Review: Yamaha DG 60 FX – 112

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Anonymous

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Tach zusammen!

Meines Zenteras aus schlepptechnischen GrĂŒnden ĂŒberdrĂŒssig und seit langem im Besitz eines Yamaha DG-Stomp, dass sich als wenig auftragendes Pendant eines „Schweizer Taschenmessers fĂŒr den Gitarristen“ bewĂ€hrt hat, lief mir dieser Tage in einem bekannten Internet-Auktionshaus der o.g. Combo vor den Biet-Knopf.

Sozusagen als Kombination des DG-Stomp mit einem offenen 1 x 12“ Power Monitor (dessen ich zufĂ€lligerweise ebenfalls habhaft bin) erlaubt er mir, mein modular aufgebautes VerstĂ€rkungskonzept nach unten abzurunden.

Die Yamaha DG-Serie bietet zwar nicht den Service fĂŒr Newbees, sich aus dem Katalog den Lieblingsamp seines Lieblingsgitarristen heraussuchen zu können, dafĂŒr sind vier Grundsounds mit den Charakteren Clean, Drive, Crunch und Lead in jeweils zwei AusprĂ€gungen vorhanden, die einen unĂŒbertrefflichen Vorteil bieten: sie klingen. Das heißt, mindestens je einer aus den vier Bereichen ist fĂŒr meinen Einsatz brauchbar. Im Vergleich zu Rocktron Prophesy ist das viel, verglichen mit dem Zenamp wenig. UngefĂ€hr gleichauf liegt das VOX Tonelab, was aber bei mir störanfĂ€llig und einstreuungsempfindlich war. Die Ansatzfrequenzen der Regler Treble, Middle, Bass und Presence sind so gewĂ€hlt, dass ich schnell und intuitiv zu Ergebnissen komme, ohne auf drastische gegenseitige Beeinflussung RĂŒcksicht nehmen zu mĂŒssen.

Die Effektsektion umfaßt einen vorgeschalteten Compressor, den ich außer bei Nile Rogers-Funkgitarren oder Slide mit Singlecoils geflissentlich ignoriere, eine Modulations-, eine Delay- und eine Reverbsektion. Die Modulationseffekte bieten Phaser, Flanger, Chorus, Leslie und Tremolo, in Geschwindigkeit und IntensitĂ€t regelbar. Die QualitĂ€t ist sehr ansprechend, die Einstellbarkeit praxisgerecht. Als Besonderheit habe ich herausgefunden, dass man bei Phasertempo 0 mit dem IntensitĂ€tsregler das Timbre der unteren Mitten verschieben und damit den Grundsound nochmals erkennbar beeinflussen kann. Die Echoabteilung kann von Delay auf Tape Echo umgeschaltet werden, was sich im reduzierten Höhenverhalten der Wiederholungen bemerkbar macht. Zeit-, Feedback- und Levelregler lassen entsprechende Anpassung zu. Die Delayzeit kann leider nicht in ms oder bpm abgelesen werden, sondern wird von 0.0 bis 10.0 angezeigt. Hier muß man sich mit dem Taptaster behelfen, der aber leichtgĂ€ngig und ziemlich prĂ€zise arbeitet. Die Reverbeinheit ist ein großer Schwachpunkt: zwar kann man zwischen Spring, Hall und Plate umschalten, die Ein-Knopf-Bedienung ohne Möglichkeit zur getrennten Bearbeitung von z.B. Predelay, Hallanteil und Ausklingzeit macht aber recht feinfĂŒhliges Arbeiten mit dem Regler nötig.

Die Ausgangssektion bietet einen nicht programmierbaren Outputregler, einen normalisierten Effektweg mit zwei Outs und einem Power Amp In, einem Coaxialausgang im SP/DIF-Format, Midi In/Out und dem Mehrpolanschluß fĂŒr das mitgelieferte Fußboard. Dort sind auch der Taptaster und ein Anschluß fĂŒr ein Controllerpedal zu finden. Freundlicherweise kann man die Vierfachfußleiste parallel zum Midiboard hĂ€ngen und hat somit Direktzugriff auf drei SpeicherplĂ€tze außerhalb der jeweiligen Bank des Midiboards. Vielleicht als Solo- und als Mute-Taster. Man kann aber auch die Effektsektionen damit komplett schaltbar machen, d.h. Modulation/Delay/Reverb on oder off.

Die 60 W-Endstufe ist sehr sauber aufgebaut (im Power Monitor sind z.B. gekapselte Alps-Potis verbaut), die erzielbare LautstĂ€rke ist fĂŒr meine Belange bereits meist ausreichend. Es ist ein Stereoausgang vorhanden, der bei Einsatz der bereits mehrfach erwĂ€hnten Power Monitors ein freundliches Stereo-Setup bietet; man kann natĂŒrlich zur Erhöhung der Durchschlagskraft auch das Signal zunĂ€chst an den Monitor reichen und mit dessen Daisy Chain-Funktion die Endstufe des Combos ankoppeln. Damit hat man ein recht ausgangsstarkes Kompaktsetup, das mit der sehr effektiven Dreiband-Klangregelung des Monitors noch eine Feinabstimmung zulĂ€ĂŸt.

Der ab Werk eingebaute 8 Ohm Celestion Seventy 80 ist nicht richtig ĂŒbel; richtig gut ist er aber auch nicht. Der Empfehlung von Gitarrenruebe folgend werkeln in den offenen 1 x 12“ GehĂ€usen aus gedörrtem Kamelmist jetzt Eminence Wizards, was klarere Höhen und einen weniger bollerigen und besser kontrollierbaren Mittenbereich mit sich brachte. Apropos GehĂ€use: Yamaha hat sich abgesehen vom Material bei der Verarbeitung MĂŒhe gegeben. Die Schwallwand ist verschraubt und zusĂ€tzlich mit Dreikantleisten verleimt. Wenn man jetzt statt der Pressscheiße noch etwas anstĂ€ndiges zersĂ€gt hĂ€tte, wĂ€re grĂ¶ĂŸere Steife bei geringerem Gewicht als 17,5 kg beim Combo herausgekommen.

Der Einsatzbereich bei mir ist ĂŒberschaubar: Rock & Blues, Old School. Ich mag den spritzigen, dynamischen Klang eines offenen 1 x 12“ GehĂ€uses, ich schleppe nicht gerne, und fĂŒr die tieferen Frequenzen sind Kollegen zustĂ€ndig – also muß es bei mir nicht zwingend drĂŒcken. SM 57 davor, oder am zweiten Ausgang mit der Ultra G abgenommen, basta! Alle geforderten KlĂ€nge sind in der Kiste drin. NatĂŒrlich kein Vergleich mit der großen Anlage, auch nicht mit dem Zentera. Das ist schlepptechnisch und hinsichtlich der Kaufkraftabschöpfung aber eine andere Liga. Weder meine Mitmusiker noch gar das mehr oder weniger geschĂ€tzte Publikum wird erheblichen Anlaß zur Kritik haben. Dieser Combo hat mich 253,- Euro plus den Lautsprecher gekostet, und er wird wohl bei Straßenfesten mit erschwertem Zugang, in Kellerkneipen ohne Lastenaufzug, bei Guitarworld-Sessions und bei allen Gelegenheiten zum Einsatz kommen, wenn ich zu faul bin, mehr zu schleppen. Also ziemlich hĂ€ufig.

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Tja.

Eisiges Schweigen.

Mad Cruiser mit einem digitalen Transen-Reiskocher fĂŒr ein paar schlappe Hunderter. Nicht zu fassen.

Mir gefĂ€llt der Bericht. Wasser auf meine MĂŒhle. Als Pragmatiker stehe ich dem allgemeinen Equipment-WettrĂŒsten ja auch recht verstĂ€ndnislos gegenĂŒber.

Solange das Ganze zum eigenen Spaß und zur eigenen Befriedigung betrieben wird, ist das OK. Allerdings zu erwarten, das Publikum höre und honoriere den Aufwand, scheint mir naiv zu sein.

Ich kenne den Yamaha DG-80. Auch so eine Kiste, die mit ein paar Grundeinstellungen bereits einen hoch anstÀndigen Sound abliefert.

Ich warte drauf, dass mir ein gebrauchter DG-80 2x10 ĂŒber den Weg lĂ€uft. Das wĂ€re dann meiner.

Tom
 
little-feat":29p7qklw schrieb:
Mad Cruiser mit einem digitalen Transen-Reiskocher fĂŒr ein paar schlappe Hunderter. Nicht zu fassen.
;-)

little-feat":29p7qklw schrieb:
Mir gefĂ€llt der Bericht. Wasser auf meine MĂŒhle.
Vielleicht ist es ein Hauch Arroganz oder Überheblichkeit meinerseits, aber ich verlange von mir, auch ohne absolutes Top-Equipment oder unter nur eingeschrĂ€nkt förderlichen Bedingungen vernĂŒnftig abledern zu können. Und ich möchte das gerne nicht nur diskutieren, sondern auch versuchen zu beweisen.

Dir drĂŒcke ich die Daumen, den 2 x 10" zu finden. Der war hierzulande recht selten, glaube ich. Den 1 x 12" und die Zusatzbox sieht man öfter mal.
 
Schönes Review, und fĂŒr mich auch ĂŒberhaupt nicht ĂŒberraschend.
Der Modeling- Ansatz von Yamaha hat immer recht gut geklungen.

mad cruiser":3qt06yv1 schrieb:
Vielleicht ist es ein Hauch Arroganz oder Überheblichkeit meinerseits, aber ich verlange von mir, auch ohne absolutes Top-Equipment oder unter nur eingeschrĂ€nkt förderlichen Bedingungen vernĂŒnftig abledern zu können. Und ich möchte das gerne nicht nur diskutieren, sondern auch versuchen zu beweisen.

Tja, da wĂŒrde ich aber doch sagen, daß dieses ein "Beklagen" auf sehr sehr hohem Niveau ist...
Wenn du diese PrÀmisse anlegst, also die sogenannten "eingeschrÀnkt förderlichen Bedingungen", solltest du das vielleicht mal mit nem Pignose versuchen... :)
 
Ok, schlagt mich, weil ich einen Àlteren Thread wieder hervorkrame.

Ich wollte nur kurz meinen Senf dazu abgeben:
Ich habe den DG60-112 und kann im Großen und Ganzen mad cruisers Bericht unterschreiben.

Der DG60 unterscheidet sich vom FX-Modell durch die großflĂ€chige Abwesenheit der Effekt-Sektion.
Auch ist er völlig "analog" aufgebaut: Einfach zwei (gleichwertige KanĂ€le) ĂŒbereinander und ein Umschalter dazwischen.
Im Unterschied zum DG-Stomp (dessen glĂŒcklicher Besitzer ich auch bin) hat der DG60 eine Unterscheidung in tiefe und hohe Mitten.
Effekte? Nur jeweils ein Hallregler pro Kanal.

Der DG60 hat bisher immer fĂŒr Aufmerksamkeit unter den Röhrenliebhabern gesorgt, die es kaum glauben mochten hier "eine Transe" zu hören.

Ich meine aber, dass bei mir kein Celestion am Werk ist... - versuche ich rauszufinden.

Gruß
Armin
 
mad cruiser":1szjo5c0 schrieb:
Dieser Combo hat mich 253,- Euro plus den Lautsprecher gekostet, und er wird wohl bei Straßenfesten mit erschwertem Zugang, in Kellerkneipen ohne Lastenaufzug, bei Guitarworld-Sessions und bei allen Gelegenheiten zum Einsatz kommen, wenn ich zu faul bin, mehr zu schleppen. Also ziemlich hĂ€ufig.

Und?

Lange nix mehr gehört.

Wie macht er sich?

Tom
 
Hier habe ich Bockmist geschrieben:
mad cruiser":2l00pcfz schrieb:
Freundlicherweise kann man die Vierfachfußleiste parallel zum Midiboard hĂ€ngen und hat somit Direktzugriff auf drei SpeicherplĂ€tze außerhalb der jeweiligen Bank des Midiboards.
Das funktioniert nur, solange man keine Bank gewechselt hat, ist also live nicht zu gebrauchen.
mad cruiser":2l00pcfz schrieb:
Man kann aber auch die Effektsektionen damit komplett schaltbar machen, d.h. Modulation/Delay/Reverb on oder off.
Das hingegen funktioniert einwandfrei.

Ich hatte ihn jetzt bei ungefĂ€hr zehn Auftritten dabei, und er hat sich im Prinzip gut bewĂ€hrt. Zweimal habe ich bei grĂ¶ĂŸeren Angelegenheiten noch eine DS 60 daruntergestellt, ansonsten war er absolut ausreichend.

Es gibt zwei Kritikpunkte: die GĂŒte der Wandlung ist von der LautstĂ€rke abhĂ€ngig. Voll aufgerissen klingt er tatsĂ€chlich am besten (woher kenne ic das nur?), Dynamik und Obertonreichtum nehmen ab, sobalb man die 2-Uhr-Stellung des Mastervolumens unterschreitet. Ich fand eine Lösung durch Einschleifen eines Behringer Ultragain MikrophonvorverstĂ€rkers, der röhrengestĂŒtzt im seriellen FX-Weg die Funktion des Matservolumenreglers ĂŒbernahm. Live einsetzen werde ich das nicht, weil bei Events, die eine derartige LautstĂ€rkedrosselung verlangen, mein Sound sicher nicht Thema der Unterhaltung ist.

Der andere Kritikpunkt ist der Leadsound, bei dem es sich genau anderherum verhĂ€lt: leise klingt er gut, aufgerissen schwĂ€chelt er und hat wenig FĂŒlle. Auch die Durchsetzungskraft schwindet bei großen LautstĂ€rken, was sich auch nicht durch eine Prise Höhen und PrĂ€sencen ausgleichen lĂ€ĂŸt. Abhilfe schafft hier ein Line 6 Distortion Modeler (gebraucht aus USA, 123 $ ohne Netzteil), der erstaunlich gutmĂŒtig (und nebengerĂ€uscharm!) mit dem Amp zusammenarbeitet.

Das ganze klingt sehr gut, aber nicht hervorragend, was man eigentlich nur im direkten Vergleich mit meiner "großen" Anlage hört. Es macht fĂŒr viele meiner Aufgaben ausreichend breite Schultern und einen schlanken Fuß.

Frage beantwortet? :lol:
 
mad cruiser":c6myrtgp schrieb:
Dir drĂŒcke ich die Daumen, den 2 x 10" zu finden.

Tja, ich hatte dem VerkĂ€ufer ein Angebot gemacht, 399,00 war wirklich ĂŒberzogen, ich hatte ihm 300,00 Euro geboten.

Wollte er nicht.

Jetzt, nach Wochen, hat er dann doch bei 300,00 Euro nachgegeben, aber jemand anderem den Vorzug gegeben.

Auch gut. Ich kann warten.

Tom
 
Auch DG-Stomp, auch gut finde ... Mit Marshall Valvestate 2x12er Stereotranse gespielt, in die Returns ...

WĂ€hrend der Ferien kognitiv verwahrlost ...

... an alle obenstehende besondere
 
DG-Stomp? Habbe mer aach!
In der Bucht aufgefischt. Ist fĂŒr die meisten Situationen mehr als ausreichend, klingt durchweg brauchbar und ist relativ einfach zu bedienen (wenn man nicht ins "Eingemachte" muss).

Gruß
Armin
 
So.

Noch einen als Ersatz geschossen fĂŒr 211,- Schekel, jetzt kann ich den Zentera ja verkaufen. :lol:

Im ĂŒbrigen ist es mir unterdessen auch gelungen, einen vernĂŒnftigen, tragfĂ€higen Leadsound mit dem Yamaha zu erstellen. Hat etwas lĂ€nger gedauert und einiges an Kurbelei gebraucht, aber es funktioniert jetzt auch ohne den Distortion davor.
 
Hey Leute,
hab mir auf anraten meines Gitarrenlehrers genau diesen VerstÀrker gekauft und er hat mir die ersten 4 Jahre als E-Gitarrist treu gedient! Ist wirklich ein geniale Kiste!
Will ihn jetzt aber vlt verkaufen und mir doch endlich eine echte Röhre holen! Außerdem will ich weg von den Speichersounds und mir ein paar Bodentreter holen, was die Besonderheiten dieses VerstĂ€rkers ĂŒberflĂŒssig macht.
Ist jemand interessiert?
Hab ihn gut gepflegt, auf einigen Auftritten hatte ich ihn dabei, weshalb das Pedal ein paar Kratzer hat. Ansonsten ist aber nix dran. Ein Volumenpedal könnte ich noch dazu geben!
Angebote am besten per Email (janklingenberg@web.de) oder PM.
Gruß,
Jan
 
Tach zusammen!
Sehr verblĂŒfft stellte ich eben fest, dass ich die Dinger - umgerĂŒstet auf Eminence Wizards - jetzt schon drei Jahre lang spiele... Wie die Zeit vergeht!

Mal ein Update, anlĂ€ĂŸlich des Erwerbs jenes GerĂ€tes: http://www.guitarworld.de/forum/heilige ... 30351.html

Das niedliche Midi Controllerchen sitzt jetzt auf einem Pedalbördchen, das nur unwesentlich grĂ¶ĂŸer ist als ein DIN A4-Blatt. Oberhalb ist der zum Amp gehörige Vierfachfußschalter angeklettet, rechts daneben das Wah.

Der Fußschalter des Amps ist so eingestellt, dass ich damit die fĂŒr den Speicherplatz programmierten Effekte (jeweils Modulation, Delay und Hall) ein- und ausschalten kann. Da bei Midi Program Changes der Ampfußschalter "mitgenommen" wird, habe ich fĂŒr Dirty, Crunch und Lead jeweils einen passenden Modulations-, Delay- und Halleffekt, auf dem vierten Schalter liegt das Tap Tempo fĂŒr das Delay und die Anzeige des StimmgerĂ€tes. Derzeit habe ich auf dem Midi Controller den vierten Speicherplatz mit einem Mute-Programm zum Gitarrenwechsel belegt. Mit den drei Grundsounds und jeweils drei Effekten kommt man schon sehr weit, ohne einmal die Bank zu wechseln.
 

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