PCL Vintage Amp Stagemaster 60 - 2x10 Combo

little-feat

Power-User
29 Mrz 2020
5.470
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9
Hamburg
Neugierig geworden durch die vielen positiven Berichte ĂĽber die PCL-Amps habe ich mir nun auch einen zugelegt.

Zufall – Ebay-Angebot. Neuwertiger, ungespielter Stagemaster 60. Mit der von mir bevorzugten 10 Zoll-Bestückung. In diesem Fall 2x10“ Jensen Neodynium. Halber Neupreis.

Seit einer Woche experimentiere ich mit diesem Amp und ich kann die allgemeine Begeisterung nicht teilen.Ich bin mir noch nicht klar darĂĽber, ob es an den Lautsprechern liegt (Jensen war noch nie mein Fall) oder an der allgemeinen Konstruktion.

Der Clean-Kanal

OK. Klingt nach Fender. Mit der Strat. Aber eben nur „nach“ Fender. Ich hatte keinen Cleansound a´la Twin erwartet. Ich hatte überhaupt keinen authentischen Fender-Sound erwartet.

Aber die Dynamik einer Strat kommt mit angezogener Bremse daher. Viele Feinheiten höre ich nicht. Der Sound ist flach. Töne, die sonst aus dem Amp springen, kleben an den Lautsprechern oder purzeln müde aus dem Gehäuse.

Und:

Alle Konstruktionen von JĂĽrgen Rath, die ich kenne, hatten aus meiner Sicht ein dickes Manko:
Den unterbelichteten Höhenbereich. Auch beim Stagemaster schaut man ungläubig auf den Treble-Regler und mag nicht glauben, dass er schon am Ende ist. Es fehlen Obertöne, es fehlt Brillianz.

Aber gut. Mit Top Clean-Sounds bin ich versorgt, hören wir uns den Overdrive-Kanal an.

Leider nimmt der Amp die Minus-Punkte (aus meiner Sicht) aus dem Clean-Kanal in den Overdrive-Bereich mit.

Auch hier klaut der Amp meiner Strat die ruppige, kantige Attacke und färbt mir zu weich, zu schön, zu glatt. Das alles mag für eine Humbucker-Gitarre genau richtig sein, aber auch die P90er meiner Reverend wollen nicht rotzen, wie sich das gehört.

Hinzu kommt ein weiteres Phänomen: Um die Mittellage herum „topft“ der Sound. Man kann auch sagen, es klingt pappig. Etwa so, als klopfe man mit dem Finger auf die Membran des Speakers. Daran ändern alle Manipulationen an den Reglern leider nichts.

Sind meine Ohren vielleicht zu sehr auf Fender-Amps justiert? Mag sein.

Positiv:

Der Amp klingt keinesfalls nach Transistor. Das gefürchtete „Brizzeln“ beim Ausklingen angezerrter Töne stellt sich hier nicht ein.

Klingt er nach Röhre? Weiss ich nicht. Meiner Meinung nach sollte ein Amp weder nach Röhre noch nach Transistor klingen. Er sollte einfach gut klingen.

Aber einen Lichtblick gibt es dann doch, und zwar einen schönen:

Der Stagemaster liebt Pedale.

Mit einem Tubescreamer geht plötzlich die Sonne auf. Es scheint, als habe der Amp plötzlich keinen Eigenklang mehr. Er bringt den TS-9 und den TS-808 in Reinkultur, besser noch, als am ProSonic. Die topfigen Mitten sind auch weg. Sehr gut.

Mit dem Arion SCH-1 stellen sich wunderschöne, schwebende Chorus-Klänge ein und mit dem BBE „Stinger“ lassen sich die müden Höhen auf Trab bringen.

Fazit:

Der Amp, als das was er von Haus aus ist, überzeugt mich nicht. Als Strat-Player kann man den Clean-Kanal höchsten als Krücke verwenden.

Bläst man den Overdrive-Kanal mit ein paar Hilfsmitteln an, dann verwandelt sich der Amp in eine sehr brauchbare Sound-Maschine. Und das ist doch aus was.

Tom
 
Moin,

ich hatte das Vergnügen den SM75 meines Bandkollegen über verschiedene Lautsprecher zu testen, und er hat mich in keiner Kombination richtig überzeugt. Eigentlich funktioniert der Amp überhaupt nur mit einer Strat, mit diversen P90, Humbuckern, EMGs geht es gar nicht. Ich hatte einen ähnlichen Eindruck wie Du, es fehlt irgendwas im Obertonbereich.
Der 75er zeigt zudem einen merkwürdigen Effekt: Er hat im Clean Kanal nicht wirklich Höhen, mit meinem Dual Drive davor fängt er aber plötzlich an unangenehmst zu sägen.
Viele Röhrenamps und manche Transistorkisten federn, vor allem mit einer Strat, das fehlte mir beim PCL völlig. Da ist überhaupt keine Rückmeldung, die man spüren kann, es klingt sehr sauber, aber auch sehr langweilig.
Getestet habe ich das Ding mit einer 4x12, Small Thiele mit EVM, Harley Benton 1x12, Peavey Classic 112, Peavey 4x10, Hughes&Kettner Kombo mit Celestion Vintage 30.
Ich bin mir sicher, es liegt nicht an Deinen Lautsprechern. Dem Ding fehlt einfach etwas.

GruĂź,
Ralf

Edit: Ich glaube nicht, dass Du zu Fender-orientiert bist, meine Referenzen waren ein Marshall, diverse Peavey Classics, Hughes&Kettner & GT Trio.
 
taschakor":knuwtni6 schrieb:
Viele Röhrenamps und manche Transistorkisten federn, vor allem mit einer Strat, das fehlte mir beim PCL völlig. Da ist überhaupt keine Rückmeldung, die man spüren kann, es klingt sehr sauber, aber auch sehr langweilig.

Da ist was dran. Man könnte auch sagen: Er drückt einer Gitarre seinen Eigenklang auf, obwohl es eigentlich umgekehrt sein müsste.

Vergleichsobjekt war übrigens mein alter Ampeg SS 70 C. Vielleicht einer der besten Transistor-Amps überhaupt, meine ich. Möglicherweise ein unfairer Vergleich.

Ich werde in den PCL doch mal 2 Celestion Vintage 10 reinsetzen. Oder 2 alte G10S. Mal sehen, was er dazu sagt.

Tom
 

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