Stahlsaiten für die Konzertgitarre: Pyramid No. 304 Medium

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Anonymous

Guest
Im Zuge der bei mir momentan herrschenden Ausprobierwut habe ich mir Stahlsaiten für Konzertgitarren gekauft. Meine Wahl fiel auf die billigsten, die wo im Netz zu fangen waren und in meine 25 Euro Bestellung gerade noch so hineinpassten. Es sind die Pyramid Acoustic Guitar Strings, N. 304 (0.011 0.014 0.020 0.025 0.035 0.047).

Behandliches

1. Saitenaufziehen

Der erste Akt des Versuches gestaltete sich etwas schwierig. Am Ballende ist der Draht noch ein ganzes Stück um die Saite gewickelt und diese dicke Wicklung passte nicht durch das Loch meines Knüpfblockes. Zumindest nicht bei den Saiten g-E. Diese musste ich, wie bei den Nylonsaiten, leicht verschlingen und auf Zug festsetzen. Gerade das Verschlingen artete in eine echte Geduldsprobe aus, denn die Stahlsaiten sind eh schon etwas störrisch und die dicke Wicklung an ihrem Ende vereinfachte die Angelegenheit nicht wirklich (-).
Die h´und die e´Saite passten aber problemlos durch ihren jeweiligen Tunnel im Knüpfblock und stoppten erst am Ballende. Prima! Das war einfach.

2. Stimmen
Ein eindeutiger Vorteil liegt darin, dass die Saiten nach dem Aufziehen sehr schnell stimmstabil waren. Innerhalb einer Stunde und ein paar Nachstimmvorgängen, war das Thema erledigt und ich konnte spielen (+). Ein Manko ist allerdings auch, dass die Stahlsaiten viel empfindlicher auf Drehbewegungen an der Mechanik reagieren als die Nylons. Beim Nachstimmen ist echtes Feingefühl gefragt (-).


Gehörliches
1. Zunächst ein paar Akkorde gestrichen, die üblichen Verdächtigen halt. Sehr interessanter Klang, zumindest wenn man so wie ich bisher nur Konzertgitarre gespielt hat, silberner, heller, metallischer (+). Nun das ist sicher keine große Überraschung.
Das Nachschwingverhalten ist wesentlich ausgeprägter als mit den Nylons, jedenfalls im Vergleich zu denen, die ich bisher aufgezogen hatte. Vor allem die g und die h´-Saite schwingen deutlich länger nach, auch bei gegriffenen Tönen (+).
Dieser Aspekt hat mir sehr gefallen und verleitet sehr zum Spielen.

2. Haha, ich kann jetzt Bendings (+). :hihi: Jedenfalls solche, die weiter als nur einen Halbton gehen und bei denen man nicht mit dem Finger für das bisschen Ausbeute unter die drei höheren Saiten kriechen muss.

3. Leider sind die Stahlsaiten nicht für die Saitenlage einer Konzertgitarre (E-4,8mm, e´- 4mm) gedacht. Bei gegriffenen Tönen verschiebt sich die Tonhöhe spürbar nach oben. Mein Messgerät (Korg TM-40) zeigte ab der 3 Lage min. 25 cent an, also einen Viertelton zuviel. Das hört man deutlich, jeder, selbst ich (-).
Hinzu kommt noch, dass auch die Saitenführungen im Sattel für die g, h´und e´Saite eigentlich zu breit sind. Der Auflagepunkt der Saiten ist also nicht am „Ausgang“ der Saitenführung sondern irgendwo davor im Verlauf der Saitenführung. Das verbessert die Intonation sicherlich auch nicht.

Also hätte ich eigentlich schon wieder an meiner Stegeinlage rumschleifen müssen, aber dazu habe ich momentan echt keine Lust. Und ich werde einen Teufel tun, am Sattel rumzufummeln. Doch ich vermute mal, selbst bei optimierter Saitenlage, gäbe es deutliche griffbedingte Tonhöhenverschiebungen. Soviel Kompensation kriege ich wohl kaum auf der Konzertgitarre hin.

Haltbarkeit
Die Saiten sind jetzt 5 Stunden drauf und noch ist alles heile, vor allem meine Gitarre. ;-) Da hat auch nichts geknackt oder sonstwie hässliche Geräusche gemacht. Mehr Aussagen kann ich dazu bisher nicht machen.

Fazit

Pluspunkte

Sehr schnelle Stimmstabilität, Ungewohnter Klang, laaaanges Sustängggggg im Diskant, Bendings mit der Konzertgitarre, keine bleibenden Schäden am Knüpfblock durch eingeschnürte Saiten

Minuspunkte

Fummeliges Befestigen der Basssaiten, Fummeliges Nachstimmen, bei normaler Saitenlage deutliche Tonhöhenverschiebung um bis zu 30 cent in den höheren Lagen

Die Saiten bleiben sicherlich nicht bis zum Ende ihrer natürlichen Haltbarkeit drauf. Aber der andere Klang ist schon irgendwie verlockend, ein bisschen lasse ich sie noch drauf, nur noch ein bissken. Vor allem wenn ich daran denke, wie lange ich bei Nylons auf die Stimmstabilität warten muss. :roll:
Erstmal bleiben die druff.

Freundliche Grüße

Daniel

Edit: 14. Oktober
Die Stahlsaiten haben auch keinerlei Spuren am Knüpfblock hinterlassen. Die Knoten bei den umwickelten Saiten waren nicht schädlicher als bei normalen Saiten. Die beiden dünnen Stahldrähte hatten sowieso durch die Löcher im Knüpfblock gepasst und wurden allein durch die Ballenden gehalten. Also, keine bleibenden Schäden (+).
 
Bist du dir sicher, dass die Saiten für Konzertgitarren gedacht sind?
Stahlsaiten haben mehr Zug und verbiegen ganz gerne mal Hälse ohne Stahlstab.
 
Für mich als Laien:

Kann mir jemand bitte erklären, wieso eben diese Stahlsaiten auf einer Konzertgitarre keinen Schaden verursachen, andere "normale" Stahlsaiten aber mitunter Schaden anrichten können?

Meinem (bis jetzt vorhandenem) Verständniss nach, sind STAHLsaiten aus STAHL (es gibt härteren und weicheren, dass sei mir bekannt) aber dennoch kann ich das nicht ganz nachvollziehen.

Besten Dank

Gruß

tim
 
Wusste ich bis jetzt auch nicht dass es sowas gibt.
Vielleicht ist deren Kern nicht aus Metall und so übt sie weniger Zug aus.

@ braunbaer: du hast es dir doch schon selbst beantwortet: Stahlsaiten sind aus Stahl und müssen demnach härter gespannt werden bis sie die Tonhöhe erreicht haben. Kunststoff oder Darm zieht viel weniger. Durch mehr Zug kann sich der Hals nach oben biegen oder schlimmer noch die Brücke aus der Decke gerissen werden. Hab ich zwar noch nicht gesehen, solls aber wohl geben.
 
Nur mal physikalische Grundlagen der schwingenden Saite:
Die Härte des Materials ist für den Saitenzug unerheblich! Die Tonhöhe einer Saite von gegebener Länge hängt von 2 Faktoren ab: Saitenspannung und dem Faktor Masse/Länge ... je größer der erste Wert um so höher klingt die Saite, je größer der zweite um so tiefer ...

... da Stahl ein dichteres Material als Nylon ist, ist natürlich bei gleicher Dicke der zweite Werte höher und also muss ich den Zug erhöhen oder aber die Saitenstärke reduzieren ...

... die Elastizität spielt für den Saitenzug keine Rolle: gegeben seien zwei Saiten gleicher Stärke und Masse aber unterschiedlicher Elastizität. Zum Erreichen eines gleichen Tones muss ich beide Saiten auf den gleichen Zug bringen. Bei einer Saite größerer Elastizität bedeutet dies freilich, dass ich für gleichen Zug mehr Umdrehungen meines Stimmwirbels benötige, da hier die Zugkraft pro mm Dehnung schwächer anwächst ...

... und später erklärt euch dann Walter wie es wirklich ist ;-)
 
Hallo Forum,

der Saitenzug bei diesem Stahlsaitensatz erreicht insgesamt 51,6 kg bei normaler Stimmung (e´, h´, g, d, a, E). Das sind natürlich mehr als bei einfachen Nylonsätzen. Doch wählt man Nylons mit starker Spannung, dann summieren sich die Zugkräfte eben auch schon mal auf 45 kg.

Das Risiko ist vertretbar, finde ich. Bis jetzt hat sich auch die Decke noch nicht sichtbar ausgebeult.

Dennoch, morgen kommen sie ab. Für jegliches Melodiespiel bei normaler Saitenlage einer Konzertgitarre sind sie nicht geeignet. Beinahe alles klingt irgendwie schief und schlecht gespielt. Das kann ja nicht an mir liegen! :stupid:
Akkorde schrammeln zum Gesang, dazu passt der Klang besser und die schiefen Töne fallen eh nicht so auf. Liegt wohl auch am Gesang ;-) .

Ich werde also ein paar Schnipsel aufnehmen, damit ich mich immer erinnern kann, wie sie mal geklungen hat und dann is Essig mit lässig. Dann spiele ich wieder auf Angelsehnen und Vorfächern.

Freundliche Grüße

Daniel
 
Hallo Daniel !

Ich besitze eine Konzertgitarre aus den 70er Jahren ( Cimar by Ibanez)
wo seit Jahrzehnten immer E-Gitarrensaiten (natürlich kein 0,10 Satz, sondern dünnere,welche genau weiß ich nicht, da ich sie einige Zeit schon nicht getauscht habe)aufgespannt sind.

Absolut keine Probleme !

Super niedrige Saitenlage, guter Klang und der Hals hat sich überhaupt nicht verzogen.

LG

Erich
 

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