Was konkret ist für euch eine niedrige Saitenlage?

A

Anonymous

Guest
Hallo allerseits,

nachdem ich gerade mal etwas im Forum herumgesucht habe und zwar so einiges Allgemeines aber praktisch keine "harten Fakten" zum Thema Saitenlage gefunden habe, frage ich einfach mal in die Runde: Was ist für euch eine gute Saitenlage? Wie niedrig sollte sie möglichst sein, wie hoch ist noch vertretbar? (Ich gehe jetzt mal nicht von Slide-Spielern aus, die ja wohl gerne eine etwas höhere Saitenlage haben).

Mir ist schon klar, dass es da einige Variablen gibt (Besaitung, Anschlagsstärke, Mensur, usw.), aber so eine grobe Richtlinie ist ja vielleicht trotzdem möglich. Auf der Saite von Cort (http://www.cort.ch/Support/Tipps.htm) habe ich z.B. folgende Werte gefunden:

Code:
Griffbrettradius 	Saitenlage gemessen im 17.Bund
                            E6                 E1
7.25"                  5/64" / 2.0 mm 	4/64" / 1.6 mm
9.5" to 12"            4/64" / 1.6 mm 	4/64" / 1.6 mm
15" to 17" 	         4/64" / 1.6 mm 	3/64" / 1.2 mm

Haltet ihr so eine niedrige Saitenlage für realistisch und ohne übermäßiges Schnarren machbar? Bei meinen Gitarren kriege ich das jedenfalls nicht annähernd so hin - da bewegt sich die Saitenlage über dem 17. Bund eher im Bereich von 3-3,5 bzw. 2-2,5mm, was ja fast doppelt so hoch ist. Oder ist das ein Fall für den Gitarrenbauer?

Gruß,

Jan
 
Hi Mr. G,

ich weis selber nich was normal ist aber ich weis dass es sehr drauf an kommt welche Saitenenstärke du verwendest. Wenn du z.b. 11er drauf hast die ne niedrige Saitenlage haben und dann auf 9er wechselst wirst du bemerken dass die Saiten zum schnarren anfangen.
Auserdem musst du schaun ob die Halskrümmung bei dir stimmt. Wenn dein Hals z.b. zu Konkav gebogen ist ist es unmöglich eine ordentliche Saitenlage hinzu bekommen.
Der letzte Punkt der zu schnarrenden Saiten führen kann könnte imho auch schlecht abgerichtete Bünde sein. Da schnarrts aber dann meist nur bei manchen Griffen.

Nen festen Richtwert gibts aber eigentlich ehh nicht weil jede Gitarre anders und alles erlaubt ist was für einen selbst O.K. ist.
 
Hi Dennis,

Erst einmal Danke für die Hinweise. Dinge wie die Halsstabkrümmung und dass man die beim Wechsel der Saitenstärke anpassen muss, sind mir schon bewusst, und auch, dass die Saitenstärke selbst und die Abrichtung der Bünde eine Rolle spielen. Du hast natürlich vollkommen recht, dass Saitenlage auch eine Frage des individuellen Empfindens ist.

Trotzdem denke ich, dass es doch möglich sein müsste, das mit der Saitenlage zumindest ein wenig zu objektivieren, schon um einen Anhaltspunkt zu bekommen, ob die aktuelle Einstellung einer Gitarre im Ramen des Üblichen ist. Eventuell fällt einem eine objektiv zu hohe Saitenlage gar nicht mehr auf, weil man sich halt im Laufe der Zeit dran gewöhnt hat, obwohl sie durch entsprechende Maßnahmen (Einstellung durch Profi, Bünde abrichten lassen) noch zu optimieren wäre.

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was man erwarten können müsste, fände ich es einfach interessant zu sehen, wie andere Leute ihre Gitarren eingestellt haben. Zum Vergleich einfach einmal meine Gitarren (12. Bund, Abstand Oberkante Bundstäbchen-Saite, Nachkommastellen nur geschätzt):
  • * Fame Forum III, Mensur 62,5cm, 10er Saiten - E6: 2,2mm; E1: 2mm
    * Ibanez RG-550, Mensur 64,5cm, 9er Saiten - E6 2,3mm; E1: 2mm
    * Career Strat-Kopie, Mensur 65 cm, 9er Saiten - E6: 2,8mm; E1: 2,5mm
    * Richwood RE-400 (Semi, ES-335-Kopie), 10er Saiten - E6: 2,5mm; E1: 2,2mm
Das ist schon deutlich höher als die bei Cort angegebenen Standardeinstellungen (und das, obwohl ich im 12. Bund gemessen habe) und selbst bei verschiedenen Einstellungen der Halsstabkrümmung komme ich nicht annähernd an diese Werte heran, ohne dass es schnarrt. Daher würde es mich einfach mal interessieren, wie das bei anderen mit der Saitenlage ausschaut.

Gruß,

Jan
 
So, ich versuch's einfach noch mal, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass niemand weiter was zum Thema Saitenlage zu sagen hat. Beim Googlen bin ich noch auf eine weitere Seite gestoßen, bei der konkrete Angaben gemacht werden (http://www.proguitar.de/TippsTricks/EinstellenVonGitarren/EinstellenVonGitarren.html):
17. Bund: E,A,D: 1,5-2,0 mm; g,h,e: 1,0-1,5 mm.

Würdet ihr sagen, dass solche Werte bei einer optimal eingestellten Gitarre normal sein sollten, oder sind Cort und Proguitar da etwas sehr optimistisch? (Immerhin sind das Hersteller/Händler, die ihre Gitarren verkaufen wollen, aber andererseits werden die ja wohl kaum Dinge versprechen, die sie nicht einhalten können).

Es würde mich wirklich interessieren, was ihr dazu so meint.

Gruß

Jan
 
Hi Jan,
die optimale Saitenlage bestimmen keine Tabellen mit Richtwerten, sondern Deine Finger; also ein Kompromiss aus "leicht zu greifen" und "schnarrt nicht beim Anschlag" ;-)
 
Zu optimistisch!

Bei einigen meiner teuersten Gitarren krieg ich die Werte aud der Cort Tabelle hin. Bis 2mm am 17ten Bund ist meines Erachtens noch OK. Und ich bin eigentlich für meine Liebe zu niedrigen Saitenlagen bekannt.

Zugegeben, bei meiner besten Fernandes sind´s weniger als 1mm am 17ten Bund. Das ist aber die riesen Ausnahme, eben meine BESTE!
 
Danke erst einmal für die Antworten.

@Andreas: Grundsätzlich hast du natürlich recht, aber ich wüsste halt gerne, ob der Kompromiss zwischen Schnarren und Bespielbarkeit bei mir eventuell ungünstiger ausfällt als nötig (vielleicht bin ich ja einfach nicht in der Lage, meine Gitarren optimal einzustellen) - deshalb meine Bitte um konkrete Werte:

Wenn jetzt hier so ziemlich alle sagen würden: "Klar, so ca. 1-1,5 mm am 17. Bund haben meine Gitarren auch", wüsste ich, dass ich wahrscheinlich etwas falsch mache (oder dass meine Gitarren alle einen verzogenen Hals haben); wenn der allgmeine Tenor umgekehrt z.B. wäre "bis zu 4mm am 17. Bund sind völlig OK", bräuchte ich mir weiter keine Gedanken machen.

@Max: Genau so etwas meinte ich. Unter 1mm am 17. Bund? :shock: Die Gitarre muss sich ja fast wie von selbst spielen. :-D Bis zu 2mm am 17. Bund ist allerdings auch noch geringfügig flacher als ich es hinbekomme (momentan 2-2,5mm), aber vielleicht kann ich da ja noch etwas machen.

Sonst noch jemand?

Gruß,

Jan
 
Danke für die weiteren Beiträge. Ich habe den Eindruck, dass ich bei meinen Gitarren wahrscheinlich doch noch etwas optimieren kann. Meine gute alte Ibanez RG (die ich seit ca. 16 Jahren spiele), habe ich jetzt gerade zwecks Neubundierung zum Gitarrenbauer gegeben. Bei dieser Gelegenheit wird die Gitarre notwendigerweise auch komplett neu eingestellt - mal schaun, was der in Bezug auf die Saitenlage da noch herausholen kann. Wenn ich die Gitarre wiederhabe, werde ich hier mal berichten.

Gruß,

Jan
 
Hallo allerseits,
ich persönlich halte diese "Rennfahrersaitenlagen" nicht für besonders erstrebenswert. Natürlich muss eine Gitarre leicht zu spielen sein, aber ein gewisser Abstand von den Saiten zu den Bünden macht einen saubereren und fetteren Ton. Auch Bendings gehen leichter wenn die Saite nicht unter den Fingern wegflutscht sondern man ein wenig gegen diese drücken muss. Ich habe schon viele Kunden bei mir in der Werkstatt gehabt die mit ihrer unglaublichen Saitenlage geprahlt haben, wo aber aus deren Instrument bei jedem Ton nur ein Klatsch oder Sprrr
rauskam und kein Ton mehr da war. Denkt nur mal an SRV der eine Saitenlage hatte das man Wäsche dran aufhängen konnte und das mit 12er Saiten. Nun gut, das wäre auch mir etwas zu heftig aber der hatte Ton. Aber natürlich gilt: Jedem wie es gefällt. In dem Sinne.
Grüße, Jochen

http://www.BASSundGITARRENWERKSTATT.de
 
Hallo,

wers bei SRV mal genau wissen möchte:

Quelle: Dan Erlewine, Guitar Player Repair Guide, 2. Edition

Interview mit Rene Martinez, SRVs Setup-Tech:
I set up all of Stevie's the same: 5/64" on the treble E-String and 7/64" on the Bass E".

Das entspricht ca. 1.98mm bzw. 2.78mm

Ich bin bei meinem Hals einen Kompromiß aus Bespielbarkeit und Sound eingegangen. Mehr Schmalz hole ich aus den 0.10ern nicht raus. Ich habe einen recht festen Anschlag; leichtes "Buzzing" nehme ich in Kauf, solange es nicht mit verstärkt wird. Bei Bendings kackt nix ab, solange es nicht mehr als 3-4 Halbtöne sind.... und das reicht ja wohl ;-).

Meine "klassische" Strat bekomme ich nicht so tief, das liegt u.a. daran, daß meine JS einen Hals mit verschiedenen Radien hat. Das erleichtert die Bespielbarkeit ungemein...

Gruß
burke
 
So, da ich gerade meine Ibanez vom Gitarrenbauer (Michael 'Doc' Schneider, http://www.gitarrenwerkstatt.com/, Duisburg) abgeholt habe, wärme ich diesen Thread mal mit einem kleinen Erfahrungsbericht auf:

Das mit der Neubundierung hat sich wirklich gelohnt, nicht nur, weil jetzt keine Bundstäbchen mit Kerben mehr drauf sind. Das Griffbrett wurde abgeschliffen und neu lackiert, und weil damit auch der Siff runtergekommen ist, der sich in den letzten 15 Jahren trotz Reinigen angesammelt hat, sieht es wie neu aus.

Eingestellt ist die Gitarre nun auch perfekt, die Saitenlage ist schön niedrig (1,6 und 1,2 mm) ohne zu scheppern, die Oktavreinheit, die ich wegen des Floyd-Rose selbst nie richtig hinbekommen habe stimmt endlich, und die Gitarre spielt sich nun traumhaft. Als Saiten sind custom lights (0,9-0,46) drauf, quasi eine Mischung aus 9er und 10er-Satz, die ich vorher noch nie probiert hatte, die mir aber ausgesprochen gut gefällt.

Vor etlichen Jahren hatte ich mal selbst den Pickup-Schalter ausgetauscht, und weil ich damals von solchen Geschichten noch überhaupt keine Ahnung hatte, habe ich das wohl etwas versemmelt. Dieses Versäumnis meinerseits hat Michael freundlicherweise direkt mit korrigiert.

Ich bin also in jeder Hinsicht zufrieden und freue mich, dass ich mich dazu durchgerungen habe, die Gitarre mal zu einem Fachmann zu geben. Das Ergebnis ist praktisch eine neue Gitarre, nur eben doch irgendwie vertraut. Was will man mehr!

So, jetzt muss ich weiter ein wenig auf meiner "neuen" alten Gitarre spielen. :)

Gruß,

Jan
 
signguitar":cw0fmn6h schrieb:
Hallo allerseits,
ich persönlich halte diese "Rennfahrersaitenlagen" nicht für besonders erstrebenswert. Natürlich muss eine Gitarre leicht zu spielen sein, aber ein gewisser Abstand von den Saiten zu den Bünden macht einen saubereren und fetteren Ton. Auch Bendings gehen leichter wenn die Saite nicht unter den Fingern wegflutscht sondern man ein wenig gegen diese drücken muss. Ich habe schon viele Kunden bei mir in der Werkstatt gehabt die mit ihrer unglaublichen Saitenlage geprahlt haben, wo aber aus deren Instrument bei jedem Ton nur ein Klatsch oder Sprrr
rauskam und kein Ton mehr da war. Denkt nur mal an SRV der eine Saitenlage hatte das man Wäsche dran aufhängen konnte und das mit 12er Saiten. Nun gut, das wäre auch mir etwas zu heftig aber der hatte Ton. Aber natürlich gilt: Jedem wie es gefällt. In dem Sinne.
Grüße, Jochen

Hi Jochen,

das waren 014er Saiten, auf Eb runter ... ansonsten stimmt
Dein Statement in Bezug auf Ton respektive höherer Abstände
zwischen Saiten und Griffbrettl ;-)
 
Moin,

ich halte es für eine Unsitte, Saitenlagen in mm anzugeben, genauso, wie ich das Stimmen nach Zeigern für behindert halte.
Der Höhepunkt ist die Prüfung der Oktav am Zeiger und der Saitenlage mit dem Messschieber.
Maschinenbauer - Mentalität.
(Das soll keine Ohrschelle für die sein, die sich hier über ihre Instrumente unterhalten und dazu Maße benutzen. Es gibt aber Leute, die sich sinnlose Daten merken und die dann mit irgendwelchen Instrumenten vergleichen. Das ist hören mit den Augen, fühlen mit dem Messschieber.)

Nicht nur die Bedürfnisse der Musiker sind unterschiedlich, wie die Sterne am Himmel - auch die Gitarren und deren Grenzbereich bis zum Saitenscheppern sind es.
Eine standard Saitenlage gibt es nicht!
Man kann für eine :!: Gitarre diesen Grenzbereich ermitteln, wenn die Bünde perfekt abgerichtet sind und der Hals ideal eingestellt ist (Gitarrenbauer!) und wird feststellen, dass der Grenzbereich zu einem anderen Instrument u.U. um mehrere mm differiert.
 
Hallo Walter,

warscheinlich habe ich mich da doch etwas ungeschickt ausgedrückt: Mir ging es nicht um einen verbindlichen Wert, der für alle Gitarren gültig sein soll (auch wenn die von mir zitierten Seiten das nahelegen), sondern darum, eine grobe Vorstellung zu bekommen, innerhalb welcher Bandbreite sich niedrige Saitenlagen "üblicherweise" bewegen, wenn das Instrument gut eingestellt ist. Dass eine allgemeingültige Vorhersage bis auf die Nachkommastelle nicht möglich ist, leuchtet mir mehr und mehr ein.

Das Stimmen nach Zeigern (bzw. LEDs) finde ich allerdings insbesondere Backstage ziemlich praktisch. ;-)

Gruß,

Jan
 
Ich muss gestehen, ich gehe an die Saitenlage sehr unwissenschaftlich ran. Ich stelle die so Halskrümmung ein, dass zwischen 1. und 15. Bund GERADE noch ein Ton entsteht, dann drehe ich die Saiten soweit rauf oder runter, wie es *FÜR DIESE EINE GITARRE UND MEINEN GESCHMACK* richtig erscheint. Ich benutze dafür keinen Meßschieber sondern nur meine Ohren und mein Spielgefühl. Manche Gitarren müssen extrem saubere Töne (bei realtiv hoher Saitenlage) erzeugen, um gut zu klingen, andere können schnarren wie die Sau und es klingt trotzdem sehr gut. Meine Strat zB hat eine extrem niedrige Saitenlage und klingt vorzüglich - die Bespielbarkeit ist eh fernab von gut und böse. Mit dem Teil habe ich richtig Schwein gehabt, die Bünde sind allerdings von einem Gitarrenbauer auch vorzüglich abgerichtet worden...

Tja Jan, keine grosse Hilfe, aber so gehe ich damit um.
 

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