Gehörschutz für Musiker, Neuroth Elacin

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Anonymous

Guest
Hier mal ein kleiner Praxisbericht zu meinem seit Jahren favorisierten Gehörschutz:
Der ELACIN ER Gehörschutz wurde speziell für die Anforderungen von Musikern entwickelt, und soll eine möglichst lineare Dämpfung aller Frequenzbereiche um entweder 9, 15, oder sogar 25 dB gewährleisten.

Dabei, lt. Messergebnissen der akustischen Prüfung (unter "Laborbedingungen" des erzeugers), schneidet der Elacin ER-15 (15dB Dämpfung) mit grossem Abstand am besten ab.
Nun kann ich es selbst absolut bestätigen. Ich habe über die Jahre alle drei Filterstärken verwendet und mich selbst davon überzeugen können, dass der mittlere der drei Filter auch wirklich "der Beste" für mich ist.

Der ER-9 mit seinen 9dB Dämpfung ist zB. für Orchestermusiker, die teilweise nur kurzzeitigen (aber dafür umso heftigeren) Pegelspitzen ausgesetzt sind, sicher die erste Wahl. Das Gefühl von der Aussenwelt ausgegrenzt zu sein hält sich halbwegs in Grenzen. Für klassische Musiker ist es extrem schwierig sich daran zu gewöhnen, da man sich mit Gehörschutz plötzlich selbst am besten hört, was normalerweise im Orchester nicht der Fall ist. Man spürt sich in der grossen Gruppe mehr als dass man sich hört. Aber um zum Beispiel Holzbläser wie Klarinetten, Fagotte, Flöten und Oboen vor den hinter ihnen sitzenden Trompetern und den kurzzeitig entstehenden Schalldrücken von durchaus bis zu 130 dB zu schützen, reicht es allemal - und ermöglicht trotzdem noch ein "gemeinsames" Musizieren.

Der ER-15 bietet sich absolut schon für heftige Rockmucke an. Was für den klassischen Musiker schon ein Zuviel an Dämpfung sein wird, ist gerade richtig um die empfindlichen Öhrchen des mittelmässig brachial lauten Rockgitarristen vor bleibendem Schaden zu bewahren. Da es sich bei Proben und Gigs meistens nicht um nur kurzfristige Pegelspitzen handelt, sondern eher ein gleichbleibend hoher Pegel auf uns herniederbricht, sind die 15 dB Dämfung eigentlich das Mindestmass des Vernünftigen. Ich kann für Gitarristen eine absolute Empfehlung aussprechen, nach nur sehr kurzer Eingewöhnungsphase wird man erstaunt sein wie lange man klar und unverzerrt, ohne jedes "Klingeln" einen Abend lang durchsteht, und wie wenig man in Versuchung kommt beim Gig oder in der Probe sich mit fortlaufender Dauer lauter zu drehen.

Mein Freund und Kollege, seines Zeichens Schlagzeuger, und ganz sicher keiner von der leisen Sorte, schwört bereits seit Jahren auf den ER-25.
Also das wäre mir persönlich schon zu viel des Guten, aber für einen Schlagzeuger, der nicht auch noch intonieren muss (das soll nicht abwertend klingen - ich habe selbst Schlagwerk studiert und spiele immer noch in mehreren Projekten) ist das womöglich genau das Richtige.
Als Gitarrist ist man mit 25 dB Dämpfung schon ziemlich arm dran. Obwohl angeblich "lineare Dämpfung", bei 4 kHz knickt die Kurve schon ziemlich ein und man neigt dazu den Treble-Regler zu sehr aufzudrehen. Da kann es schon vorkommen, dass man selber auf der Bühne glaubt den Supersound zu haben, und dem Publikum zerspringen die Zahnplomben im Mund und die Haarwurzeln zerlegen sich in Atome ...
Wiewohl, wenn man aber in der Situation ist, dass man auf derartig grossen Bühnen spielt, wo man unbegrenzte Pegel fahren kann wenn man dazu lustig ist, dann erübrigt sich ein Gehörschutz ja meistens eh, da ich davon ausgehe, dass man a. sowieso schon taub ist weil man Keith Richards heisst oder b. eine perfekt auf sich abgestimmte In-Ear Anlage verwendet, die ja ohnehin im Optimalfall ausreichend Dämpfungsgrad und Schutz bietet, oder c. einfach nur einen Riesenknall hat und seinen Beruf (oder Berufung?) leichtfertig aufs Spiel setzt. ;-)

Mir selbst sind 25 dB einfach zu heftig, und 9 dB zu wenig.
Für mich selbst habe ich den optimalen Schutz mit 15 dB Dämpfung gefunden, und kann dies als absolut gitarristentauglich auch empfehlen.

Zum Preis:
Der Elacin kostet im Fachhandel (man muss beim Hörgeräteakustiker einen Abdruck machen lassen!) knappe 200 Euro. Das erscheint viel Geld, aber wenn man bereit ist in lautstarke Amps um mehrere tausend Euro zu investieren, dann sind die Beträge um sich und seine Gesundheit zu schützen eine vergleichsweise preiswerte Investition.
Daher Folks, schützt Eure Lauscher! Hörzellen einmal geschädigt regenerieren sich ein ganzes Leben lang nicht mehr. Wäre echt schade wenn Ihr Euch selbst nicht mehr spielen hören könntet ...

All the best from Linz
Oliver
 
Hallo!

Hier möchte ich ausdrücklich jedes Wort des Reviews unterstreichen!

Die 25 db-Dämpfer habe ich mir für brachiale Lautstärken damals dazu gekauft und das war verschwendetes Geld. Wo die 15er Dämpfer nicht ausreichen, sollte man das Weite suchen - und alle mitnehmen, die man mag.

Gruß

e.
 
erniecaster":2marpxha schrieb:
Hallo!

Wo die 15er Dämpfer nicht ausreichen, sollte man das Weite suchen - und alle mitnehmen, die man mag.

+++1

Erst mal danke für dieses besondere Review. Ich sehe das genau so wie Kollege Matthias und meide laute und für mich unvernünftige Bands die nur im Schmerzbereich musizieren können. Rock'n Roll ist geil, aber er soll halt nicht wehtun! Aber das tut ja hier keine Sache....

....also zum Thema Egger Gehörschutz und deinem Review:

Egger ELACIN ER gehört wohl zum besten Gehörschutz und unter 200 Euro bekommt man auch nix richtig gescheites. Habe ich selbst schon getestet. Die billigen Teile sind okay wenn ich mich beruflich vor starken Geräuschen schützen möchte, aber zum Musikhören- und Machen eignen sie sich nicht, da sie alle 'interessanten' Frequenzen' schlucken die man als Musiker, oder Hörer schätzt.

Ich werde mir wohl den 9dB Schutz von Egger kaufen und hoffe, er schluckt nicht so viele Höhen, denn dann macht das Musizieren, bzw. Gitarre spielen keinen Spaß mehr.
 
Hallo zusammen,

gelegentlich les' ich hier mal mit (so hab ich erfahren, dass der gute Herr Koch gerade auf Durchreise ist, sooooo geil) und das bringt mich auch zu diesem Thema:

+1 reicht eigentlich nicht. Man kann nicht genug betonen, wie wichtig ein guter Gehoerschutz ist. Man kann ja umgekehrt auch mal fragen, was ein Satz neuer Lauscher kostet....

Die 15db Elacin-Filter sind fuer mich genau richtig und nehmen hoechstens ein klein wenig Hoehen weg (weit entfernt von dumpfem Mulm wie sonst bei allen anderen Schaumstoff-Stopfen). Nie wieder oben ohne in Konzerte oder Clubs. Auf Reisen (Flugzueg, Hotel usw.) oder Messen mit lauten Nebengeraeuschen hab ich die auch oft an. Mittlerweile sogar oefters im Buero bei der Arbeit, weil's einfach angenehm ist und ich mich besser konzentrieren kann.

Was mir noch fehlt waere ein Filter der komplett zumacht, wenn man mal wirklich seine Ruhe haben will.

Gruesse, Hans-Joachim
 
-1

Ich habe mir das Elacin-Dingens auch mal gegönnt, weil ich auch mal ganz toll erwachsen sein wollte. So richtig nach Strich und Faden vernünftig.

Ich habe viel Geld bezahlt, mag den Sound damit nicht, mag das Tragegefühl nicht und kann es nicht mal wieder verkaufen. Scheiße.

Ja, wir proben vergleichsweise laut. Ich trage seit Jahren anderen Gehörschutz. Er kostet einen Bruchteil und ich lebe seit über 10 Jahren damit problem-, fiep- und beschwerdefrei.

Ich rate gerne und jedem und dringenst zu Gehörschutz, kann mich aber einer Empfehlung für Elacin-Anfertigungen nicht anschliessen.

Subjektiv.
 
Hallo,

ich hab auch seit einiger Zeit die Elacin-Teile, vorher mit anderen gearbeitet.

Die Elacin sind natürlich in allen Belangen überlegen. Dafür muss man aber auch den entsprechenden Preis hinlegen.

Bezüglich Filter: Ich habe sie mir mit -15dB gekauft. Mehr braucht man wirklich nicht, die -15dB waren mir persönlich fast schon zu viel, wir proben in einem vergleichsweise großem Raum. Um Geld zu sparen hab ich mir -9dB Filter von Fischer Amps gekauft - die sind aber leider zum Vergessen. Es ist zwar alles lauter, aber ich höre meine Gitarre weniger als mit den -15dB von Elacin.

Leider löst sich eins der Teile langsam auf - was ich bisschen schwach finde für den Preis.
 
+++1

Ich besitze zwei Sätze von den Ohrplastiken, und jeweils einen Satz 9er, 15er und 25er EA-Filter.
Die 25er Filter sind fest verbaut in einem Satz. Für Musik war mir das auch zuviel. Ausnahme: das ACDC-Konzert in der Arena OB, das wirkten sie sehr fein dosierend :))
Ansonsten benutze ich die, wenn ich auf meinen IBN-Baustellen bin. Dort ist die Umgebung meist sehr lärmgeschwängert.
Die 15er sind im allgemeinen "standard", aber die 9er Kommen auch schon mal bei einigen Konzerten zum Einsatz.
 
+1 dafür, sich einen - für sich "passenden" (Sound und Handling) - Gehörschutz zuzulegen.

Ich habe jahrzehntelang die ca. 20-25 Euro teuren Alpine- und Hearsafe-Stöpsel genutzt und bin vor wenigen Monaten auf angefertigte Elacin-Schützer umgestiegen.

Mein Fazit: Die Dinger sind gut, aber mit den anderen hatte ich auch nie Probleme, weder beim Hörempfinden (ja, die kleinen Tannenbäume "klauen" etwas mehr) noch beim Tragen (die normalen Stöpsel sind deutlich leichter wieder aus dem Ohr rauszukriegen ;-) )
 
Hallo!

auge":2c3o5iku schrieb:
Wie geht es euch Gehörschutzusern mit dem Singen bzw. den eigenen Geräuschen?
Wie geht es euch mit der Kommunikation auf der Bühne?

Man muss sich daran gewöhnen, dass die eigene Stimme lauter ist als ohne Stöpsel. Das erleichtert die Intonation ganz erheblich - problematisch ist dynamisches Singen/Mikroarbeit, da man selbst nicht so einfach empfindet, wie laut man im Kontext ist.

Kommunikation auf der Bühne ist gar kein Problem. Da es insgesamt leiser ist, machen die Ohren nicht "zu", alles ist viel entspannter zu hören. 15 db weniger bedeutet ja nicht, dass man quasi nichts mehr hört.

Stell dir vor, du kommst zu etwas schwerhörigen Menschen ins Wohnzimmer, die gerade fernsehen und stellst den Fernseher dann auf deine "Wohlfühllautstärke". So etwa ist das.

Nur eins geht gar nicht mit Stöpseln: Essen. Die Kau- und Schluckgeräusche sind wirklich nicht schön.

Gruß

e.
 
erniecaster":1xv0onuo schrieb:
Nur eins geht gar nicht mit Stöpseln: Essen. Die Kau- und Schluckgeräusche sind wirklich nicht schön.

Beim Trinken auf der Bühne hat mich das allerdings noch nie gestört :)

Ansonsten stimmt alles so.
 
auge":80k8jtj5 schrieb:
Wie geht es euch Gehörschutzusern mit dem Singen bzw. den eigenen Geräuschen?
Wie geht es euch mit der Kommunikation auf der Bühne?

Lg
Auge

Da kann ich mich nur ernie anschließen, beim Gesang hilft es sehr. Ist wie ein leichtes "Monitoring" extra für Dienen eigenen Gesang. Den Monitor vor Deinen Füßen hörst Du totzdem ;-)

Kommunikation über auf der Bühne / Proberaum?
Blickkontakt und zwei Blicktypen:
entspannter Blick = alles easy, jeder weiß Bescheid und handelt danach

böser Blick = "Ejh Ihr Penner! Was spielt Ihr da gerade fürn Scheiß zusammen. Noch einmal und Ihr fliegt..."
 

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