Nobels ODR-1 - Zerrer und GewĂŒrzmischung Humbucker

E

erniecaster

Power-User
19 Dez 2008
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Hallo!

Seit ein paar Wochen bin ich stolzer Besitzer eines Nobels ODR-1 Green. Das hier: https://www.thomann.de/de/nobels_odr1_green.htm

Äußerlich erinnert das Ding natĂŒrlich an Boss-GerĂ€te. Solides MetallgehĂ€use, Fußschalter und Potis okay. Die Buchsen befinden sich an der Stirnseite - mir wĂ€re ja lieber, wenn alle Hersteller sich mal auf EingĂ€nge links, AusgĂ€nge rechts und 9-Volt-Eingang Stirnseite einigen wĂŒrden, aber mich fragt ja keiner. Es gibt auch eine Remote-Buchse, die den Anschluß eines externen Fußschalters ermöglicht, was wohl irgendwie in Rackschubladen eine gute Idee sein soll. Meinetwegen. Die Batterie ist unter einer Plastikabdeckung untergebracht. Alles schön und gut und unspektakulĂ€r. Soviel zur Pflicht, jetzt zur KĂŒr.

Ein grĂŒnes Overdrive-Pedal, drei Regler, Fußschalter - also noch ein Tube-Screamer, hab ich erst gedacht aber - so viel sei hier vorweg genommen - ich hab mich geirrt.

Die drei Regler sind mit Drive, Spectrum und Level beschriftet. Richtig - nicht Tone sondern Spectrum und das ist wirklich etwas total anderes. Voll aufgedreht, werden Höhen und BÀsse angehoben, Mitten leicht abgesenkt. Regler voll nach links gedreht werden Höhen und BÀsse leicht abgesenkt und die Mitten angehoben. Damit lÀsst sich deutlich mehr anfangen als mit dem klassischen Tone-Regler.

Drive und Level tun, was sie halt zu tun haben. Das Pedal ist ein Overdrive, vielleicht ist eine Schippe mehr Zerre drin als im Tube-Screamer. Drive gute 2/3 aufgedreht, Spectrum aufgedreht, dann rockt das schon anstĂ€ndig los. Aus dem fenderigen, cleanen Kanal meines Tech21 Trademark 60 sowie meines Hughes&Kettner Silver Edition wird schon ein richtiges Brett - Richtung Van Halen I. Mit mehr Zerre fĂŒhle ich mich weder wohl noch kenne ich mich damit aus, es geht aber noch was nach oben. Bißchen anzerren geht auch, schmutziger Blues ist kein Problem. Dabei bleibt alles schön dynamisch, das Nobels bĂŒgelt nichts platt. Ein anstĂ€ndiges Overdrive-Pedal eben, allerdings mit ungewöhnlicher Klangregelung.

Ja. Schön soweit. Jetzt mal versuchen, "nur" zu boosten. Drive auf Null, Level aufdrehen - und jetzt wird es spannend, denn durch mit dem Spectrum-Regler muss man erstmal ein wenig suchen, bis man eine neutrale Einstellung gefunden hat. Das greift schon ordentlich ein. Eine Prise anders klingt das immer, im Bandbetrieb aber nicht tragisch, außerdem soll so ein Pedal ja auch den Sound verĂ€ndern, wenn man drauftritt. Von der Neutralstellung aus ist in bißchen boosten gerade noch drin, viel Luft nach oben ist aber nicht, weil bei Drive auf 0 Level schon fast aufgedreht sein muss. Cleanes Boosten können andere Zerrer oder reine Booster besser.

Jetzt zur "GewĂŒrzmischung Humbucker": Bei dem Versuch, den Nobels klangneutral einzustellen, fiel mir auf, wie sehr der Spectrum-Regler eingreift und mir kam eine Idee. Ich benutze den Nobels zusammen mit einer Tele. Wenn ich sagen sollte, was Singlecoils von Humbuckern klanglich unterscheidet, wĂŒrde ich behaupten, dass Humbucker mehr Mittensahne und mehr Output raushauen. Also habe ich mir wieder die neutrale Einstellung zurecht gefummelt. Jetzt bißchen mehr Level und Spectrum nach links. Es wird mittiger und lauter, was mir schon ganz gut gefĂ€llt. Nun hab ich recht wenig Interesse am cleanen Sound eines Humbuckers sondern will mit den Dingern rocken, also wieder eine Spur weniger Level und etwas mehr Drive. So bekomme ich aus meiner Tele den dicken, singenden Ton einer Paula. Mehr Humbucker oder Les Paul brauche ich nicht.

Tolles Pedal zu einem wirklich erschwinglichen Preis. Darf auf jeden Fall bei mir bleiben.

Gruß

erniecaster
 
Aha klingt ja interessant der Spectrum Regler.

Funktioniert das auf umgekehrt in dem Sinne einen HB
etwas zu "entmulmen"........???

Hast du den Nobels mal ,wie bei Thomann steht, probeweise
mit 12V betrieben?

Gruß
 
Hallo!

Mangels "mulmender" Gitarre hab ich das nicht probiert. Diese 12-Volt-Geschichte interessiert mich auch nicht wirklich, ich versuche gerade, mein Equipment zu entschlacken - da will ich nicht auch noch ein weiteres Netzteil...

Gruß

e.
 
Hey Ernie

GlĂŒckwunsch zum ODR-1. Ich mag dieses kleine Teil auch - hab die "plus"-Variante, welche vor einigen Jahren auf den Markt kam - technisch identisch mit dem ODR-1 (obschon manche Quellen noch ihren eigenen Voodoo dazudichten, von wegen Legende und solchen Scheiss) mit zusĂ€tzlichem Boost-Schalter....erstanden neu aus Liquidationsware fĂŒr ca. 17Euro (kein Witz)

Geniales Teil. Ja, der Spectrum-Regler ist keine typische Tone-Blende wie wir sie vom TubeScreamer her kennen - das ist ein Pre-Shaping-EQ wie Du richtig bemerkt hast.



P1020313.jpg


Mein "Mini-Rig" in meinem Gitarrenkoffer - wenn ich irgendwo bei einer Jam-Session in einen zig beliebigen Amp stöpseln muss - das kommt ziemlich viel vor. Die Echse ist "nur" mein Studio-Tool! ;-)
 
Schön und interessant geschrieben Matthias - ein gutes und aufschlussreiches Review :top:

Ich hab den kleinen grĂŒnen Kerl auch mal testen und vergleichen können. Er ist wirklich sehr klangneutral und verpasst bereits gutem Ampsound keine eigene 'Nase'. Mir war der Drive allerdings des guten zuviel und im direkten Vergleich zu meinem persönlichen Liebling, dem Dano TO MKI gefiel mir dieser doch einen guten Tacken besser.

Nicht desto trotz ist der ODR-1 ein gutes Overdrivepedal und zeigt wieder mal das man nicht unbedingt viel Geld zahlen muss um gut zu klingen ;-)
 
Hab einen ODR-1-Klon gebaut (mit "Nobleman-Platine" von ToneclonePedals) - hat fĂŒr meinen Geschmack schon fast zu viel Gain, der Gainregler steht bei mir selten höher als bei 10-11 Uhr... - aber in der Einstellung sehr fein!
Wo mein Lieblings-OD, der Barber LTD, eher der smoothe Faserschmeichler ist, ist der ODR(-Klon) eher ein rotziges Rauhbein; ganz toll find ich den mit der Tele am Steg-PU fĂŒr so angzerrt-twangige Country-Rock/Southern-Rock-Töne (so Dan Baird/Georgia Satellites-Sachen beherrscht er perfekt!)
 
Hallo!

RomanS":2klh1p5f schrieb:
hat fĂŒr meinen Geschmack schon fast zu viel Gain, der Gainregler steht bei mir selten höher als bei 10-11 Uhr... - aber in der Einstellung sehr fein!

Das möchte ich gerne verstehen - Magman schrieb Àhnliches.

Was ist denn falsch daran, wenn der Gainregler halt ein wenig weiter links steht als sonst? Ist doch eigentlich egal, wie stark das Ding bei Anschlag rechts zerrt, oder?

Gruß

e.
 
Naja, wenn ein kleinerer Gain-Bereich ĂŒber den ganzen Potiweg aufgefĂ€chert ist, kann man viel feinfĂŒhliger einstellen (grad das schĂ€tz ich z.B. am Barber LTD so).
 
erniecaster":2syj8tfo schrieb:
Hallo!

RomanS":2syj8tfo schrieb:
hat fĂŒr meinen Geschmack schon fast zu viel Gain, der Gainregler steht bei mir selten höher als bei 10-11 Uhr... - aber in der Einstellung sehr fein!

Das möchte ich gerne verstehen - Magman schrieb Àhnliches.

Was ist denn falsch daran, wenn der Gainregler halt ein wenig weiter links steht als sonst? Ist doch eigentlich egal, wie stark das Ding bei Anschlag rechts zerrt, oder?

Gruß

e.

Hi Ernie,

ich wollte mit meiner Aussage da oben keineswegs die QualitÀt des Pedals mindern, ganz im Gegenteil. Um das aber etwas verstÀndlicher zu schreiben:
SelbstverstĂ€ndlich kann man mit dem ODR-1 auch crunchige Sounds erzeugen, man muss ja den Gainregler nicht ĂŒber 10 Uhr bewegen. Der Regler zeigte mir eben wie viel Gain der ODR-1 im GehĂ€use hat - das ist schon ne gute Portion. Das war mir selbst des guten allerdings zuviel. Die Dosierung meines TO gefiel mir besser, da finde ich meine Sounds fast ĂŒber den kompletten Regelweg des feinfĂŒhligen Gainreglers. Man darf hier aber nicht A mit B vergleichen, obwohl sich die beiden schon ein wenig Ă€hnlich sind - es sind beides sehr gute Overdrive Pedale die man zu einem sehr fairen Kurs bekommt ;-)
 

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