Sprach- oder Rechtschreibkultur

B

Banger

Guest
Moin zusammen!
Dass die PISA-Studie nicht allzu sehr daneben liegt, sehe ich gerade mal wieder in der Statistik der Suchbegriffe einer Seite, die ich betreue.
Hier ein paar unbeschönigte "Highlights":
  • Kurheßenbahn
    (richtig: ...hessen...)
  • Degußa
    (richtig: Degussa)
  • Meßinghausen
    (richtig: Messing...)
  • Haftungsaußschluß
    (Achduheiligescheiße)
  • Ußeln
    (richtig: Usseln)
  • adreße sparkaße brilon
    (Mir ist schlecht.)
  • ...and the winner is: Johanneßtift
    (Ich weigere mich, das zu kommentieren.)
Herrje... wer hat den Leuten eigentlich eingetrichtert, dass von nun an jedes Doppel-s schmerzfrei in ein ß umgewandelt wird? Das tut doch weh! :shock:
 
Da muss ich dir (leider) recht geben.
Wenn das so weiter geht landen wir wieder im Mittelalter.
Ich glaube das ganze liegt auch daran, dass man heute gar nicht mehr richtig schreibt.
Sondern einfach in sms usw. irgendwas dahin tippt.
(das ganze ist auf die Jugend bezogen)

Wir haben heute im Unterricht ausdiskutieren müssen, ob Rechtschreibung wirklich nötig ist und wozu man eigentlich einen Wortschatz brauch, weil fast die Hälfte der Klasse der Meinung waren, dass, das Ganze wohl völlig unsinnig wäre...

LG Manuel
 
Hi,

ach ja, die Rechtschreibung... Alle diskutieren immer über PISA und wie dumm der Nachwuchs doch ist, aber es muss ja auch Lehrer geben die hier bitterlich versagt haben. Bestes Beispiel wie das Land mit dem Nachwuchs spielt ist meine Cousine. Die Kurze hat in der Grundschule gelernt so zu schreiben wie man spricht, soll heißen: Egal ob ß oder ss (keine Anspielung ;-) ), ob ff oder f usw. Einfach durchschreiben und fertig, so wurde ihr es beigebracht. Da kommen wirklich tolle Aufsätze bei heraus wo man teilweise schon einige Zeit baucht, einen Satz im Kopf in die normale Rechtschreibung zu übersetzten.

Vor kurzem kam die Kleine dann auf das Gymnasium... Die Katastrophe war natürlich vorprogrammiert, den dort wurde dieses "Schreib-wie-Du-sprichst"-Prinzip nicht gelehrt und auch nicht weitergeführt (ebenso wenig toleriert). Das Ende vom Lied: Nach etlichen Nachhilfestunden und endlosen Versuchen, ist die Kurze nun innerhalb von kürzester Zeit zur Hauptschule gekommen. Das soll einer verstehen. Ich finde das Ganze hat schon etwas von einer Labormaus gehabt. Immer frei nach dem Motto: "Sooo, jetzt probieren wir mal was Neues mit dem Nachwuchs. Wie können wir es den Kindern den noch etwas schwieriger machen..?"

Schlimm... :?

Gruß
VVolverine
 
Hallo zusammen,

Los Manuelos":2i8ysw31 schrieb:
Wir haben heute im Unterricht ausdiskutieren müssen, ob Rechtschreibung wirklich nötig ist und wozu man eigentlich einen Wortschatz brauch, weil fast die Hälfte der Klasse der Meinung waren, dass, das Ganze wohl völlig unsinnig wäre...

diese Diskussion hat man immer wieder; der Tenor lautet: "Wieso denn, man versteht doch, was ich meine?!?".
Ich kann von mir nicht behaupten, eine 100%ig korrekte Rechtschreibung zu haben, aber wenn ich einen Text lese, springen mir Fehler förmlich ins Auge - und zwar störend. Vielleicht kommt meine Sensibilisierung von meiner Tätigkeit als Programmierer; da machen sich syntaktische Fehler (also vergleichbar mit Rechtschreibfehlern) im Programmablauf negativ bemerkbar; dort müssen Schriftweise, Gross- und Kleinbuchschreibung sowie die Interpunktion zu 100% stimmen, sonst läuft's nicht oder nur fehlerhaft.

VVolverine":2i8ysw31 schrieb:
ach ja, die Rechtschreibung... Alle diskutieren immer über PISA und wie dumm der Nachwuchs doch ist, aber es muss ja auch Lehrer geben die hier bitterlich versagt haben.

Soweit ich informiert bin, behandelt die PISA-Studie das Gesamtpaket "Bildung" und nicht nur die Schüler.

VVolverine":2i8ysw31 schrieb:
Bestes Beispiel wie das Land mit dem Nachwuchs spielt ist meine Cousine. Die Kurze hat in der Grundschule gelernt so zu schreiben wie man spricht

Achherrje... wofür das denn? Ein Zeichen der Kapitulation gegenüber der Masse von Schülern, die vorher gesetzte Hürden nicht mehr schaffen? (Im Sinne von: "Wenn das Pferd nicht mehr über die Mauer kommt, ist es die einfachste Lösung, die Mauer weniger hoch zu gestalten" - meiner Ansicht nach entstanden daraus auch die "Verdummungs-Passagen" ("Asfalt" anstatt "Asphalt") in der Rechtschreibreform, die ansonsten recht logische Lösungen hat ("Stängel" statt "Stengel", wegen des Wortstamms "Stange"))

Wird Legasthenie jetzt angelernt bzw. schulterzuckend hingenommen? Was kommt als nächstes? Taschenrechner ab der 1. Klasse?

Mein Gott, ich hab '97 mein Abi gemacht, damals haben von 86 Leuten 85 aus meiner Stufe bestanden - lag es wirklich daran, dass ich auf einem Gymnasium mit privatem Träger (nicht zu verwechseln mit einer Privatschule!) war? Der Jahrgang des städtischen Gymnasiums hatte eine wesentlich höhere Durchfallquote. Äh, "Durchfall" ist jetzt nicht im Sinne einer Diarrhoe :)

Warum fängt man jetzt an, unmotiviert an unserem Bildungssystem herumzuanalysieren und rumflicken? Warum macht man nicht einfach die Augen auf und nimmt hervorrangend funktionierende Bildungssysteme aus dem europäischen Ausland?

Nur, damit keine Missverständnisse entstehen: ich halte Menschen mit einer Rechtschreibschwäche nicht für dumm, ich belächele sie noch nicht einmal. Es gibt andere Bereiche, in denen ich auch derbe Schwächen habe.
 
VVolverine":332h02vf schrieb:
Hi,

ach ja, die Rechtschreibung... Alle diskutieren immer über PISA und wie dumm der Nachwuchs doch ist, aber es muss ja auch Lehrer geben die hier bitterlich versagt haben. Bestes Beispiel wie das Land mit dem Nachwuchs spielt ist meine Cousine. Die Kurze hat in der Grundschule gelernt so zu schreiben wie man spricht, soll heißen: Egal ob ß oder ss (keine Anspielung ;-) ), ob ff oder f usw. Einfach durchschreiben und fertig, so wurde ihr es beigebracht. Da kommen wirklich tolle Aufsätze bei heraus wo man teilweise schon einige Zeit baucht, einen Satz im Kopf in die normale Rechtschreibung zu übersetzten.

Vor kurzem kam die Kleine dann auf das Gymnasium... Die Katastrophe war natürlich vorprogrammiert, den dort wurde dieses "Schreib-wie-Du-sprichst"-Prinzip nicht gelehrt und auch nicht weitergeführt (ebenso wenig toleriert). Das Ende vom Lied: Nach etlichen Nachhilfestunden und endlosen Versuchen, ist die Kurze nun innerhalb von kürzester Zeit zur Hauptschule gekommen. Das soll einer verstehen. Ich finde das Ganze hat schon etwas von einer Labormaus gehabt. Immer frei nach dem Motto: "Sooo, jetzt probieren wir mal was Neues mit dem Nachwuchs. Wie können wir es den Kindern den noch etwas schwieriger machen..?"

Schlimm... :?

Gruß
VVolverine

Sorry,

wenn ich nicht pauschal in den "Lehrer-sind-Scheiße" Chor mit einstimme.

Aber wo war der Widerstand der Eltern ?
Haben die nicht mit ihrem Kind gelernt und solche Sachen erkannt ?

Bildung ist ein sehr hohes Gut und es wird immer wertvoller. Ich lege die Verantwortung über die Bildung meiner Kinder nicht nur in fremde Hände/Hirne.
 
physioblues":3ulaxyrm schrieb:
Aber wo war der Widerstand der Eltern ?
Haben die nicht mit ihrem Kind gelernt und solche Sachen erkannt ?

Wenn Du mich fragst: eine Folge der Berufstätigkeit beider Elternteile. Da bleibt einfach keine Zeit, die z.B. meine Mutter hatte, um einen VHS-Kurs in Englisch zu belegen. Mein Gott, zu grosses Wissen der Eltern über den Inhalt der Hausaufgaben haben wir damals gehasst :-D

physioblues":3ulaxyrm schrieb:
Bildung ist ein sehr hohes Gut und es wird immer wertvoller. Ich lege die Verantwortung über die Bildung meiner Kinder nicht nur in fremde Hände/Hirne.

Das ehrt Dich. Ein Grossteil der Eltern denkt aber heutzutage anders, wie man oft sieht. "Dafür ist doch die Schule zuständig."
 
Hi,

Deine Beispiele sind schon der Hammer...., aber mal ehrlich ??? Also, ich weiß nicht mehr wie was geschrieben wird.... das ist doch alles nen totales Chaos :!:
 
Banger":4n8jiniu schrieb:
Das ehrt Dich. Ein Grossteil der Eltern denkt aber heutzutage anders, wie man oft sieht. "Dafür ist doch die Schule zuständig."

Stimmt... Solche "Dienstleistungsmentalität" trifft man leider häufig an. So manche Eltern, die vorgeblich zur "höheren" Schicht gehören, ermöglichen ihren Kindern viel, aber oft ohne wirklich Anteil zu nehmen... Da wird hier ein Kurs bezahlt, da werden dort Chauffeurdienste zu Sportvereinen etc. gemacht, nur die teuersten weil geprüften Klamotten gekauft oder pädagogisch wertvolles Spielzeug gekauft... Und trotzdem fehlt etwas, das wichtigste - echte Zuwendung. Interesse für die täglichen Belange und dazu zählen eben auch die schulischen Leistungen. Das gehört zum Elternsein dazu... Zu oft wird die Verantwortung an der Tür abgegeben.
 
Sheena":3klshlfm schrieb:
Und trotzdem fehlt etwas, das wichtigste - echte Zuwendung. Interesse für die täglichen Belange und dazu zählen eben auch die schulischen Leistungen. Das gehört zum Elternsein dazu...

Ja,
und das braucht viel Zeit, Verständnis und Geduld...
 
Sheena":tgibt077 schrieb:
Interesse für die täglichen Belange und dazu zählen eben auch die schulischen Leistungen. Das gehört zum Elternsein dazu... Zu oft wird die Verantwortung an der Tür abgegeben.

Das stimmt schon. Aber die Kinder verbringen nur einen Bruchteil des Tages (bei Nachmittags - Betreuung) mit ihren Eltern. Da kann man vielleicht noch nachsehen und korrigieren. Inhalte setzen aber ausschließlich die Lehrer. Und hier werden nicht nur Mauern kleiner gemacht, wenn das Pferd nicht drüber kommt. Hier werden die Mauern notfalls unter dem Pferd hergetragen.
Früher brauchte es 60% richtiger Antworten für ein Ausreichend.
Heute braucht es auf der Gesamtschule 60% falscher Antworten für ein Ausreichend - und selbst da besteht noch Ermessensspielraum.
Das bedeutet: Wenn ein Kind weit mehr als die Hälfte der Inhalte nicht verstanden hat, reicht das aus.
Noch Fragen?
 
W°°":2iqjms9l schrieb:
... Aber die Kinder verbringen nur einen Bruchteil des Tages (bei Nachmittags - Betreuung) mit ihren Eltern. Da kann man vielleicht noch nachsehen und korrigieren. Inhalte setzen aber ausschließlich die Lehrer. .

Nein, Walter, absolut Nein !!

Es gibt eine Zeit vor der Schule. Die dauert so etwa 6 Jahre und da kann man schon viele Weichen stellen.
Es gibt nicht nur tagesbetreute Kinder, bzw. wollen nicht alle Eltern ihre Kinder tagesbetreut. Es arbeiten auch lange nicht alle Elternteile ganztags.
Da bleibt schon noch Zeit zum Setzen der eigenen erwünschten Inhalte.

Du zeichnest da schon ein sehr düsterer Szenario.
Dieses mag in der Realität tatsächlich vorkommen, ist aber gottseidank nicht die Regel und vor allem nicht zwingend unausweichlich.
 
physioblues":3rfg666d schrieb:
W°°":3rfg666d schrieb:
... Aber die Kinder verbringen nur einen Bruchteil des Tages (bei Nachmittags - Betreuung) mit ihren Eltern. Da kann man vielleicht noch nachsehen und korrigieren. Inhalte setzen aber ausschließlich die Lehrer. .

Nein, Walter, absolut Nein !!

Es gibt eine Zeit vor der Schule. Die dauert so etwa 6 Jahre und da kann man schon viele Weichen stellen.
Es gibt nicht nur tagesbetreute Kinder, bzw. wollen nicht alle Eltern ihre Kinder tagesbetreut. Es arbeiten auch lange nicht alle Elternteile ganztags.
Da bleibt schon noch Zeit zum Setzen der eigenen erwünschten Inhalte.

Du zeichnest da schon ein sehr düsterer Szenario.
Dieses mag in der Realität tatsächlich vorkommen, ist aber gottseidank nicht die Regel und vor allem nicht zwingend unausweichlich.

Lieber Stefan,

ich zeichne kein Szenario. Im meinem Kreis sind teil- und voll arbeitende Eltern die Regel. In Europa ist das überhaupt standard. (Man mag darüber geteilter Meinung sein...) Was Du (wenn du da bist) in den ersten 6 Jahren veranstaltest, hat nichts mit schulischen Inhalten zu tun und was Du danach anstellst, kann diese bestenfalls begleiten.
Die Schule beginnt um 8°°h und endet für viele Kinder um 16°°h. Das heißt, sie verbringen mit ihren Eltern am Tag keine 5 Stunden, sind aber 10 Stunden in der Schule. 5 Stunden, in denen aufgestanden, wach geworden, gegessen, angekommen, erzählt und nicht zuletzt gespielt (!!) werden muss. Meine schulische Lenkung fällt da im Vergleich sehr bescheiden aus. Bei allem guten Willen.
Ich meine, wir können keine Ganztagsbereuung fordern und gleichzeitig die Verantwortung für die Lerninhalte bei den Eltern lassen. Das kann nicht sein.

Wir könnten an dieser Stelle darüber streiten ob es richtig ist, Eier zu legen und andere darauf brüten zu lassen - aber das war hier nicht das Thema.
Bei der vorherrschenden politischen und gesellschaftlichen Meinung jedoch müssen sich die Lehrer den Schuh schon anziehen.
Nein - Korrektur!
Die Gesellschaft zieht den Lehrern diesen Schuh an und sie erwartet, dass er passt!


PS: Was die 40% Wissen angeht...
Ich habe einige Jahre mit Jugendlichen gearbeitet, die mit Erfolg und Zeugnis 10 Schuljahre durchlaufen, aber weder schreiben noch rechnen gelernt haben. Es gibt erschreckend viele mit diesem Schicksal.
 
@Banger
Ah noch jemand aus der Software-Branche! Also Dein Vergleich der Rechtschreibung mit den Syntaxfehlern im Computer ist zwar eigentlich richtig. Aber ich halte diesen für etwas ungünstig, da der Computer die Syntax nach strikten Regeln überwacht. Ist auch nur ein Syntaxfehler im Quelltext, wird das Programm gar nicht erst übersetzt und ist deshalb völlig nutzlos.
Der Mensch ist leider?! etwas intelligenter und kann sich aus so ziemlich jedem Geschreibsel noch etwas Verständliches herausziehen. Daher kommt ja auch das
"... Rechtschreibung brauch ich nicht, man versteht ja was ich meine ..."

Aber als Programmierer hast Du sicher schon einmal etwas von Pflichtenheften oder Lastenheften gehört. Diese sind oft syntaktisch korrekt geschrieben und jeder weiß, was gemeint ist. - Aber jeder meint etwas anderes. Das findet man spätestens dann heraus, wenn man mit dem Kunden vor Gericht steht. Also "... man versteht ja was ich meine ..." ist durchaus mit Vorsicht zu genießen.

Zum Thema "Förderung durch Eltern" möchte ich nur erwähnen, dass uns bei der Anmeldung unseres Sohnes am Gymnasium gesagt wurde, dass bei 34 Männeken in der Klasse eine gezielte Förderung durch die Lehrer nicht mehr möglich sei. Wir wurden also fairerweise vorgewarnt!
Aber wo alle Welt (in Deutschland) angesichts der PISA-Studien über einheitliches Bildungsniveau faselt, kann ich nur müde lächeln. In der Grundschule, in der mein Sohn bis vor kurzem war, ist man nicht einmal in der Lage, ein einheitliches Bildungsniveau innerhalb einer Jahrgangsstufe herzustellen. So schrieb die 4. Klasse meines Sohnes Reizwortgeschichten, Nacherzählungen, Verfahrensbeschreibungen etc. als Klassenarbeiten, während eine Parallelklasse bis zum bitteren Ende nichts als geübte Diktate schrieb. Folgerichtig gab es in der Klasse meines Sohnes im Deutschuntericht alle Noten zwischen 1 und 5, während es in der besagten Parallelklasse Einsen und Zweien nur so hagelte. Solange unser Bildungssystem nicht einmal in der Lage ist, innerhalb einer Schule ein Bildungsniveau durchzuhalten, ist ein landesweites oder gar bundesweites Bildungsniveau recht lächerlich.

Was nun die Rechtschreibung selbst angeht, so halte ich den einzelnen, gelegentlichen Fehler nicht so für bedenklich. Mir gibt eher die Haltung einiger Leute zu denken, die die Abwesenheit von korrekter Rechtschreibung für den Standard halten. Da schreiben Leute ellenlange Forumsbeiträge komplett ohne große Buchstaben und Interpunktion und begründen das dann damit, dass das im Internet ja üblich oder Ausdruck der Freiheit des Internets sei und "man versteht ja was ich meine".
Um es einmal provokativ zu sagen:" Wenn Faulheit und Dummheit zum Prinzip erhoben werden, dann ist der Untergang nah!"
 
JerryCan":1qnl0wmc schrieb:
@Banger
Ah noch jemand aus der Software-Branche! Also Dein Vergleich der Rechtschreibung mit den Syntaxfehlern im Computer ist zwar eigentlich richtig. Aber ich halte diesen für etwas ungünstig, da der Computer die Syntax nach strikten Regeln überwacht. Ist auch nur ein Syntaxfehler im Quelltext, wird das Programm gar nicht erst übersetzt und ist deshalb völlig nutzlos.

...nicht immer, noch fieser sind die Fehler, bei denen das Programm zwar kompiliert wird, aber während der Laufzeit seltsames Verhalten aufweist - s. Windows *g*
Aber ich komme vom Thema ab; ich wollte die geschriebene Sprache nicht unbedingt mit Programmierung vergleichen, sondern eher nachvollziehen, woher meine Sensibilisierung für Rechtschreibfehler kommt. Ist manchmal echt nervig, ich wünschte mir, mein Hirn wäre da etwas toleranter :)

JerryCan":1qnl0wmc schrieb:
"Wenn Faulheit und Dummheit zum Prinzip erhoben werden, dann ist der Untergang nah!"

Unterschrieben!
 
hallo zusammen.

NEIN, walter, ich werde weder die lehrer verteidigen noch das eigene nest beschmutzen!!!!!!!!!!! ;-) ;-) ;-)

was ich sagen wollte: rechtschreiben hängt sehr eng mit dem LESEN zusammen. wenn das fernsehprogramm die einzige lektüre ist, kann es auch mit der rechtschreibung nicht sehr weit her sein............

gausö! franz, TK second spring
 
franz":3q5hi5kn schrieb:
...was ich sagen wollte: rechtschreiben hängt sehr eng mit dem LESEN zusammen. wenn das fernsehprogramm die einzige lektüre ist, kann es auch mit der rechtschreibung nicht sehr weit her sein...

Das stimmt schon. Ich glaube auch, dass man irgendwann (wenn man längere Zeit nicht liest) total verunsichert ist. Weil man das Wort oder die Zeichensetzung gar nicht mehr vor Augen hat.

LG Manuel
 
Nettes Buch dazu:

Bastian Sick: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Ein Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache"
 
W°°":3mmabc56 schrieb:
Früher brauchte es 60% richtiger Antworten für ein Ausreichend.
Heute braucht es auf der Gesamtschule 60% falscher Antworten für ein Ausreichend - und selbst da besteht noch Ermessensspielraum.

Noch Fragen?

Jepp. Würde gerne mal deine Quelle für diese Aussage erfahren.

Versteh mich nicht falsch, finde generell deine Beiträge immer sehr sachlich und interessant, aber diese Hetze auf die Gesamtschulen fängt langsam an mich zu nerven. Letztlich kommt die Art der Gesamtschule ohne getrennte Schulsysteme (Realschule, Gymnasium) den skandinavischen Schulsystemen (von denen wir Wissen, dass sie erfolgreich sind) am ehesten nahe.
Ich zum Beispiel sollte laut Empfehlung der Grundschule damals auf eine Hauptschule gehen. Mein Lebensweg wär dadurch relativ klar. Auf der Gesamtschule bekam ich dann die Möglichkeit mich noch laufe der Jahre zu bewähren und wurde gefordert. Das Ergebnis ist das ich mittlerweile Germanistik und Musikwissenschaft studiere.

Generell stimme ich euch jedoch zu. Es ist erschreckend zu sehen wie wenig Wert heutzutage noch auf Bildung gelegt wird.

Über Rechtschreibung in Internet und im speziellen Foren kann man geteilter Meinung sein. Ich kenne viele, die aus Prinzip hier keine Gross/Kleinschreibung verwenden. Wär da nicht unbedingt so kleinlich. Ich kenn es ja zu genüge von mir. Gerade am Rechner tippt man mal schnell und da ergeben sich häufiger mal Buchstabendreher etc.

gruß,

Jacques
 
physioblues":unsop6sv schrieb:
W°°":unsop6sv schrieb:
... Aber die Kinder verbringen nur einen Bruchteil des Tages (bei Nachmittags - Betreuung) mit ihren Eltern. Da kann man vielleicht noch nachsehen und korrigieren. Inhalte setzen aber ausschließlich die Lehrer. .

Nein, Walter, absolut Nein !!

Es gibt eine Zeit vor der Schule. Die dauert so etwa 6 Jahre und da kann
man schon viele Weichen stellen.
Es gibt nicht nur tagesbetreute Kinder, bzw. wollen nicht alle Eltern ihre Kinder tagesbetreut. Es arbeiten auch lange nicht alle Elternteile ganztags.
Da bleibt schon noch Zeit zum Setzen der eigenen erwünschten Inhalte.

Du zeichnest da schon ein sehr düsterer Szenario.
Dieses mag in der Realität tatsächlich vorkommen, ist aber gottseidank nicht die Regel und vor allem nicht zwingend unausweichlich.

... mal einfach ein kleines Beispiel zu meiner kleinen Person:
Mit 5 kam ich in den Kindergarten - also für ein einziges Jahr.
Da konnte ich schon etwas lesen und Buchstaben krickeln
(na, immerhin). Meine Eltern haben immer malocht, ihr Leben
lang bis heute. Kohle hatten wir kaum und wir mußten immer
zusehen, daß wir einigermaßen über die Runden kamen.
Aber: mein Vater hat mein Interesse für das Lesen geweckt und ich
bekam alle Bücher, die ich lesen wollte - selbst schwere Kost
bereits im zarten Alter von 12 Jahren. Ich durfte regelmäßig die
Tagesschau mit ihm zusammen sehen (und ihm dabei nervige
Löcher in den Bauch fragen ).
Meine Mutter brachte mir bei, daß man im Leben teilt - sprich also
auch mit anderen Kindern und daß man versuchen sollte, stets
ehrlich (wehe hier lacht jetzt jemand ;-) ) im Leben zu sein..., daß man
"Reichtum" nicht nur mit "materiallen Dingen" bemessen kann.
Sie brachte mir zudem ettliche anderweitige moralische, menschliche
Grundsätze bei (die den meißten Kindern & Jugendlichen heute wohl eher ein
Fremdbegriff sind).
Meine Großmutter väterlicherseites ermöglichte mir das Malen
(sie stellte mir immer ein stilles Plätzchen, Malstifte und Papier zur Verfügung ...
stundenlang saß ich oft als Kind an einem einzigen Bild)
und später teils auch das Fotografieren (in dem sie mir mit 9 Jahren eine Telepocket-"Knipse"
schenkte und dann regelmäßig die verknipsten Filme zum Entwickeln bringen mußte). Mein Großvater
väterlicherseits brachte mir das Grundrechnen und diverse Tricks & Eselsbrücken bei sowie das Schreiben
von Gedichten (er war blind!).
Meine Großmutter mütterlicherseits ermöglichte mir Erfahrungen im
Bereich "wie lebt man ohne Luxus" (sprich Plumpsklo, Kohleherd,
Kohleofen, ein riesen Garten - in dem fast alles selbst geernet wurde).
Sie ALLE hatten kaum Zeit - vor allem kaum Zeit für sich selbst!
Aber alle gaben etwas von ihrem Können & Wissen ab - egal auf
welcher "Stufe" sie standen. Nach meiner Schulzeit ändert sich viel in
meinem Leben (krankheitsbedingt etc.) - und ich war recht früh auf mich
selbst gestellt und es war niemand da, der mir in meiner Berufswahl oder
Weiterbildung zur Seite stand. Doch ich hatte seinerzeit genug Wissen (s.o.)
gesammelt, um mich selbst bei den Hörnern zu packen.

Leider muß ich beobachten, daß das heute nur noch selten zu
funktionieren scheint. Das ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern
beruht auf Erfahrungen in meiner nächsten Umgebung (Freundes- u.
Bekanntenkreis). Wir leben in einer höchst schnell(l)ebigen Zeit und in
einer stetig wachsenden Wegwerfgesellschaft.

"Mensch sein" wird einem nicht direkt in die Wiege gelegt - man darf dies
also nicht mit den sogenannen menschlichen Instinkten
verwechseln! "Mensch sein" ist ein Prozeß der im frühen Kindesalter
beginnt - und deshalb muß ich Physioblues hier Recht geben: es gibt
ein Kinderleben ... vor der Schulzeit. Moralische Grundsätze und
Verständnis für das "Mensch sein" - unabhängig von Stand & Herkunft ist
eine Verantwortung, die wir Erwachsenen ALLE zu tragen haben -
gemeinsam - egal, ob Eltern, Lehrer, Kinderlose ... JEDER kann auf
verschiedenste Art & Weise eine wenig dazu beitragen. Wenn ein Kind
nicht wissbegierig ist - dann haben die Erwachsenen (i.d.R.) etwas falsch
gemacht. Wissen muß geweckt werden und ist ganz sicher in der
Wertvorstellung unserer Gesellschaft verankert - doch gerade letzteres
definiert sich fast ausschl. nur noch in Konsum-/Habgier & Egoismus.

Grüzi
Alex
 
Beeindruckendes Statement!!!!

Aufgrund meines noch recht bescheidenen Alters enthalte ich mich erstmal meiner womöglich unqualifizierten Meinung.... wenn man selbst noch "mittendrin" ist, fehlt einem höchstwahrscheinlich die notwendige Erfahrung und der zeitliche Abstand.
 
Henry Vestine":3e0yjo8l schrieb:
Beeindruckendes Statement!!!!

Aufgrund meines noch recht bescheidenen Alters enthalte ich mich erstmal meiner womöglich unqualifizierten Meinung.... wenn man selbst noch "mittendrin" ist, fehlt einem höchstwahrscheinlich die notwendige Erfahrung und der zeitliche Abstand.

Naja, ich nehme mal an in "Deinem Alter" ;-) habe ich bereits einige Jährchen fernab vom Elternhaus gelebt und alle möglichen Jobs gemacht. Also auch mit Anfang 20 (liege ich da richtig in Deinem Fall?) kann man schon auf vernünftige Weise Erfahrung weitergeben ... das ist nicht unbedingt eine Frage des Alters.

Lieben Gruß
Alex
 
Photonixe":5yrc0u9e schrieb:
... Moralische Grundsätze und
Verständnis für das "Mensch sein" - unabhängig von Stand & Herkunft ist
eine Verantwortung, die wir Erwachsenen ALLE zu tragen haben -
gemeinsam - egal, ob Eltern, Lehrer, Kinderlose ... JEDER kann auf
verschiedenste Art & Weise eine wenig dazu beitragen. ....

Grüzi
Alex

Eine Anmerkung zum Thema " Verantwortung " möchte ich noch anfügen.

Verantwortung zu übernehmen wird oft in zwingenden Zusammenhang mit Verlust von Freiheit, Lebensqualität und freier Entfaltungsmöglichkeit gesetzt. Damit wird Verantwortung immer in ein negatives Licht gerückt.

Meine eigene Erfahrung mit meiner Familie, meinen ehrenamtlichen Engagements und voe allen Dingen in meinem beruflichen Alltag zeigen mir immer wieder die andere Seite der Verantwortung.

Eltern von schwer kranken oder behinderten Kindern haben eine ganz andere Verantwortung zu übernehmen. Diese Eltern müssen auf vieles Verzichten und erfahren trotz allem Leid oftmals eine ganz neue, intensivere Lebensqualität.

Verantwortung muß also nicht Last sein, sondern kann auch die Chance zu mehr Zufriedenheit sein.

@ Walter :

Anscheinend lebe ich im ländlichen Vorderallgäu doch noch in einer heilen Welt. Bei uns haben die Kinder in der Grundschule von 7.45 Uhr bis 12.00 Uhr Schule und max. 1x wöchentlich Mittagsunterricht. Tägliche Ganztagesbetreuung gibt es bei uns nicht.
 
PainofSalvation":1a2asf9t schrieb:
Über Rechtschreibung in Internet und im speziellen Foren kann man geteilter Meinung sein. Ich kenne viele, die aus Prinzip hier keine Gross/Kleinschreibung verwenden. Wär da nicht unbedingt so kleinlich. Ich kenn es ja zu genüge von mir. Gerade am Rechner tippt man mal schnell und da ergeben sich häufiger mal Buchstabendreher etc.

Hi Jacques,
nur um aufkeimende Missverständnisse zu unterbinden: es ging mir nicht um "Flüchtigkeitsfehler"; je nach Kommunikationspartner rattere ich die Wörter auch nur fix die Tastatur herunter, inclusive Kleinschreibung und Buchstabenverdrehern. Diese Art von Fehlern ist bis zu einem gewissen Grad vernachlässigbar - die Toleranzschwelle ist bei mir dann erreicht, wenn ein Forumsbeitrag durch konsequentes Auslassen von Interpunktion und Absätzen schlicht unlesbar wird.
Da greife ich dann gerne mal ein und geben einen entsprechenden Kommentar ab (hier im Forum mehrfach nachzulesen ;-)), denn in meinen Augen ist es auch eine Sache der Höflichkeit, einen an die Öffentlichkeit gerichteten Text auch lesbar zu gestalten, anstatt ihn einfach lieblos zusammenzuwichsen.
Das Forum wird anscheinend oft mit einem Chat verwechselt, aber warum? Man hat doch genügend Zeit, seinen Beitrag ordentlich zu formulieren...

Aber, um nicht noch mehr abzuweichen: mit dieser Diskussion ziele ich auf Fehler, die nicht durch Unachtsamkeit entstehen, sondern durch wirkliche, offensichtliche Verständnisfehler.
Wenn ich gnadenlos ein Doppel-s, manchmal sogar ein einfaches "s", durch ein "ß" ersetze, ist das kein Problem zu dicker oder schneller Finger auf der Tastatur. Hey doc, es heißt übrigens "meistens", nicht "meißtens" :)

Die Diskussion um die Schulformen halte ich für ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind einige Modernisierungen sicherlich notwendig - und ich spreche von Modernisierungen, die nicht bloß dem Endergebnis zuliebe die Mauer unter dem Pferd hertragen - insbesondere in der Einbindung von mehr praktischen Bestandteilen in den Unterricht.
Diese Einbindung ist auch in sprachlichen Fächern möglich; so haben wir im Englischunterricht in der 7. Klasse "Robin Hood" auf Englisch aufgeführt; in der 6. Klasse hatten wir einen einwöchigen Schüleraustausch mit der britischen Kaserne in Sennelager/Paderborn - ich wage zu behaupten, dass diese beiden Beispiele uns mehr Gespür für und Wissen über die Sprache vermittelt hat, als der blanke Unterricht.

Zu Deiner Argumentation über den "Schicksalsentscheid Hauptschule" kann ich nur sagen, dass in der 11. Stufe etliche Haupt- und Realschüler zu uns gestoßen sind, die nach einem Halbjahr von "Aufholarbeit" am normalen Unterricht teilgenommen und ein Abi gebaut haben, aus dem man die vorherige Schulform nicht mehr deuten konnte - sprich: gleichwertig.
Eine Entscheidung für die Haupt- oder Realschule bedeutet also nicht zwangsläufig ein Schicksal minderer Bildung. Allerdings, das muss ich eingestehen, mit Einschränkungen: ein befreundeter Vater war letztens heilfroh, seinen Sohn nach zwei Jahren Hauptschule auf eine Realschule "transferieren" zu können; in der Hauptschule hat ein signifikanter Anteil ausländisch-stämmiger Schüler, die der deutschen Sprache nur sehr eingeschränkt mächtig waren (dazugerechnet diejenigen, die das Kanakisch* in Wort und Tat pflegen), den lernwilligen und -fähigen Rest der Klasse schlichtweg am Vorankommen gehindert.

(* wer hinter diesem Begriff ausländerfeindliches Gedankengut vermutet, möge bitte nach "kanakisch" googlen ;-))

@doc: ein sehr schöner Beitrag!
 
PainofSalvation":3ssjecpx schrieb:
W°°":3ssjecpx schrieb:
Früher brauchte es 60% richtiger Antworten für ein Ausreichend.
Heute braucht es auf der Gesamtschule 60% falscher Antworten für ein Ausreichend - und selbst da besteht noch Ermessensspielraum.

Noch Fragen?

Jepp. Würde gerne mal deine Quelle für diese Aussage erfahren.

Hi Jaques,

die Quelle ist ein guter Freund, ein engagierter Lehrer an der hiesigen Gesamtschule.
Es steht außer Frage, dass eine gemeinsame Beschulung aller Kinder das Erfolgsmodell ist. Viele europäische Nachbarn machen es vor. Die Art, wie hier zu Lande Gesamtschule betrieben wird, scheint aber erhebliche Mängel zu haben.
@ Alex: Ich wollte hier eigentlich keine Wertediskussion führen, sonst hätte ich mich auch anders geäußert. Es ging mir nur um den Einfluss der Eltern im Bezug auf die Schulische Ausbildung und deren Inhalte.
@Stefan: Auch hier kann man das Thema wertkonservativ angehen und politisch unkorrekt fragen: "Können sich die Eltern nicht mehr um ihre Kinder kümmern?"
Die korrekte Antwort rot/grüner Politikerinnen darauf ist: Dann kümmer Du Dich doch um die Kinder, Du Chauvi!
Die korrekte Antwort rot/grüner Politiker lautet: Eltern müssen früh in den Kreislauf von Arbeit und Konsum zurückgeführt werden, um unsere Volkswirtschaft zu stärken. In Frankreich ist man schon lange so weit, dass die Kinder bereits kurz nach der Geburt ganztägig versorgt werden. Die Eltern verbringen praktisch nur noch die Wochenenden mit ihren Kindern - zum Wohle von Emanzipation, Konsum und Volkswirtschaft.
Ob es ihnen dabei besser geht, ist nicht dokumentiert. Ich glaube nicht.

Wenn all die Eltern zu hause blieben, die jetzt eine halbe Stelle bekleiden, um den 2. Kredit, den Urlaub, den Zweitwagen, das Ledersofa etc. zu finanzieren....
hätten wir 2 Millionen Arbeitslose weniger und genauso viele glückliche Kinder mehr.

Aber so was sagt man hier nicht und das war ja auch gar nicht die Frage!
 

Beliebte Themen

Zurück
Oben Unten