Audiophilisten und Rampensäue - ein Gegensatz?

A

Anonymous

Guest
Guten Morgen zusammen!

Angeregt durch den Kabeltest auf der Wildenburg und den die Diskussion über verschiedene Arten von Lötzinn möchte ich hier mal fragen, ob es noch anderen Kollegen ähnlich geht wie mir.

Als Livemusiker kommt es mir bei einem Kabel auf zwei Dinge an: 1. natürlich Durchgang und 2. Flexibilität. Das Sommer Classic würde bei mir in Punkt 2 absolut durchfallen. Maximal ein Einsatzfall wäre denkbar: vom Wah in den Amp. Da ich hier aber in aller Regel das Dunlop Rack Wah einsetze, kann ich es überhaupt nicht gebrauchen.

Natürlich habe ich beim Kabeltest auch Unterschiede gehört. Die waren für meine Ohren in etwa mit denen vergleichbar, wenn ich bei meiner Wirelessanlage den Sqelchpoti aufdrehe.

Darüberhinaus ziehe ich einfach mal in Zweifel, ob unter den Bedingungen eines Festivals, bei dem man weder als erster noch als letzter Act auftritt und demzufolge kein Sound-, sondern meist nur ein Funktionscheck stattfindet, der Mann am Pult ohnehin seinen und nicht meinen Sound fährt, eine solche Frage von Belang ist. Hier ziehe ich ohnehin die Abnahme über meine Speakersimulation einer Mikrophonierung vor.

Punkt Aufnahme: ich nehme vermutlich sehr viel weniger auf als die Recordingspezialisten unter uns. Ich selbst habe weder die Ausstattung noch sonderliches Interesse. Dafür mache ich mal Auftragsarbeit für andere, und natürlich Demos und auch mal eine Produktion mit der eigenen Band. In den letzten Jahren ist es mir nur ein einziges Mal passiert, dass ein Toning. überhaupt meinen Amp wollte (und sich entsprechend Mühe bei der Mikrophonierung gab) und nicht gemault hat, weil die alberne Bohne oder ein vergleichbares Teil schneller Ergebnisse bringt und eine Nachbearbeitung oder Reamping einfacher bzw. überhaupt möglich ist.

Nicht falsch verstehen: ich erkenne durchaus an, dass es Klangunterschiede gibt. Ich frage nur, ob es bei deren Einschätzung verschiedene Ansichten zwischen den Audiophilisten und den Gebrauchsmusikern gibt. Das mag sich durchaus auch auf andere Aspekte des Equipments beziehen.
 
Rampensau.

Klotz TM Stevens oder Cordial Weiß-net-welches von Empfänger der Sennheiser-Anlage ins FX-Board und zurück zum Amp.

Das Kabel muss sich gut legen lassen, wenig Trittschall übertragen und langlebig/robust sein. Wenn mir dann das Signal hinten raus noch gefällt, prima. Ich habe immer die Klotz/Cordials immer beide dabei, ein Soundunterschied unter Livebedingungen ist mir noch nie aufgefallen. Aber ich habe ja auch immer noch die Sennheiser Evolution Sendeanlage dazwischen, was den Puristen eh schon die Nackenhaare hochstellt.
 
Oh schaut schaut, die beiden nachtwandelnden Herrschaften, derer Gehör mir gestern abend nacheinander zu besäuseln gegehrte aber verwehret blieb, sind wieder unter den Lebenden anwesend!
 
Aber zum Thema:
Gutes audiophiles Material ja - aber nur dem eigenen Ego zuliebe.
Und wie schon erwähnt - es muß bühnentauglich sein. Mein Spektraflex habe ich auch wieder beiseite gelegt bzw. nutzte es nur noch für den festen Teil meiner Verkabelung, da es mir zu steif ist und als Stolperfalle gilt.

Im Bandgefüge hört man meines Erachtens Nuancen einzelner Komponenten nicht heraus wohl aber, ob insgesamt nur hochwertigstes Zeugs verwendet wird.

Bei dem Programm unserer Dreimann-Krachband spielt das aber eher eine untergeordnete Rolle, da kommt es eher auf die Authentität des Gitarrensounds und -spiels an.
 
Kabel ist das, wo man nicht drĂĽber stolpern will.
Insofern wäre mir eigentlich ein Kabel ungefähr mit dem Fließverhalten von Waser am liebsten. Alles andere ist mir nachrangig bis schei3egal.
 
Ich stehe auf Klang, leider hört die Nuancen im Livebetrieb niemand. Selbst zum Aufnehmen sind die technischen Möglichkeiten der nachträglichen Bearbeitung derart vielseitig und dabei wirklich wertig, dass eigendlich nur noch das eigene Ego beim Spielen in den eigenen vier Wänden zu befriedigen ist. Aber weshalb nicht? Spricht nichts gegen, oder?
 
Es ist doch ganz egal, man muss sich weder für Audiophilie rechtfertigen noch für rampensäuische HiTech Ignoranz entschuldigen.
Man muss sich einfach wohl fühlen mit dem Zeugs, was man um sich rum so liegen hat. Es muss verlässlich eine stressfreie Konstante darstellen, dann kann man sich auf die Musik konzentrieren und seinen Teil abliefern.
Nichts schlimmer, als ständig am herumwurschteln und rumsuchen, warum es heute irgendwie nicht so ist und klingt und liegt und funktioniert, wie sonst immer.
Und für den einen gehört halt ein Vintage Marshall mit Vovox und Boutige FX dazu, beim anderen muss es das Rack mit großer Leiste sein. Der Nächste spielt auf allem, hauptsache er kriegt genügend Bier, der andere braucht In-Ear Monitoring und Popo-Wischer.
So what !
 
Als Techie neige ich zur Audiophilie - allerdings weiss ich auch, dass ich an meiner PA noch ganz andere Dinge zu verbessern habe, bevor man den Unterschied zwischen zwei Kabeln hören kann.

Als Gitarrist neige ich eher zur Rampensau - alles, was funktioniert und mir live keinen Stress macht. Es hat in meinem bisherigen Leben ca. drei wirklich entscheidende Fortschritte in Sachen Sound gegeben:
- als ich meinen ersten (Ăśbungs)Amp verkaufte und auf einen Amp umgestiegen bin, der den Namen auch verdient
- als ich die Schrottkabel zwischen meinen damaligen Fusspedalen gegen Standardqualität austauschte
- als ich das Alesis Quadraverb aus dem seriellen (!!!) Effektweg meines Amps verbannte, und plötzlich ging obertontmässig die Sonne auf!

Inzwischen spiele ich Gitarre - Kabel - Amp. Ob ich jetzt irgendwann in esoterisch bepreiste Kabel investiere (ich war bei einem anderen Vergleich dabei, in dem ein Vovox-Kabel sehr fĂĽr Erstaunen gesorgt hat), weiss ich noch nicht. Jedenfalls billiger als in einen neuen Amp oder eine neue Gitarre zu investieren.

Viele GrĂĽĂźe
Jo
 
mix4munich":2wz6v6s7 schrieb:
Inzwischen spiele ich Gitarre - Kabel - Amp.

Gerade da lohnt es sich!!!!

Habe ich zumindest, als anfänglicher Skeptiker und nach dem Test auf der Burg sowie dem darauf folgenden Test aller meine Kabel zuhause festgestellt.

Aber ĂĽberbewerten sollte man es auch nicht. :cool:
 
Wahrscheinlich hast Du recht. Ich vergass allerdings zu erwähnen, dass ohnehin alle meine Kabel (und viele brauche ich ja nicht mehr) auf einem gewissen Qualitätslevel liegen. Als ich früher noch selbst gelötet habe, war es Klotz-Kabel mit Neutrik-Steckern, und fertig. Inzwischen kaufe ich in der Mittelklasse ein und fasse die 5,- EUR-für-10-Meter-Teile nicht mehr an.

Ich höre durchaus auch geringe Unterschiede zwischen meinen eigenen Kabeln, was dazu geführt hat, dass ich einige nur noch als Notersatz mit mir führe. Aber live? Da nehme ich, was ich mag und was mir ein gutes Gefühl gibt.

Viele GrĂĽĂźe
Jo
 
Pfaelzer":2y4jquk2 schrieb:
, Obertöne zerstören und ähnliches, was z.B. Pulte der Firma B. einem Signal antun können...

Nur meine 0,02 Euro
Pfälzer

Naja, die B. Teile sind zwar nicht gerade die Besten, aber fĂĽr den Proberaum genĂĽgt er leicht aus...
Also live spiele ich auch nur Kabel für unter 10 Euro und mindestens 6 Meter... Wenn ich mal über ein Kabel fliege oder es abdrehe oder sonst was, wäre mir ein Kabel für 30 Euro oder mehr zu teuer...
Habe auch schon mal 3 Meter Kabel fĂĽr 25 cent benutzt... Wenn du GlĂĽck hast rauschen sie nicht!
 
Naja.
Ich finde, daĂź das Eine das Andere nicht ausschlieĂźt.

Wenn ich auf den BĂĽhne stehe, dann bin ich Pragmatiker.
Ich brauch einen durchsetzungsfähigen Sound, den ich im Bandgefüge hören kann. Bin ich zu laut, krieg ich auf die Nuß, also wirds wohl ein schmalbandiger Sound.
Für sich klingt das abartig, im Bandkontext ist das hörbar, aber eingepasst.
Allerdings versuche ich schon, den bestmöglichen Kompromiß zu wählen.
Mein Sound im Jazzquartett wird also anders ausfallen, als der in der zehnköfigen Soulband.

Andererseits hatten wir ja wirklich ein Kabel im Test, welches klang, als hätte man die Höhen zu 1/4 abgedreht.
Sowas kann und will ich nicht brauchen.
Und wenn ich ein biĂźchen mehr Brillianzen (weniger geht ja schlieĂźlich immer) aus einem flexiblen und robusten Kabel bekomme, wenn ich es ohne groĂźen Aufwand anders verarbeite, dann ist mir das recht und billig.

Viele GrĂĽĂźe,
Woody
 
Nachdem ich
- zig Kabel von *kostetnur5Euro* bis *dasspieltauchxyzvonqwerty* getestet habe,
- mir live mindestens 3mal den Bühnenboden aus der Nähe betrachtet habe weil Kabel im Weg lag
- mir xmal die Klinke aus der Buchse gerutscht ist
- und ich mit taktfesten Tritten aufs Kabel eine Basedrum imitieren konnte (KEIN SCHERZ)

hab ich den Guitarbug von AKG (nochmals Danke an den DOC)
bin zufrieden, Sound stimmt und ich kann bei gewissen Soli den Damen im Publikum meine körpernahe Aufwartung machen ;-)

IMG_5429.jpg
 
Hallo,

Kabel sind für mich nichts weiter als Überträger von elektrischen Impulsen von einem Ort zum anderen.
Sie sollten mechanisch stabil sein, d.h. vernĂĽnftige Stecker mit guter Zugentlastung, die auch nach 500x rein/raus noch unversehrt ihren Dienst tun, und das Kabel sollte trittschallfest sein (musste eben grinsen von wegen "Bassdrum imitieren per Gitarrenkabel")

Anonsten denke ich daß der Einfluss des Kabels auf den Sound minimal ist, ein Dreh an einem Klangregelungspoti hat da wahrscheinlich 100x mehr hörbarem Effekt.

Mechanische Robustheit und nicht zu lange (5m) sind meine Hauptkriterien beim Kabelkauf.

Btw: Hab überhaupt keine Erfahrung mit Wirleless, gibts da (deutlich) hörbare Unterschiede zwischen Kabel/Sender?

Gruss

Juergen 2
 
juergen2":2ph9fof3 schrieb:
Btw: Hab überhaupt keine Erfahrung mit Wirleless, gibts da (deutlich) hörbare Unterschiede zwischen Kabel/Sender?

Gruss

Juergen 2

Ja, die gibt es durchaus, vor allem Soundeinbußen in den Höhen können auftreten. Wenn du die Möglichkeit hast, ein AKG-Wireless System mit dem genannten Guitarbug zu bekommen, probiers aus. Die sind sehr gut und verursachen wenig Verluste UND sind obendrein noch recht günstig.
Ich benutze auch eines und bin recht zufrieden damit.
 
juergen2":1nc1r0w5 schrieb:
Hallo,

Btw: Hab überhaupt keine Erfahrung mit Wirleless, gibts da (deutlich) hörbare Unterschiede zwischen Kabel/Sender?

Gruss

Juergen 2


Hi Jurgen,

klar gibt es einen Unterschied zwischen Kabel und Funk.
Kabel hat nicht die Verzögerungen die Funk haben kann,
allerdings sind bei guten Funkanlagen die zeitlichen Differenzen sehr gering, ebenso ist die Tonqualität auch sehr unterschiedlich, ob Kabel oder Funk,
du kannst mit einer Funkanlage besser/schlechter klingen wie mit einem Kabel.
Ich finde die Preisgrenze zwischen funktionierenden und guten Funksystemen liegt etwa bei 200 Euro.
Eine Anlage für 100 Euro oder weniger käme für mich nicht in Frage, hatte da mal was ausgeliehen vom großen "T", für ne Tanzkapelle brauchbar, aber nicht für eine Rockband die nur einen Gitarristen hat (vom Baß mal abgesehen :) )
 
Hi jaydee65,

Wireless ist zwar im Moment noch nicht Prio 1 bei mir, erstmal wieder üben, parallel dazu Equipment testen/aussuchen, kaufen, vertraut machen, und wenns dann ans Live spielen geht dann wird das sicherlich ein Thema. Da ich auch kein Gras wachsen höre denke ich wird mir ein Soundunterschied keine zusätzlichen grauen Haare bescheren. Der Gitarrist als solcher neigt ja eh dazu via Multi-FX und 1.000.000 Ampsimulationen den Sound zu verändern, dann kriegt man per Klangregelung da Unterschiede bestimmt gebacken.

Wie sieht das aber eigentlich aus wenn man mehrere Gitarren drahtlos spielen will, hab irgendwas von bis zu 3 Sendern/Empfangsanlage gelesen; hat man also mehr Gitarren am Start, muss man umstöpseln oder?

Die Sender befestigt man doch i.d.R. am Gurt, dauert das Live zwischen 2 Liedern nicht zu lange wenn man da "rausstöpseln-vomGurt-lösen-Gitarre wechseln-einstöpseln-wieder an den Gurt fummeln"-Äktschn hat?
Könnte ich mir u.U. als Stressfaktor vorstellen.
Wie gesagt, hab da keine Erfahrung, wie ist das bei euch?

Und wie lange halten eigentlich Batterien für diese Dinger, ist ja auch eine potentielle "Gefahrenquelle"...wäre mein Horror, Solo kommt, man bedient sein Stressbrett, will loslegen und in dem Moment ist Wireless System empty.

Gruss

Juergen2
 
Denke auch das man es mit dem Equipment ĂĽbertreiben kann, bei dem an wirklich nur unter Studiobedingungen
oder gar meĂźtechnisch die Nuancen nachweisen kann.

Aber ein bischen Unterschied merk ich auch im Proberaum, gerade mit dem Setup Gitarre-Kabel-Amp-Box und nix dazwischen.

Da hab ich schon gemerkt das mit guten, aber doch noch günstigen Kablen, teilweise Höhen fehlen (gerade wenn sie lang sind) , bzw. die Strecker oder Lötstellen dann im Livebetrieb auch mal eher aufgeben. Deswegen hab ich mir z.B. auch nun mal eine richtig gutes Kabel zugelegt.

Zum 1. Satz von mir: Ich spiele Modeller (Zenamp oder Tonelab + Amp als Endstufe) und denke auch das der Unterschied zu nem "echten" Röhrenamp wirklich nur alleine im Proberaum oder zu Hause hörbar ist, wenn überhaupt. Und wenn ich mit meinem Sound zufrieden bin ist das doch mehr als ausreichend. Wer im Publikum hört den Unterschied denn ? Viel können ja nichtmal Bass von Gitarre unterscheiden. Hängt natürlich auch von der Bandzusammensetzung ab. Bei ner 3 Mann Combo die Jazz macht, hört man Nuancen bestimmt eher, zumindest als Musiker, als bei ner 5 Mann Band mit 2 Gitarren und Lumberjack am Schlagzeug. Da langts wenn man sich selbst auf der Bühne gut hört und der Sound O.K. ist. Alles andere ist dann fürs Ego, wobei das nicht negativ gemeint ist, wenn jemand Spaß dran hat und das Geld um sich den Edelröhrenhonny mit Customtretmienen zu leisten, warum denn nicht.
Ich bin eher der Aufwand-Nutzen Optimierer Typ.

GruĂź
 

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