Akustische Spuren doppeln

cook

Power-User
5 Mrz 2004
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Hallo Freunde,

ich fange gerade an, eines meiner Folk-Lieder aufzunehmen. Um euch eine Vorstellung von dem gewünschen Sound zu geben, will ich als Beispiel mal "Runaway Train" von Soul Asylum nennen. Das Grundgerüst besteht aus ruhigem Schlagzeug, Bass und zwei Westergitarren-Spuren mit offenen Akkorden. Darüber sollen ein paar arpeggierte Akzente und die Stimme.

Als erstes wollte ich die beiden Rhythmusgitarren aufnehmen (Schlagzeug wird programmiert). Ich habe mir von Johnny Cash abgeschaut, die beiden Spuren nicht exakt gleich zu spielen, sondern die Betonungen im Schlagmuster zu varriieren. Beim Abhören mit einem Kopfhörer klingt das allerdings sehr seltsam. Gerade wenn nur in einer Spur die hohen Saiten klingen entsteht ein sehr unangenehmer psychoakustischer Effekt... schwer zu beschreiben... als würde auf einer Seite etwas fehlen. Auf jeden Fall kommt es mir auf meinen Roh-Spuren heftiger vor als bei meinen Vorbildern.

Habt ihr dazu einen Tipp? Wird sich das vielleicht ohnehin von selbst geben, wenn ich im Mix einen leichten Kompressor dazu füge und den Gitarren mit einem EQ ein bisschen die hochfrequenten Spitzen nehme (dazu eine weniger exponierte Stellung im Mix neben Bass und Drums)? Oder stellt man die Gitarren vielleicht nicht ganz nach links und rechts?

Oder liegt das Gemeimnis vielleicht darin, die Spuren doch nicht allzu sehr zu variieren? ;-)

Gruß,
Michael
 
cook":35p90g4t schrieb:
Habt ihr dazu einen Tipp? Oder stellt man die Gitarren vielleicht nicht ganz nach links und rechts?

Hallo Michael,

aufnahmetechnisch bin ich nicht so bewandert, da können Dir andere eher helfen. Aber beim Akustik-Duo verwende ich in der Regel andere Akkordumkehrungen als mein Partner oder einen Capo. Auch ganz gut hört sich mitunter eine 6- und eine 12-saitige zusammen an, in Spezialfällen sogar eine 6-saitige nur mit den Oktavsaiten bespannt (ich glaube, das nennen sie Nashville-Tuning, ich bin aber nicht sicher).

Gerade, wenn die Gitarren nicht exakt gedoppelt sind, würde ich sie im Panorama nicht ganz nach außen legen.
 
Hi Michael!

Rhythmisch solltest du variieren, das ist richtig. Allerdings wäre es glaube ich schwer, einen einheitlichen Sound zu bekommen, wenn man Umkehrungen o.Ä. mit der 2. Gitarre spielt (ich nehme ja an, dass du die Gitarren l/r-panst).
Versuche doch mal, einfach minimale rhythmische Veränderungen einzuführen. Das kann sogar derselbe Rhythmus sein, nur leicht out of time gespielt. Bei den Variationen von linker und rechter Gitarre kommt es vor allem darauf ein, pingelig klein zu bleiben bei der Sache. Ich habe mal mit einem zweiten Gitarristen einen solchen Track aufgenommen, er hat die rechte, ich die linke Gitarre gespielt, und nur durch eine minimal andere Spielweise mit evt. anderen Akzenten im Spiel hat sich eine solche Variation ergeben.
Ich denke, da kannst du auch nicht viel nachregeln, der Klang soll ja schon irgendwie natürlich bleiben!
Wenn du willst, schicke ich dir mal den Song, dann kannst du dir das anhören!
lg,
Felix
 
Hallo!

Klingt für mich nach Phasenauslöschungen. Kannst Du eine Spur mal in der Phase drehen?

Darüber hinaus würde ich zweitens nicht total nach rechts und links legen.

Dritter Punkt sind die Voicings - toller Begriff, klingt viel schwieriger als es ist: Spielst Du beispielsweise einen Song in C-Dur, kannst Du die zweite Spur ganz einfach mal in G-Dur transponieren und einen Kapo in den 5. Bund packen. Auch da schön offene Griffe schrammeln.

Viertens EQ: Die rhythmischen Schrammelspuren müssen wirklich leise und brauchen keinen Bass im Sound. Das kommt schon so durch. Die harmonisch wichtigen Spuren kannst Du dann auch ganz entspannt nur auf die schweren Taktzeiten spielen und ausklingen lassen, das dann in "schönem Sound". So hast Du Rhythmus, Harmonie und Sound wunderbar zusammen.

Gerade bei der Lautstärkeabstimmung muss doppeln auch nicht bedeuten, dass beides gleich laut ist. Eine zweite Spur kann auch erheblich leiser sein, vielleicht gar nicht sofort erkennbar.

Produzent von Runaway Train war Bob Mould. Der Typ doppelt auch elektrisch quasi jede Gitarrenspur, auch elektrische Bretter. Bei ihm habe ich ein tolles Rezept gelernt: Etwas links eine Brettgitarre mit abgestoppter, sehr rhythmischer Spielweise, etwas rechts die Spur gedoppelt aber die Akkorde ausklingen lassen. Damit ist es rhythmisch und harmonisch fett. Sehr geil und ohne Kopfhörer kaum auszumachen.

Gruß

erniecaster
 
An Phasenauslöschungen habe ich auch gedacht. Ich kannte das bisher aber nur bei gleichzeitiger Abnahme einer einzelnen Schallquelle mit zwei Mikros. Leider kann ich das jetzt nicht schnell ausprobieren, weil ich nach dem ersten Testlauf alle Spuren wieder gelöscht hatte. Morgen setze ich mich wieder ran und probiere weiter.

Die Idee mit den unterschiedlichen Voicings und der unterschiedlichen Lautstärke finde ich sehr gut. Das ist mir schon in vielen Produktionen aufgefallen. Ich hätte jetzt aber wohl nicht daran gedacht.

P.S.: Das ist zwar ein anderes Thema, aber ich halte nichts davon, abgestoppte/rhythmische heavy guitars mit ausklingenden Akkorden zu verbinden. Das nimmt dem Riffing jeglichen Druck.
 
Hallo!

Hörtipp: Bob Mould, die gesamte CD Body of Song. Der olle Bob hat da genau das gemacht und es drückt meiner Ansicht nach schon heftig.

Ich denke, solche Tipps sind immer einen Versuch wert - mögen muss man das Ergebnis nicht. Und falsch ist in der Musik ohnehin fast nichts - außer den Hörer zu langweilen.

Gruß

erniecaster
 
Haha, ich fürchte, wir haben unterschiedliche Vorstellungen von einer heavy guitar. Wenn ich von Riffing spreche, dann denke ich an Metallica. ;-)
 
Hallo!

Hast Du Bob Mould denn schon mal gehört? Sagt Dir Hüsker Dü was?

Gruß

erniecaster
 

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