Die Gefahr bei Massenveranstaltungen

W°°

Power-User
4 Feb 2002
4.954
3
1
Dübelhausen
Tach Kollegen,

aus traurigem Anlass und in der Hoffnung, dass niemand aus diesem Kreise in Duisburg zu Schaden gekommen ist, würde ich hier gerne ein Gespräch eröffnen. Ich bin sicher, dass wir im Schatten der Ereignisse ohne Polemik und Aggression miteinander diskutieren können.

Musiker sind auf Partys zu hause - sie sind die Anheizer - sie stehen oben, wenn unten gepogt wird. Ich würde meinen, Musiker sind Fachleute, wenn es um Massenaufläufe und Partys geht.

Aber sind diese Veranstaltungen noch Partys? Welcher immense Aufwand an Personal und Lenkung muss betrieben werden, um 50.000 Menschen sicher in und aus einem Fußballstadium zu bringen? Aber hier sprechen wir von 1,5 Millionen Menschen! 30 Fußballstadien!
Konnte man auch nur einen Moment ernsthaft glauben, man könne 1,5 Millionen Menschen lenken und kontrollieren? Ob ein zusammen gebrochenes Gerüst - ein Feuerwerkskörper, Engpass, Schlägerei oder was auch immer... In solchen Massen kann jederzeit eine Panik ausbrechen - und was kann man dann tun?
Nichts!
Man kann nur noch die Opfer bergen, wenn sich die Horde wieder beruhigt hat.

Es ist typisch, aber in diesem Fall absolut albern, dass man mal wieder nach "Verantwortlichen" sucht. Verantwortlich für ein solches Ereignis ist der Umstand, dass 1,5 Millionen Menschen nebeneinander ein sehr hohes Risiko darstellen. Ein Risiko, was nicht zu berechnen und nicht zu bremsen ist, wenn es einen Unfall gibt.
Ich halte dies für eine Tatsache, die allen Beteiligten hätte klar sein müssen, wenn nicht die Partywut und der verlockende Umsatz die Bedenken eingedampft hätte.

Alle Beteiligten - das sind die Veranstalter, die Stadtverwaltung und nicht zuletzt 1,5 Millionen Besucher. Sie sind das Risiko eines Tanzes in der Büffelherde eingegangen.
 
Moin,

das Grundproblem aus meiner Sicht ist das es immer größer, schneller , weiter gehen muss, damit noch mehr Geld hängen bleibt.

MUSS es wirklich Veranstaltungen von solcher Größe geben?

Unter den Bedingungen von Samstag, die wir aus den Medien kennen, hätten durchaus auch noch mehr Menschen zu Schaden kommen können. :(
 
Hallo zusamme,
ich hatte auch überlegt dieses Thema anzusprechen.

W°°":llb2iwt8 schrieb:
Konnte man auch nur einen Moment ernsthaft glauben, man könne 1,5 Millionen Menschen lenken und kontrollieren? Ob ein zusammen gebrochenes Gerüst - ein Feuerwerkskörper, Engpass, Schlägerei oder was auch immer... In solchen Massen kann jederzeit eine Panik ausbrechen - und was kann man dann tun?
Nichts!
Man kann nur noch die Opfer bergen, wenn sich die Horde wieder beruhigt hat.

Es stellt sich mir aber im Falle der Love Parade in Duisburg so dar, als hätte man das Areal, das für 250.000 Leute zugelassen war 6-fach überbelegen wollen.
Dazu einen einzigen Zu-und Ausgang über diesen Tunnel,
mit Teilnehmern, die erwartbar voll mit allen möglichen Substanzen sind,
das mußte schiefgehen.

Andererseits ist es natürlich auch so, daß, wenn niemand gedrängelt hätte, alle Besucher friedlich und ruhig diesen Tunnel hätten nutzen können.
Mir scheint, als wäre eine "Ich zuerst und jetzt sofort!"-Mentalität an diesem Unglück nicht unbeteiligt.

Viele Grüße,
woody
 
Hallo Walter,

da hast Du ja quasi alles, was es darüber zu sagen gibt, bereits auf den Punkt gebracht.
Okay, man hatte mit einem Bruchteil der angereisten Menschen gerechnet. Aber das ändert prinzipiell nichts. Hoffentlich bringt dieser Vorfall etwas im Hinblick auf zukünftige Veranstaltungen.
Tja, da sind "clevere" Geschäftsleute auf der einen Seite (ich plane 250000 Besucher ein, jeder nur ein Eis und ein Bier => macht...?), und dann noch die "Partywütigen". Dieses Phänomen hatten wir kürzlich schonmal gestreift (der Fussball-WM-Thread). Es wird auf Teufel komm raus jeglicher Mist zelebreiert, ohne konkretes Ziel (Hauptsache saufen, der Rest -was auch immer das ist- kommt dann schon von selbst).
Kann ich nicht nachvollziehen.

Gruß,
Thomas
 
Hallo,

als ich am Samstag Abend im TV die Nachrichten verfolgt habe wurde mir angesichts meiner 4 Kinder Angst und Bange. 5, 6 Jahre später und mein 12-jähriger Sohn wäre u.U. dort gewesen.

1990 war ich mit 20 in Berlin auf dem The Wall-Konzert. Ausgelegt war die Veranstaltung für 100.000 Leute. Gekommen sind 300.000. Damals fand ich das klasse, und zum Glück lief alles mehr oder weniger gesittet ab, trotz ebenfalls grosser organisatorischer Pannen.

Heute, als 40jähriger Vater hätte ich kein gutes Gefühl meine Kids auf so einer Grossveranstaltung zu wissen.

Auch in Duisburg waren es wohl etliche Punkte in der Causalkette die zur Katastrophe geführt haben.
Wenn man hört dass die Planung auf 300.000 Leute ausgelegt war, dann ist klar dass bei 1,5 Millionen der Laden auseinanderfliegt.

Was kann man tun? Alles verbieten? Das wäre typisch deutsch. Und wenig zielführend, im Zeitalter von spontanen Flashparties, organisiert via Blog, facebook & co würde sowas dann unorganisiert ablaufen, was sicherlich noch schlimmer wäre.

Man kann Lehren daraus ziehen. Wenn für 300.000 Platz ist, dann kann man nicht 1,2 Million an der Haustür abwimmeln.
Das muss dann kilometerweit vorher weiträumiger passieren. Ein Tunnel ist da sicherlich die schlechteste Lösung.

Sowas macht das Ganze natürlich noch teurer und unattraktiver für veranstalter; hätten diese hier gewusst dass 1,5 Miollionen kommen, hätten sie wahrscheinlich auch mehr Mut gehabt mehr zu investieren in Sicherheit etc.
Ein Teufelskreis.
Planst du für zuwenig bricht es zusammen.
Planst du zu grosszügig bist du pleite.

Folge: Immer weniger werden den Mut haben etwas grössreres zu planen.
Folgeproblem: Die paar Veranstaltungen die es dann noch gibt werden einen noch höheren Zulauf haben. Noch mehr Risiko...

Und wenn dann, wie hier in Duisburg, offensichtlich noch städtische Raffzahnmentalität dazukommt, wo zugunsten Imagegewinn, Einnahmen offensichtlich alle Augen incl. Hühneraugen zugedrückt wurden zum Erteilen von Genehmigungen, dann ist das eine ungute Mischung.

Alles verbieten? Geht nicht.
Besser organisieren? Ja bitte, aber wer kann das wenn man vom eigenen Erfolg überrannt wird?

Nachdenkliche Grüsse

Juergen2
 
juergen2":3iqkjrl5 schrieb:
Besser organisieren? Ja bitte, aber wer kann das wenn man vom eigenen Erfolg überrannt wird?

Wenn du mal bedenkst was Wolfgang Schäuble alles getan hat um uns davor
zu "schützen" das fanatische Islamisten mit einer Propangasflasche ~ 10 Menschen töten
und wie leichtfertig man in Duisburg die 19 toten in kauf nahm :?
Hätten übrigens auch locker 30 werden können.
 
Es gibt einen Veranstalter und eine Behörde und Besucher.
Die Behörde erteilt die Auflagen unter welchen Voraussetzungen der Veranstalter die Veranstaltung durchführen darf.
Der Besucher entscheidet welche Veranstaltung er besucht und welche nicht.
Das ist beim kleinen Feuerwehrfest nicht anders.

Nun stellt sich die Frage wo hier Fehlentscheidungen passiert sind.
Beim Veranstalter?
Bei der Behörde?
Beim Besucher?
Das ist die eine Antwort.

Die generelle Frage ob es solche Veranstaltungen braucht wird niemand beantworten können. Bzw. jeder für sich. Ich brauchs nicht.

Warum macht ein Veranstalter eine Veranstaltung? Ja genau richtig! Um Geld zu verdienen. Das ist seine betriebswirtschaftliche Aufgabe. Und der Gewinn sollte so hoch wie möglich sein. Das ist ebenfalls eine ganz normale BW Entscheidung. Ist das generell Falsch? Würdet ihr für "lau" arbeiten?

Nun ist etwas passiert und man wird überdenken und analysieren müssen wie man soetwas in Zukunft verhindern kann. Ich erinnere an die Airshows die erst nach Unfällen sicherer gemacht wurden. Oder in Innsbruck die Snowboardershow (Name vergessen)

Eine Erkenntnis könnte sein, dass eine Veranstaltung mit 1,5Mio. Besuchern nicht sicher zu bekommen ist. Dann wird es sowas einfach nicht mehr geben können.

Jeder Tote ist einer zuviel und statt nach schuldigen zu suchen muss analysiert werden wie es in zukunft soetwas nicht mehr gibt.

Lg
Auge
 
Hallo Piero,

naja, vorsätzliche Terroranschläge, die konspirativ vorbereitet werden haben ja doch eine andere Qualität als die Organisation eines Massenevents.

Kann man Dilettantismus gesetzlich / staatlich unterbinden (in allen Lebensbereichen), durch noch mehr Genehmigungen, Auflagen etc? Wenn es dann am Ende durch öffentlich-rechtliche Organe doch wieder aufgeweicht wird?
Eher nicht.
Höchstens Aufklären dass man da auf eigene Gefahr hingeht.

Kann und sollte man als Staat seine Mitbürger bestmöglich vor vorsätzlichen Attentaten schützen?
Eher ja.
Wobei es auch hier Grenzen gibt, ganz klar.

Aber ich trenne schon zwischen Vorsatz und Unvermögen.

Gruss

Michael
 
Das Problem ist in 99,9 % die Raffgier der Leute. Und die "Naja, mich wird´s schon nicht treffen - Mentalität" vieler Besucher.

Musiker sind auf Partys zu hause - sie sind die Anheizer - sie stehen oben, wenn unten gepogt wird. Ich würde meinen, Musiker sind Fachleute, wenn es um Massenaufläufe und Partys geht.

Ich glaube das "meinst" du falsch. Um einen großen Event sicher gestalten zu können bedarf es auf jeden Fall mehr als mal auf ner Bühne gestanden zu haben oder nen Fest in nem Biertzelt organisiert zu haben. Da müssen...DÜRFEN ...eigentlich NUR Fachleute ran, die Erfahrung mitbringen, imstande sind Forderungen der Sicherheitskräfte auch umsetzen zu können. Manch einer wächst in solche Aufgaben rein, macht es gut aber es gibt jedes WE im Sommer auch diverse Gegenbeispiele. Mal geht es gut, mal endet es in einer Katastrophe wie in Duisburg. Aber eigentlich sollte das Ganze kein Würfelspiel und Hoffen sein, sondern muss funktionieren und bei Events dieser Größenordnung darf so etwas eigentlich nicht passieren. Hier zeigt sich das wirklich jedes Rädchen im Getriebe funktionieren muss. Normalerweise hätte die LP dort nicht steigen dürfen, aber die Entscheidungsträger haben wohl diverse Warnungen in den Wind geschossen. Profit vor Menschenleben. Ich könnte kotzen vor Wut. :evil:
 
W°°:..Alle Beteiligten - das sind die Veranstalter, die Stadtverwaltung und nicht zuletzt 1,5 Millionen Besucher. Sie sind das Risiko eines Tanzes in der Büffelherde eingegangen.

Hallo, ich schliesse mich Deinen gesamten Ausführen an.

auge: Jeder Tote ist einer zuviel und statt nach schuldigen zu suchen muss analysiert werden wie es in zukunft soetwas nicht mehr gibt.

Allerdings finde ich es auch wichtig, falls es wirklich "Schuldige" beim Veranstalter und / oder den Behörden gibt, die grob fahrlässig gehandelt haben und trotz besseren Wissens und vorherigen Einlassungen, den Tod von 19 Menschen in Kauf genommen haben, diese zu ermitteln und zur Verantwortung zu ziehen. Vorallem wenn es sich erweisen sollte, dass aus z.B. Gewinnmaximierungsmotiven evtl. greifende Sicherheitsmassnahmen nicht umgesetzt wurden.
 
auge":2vtuupvp schrieb:
......Der Besucher entscheidet welche Veranstaltung er besucht und welche nicht.
Das ist beim kleinen Feuerwehrfest nicht anders.

Nun stellt sich die Frage wo hier Fehlentscheidungen passiert sind.
Beim Veranstalter?
Bei der Behörde?
Beim Besucher?
...

Hallo Christian,

genau. Der Feuerwehrverein geht zur Behörde und sagt "Fest für 500 Leute, hochgerechnet durch die Besucherzahlen der letzten Jahre". Behörde erteilt Auflagen (zu lasch oder nicht, erstmal dahingestellt) aufgrund dieser Zahlen.

Jetzt kommen, aufgrund eines selbstlaufenden Hypes via Internet etc auf einmal 5000 Leute zum Festzelt.

Wie willst du das unterbinden? Alle Feste absagen??
Dann kannst du jedes Konzert, jede Disko zumachen. Wenn vor der Disse 200 Mann nicht durch die Gesichtskontrolle kommen und es entsteht Gedränge kann es genauso zur Massenpanik kommen.

Man kann nur als vernunftbegabter Mensch vorher schauen was einen da erwartet und muss dann selbst entscheiden ob man sich diesem Risiko aussetzt oder nicht.

Ungeachtet dessen dass in Duisburg wohl auch entsetzlich viel schief gelaufen ist im Vorfeld, man kann nicht alle Lebensrisiken staatlich verordnet ausschliessen.

Ein bisschen Selbstverantwortung muss vorausgesetzt werden, diese Vollkaskomentalität "die müssen das ja alles richtig organisiert haben, es gibt ja Gesetze und so" führt genau zu solchen irrwitzigen, nicht mehr händelbaren Besucherzahlen.


Gruss

Juergen2
 
Woody":32ebepp3 schrieb:
Mir scheint, als wäre eine "Ich zuerst und jetzt sofort!"-Mentalität an diesem Unglück nicht unbeteiligt.

Denke ich nicht! Um Menschenmassen zu berechnen, muss man quasi in die Zukunft blicken können. Soweit ich weiß, gibt es tatsächlich ein Projekt in Deutschland, das versucht vorherzusagen, wie eine gegebene Menge an Menschen sich unter gegebenen Bedingungen verhält. Ob dadurch auch eine Panik simuliert werden könnte, weiß ich nicht.

Auf der Autobahn ist ´s doch ähnlich. Millionen von Fahrzeugen an verschiedenen Punkten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gleichzeitig unterwegs. Irgendwo bremst einer ab, oder muss seine Geschwindigkeit ändern, oder sich den Gegebenheiten anpassen, wie z.B: ein Baustelle, oder einem Unfall. Und 5 km hinter ihm passiert ein schrecklilcher Auffahrunfall. Das potenzielle Risiko dafür bzw, der Grund, weshalb es dazu kommen könnte, ist wahrscheinlich nur schwer zu kalkulieren.

In diesem Falle sehe ich es so: Man hat einfach den zu erwartenden Gewinn dem zu erwartenden Risiko gegenübergestellt. Das Risiko schien hoch, der Gewinn (Muss ja nicht zwangsläufig allein das schnöde Geld sein) aber auch. Man hat sich bewusst für den Gewinn entschieden, denn mir kann keiner erzählen, dass eine Verantstaltung in dieser Größenordnung nicht durch verschiedene Expertengremien durchgewunken werden muss.
Die Verantwortung liegt also bei denen, die diese Entscheidung trafen. Das sollte und muss so sein, ist aber leider nicht immer so. Die 1, 5 Millionen treffen die Entscheidung ja immer nur für sich und rechnen nicht damit, dass die Veranstalter sich verkalkulieren. Wir würden erwarten, dass dieses Risiko in der Vorbereitung der Veranstaltung mit einkalkuliert wurde. Ist es aber nicht. Also ist in meinen Augen die Schuldfrage unter denen zu klären, die eben die Entscheidung getroffen haben.
Sich letztlich eventuell damit freisprechen wollen, dass man sagt, man habe mit diesem Ereignis nicht gerechnet, funktioniert in meinen Augen nicht, weil genau das der Grund für die schrecklichen Folgen ist.
 
juergen2":o4ru7rej schrieb:
Jetzt kommen, aufgrund eines selbstlaufenden Hypes via Internet etc auf einmal 5000 Leute zum Festzelt.

Jaaa! So könnte man argumentieren. Tatsächlich, liegen den planern solcher Veranstaltungen aber i.d.R. bessere Zahlen vor. Private Veranstaltungen sind private Veranstaltungen. Es kommen die, die in irgendeiner Form "geladen" sind sich "eingeladen" fühlen. Das kann jeder private Organisator ziemlich genau einschätzen.

Hier handelt es sich um eine öffentliche Veranstaltung. Nehmen wir als Beispiel mal "Stilleben-A40" Man rechnete mit einer Million Besucher. Tatsächlich waren es alleine 1 Million Fahrradfahrer. Plus 2 Millionen, die zu Fuß unterwegs waren. Ich bin Mittags dorthin. Beim Auffahren wurde schon deutlich , dass die Ordnungskräfte überfordert waren. Es gab Fahrradstaus! Das muss man sich mal vorstellen! Die Aussage, dass die Ordner sich nicht den Massen entgegenstellen würden, die noch auffahren wollten , war sehr deutlich und laut zu vernehmen. Die Veranstalter haben sich großzügigst verkalkuliert und Glück gehabt. Vielleicht wurden aber auch sicherheitsrelevante Fragen im Vorfeld großzügig gelöst?
Diese Art von Veranstaltung sind ein relativ neue Sache, aber es ist nicht so, dass es keine Erfahrung damit gibt. Selbst bei kleineren Veranstaltungen, wie Fussballspielen kam es Paniken, bei Kozerten gab es Tote. Die Erfahrungen zeigen womit man rechnen muss.

Bei dieser Sache, so haben wohl die meisten das Gefühl, stinkt aber was zum Himmel. Deswegen will man hier auch die Schuldfrage geklärt haben, denn angeblich Warnungen soll es ja gegeben haben. Es ist vermutlich so, dass die Veranstalter sich nicht mehr als 300.000 gewünscht haben, aber damit konnten sie offenbar nicht rechnen. Die Folge hätte tatsächlich sein müssen, die Veranstaltung abzusagen. Das wäre weniger schlimm, als das , was jetzt passiert ist.
 
Marcello":2gjr8plg schrieb:
Soweit ich weiß, gibt es tatsächlich ein Projekt in Deutschland, das versucht vorherzusagen, wie eine gegebene Menge an Menschen sich unter gegebenen Bedingungen verhält. Ob dadurch auch eine Panik simuliert werden könnte, weiß ich nicht.

Stimmt. Der Experte für Panikforschung in Deutschland ist Prof. Schreckenberg.
Ironischerweise war genau der an der Erstellung des Sicherheitskonzeptes der Loveparade beteiligt:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,708368,00.html

Gruß
Björn
 
Bjoern":1czbuly7 schrieb:
Stimmt. Der Experte für Panikforschung in Deutschland ist Prof. Schreckenberg.
Ironischerweise war genau der an der Erstellung des Sicherheitskonzeptes der Loveparade beteiligt:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,708368,00.html

Gruß
Björn

Jau! Irgendwie will es mir aber nicht in den Kopf, dass diese Experten aber einen Tunnel als einzigen Zugang abgenickt haben.

Das fass ich mir als Laie schon an den Kopf!
 
Soweit ich die Berichte richtig interpretiere entstand das Chaos durch die Öffnung einer Sperre, die zu dieser Treppe führte.
Ich glaube, dass dies der eigentliche Fehler war. Hätte man diese Sperre intakt gelassen, hätte sich die Masse nicht in Richtung Treppe in Bewegung gesetzt sondern wäre weiter durch den Tunnel marschiert und das Unglück hätte nicht stattgefunden.
Die waren ja alle schon im Tunnel drin, folglich mehr oder minder organisiert was den jeweiligen Raum angeht.
Die Öffnung des Zugangs zur Treppe war m.E. ein wahrscheinlich gut gemeinter aber völlig falscher Versuch den Leuten im Tunnel etwas Entlastung zu verschaffen.

1.5 Mio sind sicher extrem viel - ich als Enochlophobiker (ok, habe ich eben erst nachgelesen, bin ich aber wirklich) wäre da nie hin, aber es waren ja gar keine 1.5 Mio zu einer Zeit in dem Tunnel.
Dazu kam es ja durch wesentlich weniger Menschen, deshalb sehe ich in der Zahl der Besucher an sich keinen Zusammenhang mit dem Unglück.
Wohl aber in der Wahl dieses Tunnels als Zugangskanal.
Wenn man sich entsprechende Bilder und Berichte ansieht glaube ich zu erkennen, dass es anscheinend bei solchen Menschenmassen (kurz "Masse") einige "Regeln gibt:
a) Die Masse lässt sich auch durch (zu) enge Tunnel führen, wenn die Zufahrt zum Tunnel ausreichend weit genug zum "Einfädeln" ist.
b) ungeplant auftretende zusätzliche Ausweichmöglichkeiten werden von der Masse angestrebt.
c) Ist dabei die Möglichkeit zum "Einfädeln" nicht gegeben (zu enge Öffnung, Hindernis) entsteht eine Panik.

Ich war sehr schockiert von den Bildern im Fernsehen, und dass eine im Grunde friedliche (wenn auch inzwischen wohl sehr kommerzialisierte)Veranstaltung so ein trauriges Ende finden muss.

Soweit meine paar Gedanken.

Armin
 
juergen2":2jmypfs8 schrieb:
... Der Feuerwehrverein geht zur Behörde und sagt "Fest für 500 Leute, hochgerechnet durch die Besucherzahlen der letzten Jahre". Behörde erteilt Auflagen (zu lasch oder nicht, erstmal dahingestellt) aufgrund dieser Zahlen.

Jetzt kommen, aufgrund eines selbstlaufenden Hypes via Internet etc auf einmal 5000 Leute zum Festzelt.

....Man kann nur als vernunftbegabter Mensch vorher schauen was einen da erwartet ....

Imho hätte der Veanstalter mit weit mehr als 300.000 rechnen müssen....wieviele waren es denn immer in Berlin?
 
muelrich":1opcha3h schrieb:
Imho hätte der Veanstalter mit weit mehr als 300.000 rechnen müssen....wieviele waren es denn immer in Berlin?

Hi Uli,

hab noch ein paar Nachrichten dazu gelesen, offenbar waren die Besucherzahlen der letzten Jahre auch immer mehr als 1 Million gewesen.

Da fragt man sich wirklich was das soll. Wieso geht man dann mit 250-300.000 Besuchern ins Rennen?
Das grenzt dann schon wirklich an Vorsatz.

Gruss

Michael
 
Genau eben diese Frage treibt mich auch um. Wieso wurde mit nur 250.000-300.000 Besuchern kalkuliert? Die Parade gibt es nun schon ziemlich lange und statistische Erhebungen über die Besucherzahlen aus der Vergangenheit müssten vorgelegen haben. Da war immer die Rede von ca. 1 Mio bis 1,5 Mio Besuchern. Und jetzt nur 1/4 dieser Zahl?

Wenn der Platz voll war und der Zugang gesperrt, so ist es nur logisch, den Zugangsstrom bereits VOR dem Engpass zu unterbinden, nicht erst dahinter und somit provoziert man auch keinen Druck nachdrängelnder Menschen. Der Massenstrom, der sich bereits im Engpass befindet, muss über geeignete Evakuierungswege entspannt werden können. Stehen keine solchen Wege zur Verfügung, ist das Gelände untauglich.

Wir werden sehen, welche Ermittlungsergebnisse bekannt werden.

Selbstverständlich kann es bei solcherlei Veranstaltungen keine 100%Sicherheit geben, jedoch sollten Sicherheitsbedenken von erfahrenen Kräften nicht auf dem Altar des Profits geopfert werden. Der Nachrichtenlage entnehme ich, dass ebendies passiert ist.

Mein Mitgefühl den Freunden und Angehörigen der Opfer.
 
juergen2":242v410w schrieb:
Der Feuerwehrverein geht zur Behörde und sagt "Fest für 500 Leute, hochgerechnet durch die Besucherzahlen der letzten Jahre". Behörde erteilt Auflagen (zu lasch oder nicht, erstmal dahingestellt) aufgrund dieser Zahlen.

Jetzt kommen, aufgrund eines selbstlaufenden Hypes via Internet etc auf einmal 5000 Leute zum Festzelt.

Wie willst du das unterbinden? Alle Feste absagen??

Einzige Möglichkeit: den 501. nicht mehr reinlassen.
- Na gut, vielleicht erst bei 110%, also beim 551. Aber dann bleibt nur, das Zelt dichtzumachen.
 
Wenn man sich die (fragmentarisch zur Verfügung stehenden) Informationen ansieht, steht es für mich derzeit außer Frage, dass Behörden, Polizei, Sicherheit und/oder Veranstalter mindestes fahrlässig gehandelt haben.

- ein Gelände für 250.000?
- eine Genehmigung für 500.00?
- über 1 Million Besucher, was vorher nicht absehbar war? Aha.
- ein Tunnel,der als Ein- *und* Ausgang dienen sollte?
- eine Minitreppe, die irgendeiner dann für Besucher zugänglich gemacht hat? Als letzte und einzige Fluchtmöglichkeit?

Diese Punkte sind von außen betrachtet zunächst einmal absolut haarsträubend und begründen, warum bei der gestrigen PK alle auf dem Podium nur noch stammeln konnte und keine wenigstens halbwegs klare Aussage zu hören war.

Aber Vorsicht mit voreiligen Schlüssen. Da niemand von uns die Details des Unfallhergangs wirklich kennt, muss man die ganze Sache wohl oder übel dem Staatsanwalt überlassen. Wir werden dann in ein paar Jahren erfahren, wer oder was schuld war. So bitter es ist, es wird ein langer und aufwändiger Prozess werden. Das ist bei Unfällen dieser Art leider normal und es sollte mich nicht wundern, wenn es am Ende doch nur einen "kleinen" Security trifft, der dummerweise diese kleine Treppe zugänglich gemacht hat und den man dann für den Tod von so vielen Menschen verantwortlich macht.

Mein aufrichtiges Mitgefühl den Angehörigen und Freunden der Opfer.
 
Wenn ich sehe, wie streng heute zB in den verschiedenen Landesbauordnungen
der Brandschutz reglementiert ist (zB Fluchtwege, Sprinkleranlagen, keine gefangenen Räume
ohne entsprechende Warnanlagen etc.), dann frag ich mich schon, wie so eine Veranstaltung mit
derart unterdimensionierten Wegeführungen genehmigt werden konnte.

Die Planung der LP in Duisburg mit 250.000 Besuchern ist nicht mehr als grob fahrlässig zu werten,
das ist schon augenscheinlicher Vorsatz.
 
gitarrenruebe":1lwobuvp schrieb:
Die Planung der LP in Duisburg mit 250.000 Besuchern ist nicht mehr als grob fahrlässig zu werten,
das ist schon augenscheinlicher Vorsatz.

Ja, der Vorsatz zur Gewinnmaximierung. Der jeweils beteiligten Verantwortlichen. Gier ist geil.
Das ist wie behauptet bei Männern: wenn der Schw.. steht, geht das Gehirn zu Boden. Da möchte ich im vorliegenden Falle direkt annehmen, bei der Planung waren hauptsächlich Männer zugange.

Dass dabei nur die aktuelle Finanznot Duisburgs motivierte mag ich nicht glauben.
 

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