Franky13":v7ei48m6 schrieb:
Hi Kinnas,
ich wollte mal kurz daran erinnern, wie der Vintage-Wahn eigentlich entstanden ist.
In den Jahren so ca. 1972 - 1982 war die Qualität der Kentarren, die die großen 2 aus Amiland zusammengewurschtelt haben, derartig beschissen, dass man zwangsläufig nach Alternativen suchen musste. Da ging der Run auf die Klampfen der 50ziger und 60ziger los, der zu der Zeit ja auch durchaus seine (Teil-) Berechtigung hatte. Diese Situation hat aber auch dazu geführt, dass die Japse sich auf dem Weltmarkt, zunächt mit qualitativ hochwertigen Kopien und dann auch mit eigenständigen Konzepten, durchsetzen konnten.
Hi Frank mit dem großen F,
nach meiner Erinnerung war das nicht so.
Der Run auf die 50er-Jahre-Les Paul begann, nachdem Gibson die Fertigung der Les vor allem wegen der stetig sinkenden Verkaufszahlen eingestellt hat, ohne ein Produkt auf den Markt zu bringen, das vom Kunden akzeptiert worden ist. Es blieb nur der Gebrauchtkauf. Und der Markt war recht schnell leergefegt. Stetig steigende Gebrauchtpreise waren die Folge.
Das änderte sich erst, als die Les wieder in Produktion ging.
Ähnlich dürfte es sich mit der Strat verhalten haben. Ich verstehe nicht viel von Fender, so möge man mich evtl. korrigieren. Nach meiner Erinnerung verkaufte der olle Leo Fender 1966 seine Firma nach Japan. Und die Japaner produzierten (angeblich) zunächst mal weniger gute Gitarren. Und so kam der Gebrauchthandel mit den "alten" Strats in Gang.
Die mindere Qualität der 72er bis 82er Gitarren der Fa. Gibson und Fender kann ich ebenfalls nicht bestätigen.
Fender kam nicht aus den USA, sondern aus Japan (wenn ich nicht irre).
Zwei Gibson`s aus diesem Zeitraum besitze ich selbst, andere aus dieser Zeit habe ich in der Hand gehabt. Grundsätzlich waren sie hinsichtlich der Verarbeitung in der Serienstreuung nicht schlechter als heutige Machwerke, nur anders.
Vor allem einen Gedanken darf man nicht unterschlagen: Unter dem japanischen Preisdruck sah sich auch Gibson gezwungen, preiswertere Modelle anzubieten. Das haben sie getan, z.B. mit der SG Firebrand. Da waren die Zutaten billiger, z.B. kein Binding, keine Abdeckungen für die PU`s, preiswertere Hölzer für Korpus, Hals und Griffbrett. Aber sie wurden ja auch billiger angeboten als z.B. die SG Standard, die es auch noch gab. Diese Gitarren heute direkt miteinander zu vergleichen, hieße Äppel und Birnen in einen Topf werfen.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Vintage-Wahn vor allem von einem wirtschaftlichen Gedanken beeinflusst ist - dem Gewinnstreben.
Ein norddeutscher Ebay-Händler, der ständig Gitarren aus den 70ern anbietet, wirbt mit dem Argument, dass die 59er Les unbezahlbar, und die 60er schon nicht mehr verfügbar seien. Aus diesem Grund würde demnächst der Run auf die 70er Modelle beginnen, die deshalb eine erhebliche Preissteigerung erfahren würden. Ich halte es durchaus für möglich, dass so mancher potenzielle Käufer sich folgende Frage stellt: Warum soll ich eine vergleichbar teure Neugitarre kaufen, die schon 30% Wertverlust erfahren hat, bevor sich die Ladentür hinter mir vollständig geschlossen hat? Ist es nicht besser, eine alte zu kaufen und statt Wertverlust irgendwann mal einen Gewinn zu erzielen? Und obendrein kann man den Kauf mit dem Argument der sowieso besseren Vintage-Gitarre rechtfertigen. Und auch dies Argument ist nach meinen Erfahrungen nicht leichtfertig von der Hand zu weisen.