Watter die gegenüber einem 15 Watter sehr alt aussahen. Ob Röhre, Transe, Hybrid, Modeller ist dabei auch schitegal.
 
blackhawk88":tfbcsyj2 schrieb:
wozu gibt es amps mit 100 oder sogar 200 watt???

Naja, zum Beispiel auch fĂĽr Bassisten.
Klar, das sind dann weniger die Triple Rectifier und mehr die Marshall Majors,
aber dann sieht das schon nicht mehr ganz so blöd aus, mit den 200W.

Viele GrĂĽĂźe,
woody
 
Woody":3barzz08 schrieb:
blackhawk88":3barzz08 schrieb:
wozu gibt es amps mit 100 oder sogar 200 watt???

Naja, zum Beispiel auch fĂĽr Bassisten.

Die haben dann auch schon einmal 500+ Watt am Start. AFAIK liegt das daran, dass in einem Lautsprecher die meiste Leistung für tiefe Frequenzen verbraucht wird. Und bei tief gestimmten Gitarren braucht man dann halt etwas mehr Leistung, damit die tiefen Töne nicht untergehen.

MfG

JerryCan
 

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