Rio_Fischbein
Power-User
Hi,
nach ein paar Auftritten vor öffentlichen Publikum, allerdings im eigenen Proberaum, hatten wir Freitag unser 1. richtiges Auswärtsspiel!
Der Wirt vom Pfiffedeckel in Schutterwald hatte uns eingeladen nachdem er ein paar Proberaummitschnitte von uns gehört hatte. Eine Musikkneipe mit offener Bühne und wir (Joe Explosion) waren als "Special Guests" angekündigt. Eigentlich wollte ich absagen. Nach der Arbeit nur nach Hause, absolut nicht in der Stimmung abzurocken, weil seit Tagen von einem fiesen Erkältungsvirus gefoltert, aber unser Schlagzeuger hatte sich so auf das Ding gefreut, daß ich mich dann doch noch hingeschleppt hatte.
Es waren ca 150 Leute da und ich mußte mich schon während des Aufbaus anstrengen, gelassen zu wirken.... Leichte Schweißperlen auf der Stirn. Mann ist das heiß hier...:lol: Müssen die jetzt unbedingt alle zugucken wenn ich hier versuche meine Anlage auf der Fläche einer ausgebreiteten Bild Zeitung aufzubauen?
Dann, während ich gerade meine Treter anstöpseln will, kommt der Wirt mit einer netten Dame aus Jamika und erklärt mir, daß die Lady vorweg noch ein Liedchen singen möchte und will, daß ich sie auf der Gitarre begleite. Hä? Ich habe dieses allgegenwärtige überlaute Rarbaberrabarber der Gäste im Ohr, sehe das Gesicht des Wirt direkt vor meiner Nase und da ist dieses english-wasweißich Gefasel der Sängerin, die nun anfängt mir irgendetwas vorzusummen. Der Schweiß auf meiner Stirn ist nun nicht mehr übersehbar, mir ist schlecht und ich will Heim! Doch irgendwie schaffe ich es freundlich zu lächeln und mache den Vorschlag, daß wir das ja gerne nach unserem Auftritt machen könnten, ich müsse mich erst etwas warmspielen. Was besseres fiel mir nicht ein, so kurz vorm umkippen, aber das erschien dem Wirt einleuchtend und nun begann er der Sängerin mit Händen und Füßen zu erklären, wie der Plan aussah.
Kurz raus eine rauchen, was gut reinhaut wenn man erkältet ist, und dann rauf auf die Bühne. Wir jammen ein wenig unseren "Turkish Man Blues" um uns einzupegeln und etwas warmzuspielen. Nach 3,4 Minuten wechsel ich auf einen kleinen A Jamm, weil ich noch nicht so weit bin um richtig zu starten. Die Leute klatschen?! Wir haben doch noch garnicht angefangen?
Ok, das motivert und gibt Mut zum Starten! Die Instrumente klingen aus, 2,3,4 und ich spiele das Eröffnungsriff von "I don't wash my car", Schlagzeuger und Bass setzen ein und Ronny läßt zum ersten Mal seine gewaltige Stimme ertönen. Es hat begonnen! Die Band ist voll da und als ich mich gerade etwas zu entspannen beginne kommt auch schon die erste Klippe in Sichtweite: Das kleine Fill in Solo. Ich tue das, was ich immer tue und halte den Blick straight aufs Griffbrett gerichtet. Schaue meinen Fingern zu, wie sie die paar Töne spielen und schon ist's wieder vorbei. Jo, wenns so weitergeht hab' ich nix dagegen.
Eigentlich geht "I don't wash my car" fließend in "Caught Summer light" über, aber das Publikum hat voll geklatscht und gepfiffen! Unser Lied hat ihnen gefallen. Eine Erfahrung, an der ich noch verdauen muß. Wenn man eigene Sachen spielt, weiß man ja am Anfang überhaupt nicht, wie das wohl ankommen wird?
Später und nach einer kurzen Rauchpause kamen wir zum Höhepunkt und spielten unsere bis jetzt 3 vorhanden Stücke von unserem "Dead Man Album". Es geht um den gleichnamigen Jarmush Film mit Jonny Depp in der Hauptrolle. Allerdings covern wir nicht den Soundtrack von Neil Young sondern haben unsere eigenen Vorstellungen davon, wie das klingt wenn jemand mit dem Metall des weißen Mannes (Kugel) in der Nähe des Herzens durch den Wilden Westen stolpert. Bisher haben wir "Train to Mashine", wo er eben mit dem Zug nach Mashine fährt und dort auf Robert Mitchum und Iggy Pop trifft. Das "Liebesromantische Abenteuer"(noch ohne Titel), wo er die Papierblumentante kennenlernt und die Kugel kassiert. Und natürlich "Dead Man", das Haupthema vom Film, wo sich Jonny Depp als "toter Mann" durch den Wilden Westen ballert. "The floating Boat", ist für die Schlußszene gedacht, wenn er sterbend mit dem Boot aufs Meer treibt. Das ist allerdings noch im Jammstadium.
Zum Schluß kam noch "A New Friend", das kuschelige Feuerzeuglied (so ist es von uns gedacht) zum entspannen.
Wir mußten 2 mal Zugabe spielen.
Es war ein sehr dankbares und gutmütiges Publikum und so war der Abend dann voll gelungen. Ok, 20 Leute ergriffen nach einer halben Stunde das Weite. Nicht wegen der Musik, wie man uns versichern wollte, sondern wegen der Lautstärke. Man hatte in der hinteren Ecke angeblich 125 db gemessen. Mein Amp (Rectoverb, 50 Watt) war bei 9-10 Uhr... Dem Rest hatte es aber gefallen und wir bekamen dann sogar noch Lob und es wurde gefragt, wann wir das nächste Mal spielen! :-D
So, ich bin immer noch erkältet, aber als neugeborener Rockstar ist das easy, hehehe. ;-)
Rockstar ist natürlich nicht wirklich ernst gemeint, aber ein wenig stolz bin ich nun doch schon. 3 Jahre Proberaum, meist nur einmal die Woche Zeit zum proben, viele Ausfälle wegen zwischenzeitlichen Proberaumverlust & abspringenden (überwiegend) Schlagzeugern, waren nicht immer ein Zuckerschlecken. Die Musik kommt von mir und die Texte vom Sänger. Das ist schon ein echt cooles Gefühl, wenn man dann andere darauf abgehen sieht!:-D
43 mußte ich werden um das mal erleben zu dürfen. Aber auch schön, daß das Leben immer noch ein paar Highlights auf Lager hat.;-)
Hummer hab' ich auch noch nicht probiert.....
Austern auch nicht.
Viele Grüße,
Rio
nach ein paar Auftritten vor öffentlichen Publikum, allerdings im eigenen Proberaum, hatten wir Freitag unser 1. richtiges Auswärtsspiel!
Der Wirt vom Pfiffedeckel in Schutterwald hatte uns eingeladen nachdem er ein paar Proberaummitschnitte von uns gehört hatte. Eine Musikkneipe mit offener Bühne und wir (Joe Explosion) waren als "Special Guests" angekündigt. Eigentlich wollte ich absagen. Nach der Arbeit nur nach Hause, absolut nicht in der Stimmung abzurocken, weil seit Tagen von einem fiesen Erkältungsvirus gefoltert, aber unser Schlagzeuger hatte sich so auf das Ding gefreut, daß ich mich dann doch noch hingeschleppt hatte.
Es waren ca 150 Leute da und ich mußte mich schon während des Aufbaus anstrengen, gelassen zu wirken.... Leichte Schweißperlen auf der Stirn. Mann ist das heiß hier...:lol: Müssen die jetzt unbedingt alle zugucken wenn ich hier versuche meine Anlage auf der Fläche einer ausgebreiteten Bild Zeitung aufzubauen?
Dann, während ich gerade meine Treter anstöpseln will, kommt der Wirt mit einer netten Dame aus Jamika und erklärt mir, daß die Lady vorweg noch ein Liedchen singen möchte und will, daß ich sie auf der Gitarre begleite. Hä? Ich habe dieses allgegenwärtige überlaute Rarbaberrabarber der Gäste im Ohr, sehe das Gesicht des Wirt direkt vor meiner Nase und da ist dieses english-wasweißich Gefasel der Sängerin, die nun anfängt mir irgendetwas vorzusummen. Der Schweiß auf meiner Stirn ist nun nicht mehr übersehbar, mir ist schlecht und ich will Heim! Doch irgendwie schaffe ich es freundlich zu lächeln und mache den Vorschlag, daß wir das ja gerne nach unserem Auftritt machen könnten, ich müsse mich erst etwas warmspielen. Was besseres fiel mir nicht ein, so kurz vorm umkippen, aber das erschien dem Wirt einleuchtend und nun begann er der Sängerin mit Händen und Füßen zu erklären, wie der Plan aussah.
Kurz raus eine rauchen, was gut reinhaut wenn man erkältet ist, und dann rauf auf die Bühne. Wir jammen ein wenig unseren "Turkish Man Blues" um uns einzupegeln und etwas warmzuspielen. Nach 3,4 Minuten wechsel ich auf einen kleinen A Jamm, weil ich noch nicht so weit bin um richtig zu starten. Die Leute klatschen?! Wir haben doch noch garnicht angefangen?
Ok, das motivert und gibt Mut zum Starten! Die Instrumente klingen aus, 2,3,4 und ich spiele das Eröffnungsriff von "I don't wash my car", Schlagzeuger und Bass setzen ein und Ronny läßt zum ersten Mal seine gewaltige Stimme ertönen. Es hat begonnen! Die Band ist voll da und als ich mich gerade etwas zu entspannen beginne kommt auch schon die erste Klippe in Sichtweite: Das kleine Fill in Solo. Ich tue das, was ich immer tue und halte den Blick straight aufs Griffbrett gerichtet. Schaue meinen Fingern zu, wie sie die paar Töne spielen und schon ist's wieder vorbei. Jo, wenns so weitergeht hab' ich nix dagegen.
Eigentlich geht "I don't wash my car" fließend in "Caught Summer light" über, aber das Publikum hat voll geklatscht und gepfiffen! Unser Lied hat ihnen gefallen. Eine Erfahrung, an der ich noch verdauen muß. Wenn man eigene Sachen spielt, weiß man ja am Anfang überhaupt nicht, wie das wohl ankommen wird?
Später und nach einer kurzen Rauchpause kamen wir zum Höhepunkt und spielten unsere bis jetzt 3 vorhanden Stücke von unserem "Dead Man Album". Es geht um den gleichnamigen Jarmush Film mit Jonny Depp in der Hauptrolle. Allerdings covern wir nicht den Soundtrack von Neil Young sondern haben unsere eigenen Vorstellungen davon, wie das klingt wenn jemand mit dem Metall des weißen Mannes (Kugel) in der Nähe des Herzens durch den Wilden Westen stolpert. Bisher haben wir "Train to Mashine", wo er eben mit dem Zug nach Mashine fährt und dort auf Robert Mitchum und Iggy Pop trifft. Das "Liebesromantische Abenteuer"(noch ohne Titel), wo er die Papierblumentante kennenlernt und die Kugel kassiert. Und natürlich "Dead Man", das Haupthema vom Film, wo sich Jonny Depp als "toter Mann" durch den Wilden Westen ballert. "The floating Boat", ist für die Schlußszene gedacht, wenn er sterbend mit dem Boot aufs Meer treibt. Das ist allerdings noch im Jammstadium.
Zum Schluß kam noch "A New Friend", das kuschelige Feuerzeuglied (so ist es von uns gedacht) zum entspannen.
Wir mußten 2 mal Zugabe spielen.
Es war ein sehr dankbares und gutmütiges Publikum und so war der Abend dann voll gelungen. Ok, 20 Leute ergriffen nach einer halben Stunde das Weite. Nicht wegen der Musik, wie man uns versichern wollte, sondern wegen der Lautstärke. Man hatte in der hinteren Ecke angeblich 125 db gemessen. Mein Amp (Rectoverb, 50 Watt) war bei 9-10 Uhr... Dem Rest hatte es aber gefallen und wir bekamen dann sogar noch Lob und es wurde gefragt, wann wir das nächste Mal spielen! :-D
So, ich bin immer noch erkältet, aber als neugeborener Rockstar ist das easy, hehehe. ;-)
Rockstar ist natürlich nicht wirklich ernst gemeint, aber ein wenig stolz bin ich nun doch schon. 3 Jahre Proberaum, meist nur einmal die Woche Zeit zum proben, viele Ausfälle wegen zwischenzeitlichen Proberaumverlust & abspringenden (überwiegend) Schlagzeugern, waren nicht immer ein Zuckerschlecken. Die Musik kommt von mir und die Texte vom Sänger. Das ist schon ein echt cooles Gefühl, wenn man dann andere darauf abgehen sieht!:-D
43 mußte ich werden um das mal erleben zu dürfen. Aber auch schön, daß das Leben immer noch ein paar Highlights auf Lager hat.;-)
Hummer hab' ich auch noch nicht probiert.....
Austern auch nicht.
Viele Grüße,
Rio