Artist 2619

Seriennummer
K776310
Hersteller
Ibanez
Baujahr
1977
Hier meine 1977er Artist 2619 in der \"AV\" (Antique Violin) version - später wurde das Modell in AR300 umbenannt.
Ich wollte schon seit den 80ern immer eine AR haben, musste mich dann aber zwischen einer AS und AR entscheiden. Da ich damals auch viel SchĂĽlerband-Jazz gespielt habe, wurde es eine AS200.
Lange auf der Bucht auf ein Schnäppchen gelauert, dann diese - schon auf dem Bild recht ramponiert (alle Potiknöpfe fehlten, ein Potischaft abgebrochen, Brücke furchtbar oxidiert und versifft) - preiswert in GB gefunden. Nach erhalt der Gitarre kam dann das ganze Ausmass der Beschädigung raus: der Hals hatte sich Teilweise aus der Halstasche gelöst - was auf den Bildern so nicht zu sehen war. Als Besaitung nur umwickelte Saiten - die Artist muss einige Zeit in der Musikinstrumentenhölle verbracht haben. Natürlich habe ich mich beim Verkäufer gemeldet, wir haben uns dann darauf geeinigt, das er mir 100 GBPs rücküberweist.
Irgendjemand hat auch die originalen Mechaniken mit vernickelten (der Rest der Hardware ist gĂĽlden) Schaller Mechaniken ausgetauscht.
Mein Gitarrenbauer hier (Rauno Härönen - fantastisch) hat sich bereit erklärt zu versuchen, die Leiche zu reanimieren. Was dann gar nicht so einfach war. Die Artists von damals stecken mit einer ziemlich kurzen Zunge (oder wie heisst ein Tenon jetzt wieder auf Deutsch) im Korpus, und bei so einer Double Cut is generell nicht so viel Fleisch da. Nach viel Überlegen von Rauno\'s Seite und einem halben Jahr Wartezeit war sie dann wieder gerichtet und hält jetzt seit über einem Jahr und hat auch einige Gigs mitgemacht.
Der versiffte Gibraltar I Steg wurde mit einem neuen original Ibanez Steg (glücklicherweise gabs vor einigen Jahren eine AS300 Reissue) ersetzt. Die goldene Farbe reibt sich bei den neuen Teilen erstaunlich schnell ab an den Stellen, wo mein Handballen aufliegt - passt sich dem Rest des Instruments schnell an :). Sure Grip I , Poti und authentische Gurtknöpfe habe ich bei Reproparts gefunden.

Jetzt erstrahlt sie wieder in Alter Schönheit mit Natur-Relic Effekt, Ich habe Rauno gebeten, die Reparatur nicht zu kaschieren - das ist eine Narbe, die dazugehört.
Diese alten Artists mit der originalen AV Lackierung haben für mich etwas Magisches. Das ist so ein wunderschöner warmer Honig-Farbton, den ich nur bei wenigen Gitarren kenne (kommt auf den Fotos - wie immer? nicht so ganz raus) und den auch Ibanez anscheinend nicht mehr hinbekommt. Die Ahorndecke hat eine interessante Zeichnung, sieht aber eben gar nicht so pervers nach Wohnzimmermöbel aus wie das im Moment (oder auch schon seit dem erscheinen der PRSse auf dem Markt) in Mode zu schein seint. Für mich ist das perfekt.
Der Mahagoni-Teil des Korpus ist ein Sandwich aus zwei Teilen (hat Ibanez das etwas zuuu genau von den 70er Gibsons abgeschaut), die Ahorndecke auch nicht ganz so dick wie beim amerikanischen Vorbild - aber doch schon recht substanziell. Drei lagen Holz - ist das jetzt schon eine Sperrholzgitarre? ;-).
Die Artists damals waren dünner als Paulas und später die AR Modelle, diese hier ist aber doch nicht gerade leicht. Als Abdeckplatten hinten für\'s Elektronikfach und den Toggle wurde Messing als Material verwendet - ich denke mal, um der vielbeklagten Kopflastigkeit der Konstruktion entgegenzuwirken. Die ist immer noch vorhanden, aber kontrollierbar.
Das Instrument hat die berüchtigten Super 80 Flying Finger Pickups. Viele haben die damals rausgeschmissen, weil sie ihnen zu scharf klangen. Die Wahrheit ist: diese Pups für sich gespielt sind schon höhenreich, aber a) gibts einen Tonregler und b) setzt sich die Gitarre fantastisch im Bandkontext durch.
Kommen dann noch die Tri-Sounds mit ins Spiel - in der originalen Version schalteten die zwischen Humbucker in Serie, Single Coil und Out-of-Phase - was später bei den AS Modellen geändert wurde (Humbucker Serie, Humbucker Parallel, Einspulbetrieb), weil viele den OOP Sound zu ätzend fanden. Meiner Ansicht nach ein Fehler. Die Single Coil und Parallel sounds unterscheiden sich nämlich nur in Nuancen - nicht genug, um z.B. im Live Betrieb eine echte Bereicherung darzustellen. OOP alleine IST natürlich Kacke, aber in Kombination mit dem anderen Tonabehmer als Humbucker oder Einspuler ein echter Knaller!

Mir macht die 2619 eine Menge Spass. Einen Ibanez Koffer hat sie noch bekommen - ich möchte wirklich nicht zu ausgiebig testen, wie gut die Halsreparatur hält,
Heute habe ich gesehen, dass Ibanez jetzt für knapp 2000 Euro eine ziemlich authentische 2619 MIJ Reissue in der \"Prestige\" Reihe anbietet (so gesehen bei Musicstore Köln) (nicht die chinesischen Artists, die aber auch recht schön sind) - mit den Super 80 Pups!! Die entsprechende \"Antique Violin\" Lackvariante, ist aber mehr ein ordinäres Tobacco Sunburst als eine authentische Repro des 70er AV Finishes. Und geflammte Ahorndecke - weil dass wohl so sein muss jetzt bei teuren Gitarren. Die OOP Variante im Tri-Sound wieder einzuführen haben sie sich dann noch nicht getraut, drei-Punkt befestigung der Tonabnehmer und Messingplatten auf der Rückseite gibts auch nicht mehr.
Edit: Die vernickelten Schallers wurden inzwischen durch \"vergoldete\" Schallers im Grover Stil, mit passenden Schraubenlaschen/ösen fuer die Originallöcher ersetzt.

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Sehr schön! Ich hatte auch mal eine japanische AR 300, die ich dann aber irgendwann verkauft habe, weil sie mir zu schwer war.
 

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