Gibt es eine Zukunft für den Beruf des Gitarristen/Bassisten

uwich

Power-User
28 Dez 2009
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Hallo!

Ich bin ein Hobbygitarrist (-gelegentlich Bassist), der Anfang der 90er Jahre noch nebenbei Geld mit Tanzmusik machen konnte und sich dann für einen Beruf entschied, der mit Musik nichts zu tun hat. Damit verdiene ich jetzt mein Geld und finde wieder vermehrt Zeit für meine eigentliche Leidenschaft: die Gitarre.
Gleichzeitig kenne ich aus alten Zeiten und auch neu kennengelernt einige Profi- und Semiprofigitarristen, die allesamt richtig gute Musiker sind, dabei alle von der Hand in den Mund leben oder noch einen Nebenjob brauchen, um über die Runden zu kommen.
Varianten des Gitarristenlebens, die ich persönlich dabei sehe, sind:

Bordmusiker auf einem Kreuzfahrtschiff
Tour mit einer Musikal-Medley - Truppe
Top40 mit Schwerpunkt im Winter in den Alpen mit Hüttenzauber
oder halt die klassischen Nebenjobs wie Musikunterricht oder Instrumentalienhändler

Ich will ausdrücklich keinen dieser oben erwähnten Jobs schlechtmachen, dabei kann man viel Spaß haben und sich z.T. auch gut verwirklichen. Aber der eigentliche Traum, den viele hatten, ist damit nicht verwirklicht.

Am übelsten sieht für mich die Bezahlung aus. In den allermeisten Fällen (die ich mitbekomme) würde ich behaupten, dass die Musiker unterbezahlt sind. Eine Familie mit Kindern kann man damit nicht ernähren.

Die Ursachen, die ich für diese Entwicklung sehe, sind:
- der Musiker als Dienstleister bei privaten und öffentlichen Feiern wie Hochzeiten, Stadtfesten, Schützenfesten etc....... wird immer seltener nachgefragt und meist durch DJs ersetzt
- auch Musikals spielen vermehrt Playback statt Live
- es gibt heute viel mehr gute Musiker als vor 20 Jahren bei deutlich gesunkener Nachfrage (s.o.)
- Live-Acts waren zumindest in den letzten 15 Jahren auf dem absteigenden Ast, auch durch z.T. horrenden Eintrittspreisen bei Spitzen-Acts (wobei ich glaube, hier eine rückläufige Entwicklung zu sehen)

ich pauschalisiere jetzt mal etwas, um es zu verdeutlichen: vor 30 Jahren gab es wenige geniale Musiker, einige gute und mittelmäßige Musiker und viele haben davon leben können, weil die Nachfrage sehr hoch war (Beispiel: unsere Tanzband war 1 Jahr vorraus ausgebucht, die Leute haben ihren Hochzeitstermin danach ausgerichtet, wann wir Zeit hatten).
Einige Musiker wurden Stars, selbst die guten und mittelmäßigen Musiker verdienten auch Geld und konnten sich mit Dienstleistung ihre eigentliche Leidenschaft (selbstkomponierte Stücke) finanzieren.
Aktuell gibt es eine riesige Zahl Gitarristen und Bassisten, die mit z.T. sehr gutem Equipement gute Musik machen, nur die allerwenigsten können davon leben, die meisten investieren nur. Die einzige Gruppe, die im Schnitt noch halbwegs an der Sache verdient, sind die Instrumentenhändler und z.T. die Lehrer (was ich natürlich völlig richtig finde).

Jetzt meine Fragen zur Diskussion:

- erleben wir gerade das Aussterben des Berufsbildes Gitarrist/Bassist (oder allgemein Berufsmusiker)???
- wenn ja:
gibt es Möglichkeiten, die Entwicklung aufzuhalten?
- müssen sich die Musiker organisieren (wird ein Berufsverband benötigt)?
- muss die Qualität verbessert werden?
- wie kann man die Nachfrage wieder steigern?
 
Ja lass uns eine Gewerkschaft gründen und Tarifverträge aushandeln°! :cool:

Nein im ernst . Um als Musiker seinen "Traum" zu verwirklichen zu können braucht man riesig viel Talent , riesig viel Ehrgeiz und riesig viel x riesig viel Glück. Der rest macht es halt als Hobby oder mit nebenjobs , muss jeder selbst wissen was im wichtiger ist . Das Geld oder sein Hobby als Job.
Dass die Nachfrage gesunken ist, denke ich, kommt daher, dass "wir" einfach alle immer "weniger" Geld in der Tsche haben.
Und wenn ich mir mal anschaue was Tanzmusik Bands (der Vater meines Bandkollegen , hat so in den 80ern sein Studium finanziert) damals im Verhältinis zu ihrer Qualität bekommen haben, war das doch einfach nur Utopisch.

Gruß
Matze
 
Moin.
Es gibt doch einen Verband: http://www.dtkv.org/
Und diverse eVs tummeln sich ebenfalls in Deutschland. Ich bin zB im deutschen RockPopMusikerverband http://www.musiker-online.de/start.html. Alleine der Adressservice ist das Geld für die Mitgliedschaft wert.

Ich glaube das die Realität als Berufsmusiker mit dem Rockstartraum einfach nicht zusammenpaßt.
Zwecks Nachfragesteigerung und Qualität: Ich glaube/hoffe Qualität setzt sich langfristig durch. Gute Bands/Musiker werden gebucht. Und da sehe ich beider Definition von Gut nicht nur die Musikalische Qualität sondern auch eine professionelle Einstellung(wer will schon mit Diven arbeiten) und eine Portion Entertainer ist auf der Show-Bühne auch gefragt.
Im Bereich der Tanzmucke sehe ich hier im Norden viele, viele Schrottbands, die aber billig sind. Ich bin gespannt wie lange die durchhalten. Die Preise sind allerdings kaputt. Ich glaube allerdings das sich das wieder "normalisieren" wird. Denn auch die guten Bands haben teilweise utopische Preise aufgerufen. Das kann sich momentan einfach keiner leisten und wenn der DJ gut ist, macht der bei einer Hochzeit auch die Tanzfläche voll. Und der DJ ist imho flexibler in seiner Musikgestalltung. So muß die Tanzband eben was besonderes bringen und nicht die ewig gleichen Halbplaybacks und Midis abfeuern.
Meine 2ct, aber ich verdiene mein Geld auch nicht nur mit Musik und schon gar nicht mit meiner Gitarrenstümperei
Gruß
Ugorr
 
Das mit dem Verband wusste ich nicht. Das ist ja eine gute und gesunde Sache (wie übrigens auch Internetforen wie dieses hier).

Ich will die Diskussion einmal mit einer (fiktiven) Frage auf die Spitze treiben:

Würdet ihr Eurem (talentiertem) 16jährigen Kind seinen Herzenswunsch, Berufsgitarrist zu werden, aktiv ausreden, wenn das Kind dafür auf eine sonstige Berufsausbildung verzichten will?

"Berufsgitarrist" definiere ich als jemand, der mit der Gitarre seinen Lebensunterhalt verdienen will.
 
Gegen Ende der 80er / Anfang der 90er konnte man mit eigenständiger
Rock- und Metalmusik auf keinen grünen Zweig kommen, weil die Grunge
Welle auch über Deutschland eingebrochen ist..

So in den 90ern waren es "DJ's und Discos" die die Wochenenden belegt
haben und seit einigen Jahren sind es die auch noch jährlich wie Pilze aus
dem Boden sprießenden Top 40/Tanzmusik/Partycover-Bands die diesen
Platz wieder eingenommen haben. Gleiches mit den Alleinunterhaltern..

Die sind z.T. immernoch gefragt. Von Hochzeiten bis zum Frühschoppen.
Da dachte aber auch jeder mit Casio Keyboard und MIDI Files er könnte
mit geringstem Aufwand die schnelle Mark machen. Gut, dass da welche
mit auf die Nase gefallen sind. Einzig bei den "DJ's" verstehe ich nicht wie
jemand pro Abend 300-600 Euro damit verdienen kann, dass er Charts
auf seinen iPod lädt und auf einer Party die Playlist auf "Shuffle" stellt
und abspielen lässt.

Aber das wird sich vielleicht auch noch selbst regulieren..

Mit Tanzmusik und Partycover lässt sich immer noch zuviel verdienen.
Wenn das solangsam mal in die Binsen geht, weil der Trend wieder in
eine andere Richtung weht oder die Preisgestaltung völlig überzogen
und der Markt überlaufen ist, soll es so sein. Ich behaupte auch mal,
dass diese Entwicklung schon begonnen hat. Denn zunehmend wird die
Schuld hier jetzt bei der GEMA gesucht und schwachsinnige Petitionen
werden/wurden ausgerufen.

Das hat alles aber gar nichts mit "Aussterben" zu tun sonder mit Trend,
Qualität, Nachfrage und Angebot. Wer "Berufsgitarrist" werden möchte
sollte sich dann mal überlegen wo er sich da einordnet bevor ich anfange
ihm was auszureden. ;-)
 
Talent reicht leider nicht aus. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Fähigkeit der Kommunikation und der Selbstorganisation. Wenn man erst mal genügend Aufträge hat, wird man ziemlich schnell merken, dass man eigentlich gar nicht mehr so viel zum Üben kommt. Unterrichten sollte man nur, wenn man Geduld und Einfühlungsvermögen für die Fehler der Schüler hat. Wenn man als Berufsgitarrist nur live spielt, hat man meist eh keine Familie, da man selten zu Hause ist. Eine gute Mischung aus Unterricht und Livejobs ist, so denke eine gute Ausgangslage um gut leben zu können.
 
uwich":38csf7y0 schrieb:
"Berufsgitarrist" definiere ich als jemand, der mit der Gitarre seinen Lebensunterhalt verdienen will.

Naja ich täte dem Kind sagen, wie die Berufsrealität aussieht - aussehen kann: 2x Wochentags 10:00-20:00 in die Musikschule tapern, Kindern, die von ihren Eltern dahingeschickt werden damit sie ihre Ruhe haben (die Eltern) was beibringen oder auch nicht, 1 Tag eigene Schüler betreuen, hir und da mal n Hunni für Studiokram den man zum Kotzen findet, Freitag und Samstag abends Coverrock auf Bikerfeten und Dorffesten, Sonntag früh noch mal Jazzmatinee ... Am Ende des Montas dann 2000,- € verdient und weils alles auf Rechnung geht musste auch noch Steuer, Krankenkasse, Rente etc. voll selber zahlen.

Damit kann man glücklich werden! (mein ich jetzt wirklich nicht ironisch)

Gruss

Rid (der lieber noch nen "normalen" Job hat
 
Letztens gab es im Videotext bei diversen Sendern ein kurzes Statements zum Musiker der Gegenwart. Der Tenor war. In Zeiten von WEB 2.0 braucht man den Musiker 2.0. Er sollte sich nicht nur an seinem Instrument auskennen, sondern auch im Marketing, Technik, BWL, etc.
Ich kenne einige Leute die von der musik leben.Als Beispiel mal mein alter Gitarrenlehrer.
Er spielt einige Instrumente auf ziemlich hohen Niveau. er hat diverse Bands und Projekte in denne er gleichzeitig involviert ist. Vor einem Jahr oder so spielte er bei Avantasia den Bass unter anderem in Wacken vor 100.000 Leuten, dann kurze Zeit später in einem Jazzduo vor 100 Leuten in nem Club. Er trommelte bei Ted Herold und bei den Dimple Minds als Aushilfe auf Tour. Heaven´s Gate, AINA, etc. Also ziemlich vielfältig allein von der Musik her.Und er unterrichtet an Musikschulen.Das ist der Alltag. Wer sich für Musik als Beruf entscheidet muss sich dessen bewusst sein.

Wen es interessiert:

http://www.myspace.com/roberthuneckerizzo

http://www.doubletime.de/index4.html

Als Elternteil würde ich das meinem Kind zeigen, z,B. bei myspace und Co. Dort gibt es tauende solcher Profile. Und dann sollte der Spross selbst entscheiden. Nur eins ist klar: Alls Musiker musst du verdammt vielseitig sein.
 
Moin,
ich glaube, dies ist kein Phänomen unserer Zeit. Profi-Künstler zu sein ist unerreichbar für sehr viele, ein hartes Brot für die meisten, und lohnenswert für wenige. Ob das Schauspielerei, Malerei, Schriftstellerei oder eben Musik ist.
Vielleicht sind die Anforderungen in unserer Zeit anders, da verfügbare Medien und Kommunikationswege den Zugang für Anbieter und Nachfrager extrem vergrößert haben. Vor 50 Jahren mußte eine Band die Samstagsabendunterhaltung in der Kneipe machen, die Rundfunkhäuser hatten eigene Orchester usw. Wer eine Darbietung wollte, mußte sich in der Nähe umschauen, da Reisen zeitaufwändig und teuer war. Andererseits sind die Möglichkeiten der Vermarktung enorm gestiegen, der Musiker kann seine Ergüsse jedem weltweit zugänglich machen, der einen Computer und IN Anschluß benutzt. Und so weiter und so fort...

Ich würde nicht schlechter oder besser sagen. Die Begleitumstände sind einfach anders im Bezug auf Hindernisse und Möglichkeiten.

Übrigens, die wenigen Profimusiker die ich kenne, spielen/beherrschen nicht nur ein Instrument. Was auch den musikalischen Horizont enorm erweitert. Mal ehrlich, wenn das Talent nur für Gitarre reicht, sollte man keine professionelle Musikerkarriere als einzigen Berufswunsch anstreben ;-) Ausser man wird als Schülerband plötzlich reich und berühmt. Aber das ist kein anstreben im eigentlichen Sinne, sondern Glück.

Ich würde den Nachwuchs bei dem Wunsch, Berufsmusiker zu werden unterstützen. Oder anderer Künste. Meine Teenie Nichte wird gerade von mir unterstützt bei der Schauspielerei, z.Bsp. mit Schauspielseminaren in Theatern. Die vermitteln ganz gut den harten Alltag und die Anforderungen die gestellt werden.

Ciao
Monkey
 
Ich unterscheide hier zwischen den Musikern, die auf Grund ihrer Kreativität und dem damit einhergehend Erfolg ihren Lebensunterhalt bestreiten können und denen, die durch fachl. Kompetenz und techn. Können ihre Brötchen verdienen.

Erstere (eher eine aussterbende Art) müssen nicht zwingend "der Crack" an ihrem Instrument sein, benötigen keine Studium der Musikwissenschaften und fokussieren sich primär auf "ihr Ding" so lange sich dies auf der Ertragsseite positiv auswirkt .

Die anderen Gruppe (heute eher die Regel)bezeichne ich mal oberflächlich als Session-Player, die, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, gezwungen sind TOP40 - Engagements anzunehmen, hier mal einen Studio-Job/Live-Job absolvieren, Unterricht erteilen und/oder gar als Musikpädagoge hauptamtlich tätig sind. Also eine Vielzahl div. Betätigungsfelder, bei der es nicht ausbleibt, andere Stile, Instrumente zuverinnerlichen, möchte man am Ball bleiben. Ob bei diesen ganzen Anforderungen dann noch genügend Zeit bleibt, sein "eigenes Ding" durchzuziehen, laß ich mal offen.

Die neuen Medien sind heute nicht mehr weg zu denken, Selbstvermarktung, unüberschaubare Netzwerke, eine wahnsinns Aufwand, der m.M.n. in keinem Verhältnis zum pers. Nutzen steht.
MySpace, Facebook, Twitter und/oder sonstige Plattformen die es Künstlern erlauben ihre Kunst kostenfrei bzw. -günstig vorzustellen sind zwar Bestandteil der Maschinerie, werden aber m.M.n. völlig überschätzt.

Ein Künstler benötigt neben seiner Kreativität und seinem Können eine gehörige Portion "Persönlichkeit" (Charisma, Charakter, unabdingbarer Wille, angemessenes opt. Auftreten/Präsentation, Geschäftssinn, etc.) und er sollte natürlich "openminded" sein, bereit sein, jederzeit Chancen zu erkenne und zu ergreifen, ohne vorher tage-, wochen-, monate-, jahrelang darüber zu sinnieren und die Wenn und Aber abzuwägen.

Was die Frage nach dem Berufswunsch eines 16jährigen angeht, sieht meine pers. Meinung dazu wie folgt aus.
Hat der Teenie bereits Erfahrungen (Vorkenntnisse theorie/praxis) und hebt sich sein Können von anderen, gleichen Alters ab?
Wenn ja, in welcher Form (techn., klanglich, das pers. Auftreten, die Flexibilität, etc.)?
Wenn die Grundvoraussetzungen also erfüllt sind, sehe ich z.B. einer Ausbildung bzw. einem Studium im Musikbereich positiv entgegen. Da ist es mir dann auch egal, wo bzw. welche Ausbildung in Betracht kommt (Hochschule in DE oder GIT in LA), so lange sie zielführend ist.
Habe ich den Eindruck, dass dieser Wunsch eher aus einer altersbedingten Laune heraus entstanden ist, würge ich den Wunsch nicht gleich ab, sondern fördere diesen Wunsch auf einer evtl. erstmal "niedrigeren Stufe", um zu sehen wie sich dieser Berufswunsch weiterentwickelt...
 
uwich":17ynocqh schrieb:
- erleben wir gerade das Aussterben des Berufsbildes Gitarrist/Bassist (oder allgemein Berufsmusiker)???
- wenn ja:
gibt es Möglichkeiten, die Entwicklung aufzuhalten?
- müssen sich die Musiker organisieren (wird ein Berufsverband benötigt)?
- muss die Qualität verbessert werden?
- wie kann man die Nachfrage wieder steigern?

- imho nicht mehr oder weniger, wie die letzten 20 Jahre

die anderen Punkte müsste ich dann zwangsläufig mit nein beantworten....

ich meine, wer kreativ und flexibel ist kann mehr oder weniger gut davon leben. Mit Qualität muss das nicht zwingend was zu tun haben, eher mit Geschäftssinn und Geschäftsgeist....ansonsten schließe ich mich den Ausführungen von bimbam an, der das wirklich sehr gut zusammengefasst hat....

für mich wäre dieses Berufsbild, so gerne wie ich Gitarre spiele, nichts gewesen.....
 
Warum schwarz weiss?

Ich finde es sehr spannend als Teil meines Einkommens, meine Berufes, auch den Musiker nennen zu können. Es macht eben einen Prozentsatz meines gesamten Einkommens aus. Das ist notwendig weil die Umstände eben sind wie sie sind. Und ja ich mache das gerne obwohl ich mich nicht 100%ig dabei verwirklichen kann. Könnte mir wesentlich schlimmeres vorstellen.
Es ist mehr als ein Hobby und weniger als ein Fulltimejob.
Ich nenne das mein Jobpatchwork. Bin nicht unglücklich damit! Generell.
 
uwich":3jeqflqe schrieb:
D
Würdet ihr Eurem (talentiertem) 16jährigen Kind seinen Herzenswunsch, Berufsgitarrist zu werden, aktiv ausreden, wenn das Kind dafür auf eine sonstige Berufsausbildung verzichten will?

Nein! Selbst wenn das Kind professionell Akkordeon spielen möchte, obwohl.... :-D

Wenn´s klappt is gut, wenn nicht, gibt es später immer noch viele andere Möglichkeiten im Leben.
 
Ich war früher ca. 6 Jahre Profibasser (1985-1991, Live z.B. beim Circus Roncalli, Studio, Sub jeglicher Art, Tanz- und Galabands), bis sich mein linker Ellenbogen verabschiedet hat (Epicondylitis humeri radialis), was dann leider das Ende meiner Profikarriere bedeutete.

Mir haben ALLE Gigs Spaß gemacht, auch die übelsten Schweinegigs, derer ich eine MENGE spielen musste :)
Ich denke, anders geht es auch nicht, und man MUSS vielseitig sein!
SEINE Musik wird einen nur in Ausnahmefällen ernähren!

Aber ob ich heute das selbe noch einmal machen würde, denke ich eher weniger.
Die Konkurrenz ist riesig und wie es andere hier schon schrieben, wird man als Musiker allein, ausser mit viel Glück, und wer hat das schon, kaum überleben können.

Aber wer Spaß daran hat, soll es ruhig versuchen! :)


Liebe Grüße

Klaus
 
Ich finde es sehr spannend als Teil meines Einkommens, meine Berufes, auch den Musiker nennen zu können.
Kommt mir bekannt vor...

Eine Frage dabszgl. - müßtest du dich entscheiden, was wäre deine Wahl?
Musik oder "Teil des Systems"?

Der Verstand sagt bei mir z.B. ganz klar - "seriöser Job=Einkommen" - das Herz tendiert eher zur Musik. Ich glaub ab einem bestimmten Alter wird dieses rationelle Betrachtsungsweise zunehmen und mit den damit einhergehenden Verpflichtungen und Verantwortungen ausgeprägter... oder man fügt sich einfach in sein Schicksal... ich weiß es nicht.

Unterm Strich bin ich heute lieber professioneller Amateur als amateurhafter Profi... ;-)
 
Ok, die Frage ging nicht in meine Richtung, aber nachstehender Satz liest sich irgendwie merkwürdig.

bimbam":2u54fdue schrieb:
Eine Frage dabszgl. - müßtest du dich entscheiden, was wäre deine Wahl?
Musik oder "Teil des Systems"?

Was meinst Du damit?
 
Gemeint war:
Entscheiden zwischen dem Dasein als Musiker oder was man im allg. als arbeitende Bevölkerung bezeichnet (egal ob als Arbeitnehmer/Selbstständiger) - also dem seriösen Lebensstil folgen (wie der Großteil der Bevölkerung), der einem eine gewisse Sicherheit und ein geregeltes Einkommen vorgaukelt (=Teil des Systems).
 
bimbam":2mton5jw schrieb:
Der Verstand sagt bei mir z.B. ganz klar - "seriöser Job=Einkommen" - das Herz tendiert eher zur Musik. Ich glaub ab einem bestimmten Alter wird dieses rationelle Betrachtsungsweise zunehmen und mit den damit einhergehenden Verpflichtungen und Verantwortungen ausgeprägter... oder man fügt sich einfach in sein Schicksal... ich weiß es nicht.

Vorzeigefamilie mit Kindern, Haus, Garten und Bürojob.
Das war nie etwas für mich und ich möchte mit keinem
von denen tauschen wollen. :)
 
Zwischen Musikern lt. Eurer Definition einerseits und der system-konformen Vorzeigefamilie (was für ein Blabla) mit Hund/zwei Autos/ zwei Kids und Garten in der Vorstadt andererseits gibt es so unendlich viele andere lebenswerte Daseinsformen. Stellt Euch DAS mal vor. Aber als ich 16 Jahre alt war, wusste ich das auch noch nicht.

:)
 
Christof":2f3irely schrieb:
Zwischen Musikern lt. Eurer Definition einerseits und der system-konformen Vorzeigefamilie (was für ein Blabla) mit Hund/zwei Autos/ zwei Kids und Garten in der Vorstadt andererseits gibt es so unendlich viele andere lebenswerte Daseinsformen. Stellt Euch DAS mal vor. Aber als ich 16 Jahre alt war, wusste ich das auch noch nicht.

:)

:facepalm:
 
Christof - do you wanna dance or do you wanna play?
Möchstes du zu der Musik (die andere machen, nennen wir es mal "das System") tanzen oder selbst für gute Mucke sorgen?
Das Topicthema lautete doch ob es eine Zukunft für den "Beruf" des Gitarristen/Bassisten gibt, oder?

Auf Grund des Fragestellung gibt`s da m.M.n. keine anderen Daseinsformen.
Entweder musiziere ich und verdiene damit primär meinen Lebensunterhalt, Musik stellt den alltäglichen Lebensmittelpunkt dar.
Alles andere in Form von Musik "nebenher" machen geschieht auf Basis eines Kompromisses bei dem man jede Entscheidung erneut abwägen muß...
Man wird bei solch einer Konstellation irgendwie immer auf der Stelle treten und zurückblickend feststellen, dass die ein oder anderen Dinge besser laufen könnten, wenn man nicht anderweitige berufl./priv. Verpflichtungen an der Backe hätte.

Man kann sich in einer solchen Konstellation durchaus wohlfühlen, wenn man seine Ziele den Lebensumständen anpaßt und sonstige Randbedigungen (berufl./priv. Verhältnisse) für einen akzeptabel erscheinen.

Kunst, Musik - Künstler, Musiker ist nicht nur ein Beruf sondern eine Lebenseinstellung, etwas dem sich sämtliche Lebensumstände (auch die Privaten) unterordnen müssen, wenn man diesen Weg für sich eingeschlagen hat. Ich meine damit nicht irgendwelche hippen Typen, die mal für einen Sommer in den Charts zu finden sind und 3 Jahre später eine Pommesbude in Spanien betreiben, sondern Künstler/Musiker die ihr Leben dahingehend ausgerichtet haben, ihren musikalischen Traum zu verwirklichen und zu (er-) leben.


Aber als ich 16 Jahre alt war, wusste ich das auch noch nicht.
Was soll diese dümmliche Aussage, was möchtest du damit ausdrücken? Laß mich bitte teilhaben an deiner großen Lebenserfahrung, danke.
 
bimbam":etmlri1d schrieb:
Kunst, Musik - Künstler, Musiker ist nicht nur ein Beruf sondern eine Lebenseinstellung, etwas dem sich sämtliche Lebensumstände (auch die Privaten) unterordnen müssen, wenn man diesen Weg für sich eingeschlagen hat.


Na, sagen wir mal,
ein stilistisch breitgesteutes handwerklich hohes Niveau ist kaum mit einem Vollzeitjob und Familie vereinbar.
Und ohne Solches wird es als Profi eng.

Viele Grüße,
woody
 
Natürlich gibt es unendlich viele Daseinsformen des menschlichen Lebens.

Natürlich ist Glück ein individueller Zustand, der auf unendlich vielen unterschiedlichen Wegen erreicht werden kann.

Natürlich ist die Kunst ein ursprünglicher Drang in uns Menschen, um Sinneswahrnehmungen zu formen und einem Ideal zuzustreben (=Kultur)
(Letzteres haben andere schon besser ausgedrückt wie hier:
"Ist das Bemühen nach Schönheit in Gestalt und Ton nicht der Ursprung aller Kultur? Sollen wir es weg lassen? Wie viel kann man entbehren, ohne dass wir den Sinn der Kunst verlieren?" von Moderator Walter)

Die eine Frage ist:

Lockt in Zukunft auch noch das Ziel, seinen Lebensunterhalt als Musiker zu verdienen? Oder wird es für praktisch alle ein Hobby oder ein Nebenjob sein?

Offensichtlich ist es für viele derzeit möglich, ihren Berufs-Lebenstraum zu verwirklichen, wenn auch mit Kompromissen in Form von vielen "Baustellen", auf den gearbeitet wird. Das ist aber bei den meisten anderen Jobs auch so.
Wird es in Zukunft aber auch so sein?

Die Gitarre fristete in der Musikgeschichte ein Schattendasein, bis die elektronische Verstärkung erfunden wurde. Ab da erst bestand die Möglichkeit, eine Gitarre auch in einer Musikerformation einzusetzen - vorher war sie einfach zu leise. Es folgte eine Erfolgsgeschichte der Gitarre/Bassgitarre, die bis in die heutige Zeit anhält - auch wenn der bisherige Höhepunkt (des Stellenwertes) in den 50er - 70er Jahren war.
Danach ist rund um das Instrument auch wahnsinnig viel passiert. Andere neue Instrumente wurden wichtiger, nicht zuletzt im elektronischen Bereich.

Ich persönlich hoffe, dass wir in einer Zeit leben werden, in der die Blüte der digitalen Musikherstellung vorbei ist und in der die handgemachte Musik wieder angesagt ist. Eine Zeit, in der viele Konzerterlebnisse durch die zu hörenden Klänge geprägt sind und nicht nur durch die Show drumherum.
In so einer Zeit wird es auch Musiker geben (müssen), die auf der Bühne ihre Aufmerksamkeit und ihren Lebensunterhalt verdienen.

So, ich stelle meinen Wanderpredigermodus wieder aus.
 

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