A
Anonymous
Guest
Moin.
Hier möchte ich euch zeigen, wie ich PUs wickle.
Es gibt sicher viele Wege, die nach Rom führen;
ich stelle hier also lediglich den Weg vor, den ich kenne und der
bei mir funktioniert.
Ich betrachte hier schwerpunktmäßig das Wickeln eines Tele/Strat-Singlecoils; mit Humbuckern werde ich mich in Teil 2 befassen.
So,
zuerst zu dem, was man braucht.
1. Billig-PU und/oder defekten PU. Alternativ: Wickelkit (Rockinger, eBay, Stewmac, mojotone.com usw.).
2. am Anfang sehr viel Geduld und Hartnäckigkeit,
3. eine Bohrmaschine mit fein regulierbarer Drehzahl
( ich benutze eine Metabo SBE 560)
4. Wickeldraht der gewünschten Stärke (meine Quelle: http://www.sauter-shop.de);
bei mir AWG43 und AWG 42,5
5. Lötkolben mit feiner Spitze und Lötdraht
6. Doppelseitiges Klebeband, Krepp-Klebeband und bei Humbuckern
Gewebe-Klebeband,
7. Schmirgelpapier (besser: Schmirgelleinen) 180er oder 240er-Körnung,
8. bei Humbuckern: Schraubendreher für die PU-Schrauben auf der PU-Rückseite,
9. ein Multimeter; besonders empfehlenswert ist eines, das auch
Induktivität bis 20H messen kann und eventuell auch Kapazität misst,
10: zum Wachsen: Wachs (Paraffin, Bienenwachs oder beides; Glasmurmeln,
Kordel/Schnur, eine leere Konservendose). Bei Paraffin auf niedrigen Schmelzpunkt
achten, bei Bienenwachs auf möglichst hohen.
11. Gegebenenfalls: PU-Magnete. Quellen: z.B. www.rockinger.de, www.mojotone.com,
bei eBay: Verkäufer addicition-fx http://stores.ebay.de/Addiction-FX-Guit ... und?_rdc=1
12. Sehr empfehlenswert: ein Metall mit ca 2, 3 mm großem rundem Loch (Wickelöse);
13. wichtig: ruhige Hand, Geduld und Ruhe. Und Zeit.
14. Bei Humbuckern: eventuell geeignetes 4/5-adriges Anschlusskabel, sofern dieser nur ein zweiadriges hat;
15. Grundwissen, wie ein PU "funktioniert". Darüberhinausgehendes Wissen über PUs schadet nicht.
Sodele, zum Anfang empfiehlt es sich, einen Billig-PU zu zerlegen.
Am einfachsten für Wickel-Einsteiger sind Singlecoils.
Billig-SCs haben zumeist einen Keramitmagneten auf der Rückseite und Weicheisen-
Polstifte. Will man einem "echten" Fender-SC näher kommen, kann man diese durch Alnico-Magnetstifte ersetzen. Quellen: siehe oben.
Alternativ kann man auch ein fertiges PU-Set bestellen, z.B. bei Rockinger, StewMac oder Mojotone.
Humbucker-Wickelsets sind aber oft zu teuer.
Finde ich, denn für den Preis eines HB-Wickelsets bekommt man fast zwei Billig-HBs inkl.
neuer Alnico-Magnete.
Ich gehe hier vom Fall des Billig-PUs (Singlecoil) mit Plastik-Spulenträger, Keramit-Balkenmagnte und Eisen-Polstiften aus.
Bei diesem wird das Klebeband entfernt (sofern vorhanden), der Wickeldraht entfernt (Nagelschere, vorsicht: Spulenträger nicht beschädigen),
dann werden Polepieces und der Keramikmagnet entfernt (hierzu eventuell Polstifte nach unten heraushämmern, und zwar ohne den Spulenträger
zu beschädigen). Dann den Anschlussdraht ablöten.
Man hat nun den nackten Spulenträger.
Nun wird der Spulenträger geschmirgelt, um alle scharfen Stellen zu entfernen, an denen der Draht nachker beim Wickeln reissen könnte.
Auch das Lötzinn des Anschlussdrahtes so anschmirgeln, dass nix Scharfkantiges mehr da ist und der Draht
bei Wickeln nicht behindert wird.
So, nun führe ich den Wickeldraht durch die Wickel-Öse, mit der ich den Wickeldraht beim Wickeln führen will.
Dann falte ich das Schmirgelpapier bzw. das Schmirgelleinen und ziehe ein Ende des Wickeldrahtes -vorsichtig- ein paar Mal durch
das Schmirgelleinen, um die Isolation zu entfernen. Es genügt, bei einigen Centimetern die Isolation abzuschmirgeln.
Hier braucht man Gefühl und darf das Schmirgelleinen nicht zu fest und nicht zu schwach gegen den Wickeldraht drücken.
Ziel: ich will nachher dem Widerstand messen, und das geht (ohne Löten) nur durch Entfernen der Isolation des Wickeldrahtes.
Am Anfang wird man etliche Anläufe brauchen, da der Draht eben schnell reisst (hier ist also Geduld und Hartnäckigkeit gefragt).
Vorteil: man bekommt etwas Gefühl für den Wickeldraht und seine Belastbarkeit.
Ist dies vollbracht, klebt man mit etwas Kreppband das abisolierte Wickeldrahtende oben auf den Spulenträger; am besten so, dass noch 2 bis 3cm oder so
herausschauen. Unbedingt darauf achten, dass dieses Wickeldrahtende nachher lang genug ist, um bis zu den PU-Draht-Anschlüssen zu reichen.
Nun schneidet man ein Stück doppleseitiges Klebeband ab, das nicht breiter als der Spulenträger ist, und klebt es auf die Unterweite
des Spulenträgers.
Dann nimmt man die Bohrmaschine und dreht den Bohrfutterhalter ganz auf. Diesen fixiert man dann mit Kreppband so,
dass er sich beim Wickeln nicht mehr zudrehen kann, aber ansonsten ungehindert drehen kann.
Dann entfernt man die Rückseite des doppelseitigen Klebebandes und klebt den Spulenkörper
auf den Bohrfutterhalter der Bohrmaschine.
Darauf achten, dass dies schön mittig geschieht.
Nun setzt man sich hin, stellt die Spule mit dem PU-Draht aufrecht zwischen die Beine, nimmt (als Rechtshänder)
die Bohrmaschine in die rechte Hand, legt diese so auf den rechten Oberschenkel, dass a) der aufgeklebte Spulenkörper
ungehindert drehen kann und b) die Bohrmaschine stabil liegt und c) so, dass man mit der rechten Hand
den Schalter, der die Drehzahl steuert, gut und dosiert bedienen kann.
In die Linke Hand nimmt man die Wickelöse, durch die der Draht läuft, und hält diese
nahe an den Spulenkörper. Dazu die Wickelöse zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und den Wickeldraht zw.
Mittelfinger und Zeigefinger führen, so dass man den Druck auf den Draht hiermit regulieren kann.
Am Anfang lieber möglichst wenig Druck (Spule wird loser gewickelt). Später, wenn man schon mehrere Spulen gewickelt und
man etwas Gefühl für den Wickeldraht entwickelt hat, kann man auch fester wickeln mit etwas mehr Druck auf
den Wickeldraht.
Empfehlenswerte Wickelrichtung: gegen den Uhrzeigersinn.
So, und nun wickelt man so lange, bis die Spule voll ist. Lieber etwas mehr, denn Draht nachher
wieder herunterwickeln ist leichter.
Am Anfang reisst der Draht garantiert. Dann Draht entfernen (Nagelschere) und erneut beginnen.
Man kann auch vetrsuchen, den Wickeldraht anzulöten, die Lötstelle mit Klebeband abisolieren und weiterwickeln;
schneller geht es aber oft, neu anzufangen.
Ich habe ca. 20 Anläufe gebraucht, bis ich die erste Spule gewickelt hatte.
Ist die Spule voll, nimmt man den Spulenträger von der Bohrmaschine, entfernt vom Spulenträger
das doppelseitige Klebeband, schmirgelt das zweite Ende des Drahtes ebenfalls ab und misst den Widerstand mit dem Multimeter.
Je nach Ziel, Spulenträger und Drahtstärke sind 5,5 Kiloohm bis 10 Kiloohm möglich. Was richtig ist?
Kommt darauf an was man will. Vintage-mäßige SCs haben Werte zwischen ca. 5,5 und 6,5 Kiloohm bei AWG42.
Viel mehr bekommt man (am Anfang) mit AWG42 auch nicht hin (AWG= american wire gauge, also Drahtstärke).
Ich benuze deshalb AWG 42,5 oder AWG 43.
Ist der gemessene Widerstand zu hoch, wickelt man wieder etwas Draht (von Hand) herunter, schmirgelt erneut das
Ende ab, misst, wiederholt das Ganze ebso lange, bis man den Zielwiderstand hat.
Beim Wickeln ist es aus meiner Erfahrung sinnhaft, den Draht vorsichtig (!) "hin und her" zu bewegen, also
praktisch "scatterwounden". Dabei aufpassen, dass der Draht innerhalb der Spule bleibt.
Auch das erfordert etwas Übung, lohnt aber, imho.
Gerade die "Ungleichmäßigkeit" beim Handwickeln macht
den Unterschied im Klang zu industriell gewickelten PUs aus, meiner Einschätzung nach.
Die beschriebene Methode kommt ohne Wicklungszähler aus; die Zahl der Wicklungen kann man aber aus Ohm/Meter des verwendeten Drahtes, gemessenem Widerstand
und Länge einer Wicklung (i.d.R. 12 cm) berechnen.
Da ich zu dünn klingende SCs nicht mag, wickle ich zumeist auf Ohm-Werte zw. 7 und 8,5 Kiloohm.
Nun kann man den PU-Anschlussdraht anlöten und die Enden des Wickeldrahtes mit den Anschlussdrahtösen
und diese dann mit dem Anschlussdraht verbinden.
Danach erneut mit dem Multimeter messen, ob alles ist, wie es sein sollte.
Nun kann man die Magnet-Polstifte einsetzen. Darauf achten, dass alle
von der Polarität gleich sind (z.B. Südpol nach oben) und dass diese Polarität zu
den anderen PUs (insbesondere anderen SCs) passt. Ein Strat-Mittel-PU solle
anders herum gepolt sein als Steg- und Hals-PU, sofern man in den
Zwischenstellungen einen brummunterdrückenden Humbucking-Effekt will.
Der Singlecoil wäre nun (nach Einsetzen der Magnet-Polstücke) nutzbar.
Da Handwicklung, insbesondere am Anfang, aber eher locker sind, besteht
die Gefahr, dass der PU wild pfeift.
Hier kann eine Wachsung Abhilfe schaffen.
Hierzu kann man im Bastelladen oder bei eBay für wenig Geld Paraffin und/oder Bienen-
wachsgranulat kaufen. Dann nimmt man eine leere Konservendose,
reinigt diese, entfernt das Etikett und wickelt oben Kordel/Schnur um die Dose.
In diese Wicklung arbeitet man zwei Schlaufen ein, die gleich lang sein müssen und
genau gegenüber liegen. Durch die Schlaufen führt man einen Stab (Kochlöffel o.ä.) und schaut, ob die Dose
richtig im Gleichgewicht hängt. Nun füllt man das Wachsgranulat ein bis ca. 2 CM unter den Dosenrand
und schaut erneut, ob die Dose am Stab korrekt hängt, ohne zu einer Seite zu kippen.
Ist dies der Fall, füllt man einen kleinen Kocktopf mit Glasmurmeln und Wasser,
stellt die Dose mit dem Wachsgranulat hinein und klässt das Wasser kochen,
bis das Granulat schmilz.
Die Mormeln sind ein Isolator, der verhindert, dass die Konservendose direkt über die Herdplatte beheizt und zu heiss wird.
Ich benutze eine Mischung aus ca. 80% Paraffin und 20% Bienenwachs.
Beim Schmelzen gegebenenfalls Granulat nachfüllen. Darauf achten,
dass die Wachs-Konservendose stabil im Wasserbad steht und nicht kippt.
Notfalls Konservendose oben mit Gewicht (breiter Holzkochlöffen o.ä.
belasten. Ist alles Wachs geschmolzen, die Temperatur des Herdes herunterdrehen, so dass es gerade nicht mehr kocht.
Nun kann man den PU ins Wachsbad geben. Sofern der Anschlussdraht nicht als Halter dienen soll,
stabilen Draht, der lang genug ist, an einer Öffnung für
die PU-Halteschraube bfestigen und den PU mit diesem Draht ins Wachsbad geben.
Es werden bald Blasen aufsteigen. Nun den PU einige Minuten im Wachsbad lassen, bis keine Blasen mehr aufsteigen.
Dann den PU im Wachsbad bewegen. Sofern die Dose aus Blech ist, werden die Polmagnete
Widerstand liefern. Dieses einkalkulieren und aufpassen, dass man das Wachsbad nicht umkippt!
Steigen auch bei Bewegung des PUs im Wachsbad keinerlei Blasen mehr auf, kann man den PU aus dem Wachsbad nehmen (Vorsicht,
Wachs tropft raus). Dann legt den PU zum Abkühlen auf Zeitungspapier o.ä..
Das Wachs auf der Oberseite entfernt man am besten möglichst rasch mit einem Baumwolllappen oder so.
So, das wars. Auf oben beschriebene Weise kann man seinen eigenen "hand wound" SC wickeln, und zwar ohne teure Wickelmaschine.
Rechnet man zusammen, was an Kosten anfällt (Spulenträger, Magnete, Wachs, Kleinkram, Klebeband, Glasmurmeln, PU-Wickeldraht),
dann lohnt sich das Ganze bei nur einem PU nicht, rein finanziell.
Sollen es ein paar PUs mehr werden, rechnet es sich, sofern man die zeit nicht mitrechnet (also unter "Hobby" verbucht).
Man kennt vorher das Ergebnis nicht, da ist also immer "Trial & Error" im Spiel. Es macht aber irgendwann Spaß, findet meinereiner,
und seine eigenen, handgewickelten Custom-PUs zu spielen, kann auch Freude bereiten.
Lohnend kann das Ganze sein, wenn man eher preiswerte, aber an sich gute Klampfen hat, dere nHauptmanko
die werksseitig verbauten Billig-PUs sind. Dann entfallen die Kosten für die
Spulenträger usw., man braucht dann (neben Kleinkram) nur noch Magnete und Wickeldraht, um aus den Billig-PUs
seine eigenen Custum-Teile zu machen. Das kann (muss aber nicht) so manche Klampfe sehr aufwerten.
So, das wars.
Anregungen, Kritik und vor allem Verbesserungsvorschläge am Verfahren sind hochwillkommen.
Tschö
Stef
Hier möchte ich euch zeigen, wie ich PUs wickle.
Es gibt sicher viele Wege, die nach Rom führen;
ich stelle hier also lediglich den Weg vor, den ich kenne und der
bei mir funktioniert.
Ich betrachte hier schwerpunktmäßig das Wickeln eines Tele/Strat-Singlecoils; mit Humbuckern werde ich mich in Teil 2 befassen.
So,
zuerst zu dem, was man braucht.
1. Billig-PU und/oder defekten PU. Alternativ: Wickelkit (Rockinger, eBay, Stewmac, mojotone.com usw.).
2. am Anfang sehr viel Geduld und Hartnäckigkeit,
3. eine Bohrmaschine mit fein regulierbarer Drehzahl
( ich benutze eine Metabo SBE 560)
4. Wickeldraht der gewünschten Stärke (meine Quelle: http://www.sauter-shop.de);
bei mir AWG43 und AWG 42,5
5. Lötkolben mit feiner Spitze und Lötdraht
6. Doppelseitiges Klebeband, Krepp-Klebeband und bei Humbuckern
Gewebe-Klebeband,
7. Schmirgelpapier (besser: Schmirgelleinen) 180er oder 240er-Körnung,
8. bei Humbuckern: Schraubendreher für die PU-Schrauben auf der PU-Rückseite,
9. ein Multimeter; besonders empfehlenswert ist eines, das auch
Induktivität bis 20H messen kann und eventuell auch Kapazität misst,
10: zum Wachsen: Wachs (Paraffin, Bienenwachs oder beides; Glasmurmeln,
Kordel/Schnur, eine leere Konservendose). Bei Paraffin auf niedrigen Schmelzpunkt
achten, bei Bienenwachs auf möglichst hohen.
11. Gegebenenfalls: PU-Magnete. Quellen: z.B. www.rockinger.de, www.mojotone.com,
bei eBay: Verkäufer addicition-fx http://stores.ebay.de/Addiction-FX-Guit ... und?_rdc=1
12. Sehr empfehlenswert: ein Metall mit ca 2, 3 mm großem rundem Loch (Wickelöse);
13. wichtig: ruhige Hand, Geduld und Ruhe. Und Zeit.
14. Bei Humbuckern: eventuell geeignetes 4/5-adriges Anschlusskabel, sofern dieser nur ein zweiadriges hat;
15. Grundwissen, wie ein PU "funktioniert". Darüberhinausgehendes Wissen über PUs schadet nicht.
Sodele, zum Anfang empfiehlt es sich, einen Billig-PU zu zerlegen.
Am einfachsten für Wickel-Einsteiger sind Singlecoils.
Billig-SCs haben zumeist einen Keramitmagneten auf der Rückseite und Weicheisen-
Polstifte. Will man einem "echten" Fender-SC näher kommen, kann man diese durch Alnico-Magnetstifte ersetzen. Quellen: siehe oben.
Alternativ kann man auch ein fertiges PU-Set bestellen, z.B. bei Rockinger, StewMac oder Mojotone.
Humbucker-Wickelsets sind aber oft zu teuer.
Finde ich, denn für den Preis eines HB-Wickelsets bekommt man fast zwei Billig-HBs inkl.
neuer Alnico-Magnete.
Ich gehe hier vom Fall des Billig-PUs (Singlecoil) mit Plastik-Spulenträger, Keramit-Balkenmagnte und Eisen-Polstiften aus.
Bei diesem wird das Klebeband entfernt (sofern vorhanden), der Wickeldraht entfernt (Nagelschere, vorsicht: Spulenträger nicht beschädigen),
dann werden Polepieces und der Keramikmagnet entfernt (hierzu eventuell Polstifte nach unten heraushämmern, und zwar ohne den Spulenträger
zu beschädigen). Dann den Anschlussdraht ablöten.
Man hat nun den nackten Spulenträger.
Nun wird der Spulenträger geschmirgelt, um alle scharfen Stellen zu entfernen, an denen der Draht nachker beim Wickeln reissen könnte.
Auch das Lötzinn des Anschlussdrahtes so anschmirgeln, dass nix Scharfkantiges mehr da ist und der Draht
bei Wickeln nicht behindert wird.
So, nun führe ich den Wickeldraht durch die Wickel-Öse, mit der ich den Wickeldraht beim Wickeln führen will.
Dann falte ich das Schmirgelpapier bzw. das Schmirgelleinen und ziehe ein Ende des Wickeldrahtes -vorsichtig- ein paar Mal durch
das Schmirgelleinen, um die Isolation zu entfernen. Es genügt, bei einigen Centimetern die Isolation abzuschmirgeln.
Hier braucht man Gefühl und darf das Schmirgelleinen nicht zu fest und nicht zu schwach gegen den Wickeldraht drücken.
Ziel: ich will nachher dem Widerstand messen, und das geht (ohne Löten) nur durch Entfernen der Isolation des Wickeldrahtes.
Am Anfang wird man etliche Anläufe brauchen, da der Draht eben schnell reisst (hier ist also Geduld und Hartnäckigkeit gefragt).
Vorteil: man bekommt etwas Gefühl für den Wickeldraht und seine Belastbarkeit.
Ist dies vollbracht, klebt man mit etwas Kreppband das abisolierte Wickeldrahtende oben auf den Spulenträger; am besten so, dass noch 2 bis 3cm oder so
herausschauen. Unbedingt darauf achten, dass dieses Wickeldrahtende nachher lang genug ist, um bis zu den PU-Draht-Anschlüssen zu reichen.
Nun schneidet man ein Stück doppleseitiges Klebeband ab, das nicht breiter als der Spulenträger ist, und klebt es auf die Unterweite
des Spulenträgers.
Dann nimmt man die Bohrmaschine und dreht den Bohrfutterhalter ganz auf. Diesen fixiert man dann mit Kreppband so,
dass er sich beim Wickeln nicht mehr zudrehen kann, aber ansonsten ungehindert drehen kann.
Dann entfernt man die Rückseite des doppelseitigen Klebebandes und klebt den Spulenkörper
auf den Bohrfutterhalter der Bohrmaschine.
Darauf achten, dass dies schön mittig geschieht.
Nun setzt man sich hin, stellt die Spule mit dem PU-Draht aufrecht zwischen die Beine, nimmt (als Rechtshänder)
die Bohrmaschine in die rechte Hand, legt diese so auf den rechten Oberschenkel, dass a) der aufgeklebte Spulenkörper
ungehindert drehen kann und b) die Bohrmaschine stabil liegt und c) so, dass man mit der rechten Hand
den Schalter, der die Drehzahl steuert, gut und dosiert bedienen kann.
In die Linke Hand nimmt man die Wickelöse, durch die der Draht läuft, und hält diese
nahe an den Spulenkörper. Dazu die Wickelöse zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und den Wickeldraht zw.
Mittelfinger und Zeigefinger führen, so dass man den Druck auf den Draht hiermit regulieren kann.
Am Anfang lieber möglichst wenig Druck (Spule wird loser gewickelt). Später, wenn man schon mehrere Spulen gewickelt und
man etwas Gefühl für den Wickeldraht entwickelt hat, kann man auch fester wickeln mit etwas mehr Druck auf
den Wickeldraht.
Empfehlenswerte Wickelrichtung: gegen den Uhrzeigersinn.
So, und nun wickelt man so lange, bis die Spule voll ist. Lieber etwas mehr, denn Draht nachher
wieder herunterwickeln ist leichter.
Am Anfang reisst der Draht garantiert. Dann Draht entfernen (Nagelschere) und erneut beginnen.
Man kann auch vetrsuchen, den Wickeldraht anzulöten, die Lötstelle mit Klebeband abisolieren und weiterwickeln;
schneller geht es aber oft, neu anzufangen.
Ich habe ca. 20 Anläufe gebraucht, bis ich die erste Spule gewickelt hatte.
Ist die Spule voll, nimmt man den Spulenträger von der Bohrmaschine, entfernt vom Spulenträger
das doppelseitige Klebeband, schmirgelt das zweite Ende des Drahtes ebenfalls ab und misst den Widerstand mit dem Multimeter.
Je nach Ziel, Spulenträger und Drahtstärke sind 5,5 Kiloohm bis 10 Kiloohm möglich. Was richtig ist?
Kommt darauf an was man will. Vintage-mäßige SCs haben Werte zwischen ca. 5,5 und 6,5 Kiloohm bei AWG42.
Viel mehr bekommt man (am Anfang) mit AWG42 auch nicht hin (AWG= american wire gauge, also Drahtstärke).
Ich benuze deshalb AWG 42,5 oder AWG 43.
Ist der gemessene Widerstand zu hoch, wickelt man wieder etwas Draht (von Hand) herunter, schmirgelt erneut das
Ende ab, misst, wiederholt das Ganze ebso lange, bis man den Zielwiderstand hat.
Beim Wickeln ist es aus meiner Erfahrung sinnhaft, den Draht vorsichtig (!) "hin und her" zu bewegen, also
praktisch "scatterwounden". Dabei aufpassen, dass der Draht innerhalb der Spule bleibt.
Auch das erfordert etwas Übung, lohnt aber, imho.
Gerade die "Ungleichmäßigkeit" beim Handwickeln macht
den Unterschied im Klang zu industriell gewickelten PUs aus, meiner Einschätzung nach.
Die beschriebene Methode kommt ohne Wicklungszähler aus; die Zahl der Wicklungen kann man aber aus Ohm/Meter des verwendeten Drahtes, gemessenem Widerstand
und Länge einer Wicklung (i.d.R. 12 cm) berechnen.
Da ich zu dünn klingende SCs nicht mag, wickle ich zumeist auf Ohm-Werte zw. 7 und 8,5 Kiloohm.
Nun kann man den PU-Anschlussdraht anlöten und die Enden des Wickeldrahtes mit den Anschlussdrahtösen
und diese dann mit dem Anschlussdraht verbinden.
Danach erneut mit dem Multimeter messen, ob alles ist, wie es sein sollte.
Nun kann man die Magnet-Polstifte einsetzen. Darauf achten, dass alle
von der Polarität gleich sind (z.B. Südpol nach oben) und dass diese Polarität zu
den anderen PUs (insbesondere anderen SCs) passt. Ein Strat-Mittel-PU solle
anders herum gepolt sein als Steg- und Hals-PU, sofern man in den
Zwischenstellungen einen brummunterdrückenden Humbucking-Effekt will.
Der Singlecoil wäre nun (nach Einsetzen der Magnet-Polstücke) nutzbar.
Da Handwicklung, insbesondere am Anfang, aber eher locker sind, besteht
die Gefahr, dass der PU wild pfeift.
Hier kann eine Wachsung Abhilfe schaffen.
Hierzu kann man im Bastelladen oder bei eBay für wenig Geld Paraffin und/oder Bienen-
wachsgranulat kaufen. Dann nimmt man eine leere Konservendose,
reinigt diese, entfernt das Etikett und wickelt oben Kordel/Schnur um die Dose.
In diese Wicklung arbeitet man zwei Schlaufen ein, die gleich lang sein müssen und
genau gegenüber liegen. Durch die Schlaufen führt man einen Stab (Kochlöffel o.ä.) und schaut, ob die Dose
richtig im Gleichgewicht hängt. Nun füllt man das Wachsgranulat ein bis ca. 2 CM unter den Dosenrand
und schaut erneut, ob die Dose am Stab korrekt hängt, ohne zu einer Seite zu kippen.
Ist dies der Fall, füllt man einen kleinen Kocktopf mit Glasmurmeln und Wasser,
stellt die Dose mit dem Wachsgranulat hinein und klässt das Wasser kochen,
bis das Granulat schmilz.
Die Mormeln sind ein Isolator, der verhindert, dass die Konservendose direkt über die Herdplatte beheizt und zu heiss wird.
Ich benutze eine Mischung aus ca. 80% Paraffin und 20% Bienenwachs.
Beim Schmelzen gegebenenfalls Granulat nachfüllen. Darauf achten,
dass die Wachs-Konservendose stabil im Wasserbad steht und nicht kippt.
Notfalls Konservendose oben mit Gewicht (breiter Holzkochlöffen o.ä.
belasten. Ist alles Wachs geschmolzen, die Temperatur des Herdes herunterdrehen, so dass es gerade nicht mehr kocht.
Nun kann man den PU ins Wachsbad geben. Sofern der Anschlussdraht nicht als Halter dienen soll,
stabilen Draht, der lang genug ist, an einer Öffnung für
die PU-Halteschraube bfestigen und den PU mit diesem Draht ins Wachsbad geben.
Es werden bald Blasen aufsteigen. Nun den PU einige Minuten im Wachsbad lassen, bis keine Blasen mehr aufsteigen.
Dann den PU im Wachsbad bewegen. Sofern die Dose aus Blech ist, werden die Polmagnete
Widerstand liefern. Dieses einkalkulieren und aufpassen, dass man das Wachsbad nicht umkippt!
Steigen auch bei Bewegung des PUs im Wachsbad keinerlei Blasen mehr auf, kann man den PU aus dem Wachsbad nehmen (Vorsicht,
Wachs tropft raus). Dann legt den PU zum Abkühlen auf Zeitungspapier o.ä..
Das Wachs auf der Oberseite entfernt man am besten möglichst rasch mit einem Baumwolllappen oder so.
So, das wars. Auf oben beschriebene Weise kann man seinen eigenen "hand wound" SC wickeln, und zwar ohne teure Wickelmaschine.
Rechnet man zusammen, was an Kosten anfällt (Spulenträger, Magnete, Wachs, Kleinkram, Klebeband, Glasmurmeln, PU-Wickeldraht),
dann lohnt sich das Ganze bei nur einem PU nicht, rein finanziell.
Sollen es ein paar PUs mehr werden, rechnet es sich, sofern man die zeit nicht mitrechnet (also unter "Hobby" verbucht).
Man kennt vorher das Ergebnis nicht, da ist also immer "Trial & Error" im Spiel. Es macht aber irgendwann Spaß, findet meinereiner,
und seine eigenen, handgewickelten Custom-PUs zu spielen, kann auch Freude bereiten.
Lohnend kann das Ganze sein, wenn man eher preiswerte, aber an sich gute Klampfen hat, dere nHauptmanko
die werksseitig verbauten Billig-PUs sind. Dann entfallen die Kosten für die
Spulenträger usw., man braucht dann (neben Kleinkram) nur noch Magnete und Wickeldraht, um aus den Billig-PUs
seine eigenen Custum-Teile zu machen. Das kann (muss aber nicht) so manche Klampfe sehr aufwerten.
So, das wars.
Anregungen, Kritik und vor allem Verbesserungsvorschläge am Verfahren sind hochwillkommen.
Tschö
Stef