Stradivari-Geheimnis gelüftet...

jab

Power-User
9 Mrz 2008
845
0
Bad Goisern
...titelt die Presse und der ORF und natürlich haben sie stark übertrieben.

Was aber stimmt:
Meine Kollegin Simone Zopf hat mit der Abschlußklasse unserer Instrumentenbauabteilung ( https://www.facebook.com/Hallstattinstrumentenbau ) eine Sensation geschafft!
Sie haben gemeinsam entdeckt, dass ein im Nachlass vom Stradivari vorhandenes Lineal eine alte Maßeinheit besitzt, mit der die Konstruktion von Stradivari (und anderen Cremoneser Geigen) endlich einfach und schlüssig zu erklären ist. Es haben sich schon sehr viele Geigenbauer und Geigenforscher mit der Frage beschäftigt, wie die alten Italiener zu der Form der Geige und der Position von f-löchern und Steg gelangt sind. Gesucht wurde eine Methode, die fraglichen Punkte nur mit Zirkel und Lineal zu konstruieren. Alle bisher gefundenen/gebastelten/ausdenFingerngesogenen Methoden waren sehr kompliziert und nicht sehr überzeugend.
Die neue Methode, die das (Amati-Inch genannte) alte Maß als Grundlage nutzt, funktioniert sehr sehr gut auf Instrumente aus Cremona und ist dabei sehr einfach. Das finde ich das überzeugendste daran: Stardivari war ein Handwerker, der sicher eine einfache, schnell auszuführende Konstruktion gemacht hat.
Jedenfalls: Das Fernsehen war da, die Kronenzeitung hats auf der Titelseite (!) gebracht und die Schüler waren auf einem Symposium in Cremona und haben dort ihre These vorgestellt. Großartig!
Hier ein Link zum ZeitImBild (Tagesschau in Ö)-Beitrag:
http://tvthek.orf.at/program/Oberoesterreich-heute/70016/Oberoesterreich-heute/9079172/Stradivari-Geheimnis-gelueftet/9081596

Wieso noch niemand vorher auf die Idee gekommen ist, ein in der Werkstatt vorhandenes Lineal zur Grundlage von Konstruktionsversuchen zu nehmen, ist mit schleierhaft...

Beste Grüße, Jab
 
Ich finde das eine tolle Nachricht.

1. sind damit alle Theorien zur Zusammensetzung der Lacke (Jungfrauenblut, Krötensperma) aus der Welt und

2. ist der Erwerb von 59'er Paulas kein Synonym mehr für Altersvorsorge!

3. wird es wohl leider nichts am Hype ändern ;-)
 
Hallo Jab,

auf den ersten Blick klingt das lustig in Zeiten, in denen man so ziemlich alles mittels modernster Technik auf den 10tel Millimeter vermessen kann...
Verstehe ich das richtig, dass es in erster Linie darum geht die Relation der einzelnen Bestandteile untereinander zu bestimmen?

Ralf
 
Hai!

@Thorgeir:
Diese ganzen Lacktheorien, nach denen man jede Zigarrenkiste mit dem richtigen (natürlich geheimen) Lack in eine Stradivari verwandelt, waren schon immer Blödsinn. Es gibt im Bau der geigen eigentlich keine Geheimnisse, moderne Meistergeigen sind den alten mindestens ebenbürtig, oft auch durchaus überlegen. Is aber wurscht, hier gehts um die zeichnerische Konstruktion (Umriß und Lage der Details).

Das ganze wird dem Hype um alte Instrumente nichts nehmen, die werden trotzdem gekauft und gesucht und im Schnitt eher teurer als billiger.

@Trekkie:
Richtig, die Relation ist der Punkt. Den Umriß konnte man schon relativ gut (wenn auch meistens deutlich zu kompliziert) konstruieren, nur für die Lage des Stegs z.B. gab es kein zwingendes Maß. Das ist nun anders, so steht bei Stradivari der Steg ziemlich genau eine Maßeinheit unterhalb der Mitte des Instruments. Mit anderen Details ist das ähnlich, es sind immer Ganze oder Halbe der Maßeinheit. Das macht es für mich so überzeugend. Kein Handwerker macht Dinge unnötig kompliziert oder mit absichtlich krummen Maßen.

Beste Grüße,
jab
 
Hallo,

könnte jetzt bitte jemand sofort in die alte Werkstatt gehen, in der die 59er Paulas gebaut wurden?

Ich mein ja nur...

Gruß

e.
 

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