Ausflug ins Saarland

A

Anonymous

Guest
hoffe ich bin im richtigen Forum:

heute bin ich zu einem Seminar nach Saarbrücken gefahren und hab die Gelegenheit genutzt zwei Musikgeschäfte aufzusuchen.

Das erste Erlebnis in der Stadt war nicht so prickelnd. Mal umsehen war nicht, sofort ging es zum energischen Check ob ich wohl was kaufen würde. Im Verkaufsgespräch wurde so viel Druck aufgebaut (auch mit kleinen eher subversiven Tricks), dass ich immer mehr auf Distanz gegangen bin und mein natürlicher Schutzmechanismus sich auf stur gestellt hat. Obwohl mir eine Tokai Les Paul sehr gut gefallen hat. Habe anstandshalber noch ein Gitarrenkabel gekauft, denn nur zum Freizeitklampfen möchte ich auch keinen Händler missbrauchen. Mein Eindruck war, dort muss etwas verkauft werden! Vielleicht liest der Händler dies und geht das nächste mal etwas entspannter an die Sache (am Schluss war er ja dann noch ganz nett und ich schätze ja kleine Händler und sehe mit großem Bedauern, dass diese gerade in Innenstadtlagen immer mehr ums Überleben kämpfen),

Dann zu Six&Four 12 km entfernt von Saarbrücken. Das genau gegenteilige Erlebnis. Erst konnte ich mal in Ruhe die Lage sondieren, meine Bitte den "Luxusraum" betreten zu dürfen wurde sofort freundlich bejahrt. Der Geschäftsführer kam nach kurzer Zeit und hat mir bedeutet, dass ich alles ausprobieren darf.

Ich war gespannt auf den Fender Deluxe Reverb, habe aber rasch gemerkt, dass für den Großteil meiner Auftritte mein Blues Junior genügt und bei größeren Acts mein TA 30 die prickelndere Alternative ist. Dann mal den Fender Vaporizer angetestet. In Youtube hat er mich nicht so überzeugt, die Erfahrung von anderen Forumskollegen war wohl auch eher durchwachsen. Umso überraschter war ich, dass er mir recht gut gefallen hat. Und für diesen Preis für mich völlig überzeugend. Aber er ist so auffallend grün, dass meine Frau sofort über das neue Equipment stolpern würde :lol:

Wäre eine Starcaster oder vielleicht eine GB20 dort gewesen, hätte ich zugeschlagen. So habe ich einen hochwertigen Gitarrenständer erworben, da ich auch hier nicht einfach der stressende und lärmende Klampfentourist sein wollte.

Jetzt sitz ich in Saarbrücken in meinem Hotelzimmer, mit einem Gitarrenständer und einem Gitarrenkabel aber ohne Gitarre. Na, werde den Unmut morgen an den Seminarteilnehmern auslassen ;-) Jetzt werde ich mal sehen, wie bei den Saarländern das Abendessen so schmeckt (ob die koche kenne?).

Fazit: Bei Touren in in netter Atmosphäre schöne Läden sehen und einkaufen ist immer wieder viel schöner als über das blöde indische Netz zu bestellen.
 
Hi Rainer,
danke für diesen unterhaltsamen Bericht. Man kann so richtig nachempfinden.
Übrigens glaube ich, du hast da ne richtig geile Band am Start. Respekt.
Viel Spaß und Erfolg weiterhin :top:

Gruß Peter
 
frhay8 schrieb:
Das erste Erlebnis in der Stadt war nicht so prickelnd. Mal umsehen war nicht, sofort ging es zum energischen Check ob ich wohl was kaufen würde. Im Verkaufsgespräch wurde so viel Druck aufgebaut (auch mit kleinen eher subversiven Tricks), dass ich immer mehr auf Distanz gegangen bin und mein natürlicher Schutzmechanismus sich auf stur gestellt hat. (...) Mein Eindruck war, dort muss etwas verkauft werden! Vielleicht liest der Händler dies und geht das nächste mal etwas entspannter an die Sache (am Schluss war er ja dann noch ganz nett und ich schätze ja kleine Händler und sehe mit großem Bedauern, dass diese gerade in Innenstadtlagen immer mehr ums Überleben kämpfen).

Ich danke Dir und schließe mich der Hoffnung an: Liebe Händler, der Ihr das lest, kommt doch bitte endlich alle im 21. Jahrhundert an und lasst das Pressing hinter Euch; es verprellt den Kunden ab einem gewissen Intelligenzgrad dauerhaft und macht weder vor noch hinter der Theke dauerhaften Spaß!!!

Gruß,

Batz. :cool:
 
Batz Benzer schrieb:
Ich danke Dir und schließe mich der Hoffnung an: Liebe Händler, der Ihr das lest, kommt doch bitte endlich alle im 21. Jahrhundert an und lasst das Pressing hinter Euch; es verprellt den Kunden ab einem gewissen Intelligenzgrad dauerhaft und macht weder vor noch hinter der Theke dauerhaften Spaß!!!
Yes, Batz, besser kann man es kaum ausdrücken ;-)

Gruß Peter
 
Hallo!

Batz Benzer schrieb:
Ich danke Dir und schließe mich der Hoffnung an: Liebe Händler, der Ihr das lest, kommt doch bitte endlich alle im 21. Jahrhundert an und lasst das Pressing hinter Euch; es verprellt den Kunden ab einem gewissen Intelligenzgrad dauerhaft und macht weder vor noch hinter der Theke dauerhaften Spaß!!!

Hier sind wir mal deutlich unterschiedlicher Meinung. Das ist schön, so wird es für alle Beteiligten nicht langweilig.

Läden sind meiner Meinung nach kein Spielplatz für diejenigen, die ihre Gitarre zuhause haben sondern ein Ort, an dem man sich informieren kann und letztlich vielleicht etwas kauft.

Natürlich gehe ich auch mal durch Läden, schaue nach neuem, bunten Kram, keine Frage. Aber muss ich die sackteuren Edelgitarren im Customshop unbedingt an dem Röhrenboliden probieren, wenn ich sicher bin, beides gar nicht brauchen zu können? Nein. Ich habe schon häufiger - gerade bei der Suche nach einem Amp - mit meiner eigenen eigens dafür mitgebrachten Gitarre im Laden gestanden und konnte auch noch trotz deutlich geäußerter Kaufabsicht eben nicht ausgiebig probieren, weil mal wieder Leute alles mögliche parallel gespielt haben. Da habe ich als Kaufinteressent plötzlich keine Lust mehr und kaufe dann doch im Netz.

Ich hab auch keine Lust, eine völlig verdreckte Gitarre mit den ersten Macken drauf für Neupreis zu kaufen und tue das auch nicht ohne Preisnachlass - den bezahlt erstmal der Händler, schlägt das aber irgendwo auf die Preise drauf. Ich bezahle also das Rumspielen von Leuten, die kein zuhause haben und mir beim Kaufen im Weg stehen.

Im Musikhaus Oevermann Minden (und vor Urzeiten im Schallloch Hamburg) habe ich die perfekte Beratung erlebt. Ich habe dem Verkäufer erklärt, was ich suche - er hat mir zwei Gitarren hingestellt und mich für ein paar Minuten in Ruhe gelassen. Danach kam er wieder, fragte nach meinem Eindruck und brachte dann gezielt Alternativen, bis es fast passte. Ich probiere Gitarren im Laden auch aus, indem ich erst einmal ein paar Tonleitern, Arpeggien und Akkorde spiele. Anders formuliert: Das erste Probieren ist definitiv kein Musizieren und ich denke, dass das schon eine gewisse Ernsthaftigkeit zeigt. Echtes "Spielen" fängt bei mir an, wenn mir eine Gitarre insgesamt schon ganz gut gefällt und selbst dann spiele ich eine Reihe von unterschiedlichen Sachen AN. Ein fünf Minuten Fiedelsolo in der gleichen Lage der Mollpentatonik bringt keine ernsthaften Erkenntnisse über eine Gitarre.

Wir leben in einem Zeitalter des Strukturwandels im Einzelhandel durch Internet-Shopping. Das ist mittlerweile Allgemeingut, wirklich gute Rezepte für diesen Konflikt gibt es aber immer noch nicht oder ich kenne keine. Sicherlich ist "Pressing" nicht optimal, laissez-faire im Gitarrenwunderland aber auch nicht das Wahre.

Gruß

erniecaster
 
Hmm, alle Statements machen nachdenklich.
Ist es in Ordnung wenn man immer mal wieder in einen Laden geht, alles Mögliche ausprobiert, sich inspirieren läßt, wieder verwirft und vielleicht jeden 10. Besuch etwas kauft? Mitunter dann sogar etwas mehr investiert, weil es nach viel Überlegungsarbeit sinnvoll erscheint ... ?
 
Für mich sind das viel zu viele Allgemeinplätze.

Rainer: Was genau hat dich gestört? Wie hat sich der Verkäufer verhalten? Inwiefern hat er "Druck" gemacht? Erzähl doch mal bissl ausführlicher...
 
erniecaster schrieb:
Hallo!

Batz Benzer schrieb:
Ich danke Dir und schließe mich der Hoffnung an: Liebe Händler, der Ihr das lest, kommt doch bitte endlich alle im 21. Jahrhundert an und lasst das Pressing hinter Euch; es verprellt den Kunden ab einem gewissen Intelligenzgrad dauerhaft und macht weder vor noch hinter der Theke dauerhaften Spaß!!!

Hier sind wir mal deutlich unterschiedlicher Meinung. Das ist schön, so wird es für alle Beteiligten nicht langweilig.

Läden sind meiner Meinung nach kein Spielplatz für diejenigen, die ihre Gitarre zuhause haben sondern ein Ort, an dem man sich informieren kann und letztlich vielleicht etwas kauft.

Natürlich gehe ich auch mal durch Läden, schaue nach neuem, bunten Kram, keine Frage. Aber muss ich die sackteuren Edelgitarren im Customshop unbedingt an dem Röhrenboliden probieren, wenn ich sicher bin, beides gar nicht brauchen zu können? Nein. Ich habe schon häufiger - gerade bei der Suche nach einem Amp - mit meiner eigenen eigens dafür mitgebrachten Gitarre im Laden gestanden und konnte auch noch trotz deutlich geäußerter Kaufabsicht eben nicht ausgiebig probieren, weil mal wieder Leute alles mögliche parallel gespielt haben. Da habe ich als Kaufinteressent plötzlich keine Lust mehr und kaufe dann doch im Netz.

Ich hab auch keine Lust, eine völlig verdreckte Gitarre mit den ersten Macken drauf für Neupreis zu kaufen und tue das auch nicht ohne Preisnachlass - den bezahlt erstmal der Händler, schlägt das aber irgendwo auf die Preise drauf. Ich bezahle also das Rumspielen von Leuten, die kein zuhause haben und mir beim Kaufen im Weg stehen.

Im Musikhaus Oevermann Minden (und vor Urzeiten im Schallloch Hamburg) habe ich die perfekte Beratung erlebt. Ich habe dem Verkäufer erklärt, was ich suche - er hat mir zwei Gitarren hingestellt und mich für ein paar Minuten in Ruhe gelassen. Danach kam er wieder, fragte nach meinem Eindruck und brachte dann gezielt Alternativen, bis es fast passte. Ich probiere Gitarren im Laden auch aus, indem ich erst einmal ein paar Tonleitern, Arpeggien und Akkorde spiele. Anders formuliert: Das erste Probieren ist definitiv kein Musizieren und ich denke, dass das schon eine gewisse Ernsthaftigkeit zeigt. Echtes "Spielen" fängt bei mir an, wenn mir eine Gitarre insgesamt schon ganz gut gefällt und selbst dann spiele ich eine Reihe von unterschiedlichen Sachen AN. Ein fünf Minuten Fiedelsolo in der gleichen Lage der Mollpentatonik bringt keine ernsthaften Erkenntnisse über eine Gitarre.

Wir leben in einem Zeitalter des Strukturwandels im Einzelhandel durch Internet-Shopping. Das ist mittlerweile Allgemeingut, wirklich gute Rezepte für diesen Konflikt gibt es aber immer noch nicht oder ich kenne keine. Sicherlich ist "Pressing" nicht optimal, laissez-faire im Gitarrenwunderland aber auch nicht das Wahre.

Gruß

erniecaster

Ruderboot schrieb:
Hmm, alle Statements machen nachdenklich.
Ist es in Ordnung wenn man immer mal wieder in einen Laden geht, alles Mögliche ausprobiert, sich inspirieren läßt, wieder verwirft und vielleicht jeden 10. Besuch etwas kauft? Mitunter dann sogar etwas mehr investiert, weil es nach viel Überlegungsarbeit sinnvoll erscheint ... ?

Al schrieb:
Für mich sind das viel zu viele Allgemeinplätze.

Wenn ich für mich als Kunden spreche, kann ich sagen, daß ich eher etwas kaufe, wenn ich mit Leidenschaft beraten werde oder die Zeit bekomme, in Ruhe auszuprobieren. Der Store z.B. hat sein Verhalten in diese Richtung umgestellt, seidem es den großen Laden gibt. Seitdem lasse ich auch Geld da.

Ist man aktiv uninteressiert an mir als Kunde, versucht mich zu gängeln, zu bevormunden, eine Meinung zu oktroyieren oder benutzt mich als Projektionsfläche für seine eigene Meinung, ohne auf das zu achten, was ich von mir gebe, dann schreckt mich das ab. Wenn ich deutlich spüre, dass man mich in einen Abschluss nötigen möchte, finde ich das unsympathisch. Deswegen lasse ich kein Geld in Bad Godesberg und neuerdings auch nicht mehr in Bonn.

Wenn ich für mich als Verkäufe spreche - ich habe sieben Jahre im Handel gearbeitet -, dann muss ich tatsächlich unterscheiden können zwischen einem Kunden, dessen Beratung letzten Endes auch irgendwann, nicht unbedingt heute oder morgen, aber übermorgen, zu einem Klingeln in der Kasse sowie positiver Mundproaganda führt und jener Klientel, die mich ausnutzt, um Wissen und Erfahrung zu erlangen und dann Press Button bei jemand anderem macht.

Um letztere kümmere ich mich dann eben nicht mehr. Im schlimmsten Fall spreche ich sie einfach mal an uns sage, daß ich merke, daß ich ihnen offenkundig nicht weiterhelfen kann und ob sie aufgrund dessen nicht in einem anderen Laden besser aufgehoben wären. Für diese Leute nehme ich die anderen Kunden aber nicht in Sippenhaft.

Und dann gibt es natürlich die Penner und Junkies, bei denen ich eine ganz einfach Regel hatte: "Wir bedienen keine alkoholisierte Kundschaft, bitte kommen Sie gerne unalkoholisiert wieder." Denn auch diese sind Menschen und sollten menschenwürdig behandelt werden.

Ich hoffe, so ein differenzierteres Bild meiner Meinung gegeben zu haben.

@erniecaster: Du siehst, sooo weit sind wir dann doch nicht auseinander. ;-)

Gruß,

Batz.
 
Hey Batz,

ok, das ist schon differenzierter. Ich persönlich finde es doof, wenn ich im Laden ignoriert werde. Ich gehe in einen Laden um "betreut" zu werden. Beratung ist oftmals nicht nötig, aber ich will da auch keine Selbstbedienungsveranstaltung. Während ich teste, werde ich gerne alleine sprich in Ruhe gelassen um dann im Nachgang wieder auf den Verkäufer zuzugehen und Feedback zu geben oder weitere Geräte zum testen anzufordern. Sollte man dann halbwegs fit als Verkäufer sein und eindeutige Kaufsignale erkennen (sabbern, feuchte Augen oder Hose) dann ist es auch erlaubt mal ein Angebot zu machen.

Ich kann mir allerdings vorstellen, dass dieses konkrete Nachfragen dann vom einen oder anderen schon als Druck empfunden wird. Da bin ich allerdings der Meinung, dass es zum Job des Verkäufers gehört nachzufragen, ob ein Gerät oder eine Gitarre gefallen hat und wenn nein warum... oder nach den konkreten Vorstellungen des Kunden.

Sagen wir mal so: Ich habe selten richtig gute Verkäufer in Musikläden angetroffen, die diesen Spagat beherrschen. Es gibt sie aber...
 
Ich habe grundsätzlich jeden Kunden erst einmal gefragt, ob ich helfen kann. Wenn ich ein Nein bekam, habe ich darauf hingewiesen, dass ich bei Rückfragen sehr gerne zur Verfügung stehe und den Kunden machen lassen. Ich blieb dann aber aufmerksam, um in neuralgischen Momenten da zu sein, wenn es mich brauchte, aber ich habe mich kein weiteres Mal als Fremdenführer aufgedrängt. Es sei denn man hatte "sich verlaufen", daher die Aufmerksamkeit. ;-)

Die Frage nach dem Gefallen finde ich selbstverständlich, zumal das Interesse meinerseits, mich über das Produkt auszutauschen, echt und nicht beruflich vorgespielt war. Nur so lerne ich überdies, was "unsere" Kundschaft denn will.

Dennoch kann und wird man es bei allem Bemühen nicht allen recht machen können. So gibt es Menschen, denen ein freundliches Lächeln schon unangenehm ist - alles schon erlebt. :lol:

Handel ist heftiger als man denkt. :cool:
 
Es gibt beides: den inkompetenten Verkäufer und den zu sehr fordernden potentiellen Käufer, der eigentlich nur mal auf teuren Instrumenten spielen will ohne echte Kaufabsicht. Beides ist schlecht und sorgt auf Dauer für das Aussterben des Einzelhandels im Musikalienbereich.

Der Vorteil des Einzelhandels mit Verkaufsräumen gegenüber dem Online-Geschäft ist das mögliche Anfassen, Riechen und Spielen des Instruments sowie die persönliche Beratung. Die Beratungs sollte schon kompetent und unaufdringlich sein.

Beim Anspielen des Instruments muss der potentielle Käufer jedoch auch Regeln beachten. Er darf das Instrument weder beschädigen noch verdrecken, sonst muss er ggf. dafür bezahlen (bzw. sein Haftpflichtversicherung). Er hat auch keinen Anspruch, allein ohne Verkäufer im Raum zu sein. Er hat auch keinen Anspruch, genau das Testinstrument mit Abschlag zu kaufen, sondern muss sich auch mit einem baugleichen Instrument zufrieden geben (das natürlich die gleiche Qualität haben muss wie das Testinstrument).

Beim Anspielen sollte der potentielle Käufer jedoch auch Ruhe haben dürfen für eine angemessene Zeit, sonst macht das Anspielen wenig Sinn.

Meine Meinung. Leider gibt es zu viele inkompetenten Verkäufer und zu sehr fordernden potentiellen Käufer bzw. Kunden, die sich nur mal die Zeit im Laden vertreiben wollen ohne echte Kaufabsicht. Und es gibt den Beratungsklau, den ich persönlich moralisch verwerflich finde, also Antesten und beraten lassen, um sich dann im Internet das billigste Model zu schiessen.

Wenn ein Laden schlecht berät, wird er pleite gehen. Wenn das Verhältnis "echte Käufer" zu "reinen Spaßtestern" und "Beratungsklauern" nicht mehr funktioniert, wird es keine Verkäufsräume im Einzelhandel mehr geben.
Und wer beim Testen ein Instrument beschädigt, muss natürlich dafür haften.
 
uwich schrieb:
Beim Anspielen des Instruments muss der potentielle Käufer jedoch auch Regeln beachten. Er darf das Instrument weder beschädigen noch verdrecken, sonst muss er ggf. dafür bezahlen (bzw. sein Haftpflichtversicherung).

Moin,

hier möchte ich noch ein wenig weiter ausführen.

Beide Seiten können hier in vielen Geschäften etwas mehr tun, um Problemen vorzubeugen.
Ein Geschäft sollte so ausgestattet sein, daß beim Probespielen genügend Platz vorhanden ist, um nichts umzureißen oder anzustoßen. Ferner muss gewährleistet sein, daß man das Gerät sicher und einfach abstellen kann.

Da es selbstverständlich sein sollte, dass Kunden die Gitarren nicht mit irgenwelchen Reißverschlüssen etc. zerkratzen, muss eine Ablagemöglichkeit für Jacken, Umhängetaschen usw. vorhanden sein.

Der Kunde wiederum sollte es sich unbedingt gefallen lassen, auf instrumentenschonende Maßnahmen hingewiesen zu werden, sofern er nicht schon von selbst eine gute Kinderstube mitbringt. Jacke ausziehen etc. wurde ja schon bemerkt. Ferner muss man eine Gitarre nicht zwingend so von allen Seiten angrabbeln, dass sie nachher wie mattlackiert aussieht.

Ich denke, Ihr wisst, was ich meine. Auf weitere Verhaltensregeln möchte ich nicht weiter eingehen.

Risikominimierung auf beiden Seiten ist angebracht, dann muss es auch keine Verdrückung geben.

Ich schreibe hier aus meiner Kunden-Erfahrung mit einem großen Musikhaus in Hamburg, wo es m.E. unter Einhaltung obiger Maßnahmen Einiges zu verbessern gäbe. Zur Zufriedenheit beider Seiten.
 
uwich schrieb:
Er hat auch keinen Anspruch, allein ohne Verkäufer im Raum zu sein. Er hat auch keinen Anspruch, genau das Testinstrument mit Abschlag zu kaufen, sondern muss sich auch mit einem baugleichen Instrument zufrieden geben (das natürlich die gleiche Qualität haben muss wie das Testinstrument).

Einen Abschlag gibt es, wenn das Instrument beschädigt ist. Aber warum soll der Kunde, wenn er nach langem Testen ein Instrument gefunden hat, das ihm gefällt, dann ein anderes kaufen?
 
Rainer, schade ich hab das zu spät gelesen sonst hätten wir uns treffen können. Außerdem hätte ich dich vorwarnen können was die Musikläden betrifft :lol: ...der Laden in SB, bzw sein Besitzer ist schon ein seltsam komischer Vogel. Ich geh da schon lange nicht mehr hin, egal wie gut er ausgestattet sein soll. Freundlichkeit ist bei mir ein absolutes MUSS!
Bei Heiko Bellon's Six&Four wird man allerdings sehr gut beraten und bedient, kann ich jedem mit gutem Gewissen empfehlen.

Nächstes mal meldeste dich mal bei mir, okay? ;-)
 
Mahlzeit Herr Kollege,

hättest mal was vorher gesagt...es tummeln sich ja einige Saarlänna hier rum (incl. meinereiner).

Ohen Namen zu nennen weiss ich dennoch vermutlich wo Dein erster Besuch war; die sind da auch aus meiner Erfahrung heraus doch eher aufs Verkaufen ausgelegt (was ja im Grunde ok ist, es ist ihr Hauptziel als Gitarrenladen). Allein schon aus der prominenten Lage direkt in der Fussgängerzone ist es dort eher die klasissche Laufkundschaft...Kind braucht erste Flöte? Gehen wir dahin, man kennt auch als Nichtmusiker den Laden. Erste Gitarre? Auch dort.
Ist halt weniger der Musikertreffpunkt.

Wärst Du ein paar Meter weitergegangen wärst Du zu einem anderen, sehr kleinen Laden gekommen, der hauptsächlich von Reparaturen und Hilfe in allen musikalischen Problemlagen lebt (mal kurz vorm Gig ein Amp abgeraucht? Dort werden Sie stressfrei ausgeholfen). Der/die leben hauptsächlich vom Musikernetzwerk, der Besitzer steht selbst seit mehr als 40 Jahren auf allen Bühnen des Saarlandes.
Dort gehen dann die hin, die tatsächlich gezielt etwas brauchen oder suchen, zur Reparatur oder auf ein Schwätzchen.

Und dann sixandfour, in Dudweiler etwas abseits der normalen Routen...hat sich seit der Gründung Ende der 80er in einer Garage kontinuierlich hochgearbeitet und ist mit weitem Abstand der Platzhirsch im Saarland, was Verlaufsfläche und ständiges Verkaufsangebot angeht.
Dort geht der Musiker hin wenn er mal antesten will, Lage sondieren, und wo er im Prinzip alles in einer Hand bekomme, alle (Band-)Instrumente plus PA, Recording etc. ich sag mal etwas flapsig: Die sind nicht darauf angewiesen beim ersten Besuch gleich alles zu verkaufen, da geht man sowieso als saarländischer Musikus öfter hin. Demzufolge ist man deshalb auch etwas weniger penetrant beim Umschauen.
Abgesehen davon ist Heiko (der Besitzer und Gründer) nach wie vor auf dem Boden der Tatsachen geblieben, deswegen ist es für Neukäufe Anlaufstelle Nr. 1 bei uns.

Reparieren würde ich meinen Kram allerdings bei dem vorher beschriebenen Kollegen...das ist eher so der Typ "freie Werkstatt". Mag aber auch daran liegen dass ich ihn schon seit ewigen zeiten kenne und schätze und ich dort halt immer irgendjemand treffe den ich kenne.

Dann bleibt noch zu hoffen dass du die richtige Futterlokalität gefunden hast und Dir ein typisches saarländisches Essen gegönnt hast!
Weil, hauptsach gudd gess, geschaffd hamma dann schnell! :lol:

Viele Grüsse

Michael

Tante Edith: Wusste doch dass Maggie auch rauskriechen würde aus seinem Loch... :winke: :banana:
 
Rumdatteln tue ich eh lieber zu Hause, dazu muss ich mich mit meinen minimalistischen Gitarrenfähigkeiten nicht in einem Laden öffentlich outen.

Aber mal durch die Läden flanieren und ansehen, was gefallen könnte, das mache ich schon gelegentlich. Wenn ich dann tatsächlich etwas teste, ist es meist schon vorab fast eine Kaufentscheidung, dann kann mich nur noch Negatives davon abhalten, ohne Ware aus einem Laden zu gehen. Oder doch wenigstens ein hochwertiges Kabel, einen Effekt oder sonst etwas als Dank fürs probieren lassen mitzunehmen. So bin ich z.B. zu einer wunderschönen ES 339, einer Knaggs Akkustic etc. gekommen, welche ohne entspanntes Sondieren im Laden nie an mich verkauft worden wären.

Und probieren geht auch zügig und in moderater Lautstärke. Ob der Pickup klingt lässt sich besser an ein paar einzelnen Tönen las an gewaltigen Riffs erkennen. Saubere Finger, Reißverschluss außer Reichweite, keine kurze Ärmel oder Hose (Schwitzflecke) sind leider nicht für Jeden selbstverständlich, hier muss der Verkäufer dann klare Worte sprechen. Auch zu erkennen, dass die Schlange von 5 weiteren Besuchern nicht an meinen Künsten interessiert ist sondern gerne auch mal die Gelegenheit hätte ihr eigenes Kaufbegehren zu erfüllen gehört zur sozialen Intelligenz.

Ich habe höchsten Verständnis, wenn die hochwertigen Instrumente in gesonderten Räumen stehen und auch mein normalen ein Hinweis zu finden ist: Bitte an Verkäufer wenden! Ich finde das richtig.

Wenn ich wirklich nichts kaufen will geh ich schon deshalb nicht in eine Gitarrenladen, weil ich sehr leicht zu verführen bin. Aber Gitarren kaufe ich ausschließlich direkt im Laden und zwar genau diese, die mich beim Testen angesprochen hat. Da wird dann auch nicht rumgehandelt, wenn die Saiten schon ein wenig ausgelatscht sind.

Aber so eine Starcaster, das wär schon nett ....
 
Tomcat schrieb:
uwich schrieb:
Er hat auch keinen Anspruch, allein ohne Verkäufer im Raum zu sein. Er hat auch keinen Anspruch, genau das Testinstrument mit Abschlag zu kaufen, sondern muss sich auch mit einem baugleichen Instrument zufrieden geben (das natürlich die gleiche Qualität haben muss wie das Testinstrument).

Einen Abschlag gibt es, wenn das Instrument beschädigt ist. Aber warum soll der Kunde, wenn er nach langem Testen ein Instrument gefunden hat, das ihm gefällt, dann ein anderes kaufen?

Wenn ich ein Händler wäre, würde ich von jedem Model, daß ich anbiete, mehrere Exemplare geben. Das gibt dann sicher auch Rabatt. Eine Gitarre davon stelle ich als Testgitarre in den Laden. Wenn jemand die Gitarre will, bekommt er das gleiche Modell aus dem Keller (natürlich genauso gut eingestellt wie die Testgitarre).
Wenn jemand exakt auf die Testgitarre besteht, kann er sie haben. Allerdings zum gleichen Preis. Warum sollte der Verkäufer einen Preisnachlass bieten? Er kann doch als Alternative ein nagelneues Exemplar anbieten. Außerdem hat nicht er das Testinstrument zerkratzt und verdreckt (wenn es denn so sei).
Anders ist es natürlich, wenn jemand vorher für Schäden am Testinstrument aufgekommen ist. Dann muss dieses Instrument mit Preisnachlass verkauft werden.

Wenn die generelle Einstellung der Käufer so ist wie einige es hier andeuten, dann glaube ich nicht mehr an eine Zukunft des Verkaufsraumes in Instrumentarienläden.

"Geiz ist geil" ist auf Dauer für Kunden und Händler schlecht.
 
Batz Benzer schrieb:
Deswegen lasse ich kein Geld in Bad Godesberg und neuerdings auch nicht mehr in Bonn.

Batz.

Ähm, als Exil-Bonner habe ich ja den Anschluss verloren ...

Bad Godesberg? Wo, wie was?

Bonn: der Laden am Frankenbad?

Erbitte Aufklärung :shock:
 
Wusste doch, daß man mit einem Saarland Thema Martin vom Krankenbett locken kann :) Gebe in nächster Zeit noch ein paar Seminare in Saabrücken und melde mich vorher gehorsamst hier bei der Saarland Fraktion an.
Danke für Eure Beiträge
 
War noch eine Antwort schuldig geblieben, warum ich im ersten Laden mich nicht aufgehoben gefühlt hatte:

- Keine 20 Sekunden nachdem ich die Ladentüre durchtreten (nicht durchgetreten) hatte, hat sich der Besitzer bereits in den ersten drei Laufmetern mir in den Weg gestellt. ohne dass auch überhaupt ein kurzer Rundblick schon mal eine Orientierung ermöglicht hätte

- Sofort wurde ich sehr bestimmt gefragt was ich denn überhaupt suche. In meiner Verzweiflung hab ich dann halt erst mal gesagt, vielleicht was Halbakustisches (nur zum Gucken hab ich schon gar nicht mehr getraut und "Bretter" habe ich (eigentlich) genug).

- Da habe er etwas an der Wand, von Faber, das sei super preisgünstig - äääähhhh, hab ich ein Budget genannt?

- Dann Geschwafel über Faber Hardware, keine qualifizierten Informationen zum Instrument, nur der Hinweis das sei das letzte Exemplar und daher unbedingt erstrebenswert zu erwerben. Von der Wand geholt, in irgendeinen Verstärker gesteckt (einen hässlich kratzenden Peavey) und das Gespräch nach dem "Verknappungsprinzip" weiter geführt (die letzte, müsse mich entscheiden ....).

- Ich bemerkte, dass ich den Sound des Tonabnehmers in der Hals Position ordentlich fände, aber nicht in der Steg - Position ... Uh ins Wespennest: die Klampfe würde alles machen was man braucht, was ich eigentlich wolle! Ich solle bei dieser supergünstigen Gelegenheit jetzt zuschlagen.

- Sprach ihn auf eine Tokai Jazzklampfe an, die mir im Schaufenster aufgefallen war. Ja, die koste 2.500 Euro. Ich vermittelte wohl nicht den Eindruck, dass ich mir so was leisten wolle. Hätte er sie aus dem Fenster geholt, wäre sie ja vielleicht die meine geworden?

- Letzter Versuch: da stand eine recht nett anzusehende Tokai Les Paul (die mir eigentlich zuerst ins Auge gefallen war, aber nach meinem Halbakustisch Outing nahm der Weg ja eine andere Eigendynamik). Ich hatte mal eine wunderschöne Love Rock, die ich Depp verkauft hatte weil sie unserem Schlagzeuger im Ohr geklingelt hat. Ja, ich durfte Sie einstöpseln. Begleitet unter dem Hinweis, dies sei die Letzte in der Qualität, und das Lifton Case auch außergewöhnlich und und und (es standen noch zwei in der selben Preisklasse daneben!). Keine vernünftige Information zur eigentlichen Gitarre. Na ja, ich kenn mich ja einigermaßen aus, ist wohl nicht so schlimm.

- Eingestöpselt, sie gefiel nach wenigen Tönen. Verkäufer latscht zu seinem Tresen, blickt auf seinen PC, kommt zurück mit einer Digitalkamera. Ich solle doch mal eben die Hand beiseite nehmen. Er habe gerade im Moment einen Interessenten in Norwegen online, der wolle sich jetzt entscheiden und bräuchte noch ein Bild von der Decke! Ich solle sie doch gleich mitnehmen, sonst wäre sie weg, 30 Euro Nachlass wegen eines Dings in der Kopfplatte (den ich gar nicht gesehen hatte, meine Gitarren haben alle Dings).

Da setzte nun schlagartig mein Selbstschutzmechanismus ein. nach kurzen Höflichkeitsfloskel (und weiteren recht forschen Abschlussversuchen des freundlichen Verkäufers) und dem Höflichkeitserwerb des genannten Gitarrenkabels habe ich die Flucht angetreten. Begleitet vom "freundlichen Hinweis" des Verkäufers, er hätte eh keine Checkkarte genommen sondern nur Bargeld (ich hatte gar keine Checkkarte gezückt!). Schnell en Laden von der Liste meiner Lieblingsspielplätze gestrichen.

Der Besuch beim netten und professionellen Heiko (hätte mir der Fender Deluxe gefallen, wäre er der meine geworden. Wollte schon lange einen) und ein super Saarbrücker Abendessen in einer der üblichen Touristenfallen (eine Brauerei mit Gerichten, die bei meinem Kampfgewicht eigentlich auf der roten Liste stehen sollten) hatte mich mit der Welt wieder versöhnt und über einen gitarrefreien Abend getragen.

Zwei Wochen später hatte ich ein Nachfolgeseminar in Saarbrücken, kurz mal einen Blick durch das Fenster des Ladens geworfen, die Tokai stand noch immer da. Wahrscheinlich war ja das Geld aus Norwegen noch nicht eingetroffen..........

Ich schreib es heute, weil ich mich gerade weder auf den Weg nach Saarbrücken mache. Aber diesmal nur zum Arbeiten. Bei Heiko habe ich schon auf die Webseite geschaut, wäre dort etwas gewesen was heute bei mir GAS auslöst, wäre ich schon mal zwei Stündchen früher losgefahren Am Samstag ist ja wieder Auftritt, Gelegenheit das neue kleine Schwarze zu Schau zu stellen.

Ich verstehe das Problem mit dem heftigen Befingern möglichst aller in Reichweite befindlichen Gitarren. Aber wenn man sich nicht einmal umsehen darf braucht´s auch kein Ladengeschäft mehr. Normalerweise stepp ich in 4 Minuten durch den Laden, wenn´s nix Interessantes gibt bin ich wieder weg. Insofern mag dieser Verkäufer sehr erfolgreich gewesen sein, denn ohne sein Pressing hätte ich vermutlich gar nichts angetestet.

Gruß, frhay8
 

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