Harley Benton UK-10S Ukulele

A

Anonymous

Guest
Hallo, zusammen!

Da mein Wohnklo von Studentenbude platzmäßig nicht so der Bringer ist, habe ich mich lange Zeit damit begnügt, meine Billigstrat zu quälen - das gute Zeugs vegetiert bei meinen Eltern dahin. Gelegentlich kam aber der Wunsch auf, gesellschaftliches Beieinandersitzen mittels Akustikgitarre zu untermalen. Da ich aber aus og. Platzgründen keine Lust hatte, meine Western hierher zu schleppen, habe ich mir nun Spaßeshalber mal eine Ukulele zugelegt.

Das Teil kostet beim Thomann knapp 50 Ocken, also schon etwas über der Sperrholzliga - wobei der professionelle Ukulelist (Ukulero? Ukulisatör?) da wahrscheinlich trotzdem die Nase rümpfen würde.

Konstruktion
* Massive Fichtendecke
* der Rest Mahagoni
* Der Hals selber ist einteilig, der Halsfuß wurde aus zwei Teilen zusammengesetzt und sauber angeleimt. Der obere, hintere Teil der Kopfplatte wurde ebenfalls sehr sauber angeschäftet - ich habe keinerlei Bedenken, dass sich da was lösen könnte.
* Das Griffbrett (Palisander?) wird von einem ca. 1,5 mm dicken schwarzen Binding eingefasst
* präzise eingesetzte Bundmarkierungen im Perlmutt-Design auf dem Griffbrett, zusätzlich weiße Punkte oben im Binding
* "Die-Cast" Mechaniken nach E-Gitarren-Art
* Stimmung: A D F# B

Verarbeitung
Die Verarbeitung ist auf den ersten Blick tadellos, bei näherer Betrachtung fallen dann aber doch ein paar Kleinigkeiten auf:
* Der erste Bund ist ein wenig zu lang und drückt einen kleinen, aber sichtbaren Hubbel ins Binding. Stört nicht wirklich beim Spielen, aber hätte man da mal eine Feile angesetzt, wäre das in wenigen Sekunden gegessen gewesen.
* Der Steg "schwebt" am unteren Ende etwas über der Decke. Ich dachte erst, da würe sich die Verleimung lösen, aber das Ding ist mit zwei Schrauben befestigt. Nicht hübsch, aber es wird wohl halten.
* Tastet man unter der Decke entlang, spürt man eine pelzig-rauhe Oberfläche. Irgendwie hätte ich schon erwartet, dass man da zumindest mal drüberhobelt, aber vermutlich bin ich da mal wieder etwas kleinlich.
* Die ansonsten sehr hĂĽbsche Fichtendecke zeigt an der unteren Tallie einen Haarriss entlang der Maserung. Da scheint mir auf den ersten Blick zwar nur der Lack betroffen zu sein, aber ich werde das mal beobachten.
* Die beiden äußeren Saiten laufen in einem ziemlichen Winkel auf den Sattel zu, da die Tuner sehr weit innen stehen. Würde man beim Saitenaufziehen andersrum kurbeln, liefen sie fast gerade. Allerdings müsste man beim Stimmen dann die Tuner der inneren und äußeren Saiten in unterschiedliche Richtungen drehen - könnte verwirren, aber ich werd's beim nächsten Saitenwechsel mal probieren.
Das Teil hält die Stimmung übrigens nicht schlechter als eine gute Konzertgitarre. Man muss bei neuen Saiten öfter mal nachstimmen, aber das ist bei Nylonsaiten ja sowieso der Fall.

Praxistest
Genug geschwafelt, es wird Zeit, die ersten Schritte auf diesem mir bisher unbekannten Instrumententyp zu machen. Also erstmal Stimmen. Holla die Waldfee, da kurbelt man sich ja zum Elch. Klar, sind ja auch Nylonsaiten - da werden Erinnerungen wach an Zeiten, in denen ich noch brav wöchentlich zum klassischen Gitarrenunterricht getiegert bin. Die Mechaniken machen jedenfalls einen soliden Eindruck, laufen angenehm präzise und ohne Spiel. Dann wollen wir der Kiste mal die ersten Töne entlocken - *ploink* *schnarr*
Oha, die D-Saite schnarrt wie Teufel! Nocmal: *ploink* *schnarr*! Aha, das kommt vom Steg. Der scheint mir im Bereich der A- und D-Saite auch etwas niedrig zu sein. Wenn man den rauskriegt könnte man vielleicht... Also nicht lange gefackelt, die Saiten wieder losgekurbelt und die Stegeinlage mittels Schweizer Taschenmesser rausgepopelt. Guck an, da hat ja schonmal wer was untergelegt - allerdings nur unter den beiden anderen Saiten.
Lassen wir's einfach mal drauf ankommen: das Einlagedingens in die Mitte geschoben, Stegeinlage wieder rein, Saiten wieder fest und grob gestimmt - *ploink*. Es klingt fĂĽrchterlich, aber es schnarrt nicht mehr. Also noch mal richtig stimmen - schon besser!

Dann kann's ja losgehen. Fix mal eben eine Grifftabelle im Netz gesucht und festgestellt, dass einem da doch vieles bekannt vorkommt, denn eigentlich ist die Stimmung der einer Gitarre sehr ähnlich: Man stelle sich vor, man knipst auf der Gitarre die E- und A-Saite durch und setzt dann einen Kapo in den 7. Bund (je nach Stimmung vielleicht auch den 5. oder so). Dann wird die ehemalige D-Saite (jetzt A) noch mal eben um eine Oktave erhöht und fertig.

Ich habe keine Ahnung, wie eine Ukulele klingen muss, aber für mich hört sich das Endergebnis durchaus brauchbar an. Auffällig ist allerdings, dass das Sustain deutlich abnimmt, je weiter man auf dem Griffbrett nach oben rutscht. Macht aber nix, Akkorde spielt man sowieso eher unten und als Soloinstrument was das auch garnicht gedacht.

Fazit
Das Teil mach irre Spaß, ist im großen und ganzen solide verarbeitet und meiner Meinung nach die 50€ wert. Nach einer Stunde spielen kommt mir der Hals meiner Strat vor wie der einer Konzertgitarre ;-)
 
Nachtrag

Nun hab' ich das Ding schon ein paar Tage und ich bin nach wie vor zufrieden. Eine Sache muss ich aber noch loswerden: der Sattel sieht aus, als wäre er mit einer Kneifzange von einer Rolle Meterware auf die passende Länge gekürzt worden. Nicht nur dass das nicht hübsch aussieht, nein, das macht auch scharfe Kanten, die schon nach kurzer Spielzeit ziemlich schmerzen können. Mit einer Feile oder einem scharfen Messer und etwas Geschick lässt dem aber recht einfach entgegenwirken.
 
Die UK-10S ist allgemein nicht für gute Qualität bekannt. Ich hatte schon zwei dieser Dinger in den handen, bundrein waren die nicht. Die saitenlage war auch nicht so das Gelbe vom Ei.
Für 50€ hättest du auch eine Makala Sopran oder eine Stagg US60S bekommen.
 
Jau, das habe ich inzwischen leider auch feststellen müssen: 100% Bundrein ist das Teil leider nicht :? Guten Gewissens empfehlen möchte ich sie nicht mehr.
 

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