Orange TH30 Röhrentests

bwalde

Bekanntes Mitglied
26 Aug 2007
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In den letzten Tage habe ich ein wenig mit verschiedenen Vorstufenröhren experimentiert. Vielleicht nützen meine Tests ja jemandem, um einen Ansatz für eigene Experimente/Problemlösungen zu finden.

Gitarre: Jackson Kelly mit EMG81 + EMG85 Pickups
Verstärker: Orange TH30
Boxen: 1x12 Palmer mit Eminence Maverick + 2x12 Marshall mit G12T75

Der Verstärker ist folgendermaßen ab Werk bestückt gewesen:

Enstufe: 4 x JJ EL84
Vorstufe: JJ ECC83S auf clean
JJ ECC83S an V1 + V2 auf dirty
JJ ECC83S als Phaseninverter
JJ ECC81S im Effektweg

Das Problem:

Folgende Zeilen lesen sich wahrscheinlich negativer, als sie tatsächlich sind. Der Orange TH30 ist ein vielseitiger Amp, der toll klingt.

Der cleane Kanal zerrt schon ab bereit zirka 9 Uhr. (Auch mit gezähmteren Pickups wie z.B. den Single Coils einer Fender American Standard). Die Lautstärke wächst beim sensiblen Drehen des Volumenknopfes sprunghaft an und ist nicht wirklich dosiert regelbar. Es rauscht ein wenig.

Der dirty Kanal hat zu viel Gain und neigt zum Matschen. Ab zirka 2 Uhr ist es schon zu viel des Guten und es kommen harsche, schrille, kratzige Obertöne hinzu. Der Gainknopf reagiert sehr sensibel und die Dosierung fällt dadurch bedingt schwer. Auch hier zeigt sich das gleiche Verhalten bei unterschiedlichen Gitarren.


Der Weg:

Ein 6 Wege EQ im Effektweg brachte deutliche Abhilfe, was das Gainmatschen angeht. Hier hatte ich die Bässe und die Höhen etwas abgesengt und die Mitten ein wenig angehoben. Somit ist der Amp auf jeden Fall schon einmal brauchbar.

Angefixt durch diverse Forenbeiträge habe ich mich dann daran gewagt, verschiedene Röhren an verschiedene Positionen zu testen. Dazu hatte ich mir JJ 5751, TT 12AX7 V1, TT 12AT7 V1 und Mullard 4024 bestellt.

Here we go:

Gemessen haben hier meine Ohren beim Spielen und etwas später beim Auswerten von Audioaufnahmen.

Clean: Die TT 12AT7 klang genau so wie die JJ ECC83S und zeigte kaum Unterschiede. Es zerrte bereits ab 9 Uhr und ein Rauschen war ebenso ein wenig wahrzunehmen.

Die JJ 5751 zähmte die Verzerrung. Clean blieb bis zirka 12 Uhr clean. Somit möchte ich von einer Verbesserung sprechen.

Die Mullard 4024 brachte es dann. Clean bleibt clean bis 3 Uhr. Die
Lautstärke entwickelt sich auch etwas verhaltener, was positiv zu
bewerten ist, da nun eine vernünftige Regelung möglich ist. Sie rauscht
minimal mehr als die JJ 5751, aber deutlich weniger als die JJ ECC83S.

Was die Dynamik angeht, so konnte ich keine groĂźen Unterschiede
feststellen, was natĂĽrlich auch an den heissen Pickups liegen kann.


Dirty: JJ 5751 (V1), JJ 12AX7 (V2). Diese Kombination brachte etwas weniger Gain, die Nebengeräusche stiegen an.

JJ 5751 (V1), TT 12AX7 (V2). Es wird etwas lauter, der Matsch wird etwas weniger, klingt aber immer noch undifferenziert in den Obertönen.

TT 12AT7 (V1), TT 12AX7 (V2). Es bleibt laut, die Nebengeräusche nehmen ab und es klingt weniger harsch. Die 12AT7 ist bei hohen Lautstärken leicht mikrofonisch gewesen.

Mullard 4024 (V1), TT 12AX7 (V2). Es rauscht weniger. Es klingt etwas differenzierter als mit der JJ 5751.


FX Loop: Hier hatte ich keine Probleme und die JJ ECC83S belassen, wo sie ist.


Phaseinverter: Hier tat sich noch einmal eine Menge – nur zwischen der JJ ECC83S, der TT 12AX7, TT12AT7 konnte ich keinen Unterschied feststellen.

Die Mullard rauschte an dieser Position, reduzierte dafĂĽr aber nochmals das Gain.

JJ 5751 diese Röhre hat sich bewährt. Kein Rauschen mehr und Reduktion der Verzerrung.

Ich habe noch diverse Zwischenkombinationen getestet, die sich klanglich aber nicht unbedingt besser in meinen Ohren präsentieren konnten.


Die Lösung: Ich habe jetzt einen cleanen Cleansound, bei dem sich die Lautstärke regeln lässt, der dennoch crunch werden kann und im Dirtychannel eine obertonreiche, differenzierte Verzerrung bei wenig Nebengeräuschen, die auch Darkpowerchords tiefergestimmter Gitarren detailreich auflösen kann. Es ist erstaunlich wie sensibel der Klang nun auf Änderungen am Vulomenpoti an Gitarre reagieren. Hier geht es nun von fast noch clean bis zur Metalkelle. Allerdings ist der Sound relativ basslastig.

Clean: Mullard 4024
Dirty: Mullard 4024 (V1)
TT 12AX7 V1 (V2)
FX-Loop: JJ ECC81S
Phaseinverter: JJ 5751

Den Bassanteil bekommt man mit dem Shaperegler ganz gut in den Griff oder wenn man es differenzierter mag mit dem EQ.

Fazit: Das T
esten hat mehr Spass gemacht als vermutet und hat mir einen verdammt guten Sound beschert. Der zeitliche und pekunäre Aufwand haben sich definitv gelohnt.
 
Danke für den Test! Ich hatte schon weit über 100 verschiedene Vorstufenröhren und na klar sind sie ganz entscheidend an der Soundformung beteiligt. Diejenigen, die am wenigsten Erfahrung damit haben, äußern ihre Zweifel daran in aller Regel am lautesten.
 
Ist auf jeden Fall ein spannendes Thema. Leider lässt sich nicht pauschalisieren, wo welche Röhre am besten klingt. Is schon verrückt, wieviel Zeit man hier verbrennen kann.
 

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