Kinman "Woodstock Plus"- Set (AVn 69/HX)

little-feat

Power-User
29 Mrz 2020
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9
Hamburg
Es wird hier ja immer mal wieder nach Kinman-Pickups gefragt.

Ich habe seit etwa 6 Wochen ein „Woodstock Plus“-Set im Test, vielleicht hilft dem Einen oder Anderen dieser kleine Bericht bei der Entscheidungsfindung.

Das Set besteht aus zwei AVN-69 (Hals/Mitte) und einem HX am Steg.

AVN steht für „American Vintage Noiseless“ und der HX ist wohl der kräftigste Bursche, den Chris Kinman im Programm hat. Kein Brüller, soviel vorweg.

Die PU´s stecken inklusive einer höchst professionellen, hochwertigen Elektronik in einer Thorndal STC-62 Strat.

Vergleichsobjekte:

Fernandes „Revival“, 62er Strat mit Leosounds „Red House“, siehe Bericht.
Fernandes „Revival“, 57er Strat mit Fender CS „Fat 50´s“, siehe Bericht.

Wer auf die Idee kommen sollte zu meinen, die „Revivals“ made in Japan seien kein adäquates Vergleichsmaterial zur Thorndal, der irrt, und zwar gewaltig. Aber dies ist ja kein Gitarrentest.

Beim ersten Anspielen der Kinmans registriert das Single-Coil-kalibrierte Ohr: „Flach“.

Doch ganz so einfach ist das nicht. Die Kinmans verlangen nach Feinjustage und das ist ein Geduldsspiel. Man kann ohne weiteres eine Stunde mit der Gitarre am Hals und dem Schraubenzieher in der Hand zubringen, bis man endlich den „G-Punkt“ gefunden hat.

Grundsätzlich darf und muss man die Kinmans dichter an die Saiten rücken, als man das von SC`s gewöhnt ist. Stratitis gibt’s hier nicht.

Aber Vorsicht: Eine Viertelumdrehung der Schraube zu viel und aus der Glocke wird eine schrille TĂĽrklingel.......besonders im Obertonbereich sind die Pickups hyper-zickig.

Am Amp wird man dann aber belohnt mit einem Strat-Sound, den man SO wohl von keinem anderen Noiseless-Pickup geliefert bekommt. Weder Lace, Duncan, Fender, diMarzio haben etwas ähnlich Authentisches im Programm.

Wer den Knopfler-Sound als Referenz im Ohr hat und mit den Nebengeräuschen eines echten SC nicht glaubt leben zu können, der ist hier richtig.

Die Ähnlichkeit im Sound zu den Duncan Alnico II, den Knopfler-Pickups aus der frühen Dire Straits-Phase, ist unüberhörbar. Diesen eher weichen, nicht so kantigen Strat-Sound zu reproduzieren, fällt mit den Kinmans leicht.

Die Pickups glänzen mit einer für einen Humbucker ungewöhnlichen Detailtreue, all die feinen Nuancen, die man in ein Strat-Spiel hineinlegen kann, übertragen die Kinmans originalgetreu.

Am Overdrive-Kanal zeigen sich dann die wahren Wurzeln dieser PU´s. Mit einer unglaublichen Stabilität gehen sie sogar in den High-Gain-Bereich, wenn es sein muß, und das alles ohne irgendwelche störenden Nebengeräusche.

Speziell der HX am Steg kann ein Brett abliefern, das einem den Draht aus der Mütze springen lässt.

Gibt’s nichts Negatives zu sagen?

Wer ein Single-Coil-Fan ist, wird es bleiben. Denn die Bissigkeit, Drahtigkeit, die unbändige Dynamik und den brutalen Antritt eines guten echten SC erreichen die Kinmans nicht. Im Vergleich zu den Red House von Leosounds kommen die Kinmans schon recht brav daher.

Wer „Brut Force and Ignorance“ von Rory Gallagher im Ohr hat, der lässt besser die Finger von den australischen Schöngeistern.

Und auch die Glanzlichter, die die „Fat 50´s den cleanen Obertönen aufsetzen, können die Kinmans nicht herbei zaubern. Die Physik lässt sich nun mal nicht außer Kraft setzen, Humbucker bleibt nun mal Humbucker, egal, was die Werbung verspricht.

Wer allerdings einen erstklassigen Strat-Sound für alle Gelegenheiten sucht, ohne Nebengeräusche und ohne den direkten Vergleich zu echten SC´s zu haben, der findet in den Pickups von Chris Kinman wohl keine Alternative am Markt.

Auf einer Skala von 0-10 gebe ich eine 9, das ist, meine ich, gerecht.
 

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