von Gebrauchtpreisen und Verkäufern

Gerrit

Power-User
28 Jan 2006
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Hallo in die Runde,

ich möchte meine Erlebnisse der letzten Zeit schildern, die ich mit Verkäufen auf dem Gebrauchtmarkt hatte.

Kurz zu mir: Ich bin recht aktiver An- und Verkäufer und Marktbeobachter. Ich konnte mir, seit ich damit begonnen habe, gutes Equipment durch diverse Deals günstig erarbeiten. Zu diesem Zweck führe ich schriftlich Buch darüber, was ich zu welchem Preis an- und verkauft habe, bzw. wie sich die Preise für bestimmte Produkte entwickeln. Dabei lasse ich Gitarren allerdings aussen vor und konzentriere mich auf Verstärker, Effekte und Rack-Geraffel. So kann ich verhindern, dass ich zumindest kein Minusgeschäft mache. Das funktioniert recht gut.
Darüber hinaus versuche ich den Gesamtmarkt anhand der Preisentwicklung einiger ausgesuchter Produkte generell im Auge zu behalten. Das hat recht gut bisher funktioniert.

Ich nutze in der Regel drei Plattformen zum Verkauf. eBay, eBay-Kleinanzeigen und diverse Facebook-Gruppen. Dort weiss ich, woran ich bin und auf welche Weise ich Dinge präsentieren muss, um sie zeitig an den Mann zu bringen. Besonders der Anteil an Transaktionen deren Kontakt über Facebook hergestellt wurde, ist im letzten Jahr stark gestiegen. Die Preise sind hier relativ stabil gegenüber bspw. eBay. Dazu später mehr.

Ankäufe passieren über alle möglichen Kanäle. Aber auch hier sind besonders die eBay-Kleinanzeigen und Facebook weit vorne. Daneben nutze ich diverse Foren um Kontakte mit Verkäufern zu knüpfen.

Ich hatte schon einige interessante Deals und in letzter Zeit häufiger recht frustrierende Erlebnisse: Absprachen wurden nicht eingehalten, nachträglich geändert oder gar ganz gebrochen. Einmal hatte ich es gar mit einem Kollegen zu tun, der seine Meinung nachträglich änderte. Es dauerte eine Weile bis das bereits überwiesene Geld an mich zurück ging. In letzter Zeit habe ich das Gefühl es teils mit ignoranten Deppen zu tun zu haben. Die erzählen mir dann einen vom Pferd, um ihren (Ver-)Kaufsstandpunkt zu untermauern oder lügen einen gar dreist an. Das ist selbstredent nicht die Regel. Das Gros der Kommunikation läuft freundlich. Dennoch sind es die wenige Fälle die mich vor allem in letzter Zeit zur Weissglut treiben.

Da ich in der Vergangenheit besonders über die Kleinanzeigen im Guitarworld-Forum an solche Spezies geraten bin und besonders seltsame und teils schreckliche Erlebnisse hatte, versuche ich diesen Bereich besonders als Verkäufer zu meiden.

Darüber hinaus konnte ich durch meine Beobachtungen feststellen, dass der Gebrauchtmarkt nicht stringent auf die Feiertage und Ferienzeiten reagiert. Die Frage, ob der Gebrauchtmarkt bspw. in den zwei Monaten vor Weihnachten leerer wird und die Preise steigen, kann ich nicht abschließend beantworten. Nach Weihnachten kann man als Verkäufer die besten Geschäfte machen, klar. Die Preisentwicklung über das ganze Jahr gesehen ist jedoch zumindest nach meinen Beobachtungen nicht vorhersehbar. Es ist ein bisschen so, als wolle man das Wetter voraussagen.

Wenn ich mein Gesamtschaffen der letzten zwei Jahre versuche aus der Distanz zu betrachten, muss ich feststellen, dass sich das ganze nicht mehr lohnt. Nicht unbedingt finanziell, aber mir geht die Laune dabei mittlerweile abhanden. Ich habe schlicht und ergreifend keine Lust mehr mich mit der Sache auseinander zu setzen. Für jemanden, der eigentlich den Konflikt versucht zu meiden, hatte ich in den letzten Monaten zu viele Auseinandersetzungen.

VG,

Gerrit
 
Ich kaufe und verkaufe (in kleineren Rahmen z.B. Bodentreter) auch recht viel gebraucht und kann die allgemeine Tendenz, über den Verfall der Sitten oder Zunahme merkwürdiger Leute dabei zu klagen, nicht teilen.

Merkwürdige Erfahrungen hatte ich bisher selten und auch vor 15 Jahren schon. Das ist nicht häufiger geworden. Auf (beabsichtigt oder nicht) falsche Angaben hereingefallen bin ich in all den Jahren nur zwei Mal. Aber auch zwei Mal habe ich Leute getroffen, die mir einfach so ungefragt dann doch einen viel niederigen Preis oder ein anderes größeres Geschenk gemacht haben.

Das gleicht sich irgendwo aus.

Und auch bezogen auf bestimmte Anbieterplattformen kann ich für mich selber nur feststellen, dass es nette Leute und Spacken ungefähr gleichverteilt überall gibt, auch wenn gehäufte Zufälligkeiten mal kurzzeitig was anderes hochrechnen liessen.

Mein eigenes Kauf-/Verkaufstreiben lässt eher nach weil ich in bestimmte Sparten alles lohnenswerte Aussehende durchprobiert habe und schon am Optimum bin oder nahe genug dran für das tatsächliche Machen von Musik, was ich wieder verstärkt mache statt am Equipment herumzufeilen. Das hat vom Feilen enorm profitiert, aber jetzt ist gerade wieder Tun angesagt.
 
Als ich vor 30 Jahren meinen ersten Amp kaufte, konnte ich in den
Musikgeschäften einer Großstadt mit 500.000 Einwohnern gerade
mal zwischen 1/2 Dutzend Modellen wählen - natürlich auch, weil
mein Budget begrenzt war.

Und heute?
Nachdem ich über die Jahre kapiert habe, dass überwiegend im
Wohnzimmer gespieltes Markenequipment auch gebraucht noch
seeehr lange seinen Dienst tut, kaufe ich fast ausschließlich ge-
braucht und zwar über ebay-Kleinanzeigen:
+ Ich sehe sofort, ob der Verkäufer gepflegte Ware zu einem
vernünftigen Preis anbietet oder nicht.
+ Produkte bis ca. 150 € kaufe ich auch mal aus der Ferne,
sonst warte ich, bis ein Angebot im Radius von 1,5 Autostunden
um meinen Wohnort auftaucht. Ich fahre hin, probiere aus,
handele noch ein bisschen ...

In den meisten Fällen macht das Spaß und man lernt auch noch
einen netten Menschen mit denselben Vorlieben (Tone, Tone,
Tone ...) kennen.

Zum mit zeitlicher Verzögerung anschließenden Verkauf meiner
dann Gebraucht-Gebraucht-Geräte wende ich mich an einen
Musikalien-Händler in der Nähe, der fast ausschließlich Gebraucht-
geräte führt und deshalb immer zum Ankauf gegen Bares bereit ist.

Bei dieser Vorgehensweise verdiene ich niemals Geld - und wenn
dann sehr wenig - aber ich kann Qualität und günstigen Preis der
Ankäufe sicherstellen und den pot. Ärger beim Verkauf auf den
Händler abwälzen.

Verglichen mit vor 30 Jahren ist das der Equipment-Himmel-auf-
Erden.

Man kann merkwürdigen Leuten also auch einfach aus dem Wege
gehen.

Grüße R.
 
Ich habe zuletzt ja auch einiges An Gitarren und Effekten verkauft. Fast alles ist problemlos über die Bühne gegangen. Sei es in den Foren oder über Ebay-Kleinanzeigen.

Eine doofe Begebenheit gabs aber doch:

Ich habe meine Ibanez AS verkauft. Über Kleinanzeigen. Ich schicke dazu nach Angabe einer "richtigen" email-Adresse sowie der kompletten Anschrift eine "Proforma"-Rechnung per emial raus und nach Geldeingang wird dioe Ware verschickt.

Ok, Käufer schickt mir seine Daten, ich die Rechnung. Bekomme Freitags ne Meldung, es wäre überwiesen. Montag kein Geld da, Dienstag nicht, Mittwoch nicht. (Derweil scharrt schon ein zweiter Käufer mit den Hufen, will die Gitarre auch). Mittwoschs kriege ich Mail, dass Käufer A das Abends checken will.
Bekomme bis Donnerstag keine ANtwort. Also setze ich dem ne Frist, nachzuweisen, sonst würde an B verkauft. Keine ANtwort. Ich schreibe, dass ich jetzt B ne Rechnung schicke und den Kaufvertrag als nichtig betrachte. Keine Antwort.
Also die Gitarre an B verkauft, da war übrigens das Geld am gleichen Tag auf dem Konto.
Noch mal an A ne Mail geschickt, was da wohl schief gelaufen wäre ..... keine Antwort.

Es gibt schon merkwürdeige Zeitgenossen.
 
An sich verkaufe ich selten etwas. Wenn, dann passt es nicht zu mir ist aber aus meiner Sicht in gutem und gepflegtem Zustand. Im Prinzip fahre ich da bisher sehr gut. Es gibt jedoch zwei spacken an die ich mich noch erinnere. Der eine war angepisst dass ich in meiner ebay Anzeige "Oktav Schalter (an einem fuzz), Hendrix lässt grüßen" schrieb. Würde nicht nach Hendrix klingen. Ich hätte beschissen... Blabla...
Der andere versuchte Wochen lang den Preis nach erfolgreicher Abwicklung über ebay zu drücken. Das war mein 63 dynacord Jazz amp. Beim anspielen lief der einwandfrei und mir tat es schon wieder weh den herzugeben. Aber er stand 3 Jahre nur rum und wurde nicht genutzt. Also weg. Ich habe selten etwas so genau beschrieben aber es kamen unzählige Anmerkungen von Schalter kaputt über Sound grütze bis zu vollkommener verarsche. Für 160 EUR. Da verschenk ich es das nächste Mal an befreundete Musiker.
Letzteres habe ich übrigens mit 2 gitarren gemacht. Gutes Gefühl.
 
Hmm.
Ich räume gerade massiv auf und biete auf den einschlägigen Wegen einiges an, was bisweilen Verkäufer-Blues bescheren kann. Dabei kann ich aber eine höhere Spackenquote weder in Abhängigkeit von der Plattform noch im Zeitverlauf attestieren. Meine Schätzung würde besagen, dass einer (bis zwei) aus zehn ein Idiot ist, der sich nicht an Absprachen hält. Da ist am Freitag für Montagabend ein Termin in Köln gefixt, ich BRINGE dem Depp die Box in den Proberaum (so die Planung, derweil Absage an einen potentiellen Selbstabholer, weil man will ja fair play machen), immerhin ne halbe Stunde Fahrt, kann bei der Tour ja vielleicht noch nen Kumpel in der Nähe besuchen besuchen. Sonntag Nachmittag dann die Absage per SMS, hat gestern im Laden ne andere Box gefunden, ätsch. Ja, lieber Jo aus Köln, DU bist wohl ein Arsch, seh's ein ...
Irgendwie scheint es bei einigen Nasen überhaupt kein Gefühl mehr für Absprachen, Anstand, Fairness und was es sonst noch so an altmodischen Begriffen gibt, zu geben. Aber Du bist als Verkäufer am kürzeren Hebel. Außer drei Wochen massiven Durchfall zu wünschen kann man in der Situation wohl nicht viel machen, und nein, ich habe keinen Bock auf Anwälte, was auch immer sich rein juristisch da herbeizaubern ließe.

Dann gibt's in der Bucht natürlich noch die "ich ich ich ich will aber den Krempel in Deiner Auktion sofort kaufen!!!" Wenn man dann vorsichtig auf den Preis aus der letzten Auktion für das gleiche Zeug in schlechterem Zustand oder den noch im Juli (Ferienzeit!) für's selbe erzielten Preis verweist, hört man entweder nix mehr oder bekommt wie soeben geschehen den Hinweis, dass das ja total überteuert weil quasi Neupreis sei. Wir reden von 250 gegenüber 390 EUR bei einwandfreien Speakern ... Da fällt mir dann wieder der alte Mathelehrerwitz ein: "Ihr seid so unterirdisch, 80% haben ne 5!" "Aber Herr Lehrer, so viele sind wir doch gar nicht." Hat's halt nicht jeder so mit Zahlen.

An der Stelle ein großes Dankeschön an alle ehrlichen Käufer, die sich auch mal an ne Absprache halten, wenn das Teil vielleicht inzwischen in ner Auktion billiger zu haben gewesen wäre.
Und ein Dank an alle fairen Verkäufer, denen ich gebraucht quasi alles bei mir im Bereich Musik, Hifi oder Fotografie im Hausstand vorhandene verdanke - Sachen, die ich sonst gar nicht oder vor allem nicht in der Qualität hätte. Doch, Gebrauchtkauf kann Spaß machen, gibt noch genug ordentliche Anbieter. :top:

Good luck with your sales ...
 
muelrich schrieb:
Ich habe zuletzt ja auch einiges An Gitarren und Effekten verkauft. Fast alles ist problemlos über die Bühne gegangen. Sei es in den Foren oder über Ebay-Kleinanzeigen.

Eine doofe Begebenheit gabs aber doch:

Ich habe meine Ibanez AS verkauft. Über Kleinanzeigen. Ich schicke dazu nach Angabe einer "richtigen" email-Adresse sowie der kompletten Anschrift eine "Proforma"-Rechnung per emial raus und nach Geldeingang wird dioe Ware verschickt.

Ok, Käufer schickt mir seine Daten, ich die Rechnung. Bekomme Freitags ne Meldung, es wäre überwiesen. Montag kein Geld da, Dienstag nicht, Mittwoch nicht. (Derweil scharrt schon ein zweiter Käufer mit den Hufen, will die Gitarre auch). Mittwoschs kriege ich Mail, dass Käufer A das Abends checken will.
Bekomme bis Donnerstag keine ANtwort. Also setze ich dem ne Frist, nachzuweisen, sonst würde an B verkauft. Keine ANtwort. Ich schreibe, dass ich jetzt B ne Rechnung schicke und den Kaufvertrag als nichtig betrachte. Keine Antwort.
Also die Gitarre an B verkauft, da war übrigens das Geld am gleichen Tag auf dem Konto.
Noch mal an A ne Mail geschickt, was da wohl schief gelaufen wäre ..... keine Antwort.

Es gibt schon merkwürdeige Zeitgenossen.

Kenne ich irgendwoher ... Auch wenn bei mir das "Geschäft" letztendlich doch über die Bühne ging.
ICH überweise i.d.R. SOFORT.
 
Meine Erfahrung ist, dass man mit allem rechnen muss:

- Betrüger, die u.a. eine bisher unbekannte Masche ausprobieren, ich aber nicht in ihrem Sinne reagiert habe
- Interessenten, die irgendetwas in der angebotenen Richtung suchen, und ebenfalls zig andere Anbieter kontaktiert haben
- Blender/Verwirrte/Spekulanten, die meinen, dass das angebotene Teil viel zu teuer/uninteressant für andere/überholt/angeblich falsch beschrieben sei und einen gnadenlos im Preis drücken wollen

usw. Die schicken nach meiner ersten Antwort auch keine weiteren Nachrichten mehr - so ich den erst- und drittgenannten Spinnern überhaupt antworte.

Irgendwann habe ich mich über solche Leute nur noch belustigt gewundert, auf was für abstruse Ideen doch manche kommen.


Ansonsten merke ich normalerweise recht schnell, ob ich mit meinem Gegenüber einen Kauf/Verkauf/Tausch durchführen möchte, oder der andere einfach zu kompliziert, unangebracht pedantisch oder falsch ist, oder Märchen erzählt etc..

Und wenn man öfter Gebrauchtes erwirbt und verkauft, meidet man eben zukünftig solche Leute. Von denen gibt es überall welche, leider auch hier in GW.
 
Also ich sehe das so:

Der Gerrit hat Recht mit seiner Beobachtung/Einschätzung; aber jeder andere von euch auch. Zumal: alle erzählen IHRE EIGENEN Erfahrungen, bzw. basieren eine Schlussfolgerung darauf.

Ich habe (auch) nur wenig schlechte oder "doofe" Erfahrungen gemacht. MEINE meisten Erfahrungen, in beide Richtungen - Kauf/ Verkauf - sind gut bis sehr gut.
Selten habe ich lange auf (m)einen Kauf warten müssen, und meine Verkäufe wurden ausnahmslos als "super schnell geliefert" bewertet; wie auch meine Bezahlungen. Wo war hier nochmal die Schulterklopfmachine? Ah da! Hinbeweg-und-druntergestellt.

Ich glaube jedoch schon, dass sich -trotz der meisten positiven Schilderungen hier- das Verhalten insgesamt gerade verändert. Und das hat 'was mit dem sog. "Gewöhnunsgeffekt" zu tun.

Beim T. oder Ämmäzohn, bzw. bei vielen Anbietern, hat man ein Umtauschrecht. Wie oft habe ich schon gehört: "Das bestellst Du Dir für den Gig / die Party (was-weiß-ich) einfach, und dann: 30-Tage-Rückgaberecht. Wo ist das Problem?"
Ich denke schon, dass eine solche Einstellung sich nach und nach "eingräbt", "verankert" und das Verhalten ändert. Anders gesagt: die "das-machen-doch-alle-so" Nulllinie verschiebt sich. Von da aus ist es nicht weit, bis zu einer Haltung, die meint, dass die Dinge für einen "umsonst" sein müssen.
Und: wer kennt nicht auch das: "Ich zahl' nicht sofort. Ich lass mich erst 'mal erinnern /mahnen." ?

Insofern: vielleicht ist Gerrit einer derjenigen, der schon verstärkt auf solche "Verschobenen" trifft.

Und LATÜRNICH: es gab früher Spackos, es gibt heute Spackos und ich habe aufgegeben, daran zu glauben, dass sie aussterben. Trotzdem hadere ich mit ihnen, will sie bekehren und beneide jeden von euch, der sie souverän "am langen Arm verhungern lässt".

Rock'n'Roll
Ralph
 
Ich möchte Euch allen für die Antworten danken.
Es ist schön zu wissen, dass ich zumindest mit meinen Erfahrungen nicht der einzige bin.

Ich werde im Laufe der nächsten Wochen den Rest meiner Lagerhaltung verlustfrei abstoßen und mir ein neues Handy kaufen ... und ein neues Hobby suchen.
Ich glaube ich werde mich mal am Pedalbau versuchen ... die kann ich ja dann wieder verkaufen. :lol:
 

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