Gitarre spielen und das Timing !?

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Anonymous

Guest
Ein früher Samstag Morgen und ich bin schlaflos..

Ich bin da auf eine "ganz neue" Theorie gestoßen (entsprungen meinem eigenen, armen, verwirrten Hirn): Man hört ja hier und da Clips im Internet, wo die unterschiedlichsten Leute aus irgendeinem Grund rumdudeln.

Manchmal bin ich echt begeister vom Sound, vom Ausdruck, vom Phrasing...manchmal denke ich, klasse, aber irgendwas fehlt. Dann habe ich mal drüber nachgedacht, wieso der eine sicherlich toll spielt, der andere im Vergleich dann aber ´ne ganz andere Hausnummer ist.

Man kann viel lernen und mit etwas Übung vermutlich von so ziemlich jedem Gitarristen Zeugs nachspielen. Wenn man sich also ausgiebigst mit spielerischem Material beschäftigt hat, die Notenauswahl also schon ziemlich gut ist, im Prinzip alles vorhanden ist, um den "Putz von der Decke zu holen", was macht es aus, dass es beim einen fürchterlich geil klingt, beim anderen nicht schlecht, aber halt nicht absolut überzeugend? Zumindest nicht so konsisten! Ich habe diesen Eindruck öfters, nicht nur bei mir selbst...

Momentan komme ich zu dem Schluß, es ist das Timing! Technik, Notenauswahl, Phrasing, alles ab einem gewissen Punkt scheißegal ( z.B .B.B. King spielt nicht wirklich viel und technisch versiert, aber er klingt! Auch, wenn er letztlich etwas einseitig ist.)....es ist letztlich das Timing! Meinetwegen auch Microtiming. Wann wird die Note oder der Chord wie und wo platziert? Stimmt die Länge der Noten? Immer wenn ich jemanden Spielen höre, kommt es kurz auf, dass ich nach diesen Kriterien bewerte. Wie ich meine, ist das sehr objektiv. Dazu muss man garnicht Gitarrist sein. Vielleicht nichtmal Musiker... Im moment bin auf dem Trip, dass Timing wohl mit die wichtigste Komponente ist, die man beachten sollte..

Gibt es eine gute Time und eine hervorragende Time?

Feedback? :?

"ja, ja, hast du keine Oma, der du den Scheiß erzählen kannst!?"
 
Hi Marcello!

Ja, da magst du Recht haben. Wenn man genau darüber nachdenkt, lassen sich Sachen wie die Geschwindigkeit gleichzu ausschalten.
Ich bin zum Beispiel mehr überzeugt von Steve Morse als von Yngwie Malmsteen. Grund? Morse schafft das in 3 Tönen, was Malmsteen nicht in 30 schafft. Dabei spielt natürlich das Timing eine ganz große Rolle - aber auch die Notenauswahl, wie du ja auch sagtest.
Ich denke trotzdem, dass man gerade das unterschätzt. Hör' dir Vai oder Satriani mit den lydischen Pattern an - das ist ja hauptsächlich das, was einen an diese Ikonen erinnert.
AAber gerade, wenn es z.B. um den Vergleich zwischen Morse und Malmsteen geht, kann man schnell sehen, was der Unterschied ist. Während Malmsteen gar schon ohne Dynamik seine harmonisch-Moll Skalen runter"shreddert", überzeugt mich Morse beispielsweise mit unglaublich tollen Chord-Verbindungen (man erinnere an dieser Stelle an das geniale Solo der Australian Tour '99).
Um ein Resumé zu fassen: Der eigentliche "Sound" in dem Sinne hängt meiner Meinung hauptsächlich von der Tonauswahl ab - angepasst an Timing, Rhythmus und natürlich einen tollen singenden Sound ist es das, was man immer wieder gerne in den Player schiebt.
Meine Meinung :).

Gruß,
Felix
 
Moin Felix,

dein Bsp. mit Malmenstein und Morse kann man so stehen lassen. Du erwähnst Dynamik und das ist sicher ein Punkt, den ich dem guten Malmenstein auch ankreiden würde, wobei ich aber sagen muss, dass das nicht so meine Musik ist und ich ihn nicht so gut kenne.

Aber mein Ansatz geht eigentlich weiter, da ich das Bild völlig unabhängig vom musikalischen Kontext sehe.

Morse und Malmsteen sind beides super Gitarristen. Ich finde allerdings, das Morse z.B. ein grandioses Timing hat und da ist es egal, ob er bei Purple gniedelt, oder sein egenes Ding macht..
 
Marcello":2bznxt2m schrieb:
Im moment bin auf dem Trip, dass Timing wohl mit die wichtigste Komponente ist, die man beachten sollte..

Ich finde, dass der Begriff "Feeling" am Angebrachtesten ist, er vereint meiner Meinung nach das richtige Timing mit dem richtigen Ton. Wobei ich meine, dass man mit dem Ton variabler umgehen kann als mit dem Zeitpunkt. Als Musikliebhaber, der jahrzehntelang nur konsumiert hat, wundere ich mich heute immer wieder, wieso viele der Soli, die mich einst zum Weinen oder Frieren brachten, aus so einfachen Tonfolgen bestehen.

Dies ist für mich zu einem Vorteil geworden. Ich bin derart grobmotorisch und langsam, dass ich mit Technik oder Tempo keinen Hering vom Teller ziehe. Ich versuche also mit meinen bescheidenen Mitteln, mehr auf "Feeling" zu achten. Natürlich gelingt dies mal mehr, mal weniger, aber für mich ist es die einzige Möglichkeit, mit Leuten Musik zu machen, ohne zu stören.
 
migmag":3rhcjsyw schrieb:
Ich finde, dass der Begriff "Feeling" am Angebrachtesten ist..

Moinsen Vollgas,

ja "Feeling" ist sicher eine Sache, aber ich find "Timing" universeller. Time ist Time, aber der Song oder die Musik kann Feeling xy haben, oder xz.

Mit dem Rest stimme ich überein.. ;-)


P.S: Ich überleg gerade, ob der gute Abi. v.R. da nicht auch mal was drüber geschrieben hat. Man, was waren das Zeiten, als es sich lohnte eine G&B nur für seine Artikel zu kaufen....hat einer "In Vivo Guitar" im Schrank? Würde ich gerne mal lesen...
 
...Es beginnt schon mit der Fage, was eine schöne Terz ist. :roll:
Da unser Tonsystem nicht rein ist, muss es laufend im Spiel leicht korrigiert werden. Wer das beherrscht, kann mehr strahlen!

Für mich ist es die Intonation in Verbindung mit dem Timing. Von den ...äääh...vielleicht 4-5 Stunden, die ich von mir gespielt in meinem Regal stehen habe, gibt es zusammengenommen 3 Minuten, die ich selbst in ihrer Intonation und ihrem Timing als lupenrein bezeichnen würde.

Mikrotiming ist dabei auch ein schwieriges und wichtiges Thema. Entscheidend scheint mir dabei oft, was man über eine Zeit (einen Takt) denkt - also wie man ihn gedanklich quantisiert.

Und dann am Ende - Routine! Spielen. Spielen, spielen, spielen!
 
Hallo, Ihr Helden!

Ich finde, ein ganz zentraler Punkt sind die Pausen. Durch die Noten, die man nicht spielt, bekommt ein Melodiebogen erst Raum zur Entfaltung.

Virtuosität ist eine sehr heikle Angelegenheit, wenn sie in reines Gefräse ausartet. Mich berühren in aller Regel die Soli, die sich mehr um den Ausdruck bemühen als um die Technik.

Oder mal ein Beispiel: Kid Charlemagne (Steely Dan) mit Larry Carlton fasziniert mich mehr als Mediterranean Sundance von Aldi Süd Meola. Der ist sicher ein toller Gitarrist, aber ich kann ihm nicht lange zuhören.
 
Hi mad Cruiser!

Da muss ich dir Recht geben, vor allem Mediterranean Sunrise ist irgendwo einfach nur, um zu beeindrucken - nicht zum entspannen und, wie man so schön sagt, den "Flair" zu fühlen...
Ähnlich wie bei dem Vergleich Malmsteen - Morse (s.o.).
Dieser Ausdruck, den du meinst, besteht meiner Meinung nach aus vielen Kleinigkeiten. Was DU als Gitarrist fühlst, während du das Solo spielst, kann ja keiner sehen. Da kommt es drauf an, was du rüberbringst - und genau das besteht aus kleinen Dingen wie Timing, Stops oder auch die Perfektheit der Bendings oder des Vibratos. Alles in einem müssen irgendwo die meisten gebräuchlichen Techniken des Solierens beherrscht werden, ehe man so klingt wie B.B. und Co...

Gruß,
Felix
 

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