Yamaha CPX 700 - Elektoakustikgitarre

E

erniecaster

Power-User
19 Dez 2008
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Hallo!

Es wird Zeit für ein Review meines neuen Arbeitspferdes.

Ich besitze mit meiner M32 eine tolle Akustikgitarre aus dem Hause Lakewood. Baujahr 1992 neu gekauft, seitdem liebevoll von mir mit Spielmacken zurecht gedöngelt. Akustisch toll, der eingebaute Fishmac ist aber nicht so der Bringer. Ich mag sie auch nicht mehr mitnehmen, wenn es ruppig zugeht. Das ist meine Gitarre für die ganz ruhigen Stunden zuhause oder wenn ich mal eine akustische Gitarre aufnehmen will.

Als Bühnenschlampe habe ich jahrelang eine gebraucht gekaufte APX benutzt. Mit der komme ich bestens zurecht und bei mir klingt sie auch gut – wenn es so laut ist, dass man die Gitarre akustisch nicht hört, das ist nämlich ein Eimer.

Was fehlte, war erstmal eine Feten- und Lagerfeuergitarre. Außerdem wollte ich eine Gitarre, die verstärkt passabel klingt und akustisch nicht völlig abfällt. Als erstes fand ich in einem Musikgeschäft eine Walden. Die war nicht teuer, klang einigermaßen, sah nett aus – nur merkte ich nach einiger Zeit, dass ich mit dem sehr flachen Griffbrett nicht zurecht kam. Verkauft. Danach kaufte ich eine Cort, die ungemein beeindruckend war. Diese Gitarre hätte man aus dem Karton nehmen und damit sofort einen Gig spielen können. Perfekt eingestellt, sogar noch gestimmt, außerdem absolut einwandfrei verarbeitet. Da mir aber der Hals dann doch eine Spur zu schmal und der akustische Sound etwas dünn war, kamen Zweifel auf. Die verstärkten sich dann beim verstärkten Einsatz, da sehnte ich mir dann die APX zurück. Weg damit.

Um die CPX bin ich schon länger rumgeschlichen. Das Pickupsystem von Yamaha finde ich gut, die Hälse mag ich und üblicherweise sind die Dinger gut verabeitet. Nein, diese Gitarren haben nicht eine einzige Spur Flair oder gar Sex – aber das haben gute Wasserpumpenzangen auch nicht. Was mich an der CPX immer störte, war die Lackierung. Die von Yamaha angebotene Farbauswahl lässt mich immer wieder kopfschüttelnd zurück und die Natur-Lackierung hatte ich in sehr schlechter Erinnerung. Aber die CPX II wurde vorgestellt, da war angeblich alles besser und ich schlich virtuell um sie herum. Ein wenig verzog ich die Mundwinkel, als ich merkte, dass der Preamp nicht mit 9-Volt-Blöcken sondern mit was anderem gefüttert werden will, was zur Folge hätte, dass ich noch eine andere Batterieform als Backup mitschleppen müsste. Na gut, irgendwas ist halt immer.

Als ich eines Tages wieder mal bei Thomann rum schlich, lächelte mich dieses gelockte Mädel offensichtlich werbewirksam an und erst beim zweiten Hinsehen entdeckte ich, dass hier wohl Werbung für den Ausverkauf der CPX ohne II gemacht wurde und das auch noch mittels einer erwähnenswerten Preissenkung. Zweimal durchatmen, noch einmal aufs Mädel schielen, an das Rückgaberecht denken und ab mit einer alten CPX in natur in den Warenkorb.

Zwei Tage später war sie da. Ich hatte sie noch nicht ganz aus dem Karton genommen, da wunderte ich mich bereits. Der Lackierer schien einen guten Tag gehabt zu haben. Das ist kein fetter Überzug sondern eine wirklich dünne Lackschicht. Das transparente Pickguard ließ sich leicht lösen, übrig blieb ein schmieriger Film. Für so was hat man ja Putzmittel en masse zuhause. Ich probierte es mit Gitarrenpolitur, Zitronenöl, Dr. Ducks Axe Wax und Alkohol. Es schmierte, klebte und klumpte. Nach einer guten Stunde war ich frustriert und völlig verärgert. Fragt mich nicht, wie ich darauf kam, aber der Kleber ist komplett wasserlöslich. Mit einem feuchten Lappen ließ sich die Pampe mit dreimal Wischen entfernen. Ich hätte gleichzeitig laut lachen und weinen können.

Während der Lackierer gut gearbeitet hatte, war derjenige, der die Gitarre eingestellt hat, eher schlecht gelaunt. Der Sattel war viel zu hoch, die Stegeinlage sehr niedrig, der Hals bolzengerade. Also in den tiefen Lagen schlecht spielbar, in den höheren Lagen scheppernd. Ein Fall für die Werkstatt, denn ich wollte außerdem noch, dass die Kante zwischen Griffbrett und Hals gebrochen würde. Außerdem war ein vernünftiges Abrichten der Bünde durch Yamaha auch nicht erfolgt. Ganz ehrlich? Das war kein Ruhmesblatt, Herr Yamaha!

Nach dem Besuch beim Gitarrenbauer spielt sich die Gitarre sehr angenehm, das Halsprofil ist toll, die Saitenlage lässt sich so einstellen, wie ich sie mag. Der Gurtpin an der Rückseite des Halsfußes ist vom Hersteller montiert – völlig deplatziert aber immerhin. Abschrauben, woanders Loch bohren, reinschrauben, fertig.

Ein Blick in das Schalloch lehrt, dass man da besser nicht wieder hinein sieht. Die Verarbeitung da drin ist doch eher rustikal und auch insgesamt habe ich schon deutlich besser verarbeitete Instrumente in der Hand gehabt, auch in niedrigeren Preisklassen. Das interessiert mich nicht so, erstaunte mich aber ein wenig.

Wie klingt das Ding denn nun? Akustisch erstens sehr ausgeglichen. Die Bässe waren anfangs ein wenig schwach, kommen jetzt aber mittlerweile überzeugend. Die Gitarre lässt sich dynamisch spielen, ist dabei aber eher gutmütig. Der Job für diese Gitarre heißt Songbegleitung mit gelegentlichen Soloeinwürfen. Für einen virtuosen Fingerpicker ist das natürlich nichts. Man könnte diese Gitarre auch charakterlos nennen, dafür spiegelt sie brauchbar wieder, was man reinsteckt.

Her mit dem Kabel, rein in die Buchse. Zwei verschiedene P.A.s, an einem AER und an einem Pärchen AERs macht die CPX genau, was sie soll. Aus den Boxen tönt es eindeutig akustisch, es ist dynamisch, gibt kein Piezozirpen, dröhnt nicht und koppelt nicht. Wunderbar.

Edit: Der Preamp von Yamaha hat eine Besonderheit, die ich sehr schätze, nämlich semiparametrische Mitten. Damit lässt sich die Gitarre hier ganz einfach an die jeweilige Verstärkung anpassen. Bassregler, Trebleregler dazu, fertig mit EQ. Volumenregler als Drehpoti, fertig. Ach ja, einen eingebauten Tuner gibt es auch. Was allerdings Yamaha davon überzeugt, dass man damit seine Gitarre ernsthaft stimmen kann, erschließt sich mir nicht. Das erinnert mich sehr an das unbrauchbare Stimmgerät im DG-Stomp. Ist ganz nett, sich zuhause die A-Saite auf den Kammerton zu stimmen und dann den Rest der Gitarre nach Ohr - wenn die Stimmgabel nicht griffbereit liegt.

Ich habe zwei Kurzauftritte und zwei richtige Gigs mit der Gitarre hinter mir (alles verstärkt), verstärkte und unverstärkte Proben. Alles wunderbar. Die – wie gesagt fast schon charakterlose - Gitarre drängt sich nicht in den Vordergrund sondern folgt genau dem, was ich hinein gebe. Ein Werkzeug eben, aber eins, das problemlos funktioniert und genau tut, was es soll.

Die eine oder andere Spielspur ist mittlerweile auf der Gitarre auch zu finden. Und ich fange an, sie zu mögen.

Gruß

erniecaster
 
Hallo,

das Update aus September 2015: Wir haben uns getrennt.

Das hatte mehrere Gründe. Zum einen trenne ich mich ganz gerne von Instrumenten, die sehr verbunden mit einer Formation waren, die unschön auseinander gegangen ist. Das ist kindisch und blöd, tut aber auch irgendwie gut.

Ich hatte außerdem vier bühnentaugliche Akustikgitarren - das ist auch unvernünftig. Im Vergleich war die Yamaha die "flachste" und am wenigsten lebendige Gitarre. Sicherlich immer noch eine gute Gitarre und der Käufer wird keinen Grund haben, sich darüber zu ärgern!

Sie hing also an der Wand und wurde hin und wieder abgestaubt. Das ist irgendwie auch doof - also weg damit.

Tatsächlich war das ja eine Weile meine einzige Akustikgitarre, mit der ich wirklich viel gespielt habe, insbesondere auch einige tolle Gigs, an die ich mich immer noch gerne erinnere.Ich wollte die Gitarre vor dem Versand noch einmal ordentlich putzen. Das ging dann doch nicht, hätte ich nochmal drauf gespielt, wär das blöd geworden.

Egal. Weg isse.

Ein Aspekt war dabei auch, dass man jederzeit wieder eine CPX kaufen kann, die sind auch recht konstant in ihrer Qualität. Ich schließe das auch nicht kategorisch aus.

Zu meinem Review stehe ich nach wie vor und wer eine Elektroakustische für die etwas groberen Gelegenheiten in einer Band sucht, dem werde ich diese Gitarre auch weiterhin noch empfehlen.

Gruß

erniecaster
 
Ich darf mal kurz ansagen, dass diese späteren Reviews oder Updates fast noch sinnvoller sind als die frühen direkt nach den Kauf.

Das merke ich am meisten bei ernie, nicht nur, weil der das gut macht, sondern weil es ja auch sonst kaum einer macht im Netz.
 
Hallo,

nur etwas mehr als acht Jahre später habe ich mir eine gebrauchte Yamaha CPX700 gekauft.

Eine verlässliche Arbeitsgitarre, die einen nie im Stich lässt bei völliger Abwesenheit von Feenstaub.

Gruß

erniecaster
 
Man könnte auch eine Dose Ravioli als "praktisch zu handhaben und sättigend" beschreiben aber irgendwie will da kein Funke überspringen.

Ernie, es wirkt manchmal so, als würdest du gerne von einer Gitarre begeistert werden, dennoch scheint es immer in einer Vernunftbeziehung zu enden, was du letzten Endes auch eigentlich heimlich selber möchtest. Wie jemand der eigentlich einen Bugatti will, aber immer nur bei Skodas schaut, ob die auch sowas ähnliches haben.

Jedenfalls habe ich vor ca. 20 Jahren auf deinen Tipp hin eine der besten gebrauchten Akustiks gekauft die es meiner Ansicht nach gibt auf der Welt, weil Ernie böse Ahnung von der Materie hat.... aber das irgendwie nicht auf sich anwendet sondern lieber vom Discounter Dosenravioli ... nein, sondern von Thomann Yamaha spielt.

Nun ja.
 
Hi groby,

wenn ich die Quelle kenne, nehme ich Kritik und Vorschläge immer gerne an und denke bisweilen sogar darüber nach. Du irrst in deiner Einschätzung.

Vor dem Erwerb dieser CPX habe ich lange und intensiv nach einer anderen Akustikgitarre gesucht und zwischendurch beschlossen, "richtiges Geld in die Hand zu nehmen", wie man so schön sagt. Ich habe diverse Läden besucht und sehr viel probiert. Die großen Namen waren dabei, auch ein paar Exoten. Es hat einfach nicht gefunkt.

Zwischendurch hatte ich eine wirklich gute Gitarre sogar gebraucht gekauft. Tolles Ding, super gebaut, alles schick. Die CPX lief mir nebenbei einfach ins Haus. Irgendwann stellte ich fest, dass ich die "gute Gitarre" in die Hand nahm, Optik und Verarbeitung bewunderte, anspielte, den Klang bewunderte - und dann eine der beiden Yamahas griff, um wirklich zu spielen. Ich hab die Gitarre dann ohne Verluste wieder verkauft und war froh, als sie aus dem Haus war.

Nach diesem Erlebnis habe ich bei der Suche nach einer anderen Gitarre immer wieder darauf geachtet, was das jeweilige Instrument "mit mir macht" (obwohl ich diesen Ausdruck etwas müslimäßig finde). Ich fand tatsächlich nichts, worauf ich gerne länger spielte - ganz im Gegenteil zu meinen beiden Yamahas. Bei den beiden freue ich mich einfach wie Bolle, dass sie da sind und ich lege selten eine aus der Hand, ohne die andere wenigstens nochmal für fünf Minuten zu spielen.

Und nach Wochen und Monaten habe ich dann einfach beschlossen, dass das meine zwei Akustikgitarren sind und ich nur noch dann etwas neues kaufe, wenn es mich einfach umläuft.

Ich gönne jedem seine Martin, Taylor, Gibson, Lowden etc. Diese Edelgitarren geben mir einfach nichts mehr. Yamaha gilt als unsexy, auch noch vergleichsweise billig und ersetzbar. Ich mag die Dinger einfach. Ich liebe es, dass ich mir keine Sorgen um Dings und Dongs mache, ich finde es bei der CPX wundervoll, dass sie sich bei zu hartem Anschlag regelrecht überschlägt, was ich tatsächlich als musikalisches Mittel verwende. Die beiden machen alles mit, unterstützen mich tatsächlich künstlerisch. Geile Instrumente!

Ich mag halt keinen Feenstaub. Ist ja auch eine Erkenntnis.

Viele Grüße

erniecaster
 
.. freue ich mich einfach wie Bolle, dass sie da sind und ich lege selten eine aus der Hand, ohne die andere wenigstens nochmal für fünf Minuten zu spielen...
Schade, dass von dieser fast schon ansteckenden Begeisterung so leider gar nichts anklingt in dem Satz
Eine verlässliche Arbeitsgitarre, die einen nie im Stich lässt..
Warum ist man erst begeistert von einem Musikinstrument ... (Nebenbei: Ich glaube ja, dass es fast nichts Besseres auf diesem einzigartigen Planeten gibt als Musikinstrumente. Das ist doch an sich schon magisch! Und dann noch eines, was zu einem passt und das Herz erfreut! Was kann es schöneres geben!) .... also jedenfalls: Warum ist man erst begeistert von einem Musikinstrument und das Fazit der Begeisterung für dieses glücksvolle Zusammenfinden klingt nach einer Rezension für einen Dosenöffner und hat "Macht was es soll. Was will man mehr?"-Beigeschmack?

Ich weiß, dass du möglichst abgeklärt klingen möchtest, was wohl auch die merkwürdigen "Feenstaub"-Anspielungen erklärt, aber es ist ein Musikinstrument zum Musikmachen. Eines der tollsten Dinge die es gibt! Musikmachen selber ist schon ein eigentlich unsinniges und bekloppt menschliches Ding. Man muss über Instrumente daher nicht genauso abgeklärt reden wie über Leasing-Verträge.

Ich mein: kannste. Darfste. Wenne willz.
Nur: schade.
 
Sorry, wenn ich mich einmische,
aber habe Gedanken dazu..., weil ähnliches betrifft mich auch...

Vielleicht liegt es an der spezifischen Ergonomie der Yamaha (Griffbrett, Halswinkel, Bauweise -> Verstrebungen,, Hardware usw...)
Der Ansprache, Attack, speziell des Preamps und Tonabnehmers und dem zugegeben relativ geringen Unterschied des Pickups (etwas mehr Mitten, flacher) und dem Original Klang?
Moderater Preis und unverwüstlich, Stichwort (Achtsamkeit)

Ich find den E-Sound der ähnlichen Yamahas voll ok! (Thomann-Webside)
Natürlich klingen sie mit einem guten Mikro (Mischung?) davor noch besser, ausgeglichener, authentischer?

Geht mir momentan irgendwie ähnlich, bin ja grade im Tele-Himmel zuhause, aber Live würde ich immer meine HSS MIM-Strat bevorzugen. ;-)
Noch nicht mal meine teure und sehr gute Custom-built Strat. (Hät ich Hemmungen, die ist nur für mich!)

Zum Thema, meine E-Akustikzeit ist lange zurück, da war ich noch wirklich gut, Solo mit Eigenkompositionen...
Ich hatte ne Ibanez-Vintage (mit nachgerüstetem Barcus-Berry Preamp und Kontakt-PU, oder Shadow ) und ne Ovation Legend später...,verkauft.
Kannte aber damals schon diverse 'günstigere' Yamahas u.a....
Es war die Zeit von Sigi Schwab, Vollenweider (Harfe:D) und Leo Kottke herum u.a. große Künstler...;-)

LG

P.S.: Ich kann @erniecaster verstehen, auch ich war immer auf der Suche, aber bin zum Gewohnten, bequemen zurückgekehrt ...
Klinge sowieso immer gleich. (Für Außenstehende, -Hörende, Danke @gitarrenruebe )
Gute Nacht!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo!

Man muss über Instrumente daher nicht genauso abgeklärt reden wie über Leasing-Verträge.

Ich mein: kannste. Darfste. Wenne willz.
Nur: schade.

Nun, mir geht es um einen fachlichen Austausch von Wissen und Erfahrungen.

Geschmack ist eine subjektive Sache, Begeisterung ist vielleicht noch subjektiver. Mir hilft es beispielsweise überhaupt nicht, wenn jemand den Sound eines Effektgeräts in den höchsten Tönen lobt. Ich weiß recht schnell, ob mir ein Effektgerät klanglich gefällt. Ich möchte wissen, ob der Fußschalter auch nach zwei Jahren noch funktioniert, ob das Ding überhaupt knackfrei schaltet, einen brauchbaren Bypass hat oder rauscht. Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich auch seit Ewigkeiten kein Effektgerät mehr erlebt, das wirklich schlecht klang. Aber die anderen Dinge laufend und das macht aus meiner Sicht ein Gerät schnell unbrauchbar.

Blumige Beschreibungen und Loben in den Himmel haben wir früher in sog. "Fachzeitschriften" gelesen. Heute hören und sehen wir das im Netz. Letzten Endes ist das meiste davon Werbung. Das hilft mir überhaupt nicht weiter.

Viele Grüße

erniecaster
 
Dieser Thread ist mir ein bisschen nachgehangen und ich habe darüber nachdenken müssen.
Und irnxwie ist es so, dass ich auch mehr und mehr von "verschränkten Obertönen" wegkomme, hin zu: Tut's für mich oder tut's eben nicht.
Ab einem gewissen Punkt steht der Nutzwert von Gitarren außer Frage und der Rest ist sehr subjektiv und wenig übertragbar.

Ich habe in den letzten Jahre auch manch teure Gitarre angespielt. Und viele von denen nehmen mir "Spielwiderstand"; Vieles geht leicht von der Hand, klingt mit weniger Mühe und lässt sich hübscher spielen. Und alles klingt nach mir. Und der "Mojo-Faktor", das "Diese-Gitarre-macht-mich-total-an!" ist zum Preis weitgehend unkorreliert.

Und vielleicht (und jetzt wird es -zugegeben- ein bisschen schlimm), vielleicht ist es doch auch so: Wenn der Ton in den Fingern steckt, vielleicht steckt die Inspiration auch eigentlich in den Köpfen?
 
Ah, der berühmte Satz von den Tonfingern.
Ein gute Erinnerung, hier öfter mal wieder weniger reinzuschauen.

Gern geschehen. 😁
Im Ernst, ich bin mir nicht ganz sicher, was Du lieber lesen möchtest.
Lecker Sound? Röhriges Tönen? Decken vom Amp?
Was ist der beste Tubencremer für pfälzer Blueswurst?

Instrumente sind super.
Und doch ist für mich Musikmachen zunehmend supererer als Instrumente, und die zunehmend marketinggesteuerte Fetischisierung von Gitarren zunehmend befremdlich.
Die Zeiten, dass Clapton Gott war und die Les Paul das Maschinengewehr von Pete Townshend, die sind vorbei.
Equipment wird mehr und mehr Distinktionsmerkmal und Statussymbol. Limitierte Effektpedale in Sonderfarben für die einen, 10xA Ahorndecken für Zahnwalts Junior.
Zudem ist fast alles immer verfügbar.
Es lohnt sich ja fast nicht, gebraucht zu kaufen, weil es beim T und beim A alles billiger gibt.
Gitarren sind an einem seltsamen Ort angekommen.
Gitarrenforen irgendwie auch.
Es ist viel in den Archiven, das meiste davon überholt und falsch. Oder mit Links die nicht mehr funktionieren und Usernamen, die nicht mehr zu rekonstruieren sind.
Alles Neue spielt sich auf Youtube ab, wo wöchentlich die Welle der neuesten Gamechanger bei den üblich verdächtigen Kanälen bricht.

Nur hier gucken sich hin und wieder noch ein paar semibekannte Gesichter im flackernden Licht des Notausgangsschildes an und fragen "na?".
Ich fänd es auch netter, hier wieder eine nette Gemeinschaft zu haben.
Dann muss man aber auch Themen machen.
Hau mal einen raus!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde es schade, wenn man irgendwann anfängt, den Sinn im Musik machen, Fähigkeiten und nötiges Equipment selber in Frage stellt, und dann die Lust verliert..., obwohl man ein Nerd und so lange dabei war. :unsure:

Je mehr man weiß, umso egaler wirds mir z. Bsp.
Schlimme Zeiten, finde ich...!
Aber das ist mein Problem mit HSP, sorry.

Fiel mir aber zu diesem Thread ein.

LG
 
Zuletzt bearbeitet:
Equipment wird mehr und mehr Distinktionsmerkmal und Statussymbol. Limitierte Effektpedale in Sonderfarben für die einen, 10xA Ahorndecken für Zahnwalts Junior.
Zudem ist fast alles immer verfügbar.
Es lohnt sich ja fast nicht, gebraucht zu kaufen, weil es beim T und beim A alles billiger gibt.
Gitarren sind an einem seltsamen Ort angekommen.
Gitarrenforen irgendwie auch.
Es ist viel in den Archiven, das meiste davon überholt und falsch. Oder mit Links die nicht mehr funktionieren und Usernamen, die nicht mehr zu rekonstruieren sind.
Alles Neue spielt sich auf Youtube ab, wo wöchentlich die Welle der neuesten Gamechanger bei den üblich verdächtigen Kanälen bricht.

Hallo,

das fasst einiges sehr gut zusammen, was mich auch zunehmend stört. Dazu kommt, dass man eben nur einmal Jungfrau ist, und das ist bei den meisten von uns schon eine Weile her.

Nehmen wir beispielsweise mal Modeler. Beim berühmten POD 1 von Line6 gab es 16 gemodelte Amps mit den passenden Boxen. Das Gerät fanden wir alle seinerzeit überzeugend "authentisch". Natürlich gab es Updates und andere Hersteller, und die Zeit bleibt auch nicht stehen. Nach und nach wurden es mehr und mehr gemodelte Amps und die Boxen konnte man frei zuordnen. Dann kam der erste auf die Idee, IRs anzubieten. Heute prahlen Hersteller damit, dass man seine eigenen IRs laden "darf". Auf hochdeutsch bedeutet das, dass der geneigte Verbraucher sich gefälligst selbst um den Boxensound kümmern soll. Dankeschön. Der neueste heiße Scheiß ist "capturing" von Amps und Boxen, die Weiterentwicklung von Kempers Profiling. Darf man dann entweder selbst machen oder über Drittanbieter kaufen. Böse formuliert bestellst du dir ein Steak und bekommst eine Kuh, ein Messer und einen Sack Grillkohle. Und jetzt bedank dich bitte für die neu gewonnene Freiheit.

Letzten Endes landen dann doch wieder alle bei dem cleanen Fender, dem angerotzten Vox, dem crunchigen Plexi und einem Fiedelsoldano. Darf nur alles nicht mehr so heißen.

Das alles wird uns von Leuten näher gebracht, die uns etwas verkaufen wollen. Entweder das Produkt selbst, ihren Provisions-Link oder schlicht unsere Klicks. Da will dich keiner informieren - es geht um´s Geld.

Davon mal abgesehen muss man Innovationen im Instrumentenbereich wirklich suchen. Um Chrius Shiflett zu zitieren: Das einzig sinnvolle, was seit 1959 im Gitarrensektor erfunden wurde, ist der Cliptuner.

Wir sollten alle mehr über die Mona Lisa reden und nicht darüber, wie ein gerelicter Pinsel "Da Vinci" gemodelt werden kann.

Viele Grüße

erniecaster
 
Wir sind alle im Alter nicht weit auseinander und spielen ähnlich lange Gitarre.
Aber ich habe lange nichts mehr so viel Geriatrisches gehört wie in diesem Thread.

Wer hat euch denn weh getan?

Wahnsinn, wie man sich aufregen kann über Produkte die man nicht kaufen muss und Trends zu denen keiner gezwungen wird.
Ich spiele seit 22 Jahren denselben Amp in allen Bands, seit 15 Jahren denselben Amp zuhause. Niemand hat mich dazu oder zum Gegenteil gezwungen. Euch?

Und wie man gleichzeitig so leicht in ein "früher war alles irgendwie besser" reinrutschen kann und dabei vergisst, dass es damals - zumindest so lange ich Gitarre spiele - genauso, wenn nicht noch mehr Markendünkel, Modewellen und affige Trends und Werbe-Kapitalismus gab. Und ebenso die Idee, alles sei doch bereits erfunden, Innovation gäbe es nicht mehr. Da krieg ich Sekundenschlaf, wenn das einer sagt.
Weiß auch nicht, ob ich Alt-Rocker Chris Shiflett (super Typ, super Gitarrist, aber nicht gerade stilistische oder technische Avantgarde) als Experten in Sachen technologische Innovation zitieren würde.

Jetzt redet ernie in seinem eigenen, ausgiebigen Produkt-Rezensions-Thread darüber, dass man weniger über Werkzeuge reden solle.
Hä?
Und über ausufernde Modeller-Sound-Vielfalt, bei gleichzeitigem Bemängeln von - ebenfalls - Soundvielfalt.
Trotzdem ist der Ton natürlich eigentlich in den Fingern.
Ja, dann ist doch alles gut.
Dann spielt Eure Finger.

Andere Leute treffen andere Entscheidungen.
Daher ist der Markt so wie er ist.
Nicht durch fremdbestimmende Firmen oder beklagenswerte abstrakte Zeitgeist-Kräfte sondern anderer Leute Kaufentscheidungen. Ich finde bemerkenswert arrogant, zu denken - und das muss man wohl denken, sonst ergibt das Posting keinen Sinn - die seien doch alle naiv und weniger intelligent als man selbst und würden nur auf Marketing hereinfallen, man selber natürlich nicht!
Aber was ist der Begriff "Feenstaub" als umgedrehter Markendünkel, nämlich Underdog-Markenhörigkeit, rhetorisch verkleidet im Mantel des angeblich durchschauenden Da-Drüber-Stehens?

Und zum Thema Forum und Beteiligung:
Das oben muss ich alles nicht mehr brauchen.

Wegen dem Kram bin ich damals aus dem Oliven weg, dann hier stiller und jetzt frisch wieder völlig kuriert:
Es endet im Vorhersehbaren, in totschlag-argumentativen Klischees und Immer-Gestrigen von Immer-älter-Werdenden. Das mag man schunkelig und vertraut finden. Ich habe da aber einen Schaden. Ich kann das nicht lange. Viele Threads enden dann in Allgemeinplätzen über Finger und Ton oder dass man lieber üben solle und so weiter... also mit Klischees und moralischen Zeigefingern.

Ne, muss ich nicht. Das schmeckt schal.

Ist halt so. Niemand ist in der Bringschuld.
Ich daher gottseidank auch nicht.

So, sorry. Das war im Tonfall hart aber etwas derbe. Zu derbe, zum Wiederzukommen. Nicht derber allerdings, als es das im vermeintlich magischen "Früher" manchmal gab. Aber man kann auf einer Party nicht erst so derbe sein und dann weiter bleiben wollen. Weiß ich.

Also bitte einfach geistig ein paar zeitgenössische Smilies zur Abmilderung einfügen.

Ansonsten: Glück auf!
 

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