Welche Zupftechniik für Anfänger...?

juergen2

Moderator
Teammitglied
24 Sep 2007
1.030
20
Saarland
Hallo allerseits,

Meine jüngste Tochter (10) ist sehr motiviert Gitarre zu lernen und hat da auch echt Ehrgeiz. Wir haben abgemacht dass ich sie unterrichte, sollte sie sich dabei nicht wohl fühlen kriegt sie nen Lehrer.

Ich hatte seinerzeit als Pimpf im gleichen Alter klassisches Zupfen gelernt, also E,A,D mit Daumen, G,H, E mit Zeige-,Mittel- und Ringfinger. Mit 13 erste E-Gitare, Plektrum und damit verkümmerte meine Zupftechnik ( bis heute).

Seit ein paar Jahren bewundere ich die Jungs von der Chicken-Picking-Fraktion;die verbinden für mich best of both worlds: Plektrum mit all seinen Möglichkeiten, zusätzlich Picken mit Mittel-,Ring- und kleinem Finger. Ich hab versucht mich umzugewöhnen, aber mangels Übungseifer ist es sehr holprig.

Jetzt meine Frage: Soll ich meiner Tochter jetzt die "falsche" Zupftechnik beibringen, also Daumen für Bass- und Mittel/Ring/kleiner Finger für die Diskant? Dann wäre später der Sprung zum Chicken/Hybrid theoretisch viel einfacher.
Und die tendiert eindeutig Richtung Band irgendwann, klassisch ist nicht so ihr Ding.
Oder hat das Nachteile, die ich im Moment nicht so erkenne?

Was meint ihr?

Gruß

Michael
 
Das liefe dann ja auf ein Thumb-Pick hinaus?!

Ich fand das so scheiße und hab mir dann Danny Gatton angeschaut dachte: "Jau, Junge, dat geht auch mit Flat-Pick scheinbar ausreichend gut"
:)

Grundsätzlich ist es sinnvoll mit Fingern zu spielen. Auch E-Kttarre. Ob man da nun klassisch oder mit Chicken-Picking anfängt....egal....man kann da, meiner Meinung nach, nichts "versauen"..Ich habe auch klassische Technik gelernt und entsprechend auf der Elektrischen verwurstet.
 
bei den rock`n rolligeren Nummern a la walk of life bestimmt.

ansonsten spielt meistens ganz ohne Picks mit Daumen
Zeige- und Mittelfinger. hier sieht man das in etwa

[img:640x603]http://www.fiveaa.com.au/lib/images/gallery/full/mark-knopfler-live-in-amsterdam-8297.jpg[/img]
 
juergen2:Ich hatte seinerzeit als Pimpf im gleichen Alter klassisches Zupfen gelernt, also E,A,D mit Daumen, G,H, E mit Zeige-,Mittel- und Ringfinger. Mit 13 erste E-Gitare, Plektrum und damit verkümmerte meine Zupftechnik ( bis heute).

Mhhh - ich würde schon zur traditionelle Zupftechnik wie oben beschrieben raten. Es geht ja um die Basics und nicht um fortgeschrittene Techniken wie Chicken Picking oder das was Herr Knopfler macht.

Wenn Du dir aber dabei selber so unsicher bist, soltest Du Deine Tochter evtl. doch lieber einem erfahrenen Lehrer überlassen. Man kann am Anfang viel versauen und manche Dinge werden vernachlässigt (nach Noten spielen), weil man sie vielleicht nicht drauf hat und das ist dann später schwer korrigierbar!
 
Waldmeister schrieb:
Er vernachlässigt zwei Finger, siehst Du das nicht?

Hat allerdings nichts mit der höchsten Güte seiner Kunst zu tun.
Mir läufst regelmäßig in wohligen Schauern über den Rücken, wenn ich ihn höre.

G
WM

Na klar seh ich das - so what

Ich mag ihn auch , aber das hat gar nichts mit seiner Technik
zu tun, sondern seiner Musik und seinem speziellen Feeling zu tun.

Mark Knopfler selbst findet seine Technik und sein Autodidaktentum
übrigens eher suboptimal .........



guitar stories Mark Knopfler

 
juergen2 schrieb:
Jetzt meine Frage: Soll ich meiner Tochter jetzt die "falsche" Zupftechnik beibringen, also Daumen für Bass- und Mittel/Ring/kleiner Finger für die Diskant? Dann wäre später der Sprung zum Chicken/Hybrid theoretisch viel einfacher.
Und die tendiert eindeutig Richtung Band irgendwann, klassisch ist nicht so ihr Ding.
Oder hat das Nachteile, die ich im Moment nicht so erkenne?

Ring- und kleiner Finger hängen je nach Hand stärker voneinander ab, und sind nur sehr schwer unabhängig voneinander zu bewegen. Der kleine Finger ist dazu sehr schwach und spielt deshalb in der klassischen Technik keine Rolle.
Der Zeigefinger ist für die meisten Menschen der dominante Finger jeder Hand und daher am leichtesten und am differenziertesten zu bewegen.
Du machst es Deiner Tochter unnötig schwer, wenn Du Ihr den Zeigefinger nimmst und ihr den kleinen Finger dafür anbietest.
10jährige haben am Anfang mit der Gitarre oft genug motorisch zu knapsen, imho.

Und Chickenpicking folgt für die Finger den gleichen Prinzipien wie die klassische Technik, da sind dann ohnehin Anknüpfungspunkte gegeben.

Ich würde das "anständig" mit klassischer Fingeraufteilung machen.

Viele Grüße,
woody
 
Bei einer 10jährigen Schülerin würde ich raten nach einer Methode bzw. einer Schule vorzugehen.

Je nach Entwicklungsstand, sowohl geistig als auch körperlich würde ich in der Altersgruppe zu:

Der große Fridolin - Heinrichshofen Verlag oder
Das neue Gitarrenbuch - Ricordi Verlag tendieren.

Wenn deine Tochter Gitarre spielen will, sollte sie es auch durch Noten lernen.

Beide Bücher enden eh mit Akkorden und dann geht die Literatursuche weiter.

Ich verwende in der Altersgruppe aber eher die neue Gitarrenschule.

Ich weiß das Buch hat schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte auf dem Buckel, aber irgendwie ist es der Standard und fast alle meiner Schüler haben durch dieses Lehrwerk Erfolge erzielt.

Grüße
Frank
 
mr_335 schrieb:
ich würde schon zur traditionelle Zupftechnik wie oben beschrieben raten
mr_335 schrieb:
einem erfahrenen Lehrer überlassen. Man kann am Anfang viel versauen und manche Dinge werden vernachlässigt
Dieser Meinung wäre ich auch. In den sechs Jahren, während welchen ich klassischen Unterricht geniessen durfte, habe ich nicht nur das Zupfen, sondern auch das Stimmen, die korrekte Haltung der Hände, das systematische/richtige Üben und das Notenlesen gelernt. Mein Lehrer war zwar ein alter, sturer Klassiker - aber für das, was ich bei ihm gelernt habe, bin ich heute noch dankbar und möchte es nicht missen.

Beste Grüsse, Marco
 
Guten Morgen,

Leute, ihr seid ja irre, spätabends gepostet und heute Morgen schon alles voll, danke!

Aaalso, natürlich bringe ich ihr von der Pike auf bei, Noten, Haltung usw, eben so wie ich im klassischen Unterricht in 4 Jahren damals auch gelernt hatte. Dass ich später dann durch die E-Gitarre da nicht weiter angeknüpft hatte ist aus heutiger Sicht schade, aber so unfit im Zupfen und den Basics bin ich auch wiederum nicht.
Notenlesen, Quintenzirkel etc ist auch kein Thema, ich hatte auch vor 20 Jahren mal einige Zeit ein paar Freunde Gitarrenunterricht gegeben, hat funktioniert.
Die Frage ob ich sie selbst unterrichte ist weniger der Lehrfähigkeit als vielmehr der Vater/Tochter-Beziehung geschuldet (ob sie Bock drauf hat vom Alten unterrichtet zu werden)

Ich unterrichte sie derzeit nach diesem Buch:

http://www.amazon.de/Gitarren--Lautenschule-Gruppen--Einzel--Selbstunterricht/dp/B00008D22W/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1400655789&sr=8-1&keywords=gitarren-+und+lautenschule

Schlicht und ergreifend deshalb weil es dasselbe Buch ist mit dem ich gelernt hatte...und ich die logische Lernfolge gut finde.

Fängt an mit Noten, Notenwerten etc, dann erstmal nur rechte Hand auf Leersaiten, Einzelsaitenanschlag, Zupffolgen, dann Mehrfachsaitenanschlag, dann erst gehts mit den gegriffenen Noten / linke Hand weiter, inclsuive den dann nötigen neuen Noten.

Es mag heute buntere und vielleicht nicht ganz so trockene Lehrwerke geben, aber in dem Buch hier fühle ich mich selbst als Lehrender sicher und kann auch die ganzen Präludien und Übungsstücke noch flüssig und korrekt durchspielen. Ich werde aber weiterhin in Musikgeschäften rumstöbern und vielleicht noch andere Werke anschaffen, man kann ja bisschen abwechseln.

Zusätzlich habe ich allerdings noch ein anderes, kindgerechtes Buch geholt, um den es allerdings rein ums Notenlernen geht. Das finde ich in dem reinen Gitarrenbuch optisch und übungstechnisch nicht so gut gelöst.

Meine Frage zielte daher eher so auf pro/con klassischen Zupffingersatz versus Flatpicking / Chicken picking Vorbereitungssatz (blödes Wort).

Woodys Argumente bzgl. Stärke des Zeigefinger versus Zusammenlaufen des kleinen Finger haben was, das sind genau die Argumente die ich suche, in beide Richtungen.

Also, was spricht für den klassischen, was für den alternativen Fingersatz?

Viele Grüsse

Michael
 
juergen2 schrieb:
http://www.amazon.de/Gitarren--Lautenschule-Gruppen--Einzel--Selbstunterricht/dp/B00008D22W/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1400655789&sr=8-1&keywords=gitarren-+und+lautenschule

Schlicht und ergreifend deshalb weil es dasselbe Buch ist mit dem ich gelernt hatte...
Hahaha...wie geil ist das denn? Ich hatte dieselbe Lektüre. Das Dingeldongel habe ich sogar noch im Regal stehen. Klasse.

Bezüglich Unterschied: ich persönlich empfinde die klassische Art des Zupfens eine bessere Basis. Bspw. vom klassischen Zupfen ins 'Alternative' zu hüpfen ist meines Erachtens einfacher als umgekehrt - falls das denn mal gewollt ist. Ich meine, dass alles andere von dieser Basis aus besser abgeleitet und gelernt werden kann. Ich konnte mir jedenfalls mit wenig Zusatzaufwand viele verschiedene Songs aus vielen verschiedenen Richtungen draufschaffen.

Gruss, Marco
 
juergen2 schrieb:
Also, was spricht für den klassischen, was für den alternativen Fingersatz?

Viele Grüsse

Michael

Ich wage noch einzuwerfen, dass hierzulande Chicken/Hybrid-Picking wenig verbreitet ist und Deine Tochter ev. später, je nach Ambitionen, Probleme bekommen könnte, einen geeigneten Lehrer dafür zu finden. Ist ähnlich wie beim Tischtennis: Mit der Penholder-Technik kann man auch alles gewinnen, wie die Chinesen zeigen, in Europa würde ich nicht dazu raten damit anzufangen, mangels geeigneter Trainer.

Hybrid-Picking ist aus meiner Sicht unflexibler und schwieriger als klassisches Fingerpicking mit dem Daumen. Es ist super, wenn man Strumming und Picking kombinieren will, aber wie woody schrieb, man verliert den starken Zeigefinger, und wenn klassische Zupfmuster gefordert sind, muss der schwache kleine Finger hinzugenommen werden. Auch Sachen wie gezupfte Akkorde im Bossanova sind damit schwierig. Ich hab' auch den Eindruck, dass nur wenige Hybridpicker den kleinen Finger benutzen, sondern sich auf Mittel- und Ringfinger beschränken.

EDIT: Es gibt sonst auch von Dunlop die Herco Thumb Picks - damit lässt sich Plektrumspiel und normales Zupfen (halt wie mit Daumenpick) bei Bedarf ganz gut kombinieren, ohne eine komplett andere Technik lernen zu müssen.
 
juergen2 schrieb:
Meine Frage zielte daher eher so auf pro/con klassischen Zupffingersatz versus Flatpicking / Chicken picking Vorbereitungssatz (blödes Wort).

Woodys Argumente bzgl. Stärke des Zeigefinger versus Zusammenlaufen des kleinen Finger haben was, das sind genau die Argumente die ich suche, in beide Richtungen.

Also, was spricht für den klassischen, was für den alternativen Fingersatz?

Für den klassischen Fingersatz spricht tausendfache Erprobung.
Für den "alternativen Fingersatz" spricht die Projektion Deiner Interessen auf Deine Tochter.
In meinen Augen.

viele Grüße,
Woody
 
Woody schrieb:
Für den klassischen Fingersatz spricht tausendfache Erprobung.
Für den "alternativen Fingersatz" spricht die Projektion Deiner Interessen auf Deine Tochter.
In meinen Augen.

viele Grüße,
Woody

Hi Woody,

nachdem ich den Satz ein wenig hab sacken lassen muss ich (vermutlich und leider) hier ziemlich recht geben.

Ich bin vom Ansatz ausgegangen dass sie mit der alternativen Zupftechnik später mehr (im Sinne von breiter) abdecken kann ohne umlernen zu müssen, aber die genannten Nachteile wiegen doch schwerer als ich dachte (starker Zeigefinger...) weil sie auch Limitierungen mit sich bringen.

Und nur weil ich alter Esel es im Alter nicht mehr gebacken kriege heisst das ja noch lange nicht dass mein Töchterlein genauso grobmotorisch veranlagt ist...

Also, vielen Dank an alle für eure Antworten, ich bleibe dann bei der klassischen Zupfmethode.

Viele Grüsse

Michael
 

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