Schon mal mit DJs zusammengearbeitet?

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Anonymous

Guest
Tach zusammen!

Habt Ihr schon mal mit einem DJ zusammengearbeitet? Ich meine nicht diese Kasper, die in einem Hiphop-Verein das Gebelle der Kollegen durch rhythmisches Gescratche in Musik zu verwandeln suchen, sondern die, die live mit Vinyl, CD mit Pitchmaster oder auch direkt am Laptop aus Fetzen zusammenhängende musikalische Ereignisse zu erzeugen suchen.

Im allgemeinen bin ich ja vollkommen unverdächtig, der Speerspitze der Avantgarde auch nur auf Sichtweite nahe zu kommen. Mainstream ist mein zweiter Vorname, und ich bin käuflich. Na ja, zumindest mietbar. ;-)

Aus dem Versehen einer Fehlbuchung ergab es sich, dass ich einen DJ kennenlernte, der Ambience, Drum & Bass und irgendwelchen Chillout-Kram auflegte, und wir ein unverbindliches Treffen arrangierten. Am Freitag schlug er mitsamt zweier Turntables, Mixer und Vinylcontainer bei mir im Proberaum auf. Im Vorfeld hatte ich mir überlegt, wie ich wohl zuträglich sein könne und eine kleine Anlage zusammengestellt, die außer einem Tongenerator mit einem Whammy Wah davor und einem Multieffekt danach alles beinhaltete, was mir meine derzeitigen Projekte verboten haben: den Line 6 Filter Modeler Pro (die Rackversion) und das Rocktron Intellipitch mit seinen wunderbaren Arpeggiatoren.

Ich hatte zunächst nur einen Notaufbau durchgeführt und Preamp und Multieffekt midimäßig auf Steuerung durch ein Midiboard eingerichtet, den Rest aber nur provisorisch verdrahtet. Das Gerümpel hatte ich auf einem Gestell (andere sagen Barhocker dazu) drapiert und mir vorsichtshalber eine 1 x 12 Box hochkant als Sitzgelegenheit bereitgestellt. Das war auch gut so.

Es war mir klar, dass ich hier auf einen anderen musikalischen Kosmos treffen würde. WIE anders, entzog sich meiner Vorstellungskraft. Hier wurde ich zur Kreativität förmlich geprügelt; die üblichen Versuche des Durchmogelns waren eher hinderlich, und meine ganze Licks & Tricks-Sammlung konnte ich schon mal komplett über den Harz kicken. Das Ende der mehrstündigen Session war, dass ich alle Presets vergessen konnte, dass mein ganzes Gepose auf dem Müllhaufen landete und ich mich bemühte, mit Hilfe aller per Hand steuerbarer Faktoren die sich verändernden Tempi des DJs zu verfolgen und immer brav meine Delays einzutappen.

Die Erfordernis, zu einer eintönigen Kickdrum mal eben ein Metallriff abzuladen, sobald aber etwas Anderes auf der Scheibe dazukam, sich spontan darauf einzustellen und sofort rhythmisch und soundmäßig zu reagieren, war anstrengend, aber äußerst lehrreich. Dabei hilft mir keine meiner vielfältigen Erfahrungen, außer dass ich mich als Musiker fühle und nicht ausschließlich als Gitarrist.

Bevor wir das vielleicht einmal live aufführen, möchte ich gerne wissen, ob jemand von Euch diesbezüglich schon Erfahrungen gesammelt hat. Besonders interessiert mich, welche Parameter Ihr live unbedingt kontrollieren müßt und wie Ihr das macht.
 
Hi Mad,

hört sich an, als wärst du da ganz schön "hinterhergehechelt" ;-) Aber gerade, wenn man sowas einmal live aufführen möchten, sollte es zwar nahezu improvisiert klingen, muss es aber ja nicht wirklich sein. Je nachdem wie lang der Beitrag sein soll, kann man ja schon ein Arrangement festlegen, quasi ein langer Endlossong mit diversen Passagen. Das so ungefähr festpinnen und dann wird das auch entspannter, weil du deine Sounds etwas vorbereiten kannst. Selbst das tappen könnten dann entfallen, wenn sich der Kollege auf eine festgelegte Anzahl an bpm "comitted" ;-)

Ausser du magst den positiven Stress - ich würde es machen wie oben beschrieben. Klingt zwar etwas nach Pfusch, ist aber nicht. Eine professionelle DJ-Performance ist oftmals genauso "geprobt" wie der Gig einer Rockband. Mein Bruder, der seit vielen Jahren als DnB-Producer und DJ International unterwegs ist, plant seine Sets auch im voraus, viel improvisiert ist da nicht. Daher könnte er ggf. auch den Probedurchlauf auf einem Medium speichern (auch als CD bekannt) und du könntest "ganz langweilig" deine Parts dazu üben und editieren.

Das ist natürlich nur ein Ansatz und die MC`s bereiten sich zum Teil auch so darauf vor.

Der andere Ansatz ist eben der spontane Jam. Und ebensowenig wie bei einem Fusion-Jam lässt sich da was vorausahnen. Da kannst du dein Geraffel eben nur so aufbauen, dass du möglichst viele Parameter live noch umbauen kannst, Delay ist da sicher das kleinste Problem.

Ich habe schon ein paarmal "versucht" zusammen mit meine Bruder an Songs zu arbeiten, dass sind schon ganz andere Welten. Der produziert Beats erstmal auf Halde, dann das ganze Ambient-Zeugs, dann die Flächen und dann noch einzelne Effekte wie z.b. Cymbals an bestimmten Stellen, da wird das Zeug am Sequenzer zusammengebastelt, nochmal gemischt, per Autofader einzelne rein und raus, es hat alles was von großem Baukasten und wenig "organisches" so in Richtung Musizieren, aber sehr faszinierend zu sehen, wie trotzdem ein Stück Musik entsteht, wenn dann z.b. organische Instrument oder eine Gesangspassage dazukommt. Am Ende trifft man sich wieder. Es gibt doch nichts spannenderes als ab und zu über den Tellerrand zu schauen?

LG, Alex
 
Eigene Erfahrung nur annährungsweise...
Du könntest ja mal deine Dienste auf Homerecording.de im Forum anbieten. Da sind manchmal die wirrsten Dinge und Projekte zu hören und es geht wirklich kreuz und quer. Gesampelt, live-takes, akustisch, aus der Konserve oder digital berechnet... da wird einfach alles durch den Wolf gedreht. Und manchmal klingt das sogar gut. Fähige Instrumentalisten sind da mangelware, deshalb würde eine solide Gitarrenspur schon so manchem Home-Amadeus weiterhelfen.
 
Hi Alex,
honeyweed":1rc7kdz4 schrieb:
hört sich an, als wärst du da ganz schön "hinterhergehechelt" ;-)
Das Gefühl hatte ich in der Tat. Immerhin war es nicht nur das erste Mal, dass ich so etwas gemacht habe, ich muß auch zugeben, dass ich DJs bislang nicht als Musiker ansah und den kreativen Prozeß grob unterschätzt und diese Art von Geräuschen bislang erfolgreich großräumig umgangen habe. Mit anderen Worten: es geht nichts über ein gesundes Vorurteil. :oops:
honeyweed":1rc7kdz4 schrieb:
Daher könnte er ggf. auch den Probedurchlauf auf einem Medium speichern (auch als CD bekannt) und du könntest "ganz langweilig" deine Parts dazu üben und editieren.
Genau das mache ich derzeit. Ein wenig Erfahrung mit Filmmusik hilft, aber die habe ich nie live fabriziert... ;-)
honeyweed":1rc7kdz4 schrieb:
Es gibt doch nichts spannenderes als ab und zu über den Tellerrand zu schauen?
Könntest Du das bitte nochmal lauter sagen? :lol:

McCracken":1rc7kdz4 schrieb:
Du könntest ja mal deine Dienste auf Homerecording.de im Forum anbieten.
Ich glaube, das lasse ich mal lieber. Ich habe bereits erprobte Arten, um Ohrfeigen zu betteln.
 
Fette Respect-Credits für diesen mutigen Blick über den Tellerrand und für das Einmotten liebgewonnener Vorurteile!

Viele Grüße
Jo
 

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