amerikanischer oder englischer Sound

Interessant.

Nicht schlecht :)

Aber da man bei deiner Beschreibung sehr den Geschmack erkennt, darf ich mir eine Gegendarstellung erlauben.

Eine Gretsch klingt hübsch und nett, brav in den Obertönen und ausgeprägt in den Bässen, hat ein eher sanftes, oft wenig ausgestrahltes oberes Mittenspektrum und ist aber in den unteren Mitten ausgeprägter, was ihrem Sound eine gewisse Wärme verleiht. Genau das richtige für etwas indirektes und letztlich auch belangloses Geseichte weil der nur augenscheinlichen Ausgeglichenheit auch das Verbindliche, Kraftvolle fehlt. Brian Setzer tut gut daran, mit etwas Crunch die klangliche Substanz von dem ursprünglichen "JingleJangle" (wie du selber sagst) auf etwas Kraftvolleres, Substanzielleres einzudampfen. Wer Gretsch spielt, trinkt auch gerne Baileys.

Eine Tele hingegen hat eine Direktheit in der Ansprache und in den Obertönen die zunächst etwas forsch und ruppig erscheint, aber eine Unmittelbarkeit offenbart die sich recht gut in den Frequenzen einer Band in den Vordergrund drängt. Die Bässe einer Tele sind bei guten Instrumenten ausreichend vorhanden aber recht "flankensteil" (Danke an Bernd Meiser für diesen schönen Begriff) also recht frequenzklar umrissen, nicht so wollig und kuschelig großzügig bei manch anderen Instrumenten. Hier bei der Tele sind die bei einer Gretsch eher ausgeglichen bis sanft vorhandenen Hochmitten ausgeprägter. Da macht sie alleine oft hart-klingend aber auch schneidig und scharf.
Sie passt gut zu Männern die wissen was sie wollen, zu einem Dreitagebart und auch Steak. Blutig bis medium rare. Keine Beilage.



Aber mal im Ernst: die einzige Art, Klänge unbestechlich und intersubjektiv nachvollziehbar zu beschreiben, wäre höchstens, wenn wir alle die Datenblätter der vermutlich vielen Tausend von einem Kemper ausgelesenen Parameter lesen lernen würden wie eine mathematische Fremdsprache.

Solange es soweit ist, müssen wir wohl mit der metaphorischen Zwangs-Ungenauigkeit von Wörtern wie "sumpfig" oder "hart" leben müssen.
 
Ode an Marshall:

kratzig und katzig
rauh und rauchig
immer mit Eiern in der Hose

Lederhose mit Nieten
öliger Stahl auf staubigen Dielen
torfiger Whiskey in der Blechtasse

dreckig, ehrlich, laut - voll Testosteron
Humbucker fĂĽttern Dich mit schrillen Frequenzen
die noch am nächsten Abend im Spektrum
meines Innenohres fehlen

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Fender und Ich

AM blauen Himmel verlieren sich die Wolkenschleier
letzter Ton endet sanft
Bauch wird eins mit dem Hals-SC
glockige Perlen schimmern im MorgentAU
die Augen zu - Geist schwebt, Becken schwingt
ich bin zu Hause
 
...so viele Wenns und Abers!

Deswegen mache ich amerikanischen oder englischen Sound an Gitarristen fest, die mich und viele andere sozialisiert haben, meistens irgendwann in den Siebzigern...oder an jenen, die heute diese Sounds reproduzieren.
Das ist so schön einfach....so unmeiserhaft!

Ich bin halt eine schlichte Natur! :-D


P.S.
Ich setze noch einen weiteren ketzerischen Hieb:
Ich glaube, man könnte mir bei einer Blindverkostung einen fies aufgerissenen Fender Bassman durchaus als englischen Sound verkaufen! :shrug:
 

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