amerikanischer oder englischer Sound

S

schorsch27

Power-User
2 Feb 2013
429
5
Nähe Hof/Saale
eine klischeefreie, mit dem Kopf nachvollziehbare Definition habe ich noch nicht gefunden. WeiĂź jemand eine ?

Reichlich albern finde ich immer solche Erklärungen, die erst abgegeben werden, nachdem die Herkunft des Verstärkers oder die Bezeichnung der Röhren bekannt ist.
 
Fand ich schon immer doof. Entweder der Sound passt und gefällt oder eben nicht.
Ich nehme mal den Vox AC15, mal den Carvin Nomad und mal den Marshall 6101 hinter meinem Board. Die Unterschiede sind da, klar. Aber es klingt immer so wie ich es mag nach mir.
 
Ich hingegen finde es schon praktisch, wenn man Dinge besser beschreiben kann als nur "gefällt" oder "gefällt nicht". Wie beschreibst du denn den Geschmack eines Essens? Mit "gefiel mir"?


Mit "amerikanisch" verbinde ich einen eher Sound den man mit Fender assoiizieren wĂĽrde, bei Zerrsound eher Richtung Tweed, also glockig aber auch etwas sumpfig, "cremig" im Bass. Also eher nachgebend und "satt".

Mit "british" verbinde ich bei clean und verzerrt eher einen härteren aber auch nackt (ohne Effekte, ohne Band) etwas schroffen Sound mit den aggressiven Hochmitten die man eher mit Marsall assoziieren würde.

Das ist sehr ungenau aber ich verstehe das eher als grobe Kategorien denn als Detailbeschreibung. Das sagt ja auch kaum einer so, oder? Das sieht man ja höchstens so als grobe Richtung oder bei Modellern wo man genauere Markennamen nicht nennen wollte.
 
"Klischeefrei" wird man so eine Erklärung kaum geben können. Das ist nun mal ein Klischee. Wenn ich es irgendwie mit Inhalt füllen müsste (aber das muss man ja höchst selten), dann würde ich das wohl auf ähnliche Weise tun wie mein Vorredner. Aber dann fangen sicher auch schon die Debatten an: Ist ein Vox nicht auch "glockig"? Ein JTM 45 manchmal "sumpfig"? Was weiß ich...

Den Einwand, dass diese Attribute doof sind, weil es am Ende doch nur darum geht, ob ein Sound passt oder gefällt, kann ich aber auch nicht so ganz nachvollziehen. Natürlich geht es letztendlich immer nur darum. Aber dann könnte man sich ja alle Be- bzw. Umschreibungen von Sounds sparen.
 
Das ich es "doof" finde liegt vielleicht eher daran, dass ich nicht in der Lage bin, das zu unterscheiden.....

Zum guten Essen sage ich ĂĽbrigens "schmeckt mir".

Ich bin halt Pragmatiker.
 
groby schrieb:
Mit "amerikanisch" verbinde ich einen eher Sound den man mit Fender assoiizieren wĂĽrde, bei Zerrsound eher Richtung Tweed, also glockig aber auch etwas sumpfig, "cremig" im Bass. Also eher nachgebend und "satt".

Mit "british" verbinde ich bei clean und verzerrt eher einen härteren aber auch nackt (ohne Effekte, ohne Band) etwas schroffen Sound mit den aggressiven Hochmitten die man eher mit Mars[h]all assoziieren würde.

Bei meinem Twin gibt gar nix nach, davon abgesehen hast du das sehr treffend beschrieben. Durchsetzungsfähiger ist auf jeden Fall "british". "Nackt etwas schroff" trifft es sehr gut :)
 
Moin,

ich wĂĽrde das eher an Personen/Bands festmachen:

Britisch=ACDC, amerikanisch=SRV usw..

Leider gibt es Sounds, da könnte man mich heftig auf's Glatteis führen.

Was ist bspw. mit Vox, klingt der mehr wie Marshall oder wie Fender? Und was ist mit Mesa Boogie und......?

Deshalb halte ich mich nicht an Hersteller (s.o.).
 
EL84 und EL34 klingen in den Hochmitten/Präsenzen einfach viel durchsetzungsfähiger ("rockiger") als 6V6 und 6L6, die dafür satter klingen.
Britische bzw amerikanische Speaker verschärfen diesen Unterschied noch, weil Jensen vs Celestion (jetzt immer an 60er Jahre-Modelle denken, heute baut ja jeder alles) diesen Unterschied ebenfalls befördern: Jensens voller, Celestions bissiger.

Und: britische Watt sind lauter! Das stimmt tatsächlich, weil in England mit einem anderen (höheren) Klirrfaktor gemessen wurde als in den USA. Die Wattangabe bezieht ja immer auf die Clean-Wiedergabe.

In aufgeräumten Kontexten (Sessions im Detmolder Kaiserkeller zB) komme ich sehr gut mit meinem kleinen 12W Princeton klar. Der klingt super, eher bluesig-jazzig und ist nie zu laut.

In unserer rockigen 2-Gitarren-Band hat der Princeton hingegen keine Chance, da säuft er frequenzmäßig völlig ab. Die kleinen 18W-Marshalls hingegen setzen sich super durch, und wirklich "laut"-laut sind die auch nicht.

Meine Erfahrung ist, dass man sich - nein, genauer: ich mich - mit amerikanischen Amps lauter machen muss bzw mĂĽsste.
 
Denke, es werden hier am Ende so viele Definitionen stehen wie es Posts geben wird. Ich habe bis vor ein paar Jahren gar nicht gewusst, daĂź Fender aus den USA und Marshall aus England kommt (hat mich auch gar nicht interessiert, wozu auch?) und SRV kenne ich auch erst seit ein paar Jahren aus dem Forum hier.

Wie soll es denn dem Nachwuchs gehen, der mit 17 seit 2 Jahren Gitarre spielt und die Begriffe nur aus der Beschriftung seiner Modeling-Amps kennt?
 
naja, sehr aufschlussreich war das bisher nicht. Und der Versuch, britischen oder amerikanischen Verstärkersound auch noch an bestimmten Bands festzumachen, ist die endgültige Kapitulation vor halbwegs objektiven Kriterien.

Lediglich Groby hat mal den Versuch gemacht, Klang zu beschreiben:

Sound den man mit Fender assoiizie..." im Bass. Also eher nachgebend und "satt".


...aber: wie bitte klingt denn Tweed, was wäre denn das Gegenteil von glockig, was ist sumpfig oder cremig ? Das sind doch alles ganz individuelle Zuschreibungen, unter denen jeder was anderes versteht.

Und was bitte ist mit dem immer wieder strapazierten, völlig unsinnigen "durchsetzungsfähig" gemeint ? . Wir haben da früher einfach "laut" gesagt. Leute, Ihr lest zuviel Gitarre und Bass und andere Reklameheftchen.
 
schorsch27 schrieb:
...aber: wie bitte klingt denn Tweed, was wäre denn das Gegenteil von glockig, was ist sumpfig oder cremig ? Das sind doch alles ganz individuelle Zuschreibungen, unter denen jeder was anderes versteht.

Und was bitte ist mit dem immer wieder strapazierten, völlig unsinnigen "durchsetzungsfähig" gemeint ? . Wir haben da früher einfach "laut" gesagt. Leute, Ihr lest zuviel Gitarre und Bass und andere Reklameheftchen.

Ich glaube schon, dass ich z.B. an einem MI Audio Tube Zone einen Sound nachstellen könnte, den jeder als "sumpfig" und "cremig" begreift, also tragend, nachgebend im Bass, im Anschlag einkickend. Und dann einen Sound den jeder als das Gegenteil begreifen würde: hart, nicht einknickend, eingabegetreu und auch etwas pressend in den Mittenfrequenzen.

Ich glaube nicht, dass man grundsätzlich alles als subjektiv und deswegen unsinnig abtun kann.

Durchsetzungsfähig habt ihr früher einfach "laut" genannt? Durchsetzungsfähig für mich heißt, dass ein Amp durch Ansprache und Frequenz in einer Band gut hörbar ist *ohne* dass man ihn so laut machen muss.

Ăśber Klang reden ist schon eine sprachliche Herausforderung. Da wird es zwangsweise metaphorisch: sumpfig, glasig, klirrend, warm,...

Aber ich finde es sinnvoll, über Feinheiten die ich auch wahrnehme sinnvoll kommunizieren zu können.

Und zwar differenzierter als nur so grobstumpf wie "laut", "mehr Höhen" oder "klingt gut".
 
Hallo,

erstmal Kompliment an groby fĂĽr die vergleichsweise klischeefreie Definition von amerikanisch und britisch.

Und wer "durchsetzungsfähig" und "laut" nicht von einander unterscheiden kann, der sollte das lernen.

GruĂź

e.
 
Ich hab da mal was vorbereitet.

Bzw. ich habe da mal schnell was zusammengestümpert und etwas typischen Youtube-Blues parodiert. Leider ohne Plan, das hört man. Aber ist ja scheißegal. Geht um den Klang jetzt.

Zwei verschiedene Sounds. Selber Amp, selbe Gitarre, selbe Reglerstellung bei beiden, selber Pickup und, na, so ungefähr gleich laut.

Wer auf Bass und Obertöne achtet, findet Unterschiede.

Aufgabe jetzt: Beschreibt diese Unterschiede.



(Sorry, ich habe keine bessere Kamera und kein besseres Mikro. Kommt ja hier auch nicht drauf an. Musste auch zwischen den Sounds Batterien wechseln.)
 
schorsch27 schrieb:
Und was bitte ist mit dem immer wieder strapazierten, völlig unsinnigen "durchsetzungsfähig" gemeint ? . Wir haben da früher einfach "laut" gesagt. Leute, Ihr lest zuviel Gitarre und Bass und andere Reklameheftchen.

Durchsetzungsfähig hat eher etwas mit den Frequenzen zu tun und nicht mit der Lautstärke. Ich beziehe das auf den Bandkontext: Es gibt zB Verstärker, die sich aufgrund ihres Klangspektrums nicht mit anderen Instrumenten in die Quere kommen. Die Bässe übernimmt der Bass, da brauche ich keine "strammen Bässe" in meinem Gitarrensound (weil die dann eh keiner mehr wahrnimmt). Mit der Lautstärke hat das allenfalls am Rande zu tun.

Von daher interessiert mich ein einzelner Verstärkersound auch nicht besonders (es sei denn ich spiele nur für mich allein Gitarre). Wichtiger ist, wie er in einer Band klingt. "Amerikanisch" oder "britisch" ist da für mich nicht relevant.

Vielleicht reicht das ja als Erklärung?
 
schorsch27 schrieb:
Und was bitte ist mit dem immer wieder strapazierten, völlig unsinnigen "durchsetzungsfähig" gemeint ? . Wir haben da früher einfach "laut" gesagt.

Wenn du den Unterschied nicht kennst, dann musst du dringend mal verschiedene(re) Amps spielen und dich entsprechend weiterbilden - das ist höflicher nicht auszudrücken.
"Laut" ist was ganz anderes als "durchsetzungsfähig". Den Biss meiner 18W Marshalls bekommt mein 80W Twin nicht überbrüllt.

Worte sind eh das falsche Mittel, um Sound treffend darzustellen. was der eine mumlig nennt, ist für den einen warm, was der eine transparent findet, ist für den nächsten steril.

Spiel' doch einfach mal ein paar Spätsechsziger Marshalls und Fenders (können ja Reissues im Laden sein), dann wird dir der Unterschied schneller klar als durch dieses Getippe und Gelese hier.

@ groby: das erste Sound soll wohl in die britische Richtung gehen, untenrum schlank, obenrum ins Harsche gehend, der zweite soll wohl amerikanisch klingen, untenrum viel runder, obenrum zahmer.
 
Spiel' doch einfach mal ein paar Spätsechsziger Marshalls und Fenders (können ja Reissues im Laden sein), dann wird dir der Unterschied schneller klar als durch dieses Getippe und Gelese hier.
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..was aber schon etwas aufwendiger wäre, als hier im Forum eine einfache Frage zu stellen.

Wenn es einen amerikanischen und einen britischen Verstärkersound (ich rede nicht von Musikstilen)geben sollte, müsste man den auch mit Worten beschreiben können. Und zwar nicht durch die Nennung von Bands, Musiksparten, Marken, Röhrenbezeichnungen, sondern z.B. durch klar definierbare physikalische Größen wie z.B. bestimmte Verteilung der Frequenzanteile, Verfremdungsgrad u.s.w..

Ein Verstärker ist schließlich kein esoterisches Konzept, sondern ein relativ altmodisches überschaubares handfestes Elektrogerät, in dem Ströme fließen, Leistungen verbraucht werden, Phon und Dezibel produziert werden, in dem meßbare Spannungen und Widerstände anzutreffen sind.

Alles andere ist Voodoo (was ja auch o.k. wäre, bloß dann sollte mans zugeben)
 
schorsch27 schrieb:
... müsste man den auch mit Worten beschreiben können. Und zwar [...] durch klar definierbare physikalische Größen wie z.B. bestimmte Verteilung der Frequenzanteile, Verfremdungsgrad u.s.w..

Tja, dann...

Beschreibe doch mal den Unterschied zwischen einer Gretsch und einer Tele.

Und zwar mit definierbaren, physikalischen Größen. Frequenzanteile, pipapo.

Ich bewundere auch immer Bernd Meiser wissenschaftliche Unbestechlichkeits-Kolumne in G&B (Flankensteilheit in der Subschleife der ersten Ableitung des Kondensatorkreises C3 erhöht sich asymptotisch um den Faktor 4 und so Zeug. So was haut der da raus! Ab der Hälfte eines solchen Satzes liege ich mit Schnappatmung am Boden!). Ich frage mich immer verwundert, wem das klanglich was sagt. Bist du einer von denen, die das innerlich dann hören?
 
schorsch27 schrieb:
sondern z.B. durch klar definierbare physikalische Größen wie z.B. bestimmte Verteilung der Frequenzanteile, Verfremdungsgrad u.s.w..

Lade dir doch den gratis Tone Stack Calculator von Duncan Amps runter, dann kannste selber experimentieren.

[img:400x251]http://www.duncanamps.com/tsc/tsc_ani.gif[/img]



[img:898x578]http://music-electronics-forum.com/attachments/29806d1406659327-tone-stack-calculator-1.3-empty-file-07.29.14.54.png[/img]
 
groby schrieb:
Tja, dann...

Beschreibe doch mal den Unterschied zwischen einer Gretsch und einer Tele.

Und zwar mit definierbaren, physikalischen Größen. Frequenzanteile, pipapo.

[ ... ]

Ich frage mich immer verwundert, wem das klanglich was sagt. Bist du einer von denen, die das innerlich dann hören?

Gut gesprochen, groby.

Ich bleibe dabei: derlei Fragen in einem Forum zu stellen ist weit weniger ergiebig (weil weniger erhellend) als ein paar Amps probezuspielen, am besten im Bandkontext. Das ist kein Voodoo, aber einfacher ist es eben nicht, Sound zu erfahren (=erleben).
 
Beschreibe doch mal den Unterschied zwischen einer Gretsch und einer Tele.
Retourkutsche, bist gemein!!

Ich würde meine Eingangsfrage sicher nicht in der Anfängerrubrik unterbringen, wenn ich für Deine Gegenfrage die ausreichende Hör- und Spielerfahrung, sowie die physikalische Ahnung hätte.

Ganz abgesehen davon, dass es IMHO den Gretsch- oder Teleklang nicht gibt. Trotzdem will ich gern mit einem stĂĽmperhaften Versuch vom Thema abschweifen:

die Gretsch (mit ihren Filtertrons) hat wahrscheinlich von den tieferen bis zu den höheren Mitten ein sehr harmonisches Frequenzspektrum, d. h., alle Tonabstufungen kommen sehr harmonisch etwa gleich laut mit einer Mütze voll mit handverlesenen Obertönen. Die Mitten baden sich in der Wärme der noch hörbaren, aber nicht so dominanten tieferen Töne. Nach oben gibts noch gut strukturierte Höhen, die fast schon ein bissi nach Rickenbacker-JingleJangle klingen. Richtige Wummerbässe können andere Gitarren besser.

"Glockig" halt :lol: :lol: , Chet Atkins-mäßig. Obacht: Bigsby-Pflicht !

Ganz anders die ruppige Tele (Single Coil, Steg): eher undifferenziertes Höhen- und Mittenspektrum. Drahtig, kratzbürstig, schroff, ätzend. Bässe eher andeutungsweise und selbst die kommen noch höhig. Im unteren Mittenspektrum klafft ein dickes Loch. Wie eine Flex im Kurzwellenradio. Klingt nach Muddy Waters im wahrsten Sinne des Wortes, Eierschneidersound halt (woher der Begriff kommt, wüsste ich auch gern). Eigentlich nur verzerrt und mit Kompressor erträglich.
 

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