Eric Sardinas und Johnny Winter im Mainzer KUZ

A

Anonymous

Guest
Und zwar am 3. November, Karten kosten 38 Euro. Ich bin da, wer noch?
Vielleicht drĂĽcke ich meinem Idol (Eric, nicht Johnny :) die neue Resonatorgitarre in die Hand zum Unterschreiben...
 
Hallo McCracken,

das wäre nur toll - schon alleine die "Mischung"... :lol:

Aber leider zu weit. Hannover - Mainz. Und das mit Ă–ffis... :(
 
N’Abend zur Nacht,

gestern war das Konzert, und hier ist mein „Review“.

Eric Sardinas

Hat gerockt, was sonst. Einer der Musiker, die nach 10 Minuten im eigenen Schweiße stehen und „Atmosphäre“ versprühen… Diesmal mit Vollbart, was etwas gewöhnungsbedürftig aussieht. Seine Begleitband „Big Motor“ (1 Bassist und 1 Drummer) hat jetzt schon wieder einen neuen Drummer, merkwürdig. Leider hat er auch nur vielleicht 45 Minuten gespielt, da wär noch was gegangen finde ich.

Sein Setup: Beide Klampfen gehen in einen Rivera Amp (welcher hab ich nicht genau gesehen, wahrscheinlich ein Knucklehead) und ĂĽber einer Marshall 1960 4x12 zurĂĽck ins Publikum. Er hat noch ein paar Bodentreter, konnte ich aber nicht erkennen bis auf das WahWah.
Toll ist, dass der Kerl die meisten Sounds seiner verstärkten Klampfen aus dem Volumenregler des Pickups holt. Da spielt er ständig dran rum, mal für cleane Passagen dann wieder für auf die 12! Auch sehr beruhigend war es zu sehen, dass seine Resos die Stimmung nicht richtig halten. Liegt also nicht an meinen Anfängertolpatschhändchen, wie ich anfangs dachte, warum das bei mir auch so ist. Und das, obwohl er zwei Kapos benutzt. Der bringt es dann fertig, mitten im Song erstmal seelenruhig die Saiten zu stimmen. Klingt dann immer noch elegant, zu irgendwas müssen die Open Tunings ja auch gut sein :)

Ansonsten ist er auf der Bühne richtig abgegangen, da merkt man schon das Herzblut. Auch sehr stilecht das Glas mit dem Whisky auf dem Amp, da hat er ab und zu mal dran genippt. Wichtiger war dann schon das Fläschchen mit dem Feuerzeugbenzin daneben! Nach der Zugabe hat er damit seine Reso à la Jimi Hendrix angezündet. Hat zwar nur kurz gebrannt, war aber ein guter Effekt. Sollte ich auch ins Programm mit aufnehmen :) Zumal das seiner Klampfe nix auszumachen scheint. Ich kenn die gar nicht anders als schwarz verbrannt.

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Johnny Winter

Tja was soll ich schreiben? Der alte Mann und der Blues. Pflegestufe 3 und seine zwei Assistenten?! Bei ihm traut man sich kaum zu klatschen, weil man fürchtet, er fällt um vom Luftzug.
Der Mann ist 64, geht aber locker für 79 durch. Und das liegt nicht nur an seiner schweren Krankheit (keiner weiss nix genaues) sondern wohl auch an Jahren voller „Magic moments“, wie der Ami so schön sagt. Jedenfalls ist er mittlerweile fast blind, hat das rechte Auge immer geschlossen und das andere die meiste Zeit auch. Dazu sitzt er beim Konzert auf einem Stuhl und wirkt wie ein mit Pergamentpapier bespanntes Skelett. Irgendwas müssen ihm die Auftritte aber wohl geben, sonst würde er sich das sicher nicht mehr antun.

Ich habe jedenfalls noch kein Konzert besucht, bei dem die Roadies mehr Zeit zum Vorbereiten eines Stuhls als zum Checken der Backline gebraucht haben. Was man aus Handtüchern alles konstruieren kann… im Publikum hat man sich nur fragende Blicke zugeworfen.

Von technischer Seite ist das Setup schnell erzählt: Johnnys merkwürdige Mini-E-Gitarre geht über ein Chorus Pedal in einen Music Man Bassman mit 4x10 Zöllern Nachbau. Fertig. Diesen Sound kann ich nicht ausstehen, weil es mich unweigerlich an Reggae und Karibik-Feeling erinnert, nur nicht an Blues. Der Amp hat einen übrigens umgepustet, so laut war der. Johnny hat das sicher nicht so empfunden…
All die Fans mit den Gibson-T-Shirts über der Bierwampe wurden jedenfalls enttäuscht: die alte Firebird blieb zu Hause, er hat nur die Mikro-Klampfe gespielt. Das hat wohl ergonomische Gründe, unter einer Firebird würde er schlicht zusammenklappen.

Es ist aber dennoch erstaunlich, wie er mit seinen Spinnenfingern übers Griffbrett fährt und seine Blues-Standards unters Volk bringt… macht schon Laune. Am besten hat man mit geschlossenen Augen zugehört, die Stimme hat nämlich schon noch Charakter und das Blues-Gefuddel natürlich auch. Da darf man sich von dem sitzenden Männlein nicht täuschen lassen!

Mein Fazit: bin wegen Eric Sardinas gekommen und das wars auch Wert. Johnny Winter hör ich lieber auf CD im Auto, Live ist das keine Offenbarung mehr.

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Schone Reviews!

Zu Johnny Winter: Da ich sozusagen musikalisch mit ihm aufgwachsen bin, hat er bei mir einen festen Platz im Herzen - heute allerdings eher museal. Seine CDs haben sich ab Ende der 70er eigentlich immer nur wiederholt und live kann man sich's nicht mehr wirklich antun (in frĂĽheren Zeiten 4 x gesehen, und irgendwann war's dann auch mal durch ...)

Wenn ich mal wieder Bock auf ein paar Minuten Winter habe, sehe ich die folgende Slidenummer mit Firebird gern, da ist es - dieses "fiebrige" hochintensive Spiel und diese grandiose Stimme, was ihn beides einst berĂĽhmt gemacht hat

http://de.youtube.com/watch?v=ytdsPVkNCOM

Ein weiterer Punkt fĂĽr seinen fetsen Platz in der Player/Singer-Historie ist sein (unerreichte? ausgestorbene?) Koordination Gitarre/Gesang.

http://de.youtube.com/watch?v=RHhV_KL4dRo

Hier läuft er wirklich auf Hochform. Blitzschnelles, typisches Triolenspiel, das mit dem Gesang zusammen zum genialen Multitasking wird. Zwar spielen viele heute technisch besser, aber die meisten singen nicht, während sie zeitgleich schnelle Singlenote-Läufe spielen als sei's jemand anders :-D ...
 
So besonders "expressiv" hat er sich auf der Bühne ja noch nie verhalten... aber auf dem ersten Video sieht man wenigstens, wie er mit knödeliger Stimme seine Nummer durchzieht. Das gibt's 30 Jahre später nur noch in der abgespeckten Form. Schade, aber die Welt dreht sich halt.

Auf dem zweiten Video das war genau die Gitarre, die er auch hier dabei hatte. Sie klang auch fast genauso, nur mit weniger Verzerrung. Wie gesagt, diesen Chorus-geschwängerten Sound mag ich halt nicht.
 

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