[REVIEW] Lanz Humbucker inkl. Hörprobe

A

Anonymous

Guest
Der gute Viktor hat mich vor kurzem angeschrieben und gefragt, ob ich einen seiner Humbucker testen möchte. Ich habe zugesagt und gestern kam das gute Stück nun an. Die Gestaltung ist "klassisch", haut mich persönlich nicht so vom Hocker, was aber - wie alle anderen Eindrücke auch - mehr eine Frage meines persönlichen Geschmacks ist, weniger eine Frage der Qualität. Der Lanz sieht aus wie ein normaler Humbucker und das wiederum wollen viele ja auch so haben. Für einen ersten einfachen Test habe ich den Lanz in meine alte Sperrholz-Ibanez eingebaut und ein paar Takte aufgenommen. Es folgen zwei mehr oder weniger identische Aufnahmen, einmal mit dem Ibanez-Pickup, dann mit dem Lanz-Pickup. Demnächst folgt der Test im Proberaum, die Eindrücke liefere ich nach. Doch hier jetzt die Aufnahmen:

Ibanez mit Ibanez-Pickup
[img:2592x1944]http://www.realmusic.de/mp3/lanz/ibz_ibanez.jpg[/img]
[mp3]http://www.realmusic.de/mp3/lanz/vlanz_ibanez.mp3[/mp3]

Ibanez mit Lanz-Pickup
[img:2592x1944]http://www.realmusic.de/mp3/lanz/ibz_lanz.jpg[/img]
[mp3]http://www.realmusic.de/mp3/lanz/vlanz_lanz.mp3[/mp3]

Hmmm... ich persönlich höre da jetzt nicht so den Unterschied. Liegt das an meiner eingeschränkten Frequenzwahrnehmung? An der Aufnahmesituation? Demnächst dann mehr aus dem Proberaum... was hört bzw. denkt ihr dazu?

Dirk
 
Ich find die Gitarre an sich ganz schön cool! Was ist das für ein Modell? Auch klasse, wie du das erdungsproblem gelöst hast :D
 
lpopphusen schrieb:
Der gute Viktor hat mich vor kurzem angeschrieben und gefragt, ob ich einen seiner Humbucker testen möchte. Ich habe zugesagt und gestern kam das gute Stück nun an. Die Gestaltung ist "klassisch", haut mich persönlich nicht so vom Hocker, was aber - wie alle anderen Eindrücke auch - mehr eine Frage meines persönlichen Geschmacks ist, weniger eine Frage der Qualität. Der Lanz sieht aus wie ein normaler Humbucker und das wiederum wollen viele ja auch so haben. Für einen ersten einfachen Test habe ich den Lanz in meine alte Sperrholz-Ibanez eingebaut und ein paar Takte aufgenommen. Es folgen zwei mehr oder weniger identische Aufnahmen, einmal mit dem Ibanez-Pickup, dann mit dem Lanz-Pickup. Demnächst folgt der Test im Proberaum, die Eindrücke liefere ich nach. Doch hier jetzt die Aufnahmen:

Hmmm... ich persönlich höre da jetzt nicht so den Unterschied. Liegt das an meiner eingeschränkten Frequenzwahrnehmung? An der Aufnahmesituation? Demnächst dann mehr aus dem Proberaum... was hört bzw. denkt ihr dazu?

Dirk

Hi,

das ist ein wunderbares Bespiel dafĂĽr dass es wichtig ist was und wie man spielt und nicht der Sound...

Eigentlich wollte ich mir das anhören um eventuelle soundlichen Unterschiede wahrzunehmen, aber nach spätestens 10 Sekunden habe ich erkannt dass hier ein Könner an der Gitarre ist und nach weiteren 10 Sekunden weiß ich dass der Drummer auch nicht minder schlecht ist.
Mein Interese ist also sofort umgeschwenkt auf das WAS ihr spielt und war ab sofort ĂĽberhaupt nicht mehr auf den Sound fixiert...und so soll Musik eigentlich auch sein.

Hut ab !!

GruĂź
Der Nominator

PS: ...der sound des Ibanez PU ist etwas höhenreicher - so what ?
 
Hallo Dirk,

tolle Aufnahme, da muss ich dem Nominator Recht geben. Der Drum-Beat bei 0:08 erinnert mich ein wenig an "Give It Away" von den Roten Pfefferschoten.

Zum Sound: Die erste Aufnahme klingt etwas "brettmäßiger", tatsächlich eher so 80er Ibanez Rocksound. Mir persönlich gefällt der Gitarrensound der zweiten Aufnahme besser (ohne dass ich Herrn Lanz kenne). Ist für mich ein etwas offenerer, differenzierterer, zugleich schmutzigerer Rocksound (nicht so glatt in den Frequenzen). Schwierig zu beschreiben, aber so muss für mich (= absolut subjektiv) eine verzerrte Gitarre klingen.

Die Gitarre hat übrigens was, sehr schön.

GrĂĽĂźe
ex.
 
Ich finde den Klangunterschied auch sehr "subtil", aber sehr schön gespielt und die Ibanez ist ja mal der Hammer! :drool:
 
Irgendwie erinnert mich das kurze StĂĽck Musik an Retro Superdrive... die - glaube ich - leider gar nichts mehr machen...!

Ich finde die Unterschiede auch sehr subtil. Den Umbau hätte man sich sparen können.

:-D ;-)
 
Ich habe mir das jetzt diverse Male angehört über wirklich anständige Lautsprecher und für mein Ohr klingt der Ibanez eindeutig fetter und auch ein wenig lauter. Die Bässe knurren mehr. Der Lanz hat ein insgesamt schlankeres Klangbild.

Im direkten Vergleich gefällt mir der Ibanez besser. Hätte ich den Vergleich nicht, wäre es mir egal. Beide klingen gut.

Tom

@
lpopphusen schrieb:
meine alte Sperrholz-Ibanez

Von Sperrholz höre ich nix. Sperrholz klingt gut, alle Achtung :-D
 
lpopphusen schrieb:
Hmmm... ich persönlich höre da jetzt nicht so den Unterschied. Liegt das an meiner eingeschränkten Frequenzwahrnehmung? An der Aufnahmesituation? Demnächst dann mehr aus dem Proberaum... was hört bzw. denkt ihr dazu?

Dirk

Moin Dirk,

erst mal danke fĂĽr dein Review und auch fĂĽr deine Soundschnipsel - gut eingespielt ;-)

Also ich hab das jetzt auch zig mal gehört und auch über gute und ehrliche Speaker. Es sind wirklich nur Nuancen, aber mir gefällt der Frequenzgang des Ibanez HB schon noch etwas besser, er hat deutlich mehr Punch.

Optisch gefällt mir der Lanz besser. Wusste nicht, das der Viktor auch hübsche Pickups baut :lol:

G'schmacksache halt :cool:
 
partscaster schrieb:
Irgendwie erinnert mich das kurze StĂĽck Musik an Retro Superdrive... die - glaube ich - leider gar nichts mehr machen...!

Äääähhhh.... ist das jetzt Zufall? Retro Superdrive ist meine alte Band. Oder kennen wir uns?

partscaster schrieb:
Ich finde die Unterschiede auch sehr subtil. Den Umbau hätte man sich sparen können.

Für PC- Recordings sehe ich das auch so. Spannend wird der Vergöeich vor'm Amp!
 
Magman schrieb:
Also ich hab das jetzt auch zig mal gehört und auch über gute und ehrliche Speaker. Es sind wirklich nur Nuancen, aber mir gefällt der Frequenzgang des Ibanez HB schon noch etwas besser, er hat deutlich mehr Punch.

Hi Magman, Danke für Dein Lob. Nach mehrmaligem Hören empfinde ich das mittlerweile ähnlich wie Du. LG, Dirk
 
Nominator schrieb:
Eigentlich wollte ich mir das anhören um eventuelle soundlichen Unterschiede wahrzunehmen, aber nach spätestens 10 Sekunden habe ich erkannt dass hier ein Könner an der Gitarre ist und nach weiteren 10 Sekunden weiß ich dass der Drummer auch nicht minder schlecht ist.

Danke fĂĽr Dein Lob, der Drummer ist ĂĽbrigens Simon Philips aus der Konserve...
 
chapter schrieb:
Ich find die Gitarre an sich ganz schön cool! Was ist das für ein Modell? Auch klasse, wie du das erdungsproblem gelöst hast :D

Zu der Gitarre, da sie irgendwie zu gefallen scheint. Es ist eine Ibanez Roadstar II Custom aus den 80ern. Ich habe die Gitarre nie in einem Prospekt oder Katalog von Ibanez gesehen. Erstmalig gedruckt tauchte sie dann plötzlich auf dem G&B-Ibanez-Poster auf. Mysteriös. Es war meine erste E-Gitarre überhaupt, die ich bis zum Schrottzustand verbastelt hatte. Meine Frau hat dann dieses Modell für mich bei ebay ersteigert. Toll! Was ich an der Gitarre so lustig finde, dass der Korpus aus Sperrholz mit Resopal-Oberfläche gefertigt ist und es trotzdem irgendwie gut klingt. Zu bespielen ist die Gitarre auch sehr gut. Wie das gute Stück zu mir kam, habe ich mal - anlässlich eines Geburtstages eines Musikerkollegen - aufgeschrieben. Wen es interessiert, hier der Text in epischer Breite:

Smoke On The Water oder wie ich zu der Ibanez Roadstar II Custom kam...

Kapitel I - Deep Purple - Smoke On The Water

Meine erste Schallplatte war die Sgt. Peppers der Beatles, die ich bei meiner Mutter im Schrank entdeckte und auf Grund des bunten Covers mich zu der Vermutung veranlasste, es könnte ein Hörspiel darauf sein. Flugs das gute Stück geschnappt und in meinem Zimmer mit dem guten alten roten Telefunken-Mono-Vinylhobel bearbeitet. Der ersten Enttäuschung folgte große Begeisterung. Tolle Musik, tolle Typen, geheimnisvolle Texte. Ich war plötzlich Beatles-Fan. Weitere LPs folgten, der Vinylhobel wurde durch einen Universum-Stereo(!)-Plattenspieler ersetzt und fortan lauschte ich andächtig und immerwährend den Kompositionen von Lennon/McCartney. Eine erste aus Lego gebaute Gitarre diente der Unterstützung meiner Ausdruckstänze vor dem Spiegel meiner Schwester.

Die Cousine der Tochter der Freundin meiner Mutter lebte in Hamburg und brachte 1979 Platten von Madness und The Specials mit ins verschlafene Delmenhorst. Ich war sofort infiziert und tanzte Ska mit seltsam zackigen Bewegungen, darauf folgte die Neue Deutsche Welle mit Trio, Foyer des Arts und Fehlfarben (welche in der Delmenhorster Delmehalle aufgetreten sind - damals eine Sensation) und sogar (der liebe Gott möge es mir verzeihen) ein Phase, in der ich die Bravo regelmäßig gelesen habe. Aber ich schweife ab.

Eines Tages also - ich war gerade 14 Jahre alt geworden - besuchte ich wie so oft meinen besten Freund Frank, der mich an diesem Tag überraschender Weise stolz mit einer Gitarre in der Hand begrüßte. Wow! Eine Gitarre? Wie krass ist das denn? Es war zwar nur eine uralte No-Name-Wandergitarre (oder wie wir auch gerne sagten "Konzertocaster"), gekauft im Musikhaus Prunk, welches kurze Zeit später den Betrieb einstellte, aber es war eine Gitarre!

Fasziniert und geradezu ehrfürchtig bestaunte ich das dolle Ding. Das war aber nichts im Vergleich zu dem, was Frank damit anstellen konnte. Er zupfte mit der rechten Hand die mittleren Saiten in gar rockiger Manier: "Däät - - - Däät - - - Däääää - - - Däät - - - Däät - - - Dädäää - - Däät - - - Däät - - - Däääää - - - Dät - - - Dääääää". Gott Gütiger - eine Initialzündung sondergleichen. Ich wusste nicht, was Frank da gespielt hat und ich wusste auch nicht, wie er das gespielt hat. Ich wusste nur, dass ich genau das - und nur das - auch wollte. Und zwar sofort. Frank, der die Griffe von einem Freund gelernt hatte, wusste allerdings auch nicht mehr genau, wie der Titel hieß. Kein Problem, das Kettler-Alurad gesattelt und ab in die Stadt zu ElPie, dem provinziellen Mekka schwarzer Vinylkultur, dessen Pilger durch Bingo (er betreibt heute einen Kiosk) stets auf den richtigen Pfad der kakophonischen Tugend gebracht wurden. Voller Respekt vor dem Delmenhorster Musik-Papst betraten wir mit gesenktem Haupt die Stätte der Glück bringenden Salbung. Frank: "Guten Tag, wir suchen da einen Song, vielleicht kennen Sie den ja? Erm, Dirk, mach mal vor…" Dirk: "Okay, das geht so in der Art wie Däät…" Bingo: "Stop, genug! Jungs, ihr meint Smoke On The Water. Steht bei D wie Diiiiieep Pörpel, nehmt die Made in Japan, die Version ist die Beste." Taschengeld zusammengelegt und ab nach Hause. Platte aufgelegt: "Däät - - - Däät - - - Däääää - - - Däät - - - Däät - - - Dädäää - - Däät - - - Däät - - - Däääää - - - Dät - - - Dääääää". Noch heute laufe ich mit den gedanklich wie von einem Orkan gefönten Haaren durch die Gegend, wenn ich daran denke, wie wir das Intro damals das erste Mal angehört haben. Gigantisch gut war das und ist es immer noch … wie ich finde.

Kapitel II - AC/DC - Rising Power

Dem oben genannten Erlebnis folgten weitere, in ihrer kurzeitigen Wucht deutlich weniger prägnante, aber nicht minder nachhaltige musikalische Erlebnisse. Sei es das erste Hippie-Open-Air in Bruchhausen-Vilsen (viel Alkohol, wenig Schlaf) oder Rocknächte in der Delmenhorster Villa (viel Nikotin, viel Alkohol, wenig Schlaf) oder das allererste Konzert mit meiner Band "Scheiße hoch drei und die Notenquäler" (kein Witz, wir nannten uns tatsächlich und zu Recht genauso).

Nach meiner rockmusikalischen Bekehrung durch Deep Purples Smoke On The Water waren also den lauten, rockigen Gitarren Tür und Tor geöffnet. Nichts hat mich aber in der Art begeistert, wie es AC/DC mit der ersten von mir gekauften aktuellen Scheibe getan haben. "Flick Of The Witch" (April 1983) nannte sich das gute Stück. Gleich der Opener "Rising Power" fand sich zum einen im Musikhaus Spula als Tabulatur wieder (man konnte dort Einzeltitel-Tabs als Kopie kaufen - ich hatte ja nur ein bisschen Taschengeld) und zum anderen erkannte ich erneut meine Grenzen: spielerisch, gedanklich und motorisch. Wie sollte ein normaler nicht-Gott-gleicher Mensch das spielen?

Eine technische Lösung musste her: Mehrspurtechnik! Wow! Wir haben mit mehreren Kassetten-Rekordern die Möglichkeiten der Mehrspurtechnik auf für damalige Zeiten sicherlich schwindelerregende Höhen geführt. Jeder Akkord bestand aus drei Tönen, die selbigen gleichzeitig zu greifen und gar noch zu wechseln uns nicht nur unmöglich erschien, sondern auch absolut unmöglich war. Also: Zeigefinger, E-Saite, 8ter Bund, Tape 1 Aufnahme Start, Plöng, Tape 1 Aufnahme Stop. Nächster Ton: Zeigefinger, A-Saite, 10ter Bund, Tape 1 Aufnahme von eben Abspielen, Tape 2 Aufnahme Start, Plöng, Tape 2 Aufnahme Stop, Tape 2 Aufnahme von eben Abspielen Stop.

Es hat gefühlte Jahre gebraucht, bis wir alle Punkte (= Töne) der Tabulatur mit dieser Methode unter Auslotung der Grenzen von Disharmonie und Polyrhythmik zu Magnetband gebracht hatten.

Kapitel III - Survivor - Slander

Mit der Zeit und tage- und nächtelanger Übung gingen einfache Rockakkorde (oder auch Powerchords) etwas flüssiger von der Hand. Es war weit entfernt von gut oder gar rhythmisch, aber man konnte bei Konzerten von anderen Schülerbands schon mal mit verschränkten Armen vor der Bühne stehen und die Karriere als Musikpolizist in Angriff nehmen. Was mir aber zu meinem uneingeschränkten Glück fehlte, war eine E-Gitarre Nachdem meine Versuche mit der Konzertocaster und einem Mikro an Omas Röhrenradio ein Rockstar-adäquates Inferno auszulösen kläglich gescheitert waren, konnte also nur eine echte E-Gitarre die Lösung (all) meiner Probleme sein. Als ich meinen Eltern meinen sehnsüchtigen Wunsch offenbarte, merkte ich, dass totale Begeisterung für das kulturelle und künstlerische Interesse des Sprösslings anders aussieht. Für mich nicht nachvollziehbar, so waren meine Eltern doch eher uninteressiert, gar ablehnend. Selbst mein Angebot, ihnen hier und jetzt mit einem schriftlichen und somit verbindlichen Vertrag 50% der anstehenden Tantiemen zu überlassen, sorgte nicht für die erwartete Begeisterung. Warum? Ich verstehe es bis heute nicht ;-) Nun gut, meine Eltern sind keine Unmenschen und sie waren sich einig, dass ich mir das Geld für das Instrument erarbeiten sollte. "Arbeit? Hallo? Ich bin ein kommender Rockstar!" Viele Rockstars haben in ihrer Karriere Dreck gefressen, warum nicht auch ich? Wochen später: Osterferien in Niedersachsen. Mein Vater hat mir einen Job auf der Bremer Rolandwerft (in Ganspe) besorgt. Eine neue für mich gänzlich unbekannte und verstörende Welt eröffnete sich mir, als mich der Meister Arthur, in dessen Obhut ich zwei Wochen lang Einschraubverschraubungen sortieren durfte, am ersten Tag mit den Worten "Na Jörg, schon mal ***** geleckt…?" begrüßte. Okay, ich hatte dieses Wort schon mal gehört, aber in dieser deutlichen und geradeheraus freundlichen Ansprache in Verbindung mit einer Begrüßung bisher noch nicht erlebt. Und nebenbei "Ich heiße Dirk.” "Als klor mien Jong! So Jörg, Du sortierst hier jetzt mal die Einschraubverschraubungen, um zwölf ist Mittach und wenn was ist, frag nicht, mach einfach…"

Weise Worte, in hanseatischer Präzision gelassen ausgesprochen. Neben Frank und meiner Konzertocaster war das mobile Kassettenabspielgerät mein bester Freund. Rund um die Uhr, zu jeder Zeit und Gelegenheit dröhnte ich mir den Schädel damit zu. Je lauter, je lieber. AC/DC im Wechsel mit AC/DC, ggf. auch mal AC/DC, AC/DC, AC/DC oder auch Deep Purple. Die 80er waren die 80er und die 80er waren die Zeit der Fönfrisuren. Ich selbst blieb diesem Trend glücklicherweise fern, wenn auch Bands deren Musiker dieser Geschmacksverirrung f(r)ö(h)nten bei mir und meinem Kumpel Walkman an Beliebtheit gewannen. Womit ich nun endlich nach langer aber notwendiger Vorrede bei Song Nr. drei angekommen wäre: Slander von Survivor. Galten Survivor sicherlich zu keiner Zeit als die Hüter des Grals anspruchsvoller Rockmusik, hatten diese zudem mit Eye Of The Tiger einen Hit, der das restliche Machwerk der Amerikaner per se mit dem wenig positiv behafteten Mainstream-Stempel versah. Egal. Slander beginnt mit einem stampfenden Schlagzeug und einem einfachen aber prägnanten Gitarren-Riff. Dazu der pumpende Bass usw. Alles nicht unbedingt spektakulär aber absolut zeitnah. Während ich also meine Einschraubverschraubungen sortierte und mir immer wieder der Frage stellte, ob ich auf die herzhafte Begrüßung des Meisters irgendwie cooler (so in dem Stil: "Klar Arthur, täglich fünf zum Frühstück…") oder gepflegter ("Bitte mäßigen Sie Ihre Ausdrucksweise, Herr Claussen!") hätte reagieren können, dudelte im Endlosband (C-90 [natürlich Chrom, nicht Ferro] und den Song so oft aufgenommen, bis eine Seite voll war) insbesondere das Gitarrensolo. Wenn ich Slander heute höre, dann muss ich mit Erschrecken feststellen, dass sich Phrasierungen und tonales Spektrum dermaßen auf meiner saitenakrobatischen Finger-Hirn-Festplatte eingebrannt haben, dass ich es fast 30 Jahre später noch immer nicht lassen kann, in ähnlicher Art und Weise rumzugniedeln. Nach zwei Wochen Schufterei bekam ich 1.000,00 DM auf mein Konto überwiesen und kaufte mir davon meine erste E-Gitarre (besagte Ibanez Roadstar Custom) und einen Verstärker (Roland Jazz Chorus 50). Das war im Grunde totaler Mumpitz, aber ich hatte keine Ahnung und der Verkäufer keine Skrupel mir die Sachen völlig überteuert anzudrehen. Glücklich war ich damit trotzdem. "Släääääänder, like a knife in my heart…".
 
Klasse! Wo ist nur der "Like" Button schon wieder?!

Ich liebe solche Geschichten und DU solltest dringend ein Buch schreiben!

Danke dafĂĽr und GruĂź
Ralf
 
...danke für diese großartige Geschichte. Ich hätte noch stundenlang weiterlesen können. Mehr davon! Ich schließe mich uneingeschränkt dem Vorredner an. Du solltest echt ein Buch schreiben.

Habe mich ĂĽbrigens in vielen Bereichen wiedergefunden (streiche Werft, setzte Hinterhof-Autoklitsche...."na, heude schon gebĂĽgelt, siehs sso pladdaus!")

oder: Phillips Stereoplattenspieler mit wilder Kabel- LĂĽsterklemmenkonstruktion in ein Braun KĂĽchenradio und einen Grundig Kassettenhenkelmann.

...erste E-Gitarre billig gekauft (No Name Strat) und wild schlaggitarrenmäßig Vollakkorde gekloppt (kannte ich so von meiner Wanderklampfe). Da die Saiten heftigst schepperten hin zum Händler und den Breiten gemacht, von wegen Gewährleistung und so. Der hat dann gefühlte 1 cm Saitenlage eingestellt und ich war zufrieden. :)
 
lpopphusen schrieb:
Nominator schrieb:
Eigentlich wollte ich mir das anhören um eventuelle soundlichen Unterschiede wahrzunehmen, aber nach spätestens 10 Sekunden habe ich erkannt dass hier ein Könner an der Gitarre ist und nach weiteren 10 Sekunden weiß ich dass der Drummer auch nicht minder schlecht ist.

Danke fĂĽr Dein Lob, der Drummer ist ĂĽbrigens Simon Philips aus der Konserve...

Hi,

na dann lag ich ja mit meiner Beurteilung des Drummers nicht ganz verkehrt... :!:

Aber ganz ehrlich: das was Du da gespielt hast hat mir ausgesprochen gut gefallen - sehr interessante Voicings - hab's mir natuerlich gleich rausgehoert obwohl das eigentlich nicht die Musik in der ich normalerweise nach brauchbarem Material Ausschau halte....

Gruss
Der Nominator
 
Danke fĂĽr die Geschichte!
Ist ja sehr rar geworden heutzutage...wenn ich höre ob man das 100 Watt Mesa Boogie Top nehmen soll oder lieber den axemper mit allen Amps der Welt :)
 
Interessante Geschichte :cool:

Rein interessehalber: der original Pickup deiner Roadster sollte ein Super 58 sein - gab es auch ohne Neusilberkappe. So sagt es auch der Prospekt. Sollte auch unten auf dem Pickup stehen, hast du mal nachgeschaut?
 
Magman schrieb:
Interessante Geschichte :cool:

Rein interessehalber: der original Pickup deiner Roadster sollte ein Super 58 sein - gab es auch ohne Neusilberkappe. So sagt es auch der Prospekt. Sollte auch unten auf dem Pickup stehen, hast du mal nachgeschaut?

a) Prospekt? Magman, was fĂĽr ein Prospekt? Hast Du mehr Info als ich?
b) auf dem Pickup steht leider nichts drauf...

LG, Dirk
 
twulf schrieb:
Ich liebe solche Geschichten und DU solltest dringend ein Buch schreiben!

Danke für Dein Lob. Ich bin tatsächlich gar nicht so weit davon entfernt, allerdings in einem gänzlich anderen und deutlich weniger amüsanten Kontext.

tommy schrieb:
...danke fĂĽr diese groĂźartige Geschichte

Dito, in der KĂĽrze Deiner Story liegt aber auch entsprechende WĂĽrze. Sehr gut und gut gelacht. Ich kann mir die Situation lebhaft vorstellen.

Nominator schrieb:
Aber ganz ehrlich: das was Du da gespielt hast hat mir ausgesprochen gut gefallen - sehr interessante Voicings - hab's mir natuerlich gleich rausgehoert obwohl das eigentlich nicht die Musik in der ich normalerweise nach brauchbarem Material Ausschau halte....

Dank Deines Kommentars habe ich mal nachgelesen, was genau Voicings eigentlich sind. Man liest das immer wieder und macht sich so seine Gedanken dazu, aber so ganz genau wusste ich bisher nicht, was Voicings sind. Dann das hier: http://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_Aufbau_von_Akkorderweiterungen gelesen und glaube das könnte passen zu dem, was ich gespielt habe.
 
lpopphusen schrieb:
Äääähhhh.... ist das jetzt Zufall? Retro Superdrive ist meine alte Band. Oder kennen wir uns?

:shock: :idea: Das erklärt die Ähnlichkeit. Die haben Donnerstags unter uns geprobt und ich musste da dann irgendwann einfach mal reingehen, weil die immer so klasse geklungen haben. Du bist dann wohl der viel gelobte ehemalige Gitarrist, der umgezogen ist? Ist ja lustig! :-D
 
lpopphusen schrieb:
Dank Deines Kommentars habe ich mal nachgelesen, was genau Voicings eigentlich sind. Man liest das immer wieder und macht sich so seine Gedanken dazu, aber so ganz genau wusste ich bisher nicht, was Voicings sind. Dann das hier: http://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_Aufbau_von_Akkorderweiterungen gelesen und glaube das könnte passen zu dem, was ich gespielt habe.

Hi,
wenn Du mehr ueber Chord Voicings wissen willst besorg Dir Buecher vom leider viel zu frueh verstorbenen Ted Greene - z.B. "Chord Chemistry". Der Kerl war der absolute Chord Voicing Spezialist - er muss aber unheimlich lange Finger gehabt haben da manche Voicings fuer Normalsterbliche wie mich einfach unspielbar sind...aber es lohnt sich wirklich. Die Buecher sind Stoff fuer das ganze Gitarristen-Leben - das ist jetzt ernst gemeint - da ist soviel Material drin dass man 20 Jahre und mehr braucht um das zu verinnerlichen was Ted Greene zusammnegetragen hat.

Gruss
Der Nominator
 
partscaster schrieb:
Das erklärt die Ähnlichkeit. Die haben Donnerstags unter uns geprobt und ich musste da dann irgendwann einfach mal reingehen, weil die immer so klasse geklungen haben. Du bist dann wohl der viel gelobte ehemalige Gitarrist, der umgezogen ist? Ist ja lustig! :-D

Die Welt ist und bleibt ein Dorf. Es war wirklich traurig, dass wir uns oder besser ich mich - bedingt durch den Umzug - trennen musste/n.
 

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