A/B-Tests

Woody

Power-User
16 Apr 2003
2.942
2
36
Köln
Hallo zusammen,

ich zweifle mehr und mehr an der Sinnfälligkeit von A/B-Tests.
Angefangen bei mp3:
Ich könnte nicht beschwören, dass ich zwischen CD-Qualität und 256k-mp3 im A/B-Test sicher unterscheiden könnte.

Ich nehme aber in meinem Konsumverhalten einen klaren Unterschied wahr, je nachdem wie hochauflösend das Medium ist.
In mp3 tauche ich nicht so ab.
Höherauflösenden Medien kann ich länger konzentriert zuhören.
Zuverlässig und reproduzierbar.

Was sagt mir dann der A/B-Test?
Das ich Unterschiede wahrnehme, die ich nicht wahrnehmen kann?
Na danke.

Ebenso mit Gitarrenkrams.
Es gibt Clones von diesem und jenem, und ich habe Pedale, von denen Leute behaupten würden, ich könne sie im A/B-Test nicht unterscheiden und deswegen sei der billige Klon die richtige Wahl.
Wiederum stelle ich aber fest, dass ich zwar Einstellungen kopieren kann, so dass ich im direkten (A/B-) Vergleich Mühe haben würde, reliabel zu nennen, über welches Pedal ich z.B. gerade spiele.
Wenn ich aber anfange, Knöppe zu drehen und zu gucken, welches Pedal mich mehr inspiriert und anmacht,
dann unterscheiden sich die Pedale oft plötzlich gewaltig.

Ich finde A/B-Tests in Zusammenhang mit Musik und Musikequipment zunehmend belanglos und nichtssagend.

Wie seht Ihr das?

Viele Grüße,
woody
 
Unterschiedlich ... kommt darauf sn, was ich will.
Wenn es darum geht sich inspirieren zu lassen, ist ein A/B Vergleich natürlich nur mit diesem Parameter sinnvoll, da gibt es nix zu messen außer eben der Inspiration.
Wenn es um Sound beim Publikum abliefern geht, dann muss man sich nach dem Publikum richten. Was will es sehen um fette Gitarren zu hören, was muss ed tatsächlich hören.
Wenn es ums aufnehmen geht, finde ich technische A/B Vergleiche tatsächlich spannend. Ich muss hier eh mit Kompromissen arbeiten, da suche ich im Einzelnen gerne den mit dem besten Preis/Leistungs Verhältnis.
 
bei Amps/Pedalen kommt es viel mehr auf das Feeling an als auf den reinen Ton, also die Ansprache und Interaktion. Ganz krass ging mir das mal bei einem Delay Vergleich. Ich habe verschiede analoge Delays miteinander vergleichen und bei einem immer wieder festgestellt das es die ganze Art der Tonformung und Interaktion mit dem Amp verändert, das war der Memory Man, es ist nicht so sehr das Delay selbst sondern da war einfach insgesamt mehr Ton im Raum, warum auch immer......

Das Gleiche mit meinem uralten TS 808, ich habe Dutzende "bessere" Tubescreamer hier (oder auch gehabt), mit True Bypass und hör mir auf, aber den alten Frosch in einen Fenderamp und der Ton ist einach rund, passt wie A auf E. Wahrscheinlich einfach ein glücklicher Zufall, nicht gewollt aber passiert - und offensichtlich nicht reproduzierbar...nicht mit dem gleichen Chip oder sonst was, selbst mein nur 2 Jahre älterer TS-9 kriegt das nicht hin....
 
Hallo!

Du zweifelst nicht am A/B Test. Du stellst nur gerade fest, dass die Tests zu oberflächlich sind.

Gruß

erniecaster
 
Woody schrieb:
Es gibt Clones von diesem und jenem, und ich habe Pedale, von denen Leute behaupten würden, ich könne sie im A/B-Test nicht unterscheiden und deswegen sei der billige Klon die richtige Wahl.

Genau die gleiche Erfahrung mach ich gerade:
Spiel seit Jahren ein OCD und hab mir jetzt aus Neugierde 2 Klons davon (ein Harley Benton Ultimate drive und ein Mooer Hustle Drive) besorgt.
Im A/B kein Unterschied, usw. usf.

Mag sein, wenn man gewisse Settings aufnimmt und dann abhört, aber beim Spielen ist der Unterschied für mich eindeutig und eigentlich immens...
 
Woody schrieb:
Ich finde A/B-Tests in Zusammenhang mit Musik und Musikequipment zunehmend belanglos und nichtssagend.

Wie seht Ihr das?

Viele Grüße,
woody

Ich bin da in weiten Teilen bei Dir!

Für unsere Frauen ist meist kein Unterschied zwischen A und B hörbar. Na klar - sind auch Frauen :roll: denkt mancher da vielleicht. Die interessiert das auch nicht.
Aber hinter dem berühmten Vorhang wird es auch für die Interessierten oft verdammt schwer, Unterschiede allein beim Hören auszumachen. Warum? Weil da jemand anderes spielt!
Das Dingen ist: Das Hören nur ein kleiner Teil des Erlebnisses. Der Spaß entsteht bei etwas, was ich RESPONSE nennen würde. Die Interaktion von dem, was ich rein gebe und dem, was ich als Antwort bekomme, macht mich an!
Diese Erlebnisse sind selbst für erfahrene, sensible Menschen nur schwer zu verbalisieren und sie sind, wie Zuneigung oder Liebe, absolut nicht übertragbar.
 
erniecaster schrieb:
Du zweifelst nicht am A/B Test. Du stellst nur gerade fest, dass die Tests zu oberflächlich sind.

Ich glaube, das Problem ist tatsächlich grundsätzlicher Natur.
In A/B-Tests lässt sich möglicherweise "belegen", dass analoge Master, 16bit Wav und 256k mp3 keinen Unterschied nicht unterscheidbar "sind".
Wenn ich mit den Dingen eine zeitlang "lebe", stelle ich aber einen Unterschied in meinem Umgang mit den Dingen fest, also "mache" ich Unterschiede.

Möglicherweise sind A/B-Tests hier einfach falsch.

Viele Grüße,
woody
 
Woody schrieb:
erniecaster schrieb:
Du zweifelst nicht am A/B Test. Du stellst nur gerade fest, dass die Tests zu oberflächlich sind.

Ich glaube, das Problem ist tatsächlich grundsätzlicher Natur.
In A/B-Tests lässt sich möglicherweise "belegen", dass analoge Master, 16bit Wav und 256k mp3 keinen Unterschied nicht unterscheidbar "sind".
Wenn ich mit den Dingen eine zeitlang "lebe", stelle ich aber einen Unterschied in meinem Umgang mit den Dingen fest, also "mache" ich Unterschiede.

Möglicherweise sind A/B-Tests hier einfach falsch.

Viele Grüße,
woody

Nachdem ich meine gesamte Diskografie gerippt und auf Festplatte gebracht habe, habe ich nahezu aufgehört, Musik zu hören. Ich kann es nicht erklären.
Ich würde den Unterschied zwischen einer gut gerippten MP3 und einer CD nicht hören können. Dennoch habe ich keine Lust, mir zuhause Musik als MP3 anzuhören.
MP3 ist Musik to go. Geht im Auto - aber nicht im Wohnzimmer.

Ich habe übrigens auch ein schönes Beispiel, bei dem der Höreindruck klasse, aber das Feel blöd ist: Mein Eleven Rack macht im Mix mit anderen Instrumenten für mein Ohr das beste Bild. Spielt sich aber doof.
 
Bedarf feststellen (wird oft nicht gemacht...), im Netz Vorauswahl treffen, dabei auf die Meinung von Forenexperten pfeifen, dann kaufen, zu Hause rumprobieren, dann in der Band benutzen. Selber mit persoenlichem Restequipment in der angepeilten musikalischen Zielkonstellation benutzen. Was da funktioniert, funktioniert. Alles andere ist nach meiner bescheidenen Erfahrung Bloedsinn.

Was fuer jemand anders mit dessen Restequipment in dessen musikalischer Zielkonstellation funktioniert, ist irrelevant.
 
ferdi schrieb:
Bedarf feststellen (wird oft nicht gemacht...), im Netz Vorauswahl treffen, dabei auf die Meinung von Forenexperten pfeifen, dann kaufen, zu Hause rumprobieren, dann in der Band benutzen. Selber mit persoenlichem Restequipment in der angepeilten musikalischen Zielkonstellation benutzen. Was da funktioniert, funktioniert. Alles andere ist nach meiner bescheidenen Erfahrung Bloedsinn.

Was fuer jemand anders mit dessen Restequipment in dessen musikalischer Zielkonstellation funktioniert, ist irrelevant.

Hallo!

Du hast was vergessen: mindestens ein halbes Jahr abwarten, ob sich der Sturm der Begeisterung legt.

Gruß

e.
 
Meinem Verständnis nach geht es hier nicht darum, wie man am besten Equipment testet (ich fände es auch anmaßend, gerade woody zu sagen wie er das machen soll).

Sondern es geht darum, dass man Unterschiede wahrnimmt oder wahrzunehmen meint oder sonstwie Unterschiede "macht" die eigentlich angeblich gar nicht "sind" oder sein dürften.

Es gibt für den Menschen keine vom Menschen selbst trennbare Sichtweise der Welt. Das Festhalten an z.B. den Messungen eines Oszilloskops oder sonstigen wissenschaftlichen Methoden, Unterschiede objektiv zu greifen, ist hübsch wenn es um Mathematik geht, also auf einer sich selbst strukturierenden Abstraktionsebene.

Aber das auf die Welt der Wahrnehmungen zu übertragen und zu glauben, man könne oder dürfe nicht wahrnehmen, was mathematisch nicht existiert ist menschen- und realitätsfremd. Denn Mathematik ist nicht Realität sondern nur eine von möglichen Abbildungsversuchen derselben.

Menschen also die einerseits kritisch sind aber andererseits auch auf eigentlich vernachlässigbare Feinheiten reagieren, nehmen also etwas wahr - bewusst oder nicht. Etwas was eigentlich laut Datenblatt oder Klemmbrett, laut Taschenrechner oder Oszilloskop nicht da ist oder irrelevant sein sollte.

Und das finde ich gut und letztlich nicht verwunderlich, denn Mensch und Musik sind hoffentlich nicht dasselbe wie Taschenrechner, Klemmbrett, Datenblatt oder Oszilloskop.

Wer das merkwürdig findet oder diese Art der Wahrnehmung als Einbildung ablehnt, hat einen beschränkten Horizont, weil er darauf angewiesen ist, immer nur das zu glauben was der Stand der Technik gerade zu beweisen hergibt. Morgen erfinden wir vielleicht ein feineres, ganz anderes Messgerät und das wird dann abbilden können, warum diese oder jene Feinheiten vorher nur so wabernd erahnt aber nicht kategoriell benannt und quantifiziert werden konnten.

Ich gebe zurück ins Sendezentrum.
 
Woody schrieb:
In A/B-Tests lässt sich möglicherweise "belegen", dass analoge Master, 16bit Wav und 256k mp3 keinen Unterschied nicht unterscheidbar "sind".
Wenn ich mit den Dingen eine zeitlang "lebe", stelle ich aber einen Unterschied in meinem Umgang mit den Dingen fest, also "mache" ich Unterschiede.
Oder Du hast beim Erstkontakt "den Unterschied gemacht" und kehrst zum Ursprung zurück? ;-)

Man weiß nicht, wie das menschliche Gehirn Musik verarbeitet.

Wenn die Frau/Freundin am Telefon 'Hallo' sagt, weißt 'Mann' sofort was los ist.
Für den studierten Toningenieur ist das nur ein Schallfeld.
Und für den MP3-Geek ein Algorithmus.


Zum Thema Digitalisierung ist der Artikel interessant:
http://www.newscientist.com/article/dn23143-musical-brains-smash-audio-algorithm-limits.html?full=true&print=true#.U1U6R8cpOg4
In einem Versuch konnten Musiker wesentlich besser Tonhöhen und -längen unterscheiden, als gängige Modelle/Algorithmen es unterstellen.
Heißt: Das Modell arbeitet nicht genauso wie das menschliche Hirn.
Der Faktor Empfinden spielte in diesem Versuch keine Rolle.


@W°°
"Response" gefällt mir auch.

Gruß,
 
Hi,

Woody schrieb:
Hallo zusammen,
...Ich nehme aber in meinem Konsumverhalten einen klaren Unterschied wahr, je nachdem wie hochauflösend das Medium ist.
In mp3 tauche ich nicht so ab.
Höherauflösenden Medien kann ich länger konzentriert zuhören.
Zuverlässig und reproduzierbar....
woody


die Psyche spielt eben auch eine große Rolle, deswegen macht man ja auch sinnigerweise (Doppel)verblindete Studien. Wenn Du den Kopfhörer auf hast und nicht weißt ob da eine MP3 oder eine CD abgespielt wird gibt es auch keinen Unterschied im Abtauchen und der Konzentration....


Woody schrieb:
Wenn ich aber anfange, Knöppe zu drehen und zu gucken, welches Pedal mich mehr inspiriert und anmacht,
dann unterscheiden sich die Pedale oft plötzlich gewaltig.
Viele Grüße,
woody

Da geht es dann auch um viel mehr als um den A/B Test "klingt das gleich?" Da spielen viele Faktoren eine Rolle "objektive" wie Unterschiede im Handling, bzw. der Benutzerfreundlichkeit, und "subjektive" wie die Farbe, das Logo, Design, Konnotation....

Wenn es darum z.B. darum geht zu zeigen, dass Röhre X genauso klingt wie Röhre Y (oder doch anders?) dann reicht mir auch ein einfacher A/B Test. Der technische Inhalt meines Amps interessiert mich nämlich nicht. Wenn es aber z.B. um die Frage "welchen Amp kaufen" oder Modeller vs "echter" ginge dann würde mir ein einfacher Soundvergleich auch nicht reichen.

Viele Grüße,
Gerold
 
gigi schrieb:
die Psyche spielt eben auch eine große Rolle, deswegen macht man ja auch sinnigerweise (Doppel)verblindete Studien. Wenn Du den Kopfhörer auf hast und nicht weißt ob da eine MP3 oder eine CD abgespielt wird gibt es auch keinen Unterschied im Abtauchen und der Konzentration....

Eben das halte ich für Unsinn.
Mir ging es ähnlich wie Walter.
MP3 täglich benutzt, um irgendwann festzustellen, dass man den Spaß dran verloren hat, wo es mit CDs oder Schallplatten doch noch funktioniert.
Das hat nichts mit Hörerwartungen oder Voreingenommenheit zu tun,
das sind Beobachtungen ex post.
Mir fallen Unterschiede auf, vor allem in Bereichen, in denen ich sie nicht erwartet hätte, nämlich in meinem Konsumverhalten.
Wer mir da Präkonzeptionen oder Expectation-Bias vorwerfen will, redet in meinen Augen dummes Zeug.


gigi schrieb:
Wenn es darum z.B. darum geht zu zeigen, dass Röhre X genauso klingt wie Röhre Y (oder doch anders?) dann reicht mir auch ein einfacher A/B Test. Der technische Inhalt meines Amps interessiert mich nämlich nicht.

Das würde ich auf Grund meiner voherigen Beobachtungen bestreiten.
Wenn sich Röhren unterscheiden, dann sehr wohl auch im optimalem Arbeitspunkt und wie sie sich dort verhalten.
Und das heißt Knöppe drehen, eine Weile damit Leben und gucken, wie sich das Gesamtsystem anfühlt.


Musiker, denen A/B-Tests zum Glaubensbekenntnis gehören sind mir jedenfalls mittlerweile suspekt.
A/B-Tests sagen uns etwas über unsere momentane kognitive Unterscheidungsfähigkeit,
aber nichts über unser emotionales Langzeiterfahren.
Und Musik ist eine emotionale Geschichte, und nicht nur für die Kognition gemacht.

Interessanter Weise bin ich gestern über das hier gestolpert,
das menschliche Gehör funktioniert also nicht wie die Fourier-Analyse, wie bisher wissenschaftlich häufig angenommen.
:shrug:


Viele Grüße,
woody
 
Das schwierige an der ganzen Sache finde ich die Abhängigkeit von der Tagesverfassung. Was mir heute gefällt bzw. "Besser" klingt ist morgen ganz anders.
Die Beobachtung mit den mp3s hab ich noch nicht machen können. Angeblich ist es für das Gehirn anstrengend die fehlenden Bestandteile eines mp3s zu ergänzen (Obertöne o.ä.??) und daher ermüdender als .wav oder analog horchen.
Das ist allerdings keine überprüfte wissenschaftliche Aussage.

Nun denn.

Ich finde A/B Vergleiche anstrengend und unergiebig.

Lg
Auge
 
Ich fall bei den meisten A/B Vergleichen durch.

Beim Spielen meine ich subjektiv den Unterschied wahrzunehmen...

Selbsttäuschung - vielleicht.... Da Musik zu 95 % eine emotionale Angelegenheit ist, halte ich Selbsttäuschung für legitim.
 
Moin,

niemand geht m.E. ohne eine eigene Zielsetzung an einen A/B Vergleich heran (sonst wäre eine Teilnahme am Selbigen auch unsinnig).
Man will ein Ergebnis, am besten eines, dass seinem eigenen Vorurteil entspricht.
Und hier geht das Elend eigentlich los:
Da ist einmal der Vergleich, der zusätzlich andere Sinne mit einbezieht (meistens optische).
Schon hier ist unbeeinflusstes Hören nicht mehr möglich. Mal ganz plump ausgesprochen: "Das Hübschere muss auch besser klingen"!

Selbst bei Blindtests rastet das Gehör gerne in bestimmte akustische Teilbereiche ein, wobei gleichzeitig bei vielleicht wichtigen Bereichen die Konzentration nachlässt. Das ganze hat auch viel mit der Tagesverfassung und gerade vorherrschenden Vorlieben zu tun.

Mal ein Beispiel aus meiner High End Zeit: Ich experimentierte mit der Aufstellung meiner Lautsprecherboxen. Hierbei versteifte ich mich unmerklich zunehmend auf die Staffelung eines aufgelegten Orchesters und die Basswiedergabe. Zu mehr war ich mental gar nicht in der Lage. Als die ideale Speakerposition gefunden schien, bemerkte meine anwesende Holde, dass die Musik plötzlich irgendwie so schlapp klänge.

Ich "kalibrierte" also meine Ohren neu...und sie hatte Recht!

Das mit dem AB Testen kann nach meinem Empfinden einen wirklich wahnsinnig machen. Je mehr man eintaucht, um so mehr wird man verwirrt bzw. beeinflusst.

Ich versuche inzwischen mir ganz plump etwas anzuhören. Entweder es gefällt oder eben nicht. Dieses "da geht vielleicht noch was" versuche ich auszublenden. Gerade Musik ist ein emotionales Erlebnis. Entweder es berührt einen oder eben nicht. Analyse hat da nichts zu suchen!

Und, wie schon geschrieben stand, nach einem halben Jahr (leicht übertrieben) weiß man dann erst wirklich, ob es einem gefällt.
 
Woody schrieb:
gigi schrieb:
die Psyche spielt eben auch eine große Rolle, deswegen macht man ja auch sinnigerweise (Doppel)verblindete Studien. Wenn Du den Kopfhörer auf hast und nicht weißt ob da eine MP3 oder eine CD abgespielt wird gibt es auch keinen Unterschied im Abtauchen und der Konzentration....

Eben das halte ich für Unsinn....
Mir fallen Unterschiede auf, vor allem in Bereichen, in denen ich sie nicht erwartet hätte, nämlich in meinem Konsumverhalten.
Wer mir da Präkonzeptionen oder Expectation-Bias vorwerfen will, redet in meinen Augen dummes Zeug.

Hi Woody,
vorwerfen will ich dir gar nichts.

Aber was Du für "dummes Zeug" hältst ist in der Psychologie schon lange in zahlreichen Untersuchungen bewiesen - sofern wir nicht aneinander vorbei reden.
Meine Aussage ist: wenn Du nicht weißt was abgespielt wird und auch keinen Unterschied hörst wirst du auch keinen Unterschied im Verhalten... feststellen können, der sich sicher der einen oder anderen Tonquelle zuordnen läßt.
Wenn Dich Schallplatten und CDs mehr reizen als MP3 dann hat das meines Erachtens wenig bis nichts mit einem A/B Test im Sinne der Frage ob man zwischen MP3 und CD einen Unterschied wahrnehmen kann zu tun.

Woody schrieb:
gigi schrieb:
Wenn es darum z.B. darum geht zu zeigen, dass Röhre X genauso klingt wie Röhre Y (oder doch anders?) dann reicht mir auch ein einfacher A/B Test. Der technische Inhalt meines Amps interessiert mich nämlich nicht.

Das würde ich auf Grund meiner voherigen Beobachtungen bestreiten.
Wenn sich Röhren unterscheiden, dann sehr wohl auch im optimalem Arbeitspunkt und wie sie sich dort verhalten.
Und das heißt Knöppe drehen, eine Weile damit Leben und gucken, wie sich das Gesamtsystem anfühlt.

Wie bist zu zu der Beobachtung gekommen, etwa durch Vergleichen = A/B-Test? ;-)

Aber im Ernst - wahrscheinlich hat jeder seine eigene Meinung wann und wo Soundvergleiche sinnvoll sind. Und für mich und meine Ohren ist das bei Röhren halt nicht der Fall, für mich klingt mein Amp mit den billig Röhren nicht (wesentlich) anders als vorher - aber das ist ein anders und weites Thema und außerdem höre ich die Grillen im Garten auch nicht.

Woody schrieb:
A/B-Tests sagen uns etwas über unsere momentane kognitive Unterscheidungsfähigkeit,
aber nichts über unser emotionales Langzeiterfahren.
Und Musik ist eine emotionale Geschichte, und nicht nur für die Kognition gemacht.

A/B Tests (wie ich es hier verstehe als z.B. Vergleich ob es einen Klangunterschied zwischen A und B gibt) sind auch nur sinnvoll um einen einzelnen Parameter zu vergleichen. Und das Ergebnis hängt natürlich auch von unserer momentanen Verfassung ab und kann an unterschiedlichen Tagen unterschiedlich ausfallen, weshalb man solche Test ja auch sinnigerweise mit unterschiedlichen Testern und an mehreren Tagen machen muß. Wenn es um Emotionen, Vorlieben, persönliche Einstellungen geht ist ein solcher Test sicher fehl am Platz

Wenn z.B. das Testergebnis zeigt, dass in einer Aufnahme niemand den Modeling Amp XY und das Vollröhrenoriginal unterscheiden kann (und der Test adäquat ausgeführt wurde...) kann ich daraus natürlich nicht schließen, dass meine Zufriedenheit mit beiden Amps gleich groß wäre und es egal ist welchen ich kaufe.

Auch ich bin der Meinung, dass A/B Tests in der Musik oft keine wirkliche Aussagekraft haben, weil es hier in der Regel eben um mehr geht als einen einzelnen Parameter. Und weil z.B. Klangunterschiede die man bei stärkster Aufmerksamkeit im Direktvergleich unter optimalen Bedingungen wahrnimmt im Proberaum und auf der Bühne verschwinden
Und weil Musik eine emotionale Sache ist
Und weil auch Musiker nicht frei von Einflüssen durch Werbung, Vorbilder, ... sind und auch das Zufriedenheit, Feeling und Inspiration beeinflusst.


Viele Grüße, Gerold
 
gigi schrieb:
Woody schrieb:
gigi schrieb:
die Psyche spielt eben auch eine große Rolle, deswegen macht man ja auch sinnigerweise (Doppel)verblindete Studien. Wenn Du den Kopfhörer auf hast und nicht weißt ob da eine MP3 oder eine CD abgespielt wird gibt es auch keinen Unterschied im Abtauchen und der Konzentration....

Eben das halte ich für Unsinn....
Mir fallen Unterschiede auf, vor allem in Bereichen, in denen ich sie nicht erwartet hätte, nämlich in meinem Konsumverhalten.
Wer mir da Präkonzeptionen oder Expectation-Bias vorwerfen will, redet in meinen Augen dummes Zeug.

Hi Woody,
vorwerfen will ich dir gar nichts.

Aber was Du für "dummes Zeug" hältst ist in der Psychologie schon lange in zahlreichen Untersuchungen bewiesen - sofern wir nicht aneinander vorbei reden.
Meine Aussage ist: wenn Du nicht weißt was abgespielt wird und auch keinen Unterschied hörst wirst du auch keinen Unterschied im Verhalten... feststellen können, der sich sicher der einen oder anderen Tonquelle zuordnen läßt.

Was aber, wenn das Verhalten sich dennoch ändert? Ich bin kein Gegner der Technik. Ganz und gar nicht! Aber bei mir war es so.
Ich würde im A/B Vergleich direkt vielleicht keine Unterschiede zwischen CD und MP3 ausmachen können. Aber ich weiß in manchen Situationen plötzlich und ohne Zweifel, was ich an MP3 abstößt.
Heute stand ich im Stau und hörte Gitarrenmusik. Im allgemeinen Straßenlärm wurden die Hochmitten und Höhen so unangenehm dicht und aufdringlich, dass ich unweigerlich die Musik leiser machen musste.
Ich kann es eben nicht IMMER feststellen, aber es gibt Momente, da fühle ich mich angestrengt, belästigt.
Wissenschaftliche Untersuchungen können nur Ergebnisse innerhalb ihrer Parameter erbringen.
 
Hi Walter,

nachdem ich Woodys vorletzten Beitrag gelesen habe gehe ich davon aus, dass wir von mindestens 3 unterschiedlichen Dingen sprechen.

Ich von einem wissenschaftlichen herangehen (verblindet, mehrere Tester unterschiedliche Zeitpunkte...) Das kann helfen möglichst objektive und sichere Ergebnisse zu liefern, z.B. "Mythen" zu stürzen oder auch zu bestätigen -> wenn in so einem Vergleich deutlich wird, dass der Klang einer Gitarre unter der Bedingung X nicht (oder eben doch) von dem unter der Bedingung Y zu unterscheiden ist. Solche Fragestellungen gibt es hier zu Hauf - Röhre X vs Röhre Y, Holz "einschwingen", und was weiss ich noch alles. Hier geht's dann aber tatsächlich nur um einen Parameter und die Frage Unterschied ja oder nein - ohne weitere Bewertung.

Woody von einem Test (Lautsprecherposition) bei dem er selbst verändert und einfach nur vergleicht was ihm besser gefällt, also einem "homemade A/B Test", der natürlich subjektiv ausfällt und bei dem man sich auch "verrennen" kann.

Dann noch über den Bereich, der einem Test eh nicht zugänglich ist, da geht's dann um subjektives, persönliches und kaum auf andere Übertragbares, um Bewertungen z.B. um "gefällt mir", inspiriert mich... Man kann in einem Test herausfinden dass A anders klingt als B aber wer will denn festlegen dass A !besser! klingt als B. Das kann man nur für sich tun und das "besser" kann sich schnell ändern. Mir geht es übrigens so, dass ich immer wieder alte Platten auflege und mich an der ganzen Autentizität erfreue, am Knistern und Brazzeln. das hat m.E. aber nichts mit A/B Test oder Klangwahrnehmung zu tun sondern mit Erinnerungen an vergangene Zeiten.....


Grüße, Gerold
 
gigi schrieb:
Mir geht es übrigens so, dass ich immer wieder alte Platten auflege und mich an der ganzen Autentizität erfreue, am Knistern und Brazzeln. das hat m.E. aber nichts mit A/B Test oder Klangwahrnehmung zu tun sondern mit Erinnerungen an vergangene Zeiten.....
Grüße, Gerold

Das wäre mal ein A/B Test: Der Plattenspieler spielt wirklich ab (A)
Der Plattenspieler läuft, aber aus den Lautsprechern kommt das MP3 der knisternden Aufnahme. (B)

Was mit da gestern im Auto von Giacomo Castellano (übrigens ein großartiger Gitarrist!) um die Ohren geflogen ist, da bin ich mir sicher, haben die niemals so gemischt. Das war das Ergebnis unkontrollierter Datenkompression.
 
W°° schrieb:
Aber ich weiß in manchen Situationen plötzlich und ohne Zweifel, was ich an MP3 abstößt.

Das wurde mal wieder sehr deutlich, heute bei mir.

Ich bin Vinylfreak. Ich habe seit mehreren Monaten ein Album auf mp3, das ich gerne höre. Vorwiegend im Auto. Jetzt dachte ich mir, die hörst Du so oft, wieso hast Du die nicht auf Vinyl? Also habe ich sie gekauft. Heute habe ich sie das erstemal gehört.

Es war wie eine andere Produktion! Luftiger, definierter, klarer, aber auch mit weniger Bums. Bestimmte Frequenzen traten hervor, andere wurden weniger überbetont.

Es sind 2 paar Schuhe.
 

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