Der Lyrics-Thread

A

Anonymous

Guest
Okay, ich mach' mal den Anfang.

Deutsche Texte bekomme ich nicht hin. Vielleicht mal fĂĽr kirchliche Anwendungen oder fĂĽr andere definierte Zwecke, aber im Allgemeinen gelingt es mir nicht, singbare, undoofe, klingende Texte in meiner Muttersprache zu verfassen. Schade eigentlich.

Im Englischen fällt es mir leichter. Vielleicht, weil man beim Singen auch besser abstrahieren und sich auf das Phonetische konzentrieren kann. Ich habe schon geschrieben, was für mich einen guten Text ausmacht. Die Botschaft ist nicht im Vordergrund, es geht um Atmosphäre und Assoziationen.
Wie gesagt: Rhytmisch interessant, phonetisch geschmeidig, inhaltlich nicht zu doof und metaphorisch atmend. Das ist fĂĽr mich die Zielvorstellung.

Und: Texte entstehen bei mir eigentlich immer parallel zur Musik. Oft steht eine Phrase oder ein Bild am Anfang der Enstehung und fĂĽhrt dann assoziativ weiter.

Leichte Texte gelingen mir weniger gut als dĂĽstere.


Hier ein Beispiel:

The Fugitive

Mister, can you tell me please
Where this road will lead me to
Mister, can you tell me please
Where I've got to go
Why do I wear these chains
Why do I wear these shoes
Funny how they suit me well
I know they belong to a fool

Mister, can you tell me please
Is there something on my trail
Mister, can you tell me please
What is it I hear wailing
Is it just the wind
That's blowing hard and cold
Or is it men with hounds
They can no longer hold

Mister, can you tell me please
Why is the moon so pale
Mister, can you tell me please
Why can't I see my way
There's no well to quench my thirst
There's no bed to sleep in
No hope to ever lay me down
And nothing left to keep

Mister, can you tell me please
Will there ever be an end
Mister, can you tell me please
Will there be a time to rest
I've been running for five days
Only to escape
From something that is following me
And that I cannot see

Mister, can you tell me please

Und Eure Meinungen, Erfahrungen, Techniken?
 
Mein eigene Meinung und meine Erfahrungen.

Englische Texte die nicht von einem native Speaker sind oder zumindestens kontrolliert sind sorgen meistens für lächeln bei eben jenen native Speakern. Auch die Aussprache.
Sowas kann auch Teil des Erfolgs sein (Roxette, Scorpions, .....).
Wir haben die Texte unserer Rockband (anno dazumal) alle von native Speakern checken lassen.
Diese Texte hatten alle eine Aussage oder erzählten eine Geschichte oder Begebenheiten. Nachzuhören auf meiner MySpace Seite.
Ich schreibe generell nur deutsche Texte da ich nur auf deutsch meine GefĂĽhle ausdrĂĽcken kann, wortspielchen spielen kann und Leute hier erreichen kann.
dazu sei gesagt, dass ich im Moment nur Lieder im christlichen Kontext schreibe wo die Aussage eine sehr Zentrale Rolle spielt.
Aber auch wenn ich säkulare Musik schreibe möchte ich gerne etwas sagen. Kann ja auch was lustiges, was trauriges sein. Muss nicht die Welt verändern. Da ich ja auch die Musik aus meinem Herz kommen lasse kommt auch der Text aus meinem Herzen.
Lustigerweise fällt es mir relativ leicht deutsche Texte zu schreiben.
Naja.
Als Konsument bin ich erst in zweiter Linie Texthörer. Zuerst höre ich Musik, dann analysiere ich (leider) und dann kommt der Text dran.

Ich kann mich auch an Musik erfreuen die banal getextet ist aber ich möchte solche im Moment nicht schreiben.

Just my 2g
Auge
 
Rabe":9mgi924f schrieb:
Hey tesch, wo ist deine Antwort? ZurĂĽckgezogen?

Nee, bzw. Ja :lol: Passiert mir in letzter Zeit öfter, dass ich antworte, das dann aber wieder lösche, weil ichs für unwichtig halte usw...

Aber hier nochmal, was ich geschrieben hab:

Where I've got to go und Where I have to go gehen beide, sprich man kann sie beide nutzen...


Von Amerikanern hört man ziemlich oft die Version gotto oder gotta, was auch das selbe bedeutet...


GruĂź,
tesch
 
Also, bevor es hier hier ins Linguistische abdriftet:

Vielleicht war es nicht so clever, gleich mit einem konkreten Text zu starten, zumal das ohne die Musik sowieso wenig Wert hat. Aber die Silent Victims-Diskussion hat das nahegelegt. Ich dachte, wir plauschen ein wenig, wie Ihr Eure Lyrics strickt und was ĂĽberhaupt nicht funktioniert.

Ein paar Gedanken, ungeordnet:

- Zum Beispiel kriege ich wirklcih Bauchschmerzen, wenn das Deutsche gegen den Strich betont wird. Grönemeyer, wenn er "Bochum" auf der zweiten Silbe betont - das könnte ich nicht. Andererseits finde ich Stoppoks Art musikalischer Sprache grandios. Das könnte ich auch nicht.

- Poetische Freiheit sollte Vorrang vor grammatischer Richtigkeit haben (nein, es muss nicht "grammatikalischer" heiĂźen).

- Fremdwörter in deutschen Texten bringen den Fluss oft komplett durcheinander (BAP in den 80ern), Im Englischen dagegen klingen sie oft glatter für mich.

- Englische Texte haben wegen des oft geringeren aktiven Wortschatzes sowohl die Gefahr größerer Beliebigkeit als auch die Möglichkeit, freier assoziieren zu können.

- Manchmal nemhe ich eine schöne Zeile von z.B. Dylan als Rohmaterial und spiele damit herum. Da ergeben sich Rhythmen, Reimketten und Bilder, die inspirieren können.

- Autobiographisches oder zu Konkretes vermeide ich. Botschaften verpacke ich in Stories oder Bilder.

- Der Text sollte etwas Markantes haben, ohne die Musik zu dominieren.

- Ganz wichtig: Der Text sollte auch funktionieren, wenn der Zuhörer nicht hundertprozentig auf Empfang ist.

Eure Meinungen?
 
Grammatik sollte m.E. nur dann falsch sein, wenn damit ein Effekt erzielt werden soll oder man sich an einer 'noch nicht annerkannten Alltagssprachlichen Praxis' orientiert (z.B. "weil" mit Hauptsatz).
Das ist genau das, was mit poetischer Freiheit gemeint ist: Die Grammatik kann mit in die Gestaltung einbezogen, also mitgestaltet werden. Allerdings muss dann eine Verletzung der Regeln eine poetische Bedeutung oder Funktion haben, sonst wäre es Beliebigkeit.

Fremdwörter in deutschen Texten bringen den Fluss nur dann durcheinander, wenn sie falsch eingebaut werden. Allerdins finde ich mittlerweile den übermäßigen Gebrauch auf eine bemühte Art langweilig. Folgendes Beispiel stammt (glaub ich) von mir. Rhythmisch ist das völlig o.k., heute würde ich diese Worte nicht mehr so einsetzen:
...
Glaubst du / vielleicht / mit deiner Agonie
Weckst du / auch nur / ein biĂźchen Sympathie
...
Sympathie ist o.k., Agonie ist mir zu 'gedacht'. Das nervt mich auch immer wieder an den Ă„rzten, diese "zwar-Punk-kann-aber-trotzdem-komplizierte-Worte-aussprechen"-Haltung.
Ein Text sollte nicht auffallen, wenn der Zuhörer nicht hinhört und nicht unangenehm auffallen, wenn der Zuhörer hinhört.
Botschaften habe ich keine.
Konkretes finde ich eigentlich meist besser als abstraktes.
Ich würde gern topische Popsongthemen unpeinlich anhandeln können, versuche es immer wieder, kommt nur selten über den Versuch hinaus und ob es dann unpeinlich ist, müssen andere beurteilen.

Gruesze
Ralf
 

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