Pimp my Gretsch Pro Jet - Der Baubericht

[Anonymous]

So liebe Freunde!

In diesem Thread werde ich euch berichten, wie der Umbau von eltopo´s Gretsch voranschreitet. Natürlich voll bebildert.
Einige von euch werden sagen: pöh... Pickups einbauen ist keine große Sache.

Stimmt! Wenn man neue SCs in eine Tele oder Strat einbaut, oder an einer LesPaul HBs gegen HBs tauscht.
Bei einer Gretsch ist das ein wenig anders. Gretsch hat es sich zu Eigen gemacht, für fast jedes Modell individuelle Pickupaufnahmen respektive Fräsungen zu fertigen.

Bei dieser G5235 ProJet sind MiniHumbucker verbaut, die nicht ganz reguläre Abmessungen aufweisen. Dementsprechend sind die PU-Aufnahmen genau auf diesen Pickup angepasst.

In "unsere" Gitarre sollen TV Jones Classic Filtertrons eingebaut werden.

OK :roll:

Was ist zu tun?

Wir müssen schauen, dass diese Pickups entsprechend tief in den Body hineinpassen - sie bauen vom Gehäuse her recht hoch und wir wollen erreichen, dass wir sie bei einer flachen Saitenlage auch noch ordentlich in der Höhe verstellen können. Hier geraten wir vor die erste Hürde:





Wie man hier sehr schön erkennen kann, hat die Fräsung ein kleines "Treppchen" von etwa 7 - 10mm Höhe. Das muss weg! Erheblich beim Bridge PU.

Der TVJ wird einen optimalen Einstellweg bekommen (laut TV Jones Webseite), wenn er unverschraubt bündig mit dem Pickuprahmen zu liegen kommt.

Man kann auf dem folgenden Bild einigermaßen erkennen, dass der Hals-PU nicht mehr viel braucht.


...to be continued

 

[Anonymous]

Hi,
danke, das du dir die Mühe machst, den Bericht zu schreiben. Freu mich schon auf die weiteren Schritte



MFG -Basti-

 

[Weekend-Hero]

Hey Sascha,
von mir auch besten Dank für deine Mühen. Ich giere nach den Ergebnissen deiner kommenden Arbeitsschritte! :top:

 

[Anonymous]

Mensch Sascha, ist das spannend!!

Man merkt: Du bist mit Leib und Seele dabei!

Muchas Gracias!

 

[Anonymous]

Ich sag mal so: mit Werkzeug und Zollstock umzugehen ist kein Hexenwerk, solange man sich zur Ruhe und Sorgfalt zwingt.
Und von dem Bericht werden bestimmt einige profitieren, die sich bisher nicht selbst getraut haben, mal Hand an ihr Instrument zu legen.

 

[Anonymous]

Es geht weiter...

Wie bereits erwähnt, sind in den Öffnungen kleine Absätze eingearbeitet, die unsere Pickups zu hoch aufliegen lassen.

Am Hals sind es 7mm



an der Bridge glatte 9-10mm



Das dremeln wir gepflegt weg, indem wir einen feinen Fräskopf als Oberfräse verwenden. Zuvor sichern wir den Korpus mit etwas Karton ab, damit wir im Falle des Abrutschens nicht den Lack oder gar das Holz beschädigen.



Ein Wort der Warnung zuvor:

Ein Dremel ist mit seinen Geschwindigkeiten (meiner macht ca. 30.000 U/min!) und dem kleinen Schwenkbereich ein hochgefährliches Werkzeug!
Bitte niemals!!!!! den Dremel unter Alkoholeinfluss benutzen! Hebt euch das Bier zum Abschluss der Arbeit auf!!!
Nicht-Brillenträger sollten auf jeden Fall eine Schutzbrille tragen.

So, Halsöffnung wird ausgefräst, mit dem Staubsauger in der linken gleichzeitig der "Abraum" abgesaugt. Drehzahl auf ca. 2/3, nicht zu schnell sonst kokelt das Holz. Die Gitarre fängt zwar nicht Feuer, aber es riecht nach Kamin... ;-)

Das ging ziemlich flott. Weiter mit der Bridgeluke... Holla??? Der Fräskopf bleibt stecken. Ahorn ist härter als Stahl.. also größeren Fräskopf drauf und weiter. (beachte die unterschiedlichen Hölzer vorn und hinten)



In der hinteren Öffnung unbedingt darauf achten, den Massedraht nicht zu beschädigen. Er hat etwas Luft und kann problemlos hin und her bewegt werden.

Wenn der Absatz ringsherum 4-5mm erreicht hat,



haben wir unser Ziel erreicht und können noch mal "probesitzen" Wenn die PUs bündig mit den Rähmchen liegen ist alles im grünen Bereich.







So wie hier sieht es gut aus. Der hintere PU sitzt noch schief, weil er auf dem Massekabel aufliegt. Macht aber nichts.

Rein theoretisch können die PUs jetzt am Toggleswitch verlötet werden.



Wenig Platz da drin.... :shock: :shock: :shock: Lötzinnreste müssen natürlich vorher entfernt werden...

Wo ist meine Entlötpumpe? !§$%#******!!!!!!!!! Find ich nicht... muss ich erst mal suchen.

Okay, Feierabend! :-D




Jetzt darf ich auch ein Bier! Prost und bis später! :mrgreen: :banana:

 

[Anonymous]

Moin Sascha!

Schöner und ausführlicher Bericht - macht richtig Spaß zu lesen.

Du scheinst auch nicht nur nen guten Geschmack hinsichtlich Musik und Gitarren zu haben - deine Bierauswahl ist vorzüglich.

Bin ja 10 km von cder CZ Grenze entfernt und es gibt nix Leckereres als ein Pilsner Urquell oder Budweiser vom Fass!!
;o)

 

[Weekend-Hero]

Hey Sascha,
ich find den Bericht auch große klasse. Sieht sehr sauber aus, wie du das gemacht hast.
Aber jetzt spiel nicht allzu lang auf der Gretsch rum, Jürgen kann's sicherlich kaum erwarten, seine neue Klampfe in die Hand zu nehmen. :-D

 

[Anonymous]

Ich bin ja noch nicht fertig. So, wie auf dem letzten Bild liegt die Gitarre immer noch in meinem Keller. Heute mach ich nix, gleich muss ich zu einer Bürgeranhörung wegen Straßenbaumaßnahmen und dann ist Fußball....

Morgen mehr!


Geduld haben du musst, junger Jedi!

Außerdem werde ich nach Fertigstellung auch erst mal probe spielen müssen... Qualitätskontrolle sozusagen.

Aber danke für die Blumen. Ich geb mir Mühe!

 

[Weekend-Hero]

Qualitätskontrolle sozusagen

;-)

 

[Anonymous]

Letzte Runde!

Nachdem ich mir für teures Geld eine neue Entlötpumpe gekauft habe, weil die alte ums verrecken nicht mehr aufzufinden war... Grmpf... na ja, braucht man ja öfter mal, wurden die Pickups am Wahlschalter festgelötet.
Ein recht schwieriges Unterfangen, weil der abgeschraubte Schalter aufgrund des kurzen Kabels zum Volumenpoti nicht viel Bewegungsfreiheit hat.



Wie müssen TV Jones PUs eingebaut werden? Ganz einfach. Von oben betrachtet muss der TV Jones Schriftzug in Richtung tiefer E-Saite weisen.
Die PUs besitzen auf der Unterseite einen kleinen Aufkleber mit der Beschriftung "Neck" und "Bridge". Unbedingt auf die Richtigkeit achten, denn der Unterschied ist kaum wahrnehmbar, aber die Polepieces der Bridge-PUs habe einen weiteren Abstand.

Sobald die PUs verlötet sind, können wir zum richtigen Ausrichten die beiden E-Saiten lose aufziehen. Vorher legen wir die beiden Schaumstoffplättchen in die Öffnungen. Die dickere nach vorne, die dünnere nach hinten.





Wenn der PU sauber und gerade liegt, stecken wir die wir die zugehörigen Schrauben durch den PU und schlagen sie mit einem Hammer kurz an. Zielgebiet markiert!
Die Markierungen werden mit einem dünnen Holzbohrer angebohrt und anschließend der PU verschraubt.

Wenn alles fest ist: Gitarre - Kabel - Amp - Soundcheck!

Ja, es geht, kein Britzeln oder Brummen, Schalter in allen drei Stellungen durchgecheckt. Die Gitarre gibt Lebenszeichen.

Jetzt können wir so langsam zum Abschluss kommen. Die Rahmen passen leider nicht ganz auf die Decke, die kleinen Schräubchen werden an einigen Stellen ins Leere greifen. Damit sie was zu "beißen" bekommen, müssen die Leerräume zu beiden Seiten der PUs gefüllt werden. Das können wir mit 40mm breiten Holzstückchen leisten. Da die mechanische Belastung relativ gering ausfällt, reicht auch MDF - das hatte ich gerade zu Hand.



Die Schrauben werden etwas im Holz versenkt, damit der Rahmen plan aufliegen kann.

Für den hinteren PU legen wir noch zwei weitere Holzstückchen auf, damit die Halteschraube des PUs ebenfalls mehr "Fleisch" zum beißen bekommt.



Wenn die Holzstückchen drin sind und etwas unterhalb der Oberkante Ausschnitt liegen, können die Rahmen aufgeschraubt werden. Die Schraublöcher sollten ebenfalls mit einem 0,5er Bohrer vorgebohrt werden.


Fertig! Nur noch den Korpus etwas putzen, Saiten aufziehen und voilá

Da steht sie! Und auch noch in bester Gesellschaft!

Taaadaaaaaa





Gesamter Zeitaufwand nur für den Umbau etwa 6h über drei Tage verteilt.

Morgen nehme ich die Lady mit zur Probe, um mal zu hören, was da jetzt drinsteckt. Die Tests im Keller waren schon recht vielversprechend. Sehr klarer, drahtiger Grundsound. Ich bin echt gespannt!

Wenn alles problemlos funktioniert, geht die Lady am Mittwoch auf die Heimreise.


Nachtrag: leider passt das Schlagbrettchen nicht mehr. Ich habe versucht, es zu montieren, sieht aber reichlich bescheiden aus... da muss was neues her. Am Besten eines von einer Duo Jet. Das sollte passen.
@eltopo
Jürgen, du darfst auch gespannt sein!

 

[Anonymous]

Haste schön beschrieben und bebildert Sascha - echt klasse ;-)

Schaut auch gut aus die Blacky mit den TeeVeeJones - klingen wirdse wie Hulle, davon kannste ausgehn :lol:

Dem Besitzer viel Spaß

PS: Schlagbrett würd ich eh ablassen - sieht m.M.n. bei diesem Gretschmodell um einiges sexyer aus!

 

[Anonymous]

PS: Schlagbrett würd ich eh ablassen - sieht m.M.n. bei diesem Gretschmodell um einiges sexyer aus!

Darf man da auch anderer Ansicht sein? Ich habe meines wieder drangeschraubt.

Aber , hey, Sach, klasse Bericht. Unterhaltsam, informativ, und so komprimiert, dass keiner das Gähnen anfängt. Also neben den handwerklichen Fähigkeiten zweifelsfrei auch noch journalistische! Chapeau!

 

[finetone]

Hallo Sascha,
schöner Bericht in Wort und Bild. Ich mußte bei meiner Hohlgitarre leider etwas mehr basteln ;-)

Okay, Feierabend! :-D



Jetzt darf ich auch ein Bier! Prost und bis später! :mrgreen: :banana:

Von lecker Bierchen verstehst Du auch noch was ... :lol:

 

[Anonymous]

An dieser Stelle auch nochmal, lieber Sascha, ein herzliches Dankeschön für den erfolgreichen Auftrag "Pimp my Gretsch".

Die Art und Weise wie du es hier dargestellt hast begeistert ja nicht nur die, die es betrifft, sondern bestimmt noch ein paar andere.

Ich bin auf jeden Fall gespannt wie ein Flitzebogen, wenn mich die Gitarre die Tage wieder heim sucht.

An Ausdruck hat sie ja schon gewonnen - auch ohne Pickguard...;o)

Also, hab nochmal schönen Dank für deinen Bericht und die geopferten Stunden - aber es hat dir ja auch Spass gemacht!!

 

[Anonymous]

Gerne! Ich hoffe, dass einige weniger erfahrene Gitarrenbastler davon profitieren konnten.

@Jürgen: danke für die kleine Aufmerksamkeit! ;-)

Darf ich die TVJ Aufkleber behalten? Bei meinen waren leider keine dabei... :roll: :mrgreen:

 

[Anonymous]

Klar darfst du die Kleber behalten..., wnn du willst bekommst du noch ne feine Pin-Up Lady für deine rote Gretsch...

Kannst ja heute abend nach der Probe schon ein kleines klangliches Resümee ziehen...

...ich kanns nicht erwarten...;o))

 

[Anonymous]

Und? Wie klingt sie?

Nur ein Wort:


Genial!!!!

In der ProJet verhalten sich die Filtertrons ganz anders als in meiner 5120. Sehr viel Anschlagsdynamik mit diesem "Schmatz"! Twang hat sie nicht so sehr aber der Sound ist klar und eindeutig.
Verzerrt geht die Kleine gut los, ist zwar nicht mein persönlicher Geschmack aber es klingt wirklich gut rockig.
Ich habe gestern fast die ganze Probe mit der Gitarre gespielt und ich bin mit dem Ergebnis an sich mehr als zufrieden.
Saitenlage und PU-Höhe habe ich auch ganz gut getroffen, die Bespielbarkeit ist ebenfalls super.

Alles in allem haben wir hier jetzt eine richtig zackige Rockgitarre.

Gut, einen kleinen Massefehler habe ich eingebaut, beim Loslassen brummts e bissle. Hab ich wohl am Schalter eine kalte Lötstelle hinterlassen. :roll: Kein Wunder, an die Kabelösen kam ich mit dem Lötkolben kaum dran. Alles viel zu eng in dem kleinen Schacht...
Das behebe ich heute aber noch und dann ab nach Hause!


:mrgreen:

 

[Anonymous]

WOW!!!!!

Klingt genau nach dem was ich mir erhofft hatte!!

Deine Arbeit hat sich also gelohnt!

Viell. ist bis zum Wochenende bei mir und ich kann

sie zur Session gleich einweihen!

*FREU*

 

[Anonymous]

Dann muss ich mich ranhalten, sie spätestens morgen zur Post zu bringen.

Soll ich Expresssendung machen?

 

[Anonymous]

Nein, Nein...., nur kein Stress Sascha - wenns nicht bis zum
WE klappt, soll es auch kein Beinbruch sein!

 

[frank]

Wirklich ein interessanter Bericht, schön detailliert beschrieben, prima mit Fotos hinterlegt und mit einer Dosis Humor gewürzt.

Vielen Dank dafür!

Doc, verschiebe das dochmal ins FAQ. Sowas sollte nicht in den Tiefen von GW verloren gehen.

 

[Anonymous]

Sooooo,

die Pro Jet ist wieder wohlbehalten bei mir angekommen und was soll ich euch sagen?

Ich erkenn sie nicht mehr wieder!!!

Sascha hat mit dem Einbau der TV Jones ein komplett anderes Instrument gemacht.

Im Cleanbereich unglaublich klar und kraftvoll, ein Attack, dass es einem schwindlig wird. Die Höhen haben einiges dazugewonnen und müssen am Amp ein bisschen geregelt werden.

Die grosse Stärke der Pro Jet liegt aber nun auf jeden Fall im Crunch Bereich. Dort wo vorher die DeArmonds noch übel zu matschen begannen, machen die TV´s ordentlich Dampf.

Mit ein bisschen Hall und nem knackigen Slap Delay sind Ähnlichkeiten mit Stray Cats/Brian Setzer leicht zu erreichen (wobei es mir natürlich schwer an der Spielkultur fehlt)....;o)

Wer diesen Schritt vor hat, seine Pro Jet zu pimpen, dem kann ich das nur wärmstens empfehlen! Man bereut hier wirklich nichts!

Im Vergleich:

Eine Power Jet mit TV Jones MiJ 1990.- Euro,
die Pro Jet 389 Euro (ohne Bigsby) plus ca. 220.- für die TV Jones (aus den USA bestellt), plus anfallende Umbaukosten...

Sascha sei Dank!!!

 

[Weekend-Hero]

Hallo Jürgen,

mitlerweile hat das Thema schon einige Wochen geruht, ich bin aber immernoch neugierig!
Wie siehts denn mit ein paar Soundschnipseln aus?
Ich würde sehr gerne mal hören, wie deine gepimpte Electromatic nun klingt.