P 90 Klampfen < 1200 Euro

Rabe

Power-User
12 Apr 2007
1.307
0
Frankfurt
Hallo liebe Gemeinde, und ganz besonders lieber Tom aka little-feat,

da ich nicht nur arbeitsscheu sondern auch geltungssüchtig bin, wollte ich hier über meine Erfahrungen beim Ertesten der P90 Äxte berichten. Gewissermaßen im Austausch für eure hilfreichen Tipps im Gitarresuch-Thread.
Heute war ich bei Musik Schmidt und habe folgendes getestet:
Gibson Les Paul Special DC, Epiphone Goldtop Les Paul, PRS SE Single Cut mit 1 P90.

Gibson Les Paul Faded Doublecutaway Worn Yellow 1200,-
gefiel mir optisch am besten, lediglich das seltsame Ageing konnte mich nicht wirklich überzeugen. Warum bitte ist der Lack an der Zarge in der Nähe der Klinkenbuchse abgeschabt? Vom vielen gewaltsamen Gitarre anstöpseln und abstöpseln? Na, ja ...

Ausstattung: Tune-omatic Bridge, STP, 2 P90, 2x Volume, 2x Tone, 3-Weg Toggle-Switch.

Die Bespielbarkeit, war für meine Zwecke ausreichend und durch ein bißchen Justierung der Halskrümmung hätte man wohl sogar eine gute Bespielbarkeit erreicht.

Der trockene Sound in den tiefen Lagen war m.E. recht ausgewogen, aber eher rund und bassig, kein auffälliges Höhengeglitzer.
Die G-Saite klingt allerdings im 11ten Bund sehr belegt, die Saite schwingt nicht gleichmäßig aus, sondern macht recht kurz nach dem Anschlagen einen deutlichen Lautstärkesprung nach unten und klingt dann wieder gleichmäßig aus.
Ich kennen dieses Phänomen von meiner SG-Special und denke damit kann man leben, sobald der Amp ein bißchen komprimiert ist nichts mehr zu hören und auch sonst muss man wirklich drauf achten.

Der verstärkte Sound konnte mich allerdings nicht überzeugen. Die PUs haben wohl recht viel Output (für p90er) und klingen auch recht 'überwickelt': sehr viel dicker Bass deutlich komprimierend, für meinen Geschmack zu dick und zu wenig detailiert

Die Gibson schafft es damit für heute nur auf den zweiten Platz (und nicht mal knapp), obwohl sie die teuerste heute gespielte war.


Epiphone Les Paul Goldtop 500,-
ist eigentlich ganz nett anzuschauen. M.E. tendieren neue Goldies aber immer etwas ins kitschige und ob diese anständig altert kann ich nicht sagen. Immerhin hat sie keine Ageing-Spuren an absurden Stellen, also die Chance auf einen glaubwürdigen Alterungsprozeß.

Ausstattung: Tuneomatic, STP, 2xP90, 2xVolume,2xTone , 3Wege Toggle

Bespielbarkeit ist ausreichend, die Saitenlage in den ersten Bünden etwas höher als bei der G.. Auch diese Gitarre war nicht besonders gut eingestellt, hat also noch Potential, aber ohne Nachfeilen der Sattelkerben, dürfte man nicht auf das Niveau der Gibson DC kommen.

Der trockene Sound ist insgesamt etwas belegter und dünner als der der Gibson DC. Das Sustain ist für mich ausreichend. Die G-Saite klingt auch um den 12ten Bund herum sauber aus, allerdings auf dem klanglich m.E. etwas niedrigerem Gesamtniveau der Gitarre.

Der verstärkte Klang macht mir überhaupt keine Freude. Der m.E. eh schon nicht besonders lebendige Klang der Gitarre wird vom Bridge PU extrem lustlos verstärkt. Im Vergleich zu den beiden anderen Gitarren wirkt die Epi extrem flach. Diesen PUs schien sowohl Output, wie auch Dynamik zu fehlen. Verdienter letzter Platz! Ein bißchen was kann man sicherlich mit Austausch PUs rausholen, ich bin mir aber nicht sicher ob die Substanz der Gitarre diese Investition rechtfertigt. Zumal man dann preislich den Tagessieger übertreffen dürfte.


PRS SE One Tobacco Sunburst 600,-
In meinen Augen leider die mit Abstand häßlichste der heute getesteten Gitarren. Dass ich Sunburst nicht leiden kann ist ein persönlicher Geschmacksdefekt, aber das Shaping des Singlecuts hätte man doch dezenter machen können, so erinnert das ja schon fast an meine 80er Jahre Westone Superstrat. Das Turquoise-PG finde ich auch etwas kitschig in Kombination mit dem Sunburst, da wäre m.E. schwarz besser. Und die PRS-Kopfplatte kann ich auch nicht leiden.
Wer sich an diesen Sachen nicht stört, findet das Gerät wahrscheinlich sogar sogar hübsch.

Ausstattung: Wraparound Bridge, 1x Soapbar p90, 1x Volume.

Bespielbarkeit etwas besser als bei der Gibson: gerade so gut, es ist aber noch Potential nach oben vorhanden.

Trocken gespielt klingt die PRS am lebendigsten von den heutigen Kandidaten. Sie verfügt als einzige über einen deutlichen Höhenglanz. Das Sustain ist gut und bei dem von mir getesteten Exemplar auch ohne Auffälligkeit, hat richtig Laune gemacht.

Verstärkt wird es m.E. noch besser: Der PU hat m.E. eine leicht 'stratige Kehligkeit' und ist recht dynamisch in der Wiedergabe. Dazu wird der hübsche Höhenglanz verstärkt, ohne zu kratzen.
Für mich Tagessieger!

Fazit für heute:
Die Epi taugt nur wenn man unbedingt ne Goldie haben will, aber kein Geld hat. Geld für den PU-Austausch sollte man allerdings einplanen.

Wenn man einen extrem höhenreichen Amp mit definierten Bässen spielt (z.B. 2203/2204) dann kann man möglicherweise mit der Gibson DC glücklich werden, andernfalls mindestens die PUs austauschen.

Bei zum Bassmatsch neigenden Amps (Plexis) ist m.E. aber die PRS die bessere Wahl. Eine Gitarre die bei mir richtig Spiellaune geweckt hat, wenn ich nicht hingeschaut habe.

Soviel für heute, am Mittwoch geht es beim Rolf weiter, mit der
Italia Maranello Speedster 290 und der Höfner Colorama.

Gruesze
Rabe (Ralf für den lieben Tom)

Ach so: ich habe nur die Bridge PUs verglichen, die Mechaniken waren mir völlig egal (die kann man recht einfach und preisgünstig selbst austauschen falls nötig), ebenso Potis und Switches. Wäre es irgendwie knapper gewesen hätte ich vielleicht darauf geachtet.
Es gab noch ne Hagström mit 2 P90, aber die war in blau-grau Tigerstripe und mit der PRS hatte ich mich optisch schon genug belastet, blieb also im Ständer.
 
Hi Ralf,

wenn das mit´m Singlecut kein "muss" ist. Es gibt aus der PRS SE Serie noch die Soapbar (vielleicht findet man auch noch eine Soapbar II mit Riegel-Ahornfunier)...(die One gibt´s übrigens auch noch in anderen Farben..)

Die kommt einer Hamer Special sehr nahe und es gibt sie in einem Kirschrot...ist vielleicht interessant, da die Optik für dich stimmen könnte. Das PRS in Korea generell sehr hochwertige Klampfen fertigen lässt, ist eigentlich kein Geheimnis mehr. Manchmal habe ich das Gefühl, die haben keine gewölbten Decken, damit die Unterscheidung zu den US Klampfen überhaupt gegeben ist.

Wieso die PRS Klampfen etwas "frischer", "knackiger", "obertonreicher" daher kommen, liegt nicht unwesentlich an der längeren Mensur. Sollte man vielleicht wissen. Ob kurze oder lange Mensur ist letztlich Geschmackssache. Beides hat was.

Schau mal auf deren Seite. Händler sollte leicht zu finden sein.
 
Danke für Feedback und Anregungen! :-D :-D

@Marcello: Interessant wäre sicher noch, die PRS SE One mit einer Gibson mit Wraparound zu vergleichen, dann kann man vielleicht die Mensurauswirkungen direkter beurteilen. Das Teil kostete aber 1700 Euro und war mir damit zu weit von der Ausgangspreisspanne (eigentlich 1000 abwärts) entfernt, sollte ich die PRS kaufen wird das aber noch gemacht.

Auswirkungen der Saitenspannung habe ich übrigens beim Anspielen durch Runterstimmen (nach gefühlter Saitenspannung) der PRS ausgeschlossen. ;-)

Gruesze

EDIT: Da habe ich mich wohl verguckt, beim großen T. kostet die LP Junior nur 700 Euro. Dann muss ich bei Schmidt nochmal schauen. Ne Duesenberg gibt es da auch noch ...
Nicht verguckt, bei Schmidt nur 2000 Euro Juniors
 
Sodele, nach diversen Testaktionen, die leider z.T. weniger methodisch abliefen erstmal das vorläufige amtliche Endergebnis:

Ich bin jetzt Besitzer einer PRS SE One und einer Höfner Colorama.

Die PRS SE One macht mich unglaublich glücklich. Spielen tue ich sie in mit 1959 SLP und MEK Treble Booster. Das Volumenherunterregeln erledige ich mit fußschaltbarem Volume Poti.
Möchte man in diesem Setup das Volumen direkt an der Gitarre herunterregeln, dann sollte man den Treble-Cap über dem Volume-Poti entfernen, ansonsten wird wegen der Wechselwirkung mit dem Treblebooster der cleane Sound zu dünn.

Zur Höfner Colorama und zur Italia (auch getestet nicht gekauft) vielleicht später mal mehr. Ich habe mir Notizen gemacht, bin aber gerade zu faul das zu formulieren.

Gruesze
Ralf
 
Höfner Colorama 290 299,-

Hier noch der versprochene Review:

Aussehensmäßig kommt das Teil extrem klassisch daher, die Form ist eine hübsche DC-Form, mit nicht allzu langen Hörnern, das Rot ist transparent, aber nicht zu sehr, also ernsthaftes Rock'n Roll Werkzeug und kein "Wohnzimmerschrankwand-Outtake".

Ausstattung: 2 P90, 2x Volume, 2x Tone, Tuneomatic, STP

Der Hals und Mensur erinnern an die SG, die Bünde haben keine scharfen Kanten. Bastelt man ein bißchen, erreicht man eine gute Bespielbarkeit. Dann stößt man an Grenzen, da die Bünde nicht ganz so sauber abgerichtet sind, wie die der SE One.

Trocken gespielt klingt die Colorama recht drahtig, agressiv, die oberen Mitten bestimmen das Klangbild. Das Sustain ist nicht übermäßig lang, der Anschlag aber schön definiert und deutlich. Das ist alles nicht übermäßig aufregend, aber o.k.. Ihr quietschende Obertöne abzuringen ist ein bißchen mühevoll. Direkte Deadspots konnte ich keine ausmachen. Trocken ist die Höfner m.E. zwischen der Epi Goldie und der Gibson DC anzusiedeln, also deutlich unterhalb der SE One.
Am Verstärker zeigt sich dann deutlich die Stärke dieser Gitarre: die PUs! Völlig unüblich in der Preisklase, sind die beiden P90 ziemlich offen gewickelt und reagieren sehr dynamisch. Der agressive, hochmittige Grundcharakter bleibt erhalten. Auf Veränderungen im Anschlag reagiert die Colorama sehr deutlich und dynamisch.
Verzerrt überzeugen die PUs besonders, kein Matsch, sondern direkter agressiver Ton. Der Anschlag bleibt deutlich und soweit möglich reagiert sie auch noch dynamisch.
Ach so: Leider ist das Teil recht heftig Kopflastig, da muss dringend Gardinenband ins Schaltungsfach.
Erstaunlich: Tatsächlich zu dem Preis eine Gitarre, die man direkt verwenden kann. Bridge, STP und Elektrik werde ich austauschen. Die Verarbeitung ist o.k.. Für den Preis kann man nicht verlangen, dass die Schrauben alle gerade eingeschraubt werden.
Wofür? Crunchiges Rhythmus- und Riffgedengel scheinen mir der natürliche Lebensraum. Für Cleanes oder Soli mit langen Tönen würde ich zu einer etwas kultivierteren Axt greifen, ob man die aber für den Preis bekommt, wage ich zu bezweifeln.
Ergänzung: M.E. empfiehlt es sich den Breidge PU ganz nach oben zu schrauben (verlangt etwas Überredung, evtl. die Schaumstoffpolster unterfüttern), dann kriegt der Ton etwas mehr Körper und das bekommt ihm gut.
 
Da es dem Thema nach um Gitarren mit P90 Bestückung geht, geb ich meinen Senf auch noch dazu.

Ich hab vor wenigen Wochen nach einer P90-Alternative zu meiner Gibson Les Paul Studio mit Humbuckerbestückung gesucht. Nach einigem Tests (Gibson, Epi und PRS hatte ich auch in der Hand), habe ich mich für eine unschlagbar preiswerte Alternative entschieden. Die original Gibson Humbucker wurden gegen sogen. P94 (P90-Pickups im Humbuckerformat) ersetzt. Entschieden habe ich mich für Amber Pickups. Der Wolfgang Damm von Amber versteht wirklich etwas von seinem Handwerk. Die Amber klingen klar und offen mit dem nötigen Attack ohne diesen stark bassigen und mittenbetonten Sound der Gibson P90. Soundproben gibts hier zu bestaunen:

http://www1.gitarrebass.de/magazine/sou ... Ausgabe=11

Der Preis für so einen Pickup liegt bei 138,- EUR.

Gruß Peter
 
Ich finde es trägt nicht gerade zur Übersichtlichkeit bei, wenn wir hier alles was mit P90 zu tun hat sammeln. Der Titel des Threads sagt doch klar worum es hier gehen soll.
Deine Alternative ist nur dann preiswert, wenn man nicht weiterhin mit HB spielen will. Und unschlagbar preiswert glaube ich auch nicht: Die P90 im HB Format von Häussel und Duesenberg sind billiger als die Amber, die von Gibson allerdings teurer. Ob die Amber trotzdem ihr Geld wert sind, man eine preiswertere Alternative findet oder ob es die teuren Original Gibsons sind wäre ein schönes Thema für einen Review, schreib doch einen!
Gruesze
Ralf
 
bigfoofan":199zcese schrieb:
was darf man von euch zu dieser Paula erfahren?

Gehört eigentlich auch nicht hierher. Die Gitarre liegt 700,00 Euro über dem, was Rabe thematisiert hat.

Was soll es zu der Gitarre zu sagen geben? Eine Paula mit P90. Wie immer: Von Super bis Müll würdest du alle Meinungen hören, je nach Geschmack.

Also, auch wie immer:

Selbst ausprobieren, eigene Meinung bilden. Wie immer.

Tom
 
mad cruiser":3uorm8hs schrieb:
http://cgi.ebay.de/Reverend-Slingshot-Custom-E-Gitarre-Sammlerstueck_W0QQitemZ260224103185QQihZ016QQcategoryZ2384QQssPageNameZWDVWQQrdZ1QQcmdZViewItem

Abgesehen von der Lackierung ist sie der Rick Vito-Signature sehr ähnlich. Und der hatte live einen grandiosen Sound damit. Innerhalb des Preislimits liegt sie auch. Und sie sieht ziemlich kultig aus, falls das von Belang sein sollte.

Reverend hat doch noch mehr von dem Zeug im Programm; sogar billiger als bei der Auktion:
http://www.taranaki-guitars.de/cnt/asp/ ... cat_id=158
http://www.taranaki-guitars.de/cnt/asp/ ... cat_id=154
http://www.taranaki-guitars.de/cnt/asp/ ... cat_id=170
http://www.taranaki-guitars.de/cnt/asp/ ... cat_id=163
http://www.taranaki-guitars.de/cnt/asp/ ... cat_id=165
http://www.taranaki-guitars.de/cnt/asp/ ... cat_id=167
 
Fleisch&Kartoffeln":38m4hs7n schrieb:

Sag mal - sitzte auf deinen Augen? was hamma denn da?

http://www.guitarworld.de/forum/reveren ... 14642.html

Die Reverend aus Ebay ist ein USA-Modell, die gibts nicht mehr, nur noch made in Korea.

Für den Preis ein Schnäppchen. Ich war ja schon am Zucken. Aber ich bin mit meiner Schlitzaugen-Jetstream sehr zufrieden.

Tom

@Ach übrigens:

Eine Kombination aus drei P90ern ist zunächst mal ungewöhnlich. Man muß vom normalen 3-Single-Coil-Denken (Strat) wegkommen und etwas experimentieren. Auch mit den Einstellungen am Amp.

Wenn man den Bogen raus hat, dann ergibt das Ganze Soundmöglichkeiten, die man vorher nicht für möglich gehalten hat. Von clean akustisch bis zum dicken Brett. GOIL!!
 
Gut. Sehr gut. Ziemlich genau meine Baustelle.

Mal ganz ohne Reverend:

P90 sind einfach die schärfsten Pickups wo gibt. Ich liebe diese Klötze. Man kann mit ihnen fast alles machen. Und sie brummen ein wenig. Das gehört dazu.

Wie das Knistern beim Abspielen von alten Vinyl-Scheiben.

Tom
 

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