Läufe in den hohen Bünden

muelrich":zurupdyh schrieb:
ROTFL muhaahaa.......

Wenn Rolf nich so ne Trantüte wär könnteste's (Deppenapostroph?) mir Heimzahlen.

Es existiert von mir ein Video von der Aachen Session mit "Slide" Gitarre :p


Paule hat übrigens kein Problem mit tiefhängender Gitarre und schnell spielen
in den oberen Lagen ;-)

imgp2052g.jpg
 
erniecaster":n4t8ndzb schrieb:
Hallo zusammen!

Ich mag die Gitarre lieber ein wenig tiefer.

Gitarren sind Outfit. Eine Gitarre muss auf der Bühne cool aussehen. Außerdem gehört die berühmte Attitude auch dazu.

Natürlich lässt sich eine Gitarre hoch hängend virtuoser spielen. Noch virtuoser sicherlich im Sitzen. Aber ist das Rock´n Roll? Nein.

Ich mag die Gitarre lieber ein wenig höher. Nicht unterm Kinn, aber eher hoch. Tiefer hängend sieht cooler aus, höher hängend weniger cool - aber nicht uncool (könnte man ja folgern). Höher hängend ist sie virtuoser zu bespielen, weil einfach einfacher. Man übertrage die Position einer klassischen Gitarre bei korrekter Haltung auf die am Gurt hängende, dann ist man dem Optimum recht nahe. Zumindest für die linke Hand. Mit dem Plektrum spielt es sich bei vielen Sachen tiefer etwas entstspannter. Bei vielen E-Gitarren mit Shapings fehlt hier einfach die Auflagefläche.
Zurück zur Kernfrage: die Erreichbarkeit der höheren Lagen ist u.a. abhängig von der Bauform der Gitarre. Auf meiner Hamer Studio Custom (rel. fetter Hals) erreiche ich mühelos den 21. Bund der E-Saite (einer geht dann noch) mit dem kleinen Finger (mittelgrosse Hände), auf einer SG sollte das noch besser gehen. Auf meinem Standardgerät (PRS Custom22) geht's bis zum 20., auf der Les Paul immerhin noch bis zum 19. Bund (immer noch E 6th, kl. Finger greift ohne zu überstrecken).
Ich versuche, die Lagen beizubehalten, mache aber auch Ausnahmen, für mache Bendings z.B.
 
Also, auch wenn der Thread schon ein paar Tage älter ist, hier mein Senf dazu.

Zuerst möchte ich mal kurz anmerken, dass ich diese Probleme viel eher in den unteren Lagen habe, warum auch immer - aber oben geht's eigentlich immer ziemlich gut.

Naja, egal. Das Ding ist, dass die Gitarre, speziell mit Plektrum gespielt, eigentlich eine Scheiß-Ergonomie hat. Dir Nylon-Klassiker haben's da generell etwas leichter. Da wird dann der Hals recht extrem hochgekippt und gut ist. Kannste mit Plek eigentlich verreiben. Und cool aussehen tut's auch nicht.

Wie dem auch sei, normalerweise (jedefalls sagen mir das Selbstexperimente und Unterrichtserfahrung) spielt die rechte Hand doch deutlich besser (speziell bei allen Rhythmus-Aufgaben), wenn die Gitarre a) relativ tief (da ist der Arm dann schön entspannt und muss nicht hochgezogen werden) und b) mehr oder minder in 'nem 90° Winkel zum Körper (so kann das Plek sehr exakt und ohne Winkel anschlagen) hängt.

Für die linke Hand ist das aber Murks. Klar, ganz gut ist das für diejenigen, die viel mit "rumgewickelten" Daumen dämpfen oder gar greifen. Für alles andere ist "tief und 90° Winkel" beschisssen (Ausnahme: die Optik).

Es gab ja mal die Synthaxe. Deren Erschaffer haben dem Problem Rechnung getragen, indem es schlicht und ergreifend 2 Sätze Saiten gab, einen zum Greifen, den einen zum Anschlagen. Sieht so aus:
synthaxe.gif

Tolle Idee, man kann darauf auch super spielen. Nur halt eben absolut nicht machbar mit echten Gitarren.

Das Problem angehen muss man aber irgendwie dennoch.
Stretchgurte waren übrigens für mich nie 'ne wirkliche Lösung, die stretchen nämlich meist genau dann, wenn man's nicht gebrauchen kann.
Berufsbedingt (Musicals, anderer Theaterkram) muss ich oft im Sitzen spielen. Die Linke freut's, aber nach 5-10 Minuten funky Zeugs fängt die rechte Schulter an zu murren. Ich hab deshalb immer noch 'n Gurt um und sitze ziemlich vorne auf der Stuhlkante, um die Gitarre (zumindest streckenweise) tatsächlich hängen zu haben, anstatt sie auf dem Schenkel zu lagern. Doof, das.

Im Stehen ergibt sich dann eben oft das beschriebene Problem, nämlich dass die Fingerchen speziell auf den tiefen Saiten Stress bekommen. Macht sich besonders dann bemerkbar, wenn noch über Bünde hinausgegriffen werden muss. Stretchings des kleinen Fingers werden dann eben richtig fies.

Persönlich habe ich mich dafür entschieden, die Gitarre so hoch zu hängen, dass es für die Rechte gerade noch angenehm ist. Mein "Gemächt" bleibt dabei wohl weitestgehend sichtbar (wozu gibt's denn schließlich Hasenpfoten? Kennen die Balletjungs schon seit Äonen...), ist mir aber vollkommen schnuppe.
Ferner rücke ich am Gurt durchaus mal hin und her, sprich, bei anschlagrelevanten Songs hängt das Teil eher im 90° Winkel, wenn fieses Zeug gefingert werden muss, ziehe ich den Hals höher. Absolut ein Kompromiss, geht aber irgendwie.

Neben all diesen Dingen, die man ja zumindest teilweise beeinflussen kann, gibt's aber die körperlichen Gebrechen (na gut, "Eigenarten").
Steve Morse etwa hat die Klampfe sautief hängen, spielt aber dennoch zahllose Läufe mit brutalen Stretchings. Wie macht der Mann das nur? Ganz einfach: Der hat Affenarme! Ist kein Scherz, kann man sich einfach mal Videos angucken.
Lange Arme begünstigen das tiefhängende Spiel ganz eindeutig. Man hat einfach weniger "Beugung" zu kompensieren. Irgendwie muss der Arm aus seiner bequemsten - sprich: baumelnden - Haltung ja dahin gebracht werden, dass die Finger auf dem Griffbrett was anrichten können. Und je weiter unten der Ellenbogen ansetzt, desto leichter wird das. Weniger Beugung im Ellenbogen und besonders weniger Beugung im Handgelenk sind die körperlichen Vorzüge, die Mutter Natur den Langoberarmigen unter uns gegeben hat.

Und dann ist da noch die Handform (speziell wichtig für die Linke).
Ich habe mir darüber erst dann Gedanken gemacht, als ich einem (ansonsten sehr guten) Schüler mal pertout nicht beibringen konnte, so'n Standard "open C" als Barré zu greifen. Ging einfach nicht, der kleine Finger hatte schon massive Probleme, auf der hohen E-Saite im "normalen" (also ohne Stretchings) Bund zu bleiben. Auf der A-Saite war dann endgültig finito.
Naja, da hab' ich mir dann mal dessen Pfote genauer angeguckt. Das Resultat dieser Untersuchung war, dass Ring- und kleiner Finger bei dem Menschen deutlich kürzer als etwa bei mir waren.
Wenn ich meine ausgestreckte Handfläche angucke, dann ist der Ringfinger länger als der Zeigefinger. Der kleine Finger ragt auch noch über das oberste Gelenk des Zeigefingers hinaus. Das war bei meinem Schüler komplett anders. Der Ringfinger war deutlich kürzer als der Zeigefinger, der kleine Finger hat's gerade knapp über das zweite Gelenk des Zeigefingers geschafft. Ein beinahe unglaublicher Nachteil für's Gitarre spielen (streckenweise auch für die Rechte). Und ja, diese Unterschiede können gravierend sein. Ich habe mir nach dieser mehr oder minder einschneidenden Beobachtung angewöhnt, bei Schülern immer mal irgendwann die Hand anzugucken. Als Nebennotiz: Es handelt sich übrigens meistens nicht um wirklich kürzere Finger sondern um eine andere Formgebung des Handtellers - der Fingeransatz "bricht dann irgwendwie weg". Als Folge sehen die Hände vielleicht elegant aus, für's Spielen ist das Mist. Ich bin dann eher mit guten Handgenen gesegnet, dafür sehen meine Hände aus wie so'n oller Schaufelbagger.
Hier mal ein Foto von meinem linken Patscher, da könnt ihr vergleichen:
20100214-kitskdcc7egsxhyphujixs5wue.jpg

(gelb markiert sind die m.M. nach maßgeblichen Verhältnisse)
Die Handformgebung macht wirklich einen RIESENunterschied.

Nun gut, zur Frage "was sieht cooler aus?" kann ich nur sagen, dass ich Tom Morello nicht wirklich uncool finde, und der hat die Axt wirklich fast unterm Kinn. John Lennon ist ebenfalls keine "uncool" Stilikone, ein weiterer Hochträger (der sogar seine rechte Hand Technik ganz und gar umgestellt hatte, da kam der Arm eher von hinten).

Fazit: Probieren, probieren, probieren. Auf "cool" zumindest erstmal pfeifen. Wenn man "eins" mit der Gitarre ist, wirkt's sicherlich cooler als wenn man sich zwingt, das Teil unbedingt vor (oder gar unter) den Eiern zu plazieren.

- Sascha
 

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