Hondo II Professional - aber welche..?

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Mr. Stringfellow

Mr. Stringfellow

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3 Mrz 2020
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Sehr verehrtes Guitarworld-Forum,

ich habe vor etwa 15 Jahren bei eBay eine sogenannte "Vintage"-Gitarre erstanden. Sie gefiel mir, ein ähnliches Modell hatte ich als HAMER schon mal bei 'nem befreundeten Gitarristen in Oranienburg gesehen. Also mitgeboten und 3 .. 2 .. 1 .. Meins. Eine Woche später geliefert bestaunte ich das gute Stück und suchte vergeblich nach Seriennummer und Herstellerzeichen.

Hier die wenigen Specs, die ich aufgrund von vielen Recherchen zusammengetragen habe:

- Baujahr liegt zwischen 1981 und 1982
- Herstellungsland höchstwahrscheinlich Japan
- 22 BĂĽnde
- Humbucker MATSUMOKU MMK45
- 1 Vol, 1 Tone, 1 Microschalter fĂĽr Coil-Splitting
- durchgehender Hals
- Wide-Tune-o-Matic-Bridge mit Stopbar

Die damaligen Gitarren der Hersteller bzw. Handelsmarken OAKLAND, VANTAGE, ARIA, HAMER, LOTUS, WASHBURN, IBANEZ oder S.D.CURLEE haben alle andere Headstocks, Humbucker, Potiknöpfe, Anzahl der Streifen des durchgehenden Halses und vor allem Bridges. Denn meist waren Fender-ähnliche Brücken mit einzelnen Saitenreitern verbaut, aber nicht wie bei meinem Modell eine W-T-o-M mit Stopbar nach klassischem Gibson-Rezept. Ich fand, wie schon beschrieben, weder Aufkleber, Gravur, Seriennummer oder sonst irgendeinen Hinweis auf die Herkunft. Selbst in den Elektrik-Fächern findet sich nichts. Keine Marken ö.ä. auf den Potis. Wirklich seltsam. Hilfe bot mir die FANDOM-Wiki zum Thema SAMICK.
(Link: https://samick.fandom.com/wiki/H-1010 )

Ohne Garantie auf Richtigkeit bin ich davon überzeugt, daß es sich um eine HONDO II Professional, ähnlich der H-1030, handelt.

Mit einigen Unterschieden: T-o-M anstatt String-thru, 3 Streifen anstatt 2, 2 Potis anstatt 4, MMK anstatt DiMarzio.

Die Tonabnehmer von MATSUMOKU sind "Killer." Und zwar Les-Paul-Killer. Mit meiner Les Paul Standard kann sie voll mithalten; hat einen fetten Klang und steht ihr wirklich wenig nach.

Waren vielleicht Ende 1981 noch Bodies der H-1030 vorhanden und man wollte sie schnell loswerden und hat die Gitarren deswegen mit Mindestausstattung als "special run" auf den Markt geworfen, weil die Neck-thru-Mode vorbei war und im nächsten Jahr ganz andere Gitarrentypen modern waren? (So ähnlich war es 1982 bei der Ibanez SB-70, bei der einfach überzählige Studio-Hälse mit einem Restbestand Blaster-Bodies kombiniert wurden.)

Die groĂźe Frage: Um was fĂĽr eine Gitarre handelt es sich genau? Und ja: Wieviel mag sie wert sein? Ich freue mich auf Eure Antworten!

[img:770x275]https://up.picr.de/38047550zt.jpg[/img]
 
Ich habe so etwa 1980 meine erste E-Gitarre gekauft, eine "Salvarez", die irgendwie mit Hondo in Verbindung gebracht werden.

Später habe ich x Mal versucht, das alles mittels Infos aus dem Internet zu verstehen, aber das ging nicht. Kein Mensch weiss wirklich, wer damals wo was gebaut und über welchen Weg unter welchem Label wo vertrieben hat.

Sieht für mich so aus, als ob damals einfach anarchisch alles zusammengebaut und von irgendwem in den Handel gebracht wurde, was an Teilen zu beschaffen war. Pickups, Mechaniken, Bauweisen, Modelle - nirgendwo gibt´s einen auch nur halbwegs roten Faden.

Das zu verstehen ist eine Lebensaufgabe, falls überhaupt möglich. Aus demselben Grund sind solche Gitarren immer das wert, was einer zahlt oder eben, was sie für Dich für einen praktischen Nutzen haben. Jedenfalls hab ich festgestellt, dass auch damals schon viel in Korea oder China oder wasweissich zusammengebastelt wurde, so dass die alten Dinger nichtmal vom Merkmal Made In Japan profitieren können.

Am besten dokumentiert sind noch die prominenten Marken wie Tokai, ESP, Greco. Der ganze Bodensatz von Hondo über Luxor, Westone, Salvarez, Cimar, Oakland, Vantage, Morris, Maya, Asco … da gibt´s überhaupt kein System. Gestern war so ein Ding mit Schraubhals, heute Neck through aus Erle und morgen Neck through aus Ahorn und Tag später Sperrholz sunburst. Gelabelt wurde auch, was gerade herumlag.
 
Offensichtlich haben viele Hersteller damals in Asien (Korea, Indonesien, Japan) eingekauft und bauen lassen und im Gegenzug haben eben diese fernöstlichen Gewerke auch sämtlichen Output kopiert und unter wilden Handelsnamen auf den westeuropäischen und amerikanischen Markt geschmissen. MATSUMOKU war eine der Firmen, die damit gutes Geld verdient haben. Da wurden Moden kopiert, wie heutzutage Harley Benton Gitarren aller Couleur anbietet, nur eben mit eigenem Headstock. Da verirrt sich sogar mal ein Spaghetti-Schriftzug auf die Tele-Kopie. Damals waren es oft Strat, Ibanez Artist, eben diese "Sandwich"-Klampfen mit Neck-thru, Les Paul, SG und Archtops.
Ich habe noch eine Sperrholz-Hertiecaster von 1969 (TEISCO Del Rey ET-440), die hat 4 (!) Pickups, eine Art Blech-Bigsby und sieht aus wie ein Unfall. - Und da hast Du wieder Recht, wenn Du sagst: "Gelabelt wurde auch, was gerade herumlag." Denn die TEISCO gab es in England als "TOP20" zu kaufen und woanders hieĂź sie wieder KAWAI oder SAKAI.. So war das damals.
 
Verehrtes Forum!

Mittlerweile gibt es neue Informationen bezüglich des gesuchten Modells, welche ich in einem anderen namhaften Gitarrenforum sammeln konnte. Nach neuem Kenntnisstand handelt es sich um eine SAMICK-Gitarre aus koreanischer Produktion mit SAMICK-Humbuckern (keine Löcher = keine DiMarios, kein MMK-/45-Stempel auf der Rückseite = keine Matsumoku-PUs) nach dem Vorbild der Hondo II H-752 (ähnlich der H-1030) mit Anleihen der SAMICK Johnny Pro II mit höherwertigen Features wie dem 7-streifigen Hals, Pancake-Korpus und bequemerem Shaping für die Armauflage aus dem Jahr 1981. Das ließ sich u.a. an den PUs, der Form der Kopfplatte, welche nicht nur für HONDO-II-Gitarren verwendet wurde, und den Bezeichnungen auf dem Gehäuse der 500kOhm-Potis deduzieren.

Ich wĂĽrde die Gitarre "SAMICK H-752X Johnny Pro II" nennen. Ideen dazu?
 
Hier:

http://www.gitarrenfundgrube.de/index.php?subid=johnny

Hier sind zwei die aussehen wie deine. Auch mit der bemerkenswert vielschichtigen Halsstreifung.
Nur steht da konkret "Johnhny Pro II" drauf.

Gesehen?

Woanders verkaufte jemand ebenfalls eine Gitarre die exakt aussah wie deine, wusste aber nicht viel, die Gitarre hatte *auch* kein Logo und er behauptete, sie wäre von 1978. Wissen tat er es nicht definitiv.
 
Meine Cutaways sind auch deutlicher, als bei der JOHNNY, aber wenigstens stimmt die Anzahl der Streifen. Es ist alles sehr verwirrend. Ich tippe mal, da hat jemand aus Restbeständen mit diversen Headstock-Shapes und Korpusformen herumgespielt und die Hardware, die noch auf Lager war, verbaut. Auch habe ich den Pickupswitch oben wie bei der Les Paul und daher dort (von hinten) ein Elektrikfach mit Abdeckung. Das haben auch nicht alle "ähnlichen". - Dann also eher "HONDO II H-752X by SAMICK".
 
Leider habe ich mich von dem guten Stück trennen müssen, 16 Gitarren nehmen einfach zu viel Platz weg. Sagt die Frau. Ich habe sie an einen sehr netten und interessierten jungen Musiker verkauft, der sie wohl zu schätzen weiß und offenbar von dem überaus fetten Klang beeindruckt war. Er hat vor ein Bigsby dranzuschrauben, das könnte ich mir ziemlich gut vorstellen. Jedenfalls hat jetzt wieder jemand Spaß damit, bei mir stand sie nur herum. Ich spare weiter auf meine Strat.
 

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