Erfahrungsbericht: TwoNotes Torpedo CAB

J

jock

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6 Mrz 2010
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Erfahrungsbericht: Torpedo CAB als LS-Simulator zur Wiedergabe per Kopfhörer

Es dürfte bekannt sein, daß TwoNotes dieses Jahr neue Produkte vorgestellt hat, die die Technologie des bekannten VB101 in andere Marktsegemente übertragen soll. Das Torpedo Live und das Torpedo CAB bringen die Anwendung des 101, also Lautsprecher- und Mikrofonsimulation in abgespeckter Form in etwas verbraucherfreundlichere Preisgefilde.

Mich hat speziell das CAB interessiert, da das nur die Simulation enthält also ohne Loadbox, genau was ich brauche. Ich habe mir nun eins angeschafft und berichte hier meine ersten Eindrücke.

Das Teil wird an den Line-Out meines PCL VA SM30 angeschlossen und soll die bisher eingesetzte Kobination von PCL VSC (analoge LS-Simulation von PCL VintageAmp) und EQ ablösen. Mit der bisherigen Lösung bin ich nicht wirklich zufrieden, da die simulierte Box leider doch etwas anders klingt als die echte (TubeTown Studio 1x12 mit G12H30 Heritage). Das hat dazu geführt, daß dann immer mal wieder statt der PCL Lösung ein Tech21 Blonde ran musste.

Zum Torpedo selbst: Das Teil ist vergleichsweise groß und schwer, Gehäuse aus Stahlblech, zwei Fußschalter, zwei Rasterpotis, ein Taster, ein Eingang, zwei Ausgänge, Midi, USB, Netzteil.

Die Bedienung ist ziemlich simpel (das Handbuch hatte ich vorher gelesen) und gab keine Rätsel auf. Von den 100 Speicherplätzen waren 30 bereits belegt, ich habe mir die aber gar nicht angehört, sondern mir gleich ein eigenes Preset zusammengestellt. Zielsetzung war: Das soll per Kopfhörer möglichst ähnlich klingen wie zu Hause im Wohnzimmer. Das Torpedo CAB enthält drei Funktionsgruppe, die unanhängig voneinander aktiviert werden könne. Die erste Sektion 'Endstufe' habe ich gleich ausgeschaltet, hier lassen sich verschiedene Röhrenendstufen simulieren. Die zweite Sektion ist die LS-Simulation, hier wird die Box ausgewählt, das Mikro und die Mikroposition. Die letzte Sektion ist ein 5-Band EQ, die Einsatzfrequenzen sind von Bass auf Gitarre umschaltbar. Mein Ergebnis war dann lustigerweise eine VOX Bassbox mit U87 abgenommen. Für meine Ohren klang das per Kopfhörer schon sehr ähnlich, wie das was bei eingestöpselter Box zu hören war.

Am nächsten Tag habe ich versucht die Unterschiede zur bisherigen Situation rauszuarbeiten. So aus dem Gedächtnis schien mir das Torpedo schon deutlich besser zu klingen, ich wollte aber sicher gehen, daß ich mir da nix einbilde.


Mein Testszenario sah wie folgt aus. Pedalboard mit Baldringers DualDrive, einmal mit Fender Mod und Tech21 Reverb, dazu dann:

1. A/B Umschalter zwischen Torpedo und PCL VSC, beide am Lineout des SM30

Das war tatsächlich der Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Absolut betrachtet ein komplettes Desaster für das VSC, aber natürlich nicht wirklich fair. Das lag schlicht daran, daß die LS-Simulationen zu unterschiedlich waren, das VSC simuliert eine 4x12 Box mit SM57. Nicht zu vergleichen mit dem Sound des Torpedo.

2. A/B Umschalter zwischen Torpedo und Blonde, das Blode dann natürlich direkt am Pedalboard

Das Blonde hat seine Stärken, wenn es um fenderartiges geht, der komplette Gegenentwurf zum VSC. Was mir im Vergleich zum Torpedo als erstes auffiel, war wie eng und gepresst das Blonde klang. Clean war noch halbwegs ok, bei Fender-Crunch-Sounds fiel das Blonde dann aber ab. Wirklich ätzend wurde das dann bei Marshal-Crunch-Sounds, das ging gar nicht. Das Torpedo gefiel mir in allen Varianten deutlich besser.

3. A/B Umschalter zwischen Torpedo (4x12 und SM57) und PCL VSC, beide am Lineout des SM30

Um dem VSC nicht Unrecht zu tun habe ich für das Torpedo ein weiteres Preset gebastelt: 4x12 Greenback mit SM57 nah abgenommen. Tonal war das Ergebnis dem VSC jetzt ähnlicher. Im direkten Vergleich war die Entscheidung dann aber wieder eindeutig. Das VSC gepresst, immer noch nasig, manche Frequenzen richtig fies in der Kombination Strat mit Marshal-Crunch-Sound.

Mein personliches Fazit: Das Torpedo war in allen getesteten Konfigurationen der eindeutige Gewinner. Besonders auffällig war, daß das Ergebnis mit allen Gitarren und Sounds, die mein Pedalboard hergibt, gleichermassen gut ausfiel, ich habe mit Strats, LesPaul und ES335 getestet, es klang immer gut, ohne an irgendwelchen Reglern zu schrauben. Das hatte ich mit VSC und dem Blonden nie so erlebt. Das Torpedo CAB klingt in meiner Konfiguration einfach viel echter, mehr dach dem was mit Box zu hören ist, auch über längere Zeit gespielt nicht anstregend oder nervig. Klare Sache das.

jock

Eine Anmerkung noch: Die PC-Software zur Verwaltung des CAB eignet sich auch hervorragend um den Eingangspegel einzustellen, hier ist eine mehrsegmentige Aussteuerungsanzeige zu sehen, am Gerät selbst ist nur eine Übersteuerungs-LED. Übersteuerungen werden mit übelsten Verzerrungen quittiert, hier ist also Sorgfalt und ein ausreichende Sicherheitsabstand angebracht (wie ja immer bei digitalem Krempel).
 
Hi
Vielen dank für das Review !

Funktioniert denn das CAB auch mit Amps? Also eben um einen Amp mit Lautsprechersimulation an die p.a. zu schicken.

Laut Homepage ist es scheinbar nur für Preamps bzw Pedale gedacht, aber wenn man es evtl irgendwie im einschleifweg des Amps integriert, könnte funktionieren oder?
 
Country Rhoads schrieb:
Hi
Vielen dank für das Review !

Funktioniert denn das CAB auch mit Amps? Also eben um einen Amp mit Lautsprechersimulation an die p.a. zu schicken.

Laut Homepage ist es scheinbar nur für Preamps bzw Pedale gedacht, aber wenn man es evtl irgendwie im einschleifweg des Amps integriert, könnte funktionieren oder?

Hallo,

ich betreibe das CAB am LineOut meine PCL VintageAmp Stagemaster 30, das ist ein Transistor-Topteil. Im Einschleifweg des Amps habe ich das Teil auch ausprobiert, funktioniert problemlos. Es ist aber KEINE DI-Box enthalten, ebensowenig ein PowerSoak. Das Torpedo Live hat beides.
 
Hi Jock,

interessanter Bericht, danke dafür.

Nutze auch sehr gerne meinen PCL Stagemaster 75 mit meinem Baldringer oder dem KPA.
Das Torpedo-Plugin (kostenfrei) hab ich auch mal ausprobiert und finde es ziemlich gut.
Insbesondere die Endstufensimulation ist für meinen Geschmack gelungen.

Alleine betrieben fehlt mir bei PCL eigentlich nur diese Endstufensättigung, die die PC-Lösung von Torpedo gut kann. Lässt sich mit dem Dualdrive ganz gut kompensieren, ist aber noch nicht zu 100% perfekt.
Für mich wäre eine kleine Lösung ideal, bei der man z. B. das Torpedo in den Effektweg des PCL einschleift die Röhrensimulation in Richtung Endstufe schickt und Endstufen- + Boxensim an die PA.

Kann man das mit dem Torpedo CAB über die zwei Ausgänge so machen? Das wäre echt genial...
 
Swompty schrieb:
...
Alleine betrieben fehlt mir bei PCL eigentlich nur diese Endstufensättigung, die die PC-Lösung von Torpedo gut kann. Lässt sich mit dem Dualdrive ganz gut kompensieren, ist aber noch nicht zu 100% perfekt.
Für mich wäre eine kleine Lösung ideal, bei der man z. B. das Torpedo in den Effektweg des PCL einschleift die Röhrensimulation in Richtung Endstufe schickt und Endstufen- + Boxensim an die PA.

Kann man das mit dem Torpedo CAB über die zwei Ausgänge so machen? Das wäre echt genial...

Hallo Swompty,

nach meinem Kenntnisstand kommt am LineOut und am Kopfhöreranschluss dasselbe Signal raus, ich kann das aber gelegentlich verifizieren.

Wenn ich das Gefühl habe mehr Kompression zu brauchen, also z.B. bei fast clean mit Strat, nutze ich einfach einen Kompressor. Natürlich ist dafür ein Dynacomp unbrauchbar, ich verwende einen Maxon CP9pro+, wenig Kompression, niedrige Einsatzschwelle. Das funktioniert bei jeder Lautstärke, meine Röhrenverstärker schleppe ich schon lange nicht mehr.

jock
 
Hallo Kollegen,

der Spieltrieb hat dazu geführt, daß die Möglichkeit des CAB IRs von Fremdherstellern anstatt der integrierten zu nutzen ausprobiert werden musste. Die Tatsache, daß in keiner der eingebauten simulierten Boxen der von mir verwendete Lautsprecher werkelt, habe ich relativ sinnfrei als Anlass hergenommen, um das mal auszuprobieren.

Ich habe mich dabei auf Boxen mit dem G12H30 aus der Redwirez Bibliothek beschränkt (insgesamt 4). Aufgrund der auch bei nur 4 Exemplaren endlosen Varianten, habe ich mich recht schnell auf drei Mikrofone eingeschossen und für die dann fleissig IRs auf das CAB überspielt. Das geht recht einfach mit der Remote-Software, es stehen dabei 512 Speicherplätze in 4 Bänken für IRs bereit. Ein IR kann dann in einem Preset verwendet werden, die Veränderung der Mikrofonpositionierung am CAB selbst ist dann natürlich nicht möglich. Jede Mikrofonposition ist ein eigenes IR, da lässt sich interaktiv nichts mehr verändern. Wenn sich das jetzt relativ aufwendig anhört, ist das genau so gemeint. Der Aufwand ein Preset auf diesem Wege zu erzeugen ist weitaus höher, als mit den eingebauten Simulationen zu arbeiten.

Das Ergebnis war dann auch recht ansprechend, es kamen eine Handvoll Presets heraus, die alle ohne EQ-Bearbeitung wirklich authentisch klingen.

Mein Fazit: Um mal rumzuprobieren ist die IR-Variante völlig ungeeignet. Eine genaue Zielvorstellung sollte vorhanden sein. Durch den Verlust der interaktiven Mikrofonpositionierung versenkt man da sonst unendlich viel Zeit. Qualitativ gibt es am Ergebnis nichts zu meckern, das klingt für meine Ohren genauso gut, wie die Torpedo-Simulationen.

jock
 

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