jab":3h82nbtz schrieb:
Moin!
Solange man nicht erwartet, am Ende tatsächlich ein Instrument in den Händen zu halten, das es mit einer 3000 Euro-Gitarre vom Gitarrenbauer aufnehmen kann (wie suggeriert), ist das kein Problem.
Liegt und lag nicht in meiner Absicht. Entweder bin ich da missverstanden worden oder habe mich missverständlich ausgedrückt. Also: Es wird keine Gitarre dabei herauskommen, die es mit einer Gitarre für 3000 .- € aufnehmen kann, schon gar nicht von der Klasse, wie Du sie zu bauen scheinst. NOCH durfte ich ja nicht auf einer Deiner Gitarren spielen ;-)
jab":3h82nbtz schrieb:
Die Bilder sind sehr klein, aber man kann schon einige seltsame Details erkennen... das sieht nicht besonders professionell aus.
Im Gegensatz zu den Ergebnissen bei Stratmann in Hannover, der solche Kurse schon länger für E-Gitarren anbietet. Das ist sehr beeindruckend, aber eben auch professionell vorbereitet und in einer ebensolchen Werkstatt ausgeführt.
Ich schau mal, dass ich von Chris größere Bilder bekomme, auf denen man die Details besser sehen kann, schick sie Dir dann, wenn Du einverstanden bist, und poste sie in meinem Blog. Mich würde Eure Meinung wirklich interessieren, solange sie fair bleibt. Davon gehe ich bei Dir aus. Danke dafür! Mir ist auch völlig klar, dass der Blick für die Details und die Feinheiten (technisch wie optisch) und die daraus resultierenden klanglichen Qualitäten und die Bespielbarkeit das sind, was eine handgebaute Meistergitarre von Dir z.B. von billigeren oder auch von guten selbstgebauten unterscheidet. Das kann man sicherlich weder in drei Wochen noch in einem Jahr lernen, und sei man noch so begabt. Das wird eine intensive Beschäftigung mit dem Instrument, viele Versuche und gute Lehrer brauchen. Aber ich denke eben schon, dass dabei etwas herauskommen kann, für das ich im Laden zwischen 1000.- und 1500.- zu zahlen bereit wäre. Im Moment spiele ich eine Papa Ricardo Sanchis - wenn ich google glauben darf, wurde sie für den breiteren Markt hergestellt und kann es mit einem Instrument seiner Söhne nicht aufnehmen. Als Saiten verwende ich Savarez Corum 500er Serie, und dabei kommt für mich etwas heraus, was ich als sehr schön bezeichnen würde. Das sehe ich wahrscheinlich anders, wenn ich bei Dir im Laden war - zweischneidge Sache, das Ganze ;-)
jab":3h82nbtz schrieb:
Das das in Amerika gang und gäbe ist, liegt eben auch an dem Berufsausbildungskonzept dort. Und die do-it-yourself Mentalität führt nicht nur zu guten Ergebnissen...
Ich hab da schon Dinge gesehen, bei denen man sich mit Grausen abwendet.
Kann ich mir gut vorstellen. Das Gute ist aber, dass sie jedem diese Möglichkeit bieten, der es wirklich will, und nicht Eingangshürden aufstellen, die viele vom Zugang abhalten. Wenn Du unter Gitarrenbauer bzw. Zupfinstrumentenmacher bei den Informationen der deutschen Arbeitsagentur reinschaust, steht da kurz zusammengefasst: VERGISS ES. Kaum Ausbildungschancen, hohe Zugangshürden, kaum Zukunftschancen. Da finde ich den Weg der Amerikaner besser, auch wenn dabei manchmal gräußliche Resultate rauskommen mögen. Aber Conrad (der mit der Elektronik), bei dem mich gestern über die Verletzungsgefahr seiner Instrumente informieren durfte, und sein Chinaschrott ist eh kaum noch zu übertreffen und die Guten unter den Bauern und die mit Leidenschaft setzen sich dann schon durch.
Was ich noch einen Vorteil am amerikanischen Zugang, nicht unbedingt an der Ausbildung finde: Die Gitarre ist , ich glaube dadurch, tiefer in der Gesellschaft verwurzelt und so mancher Teen macht seinen Traum, eine Gitarre mittels Versandhaus, aber nicht aus einem Bausatz zu fertigen, wahr. Schau mal hier:
http://www.youtube.com/watch?v=3t1ph6h_Tyg
Das ganze gibt es auch noch mal in langsam in sieben Teilen;-) Ich finde das Resultat recht beeindruckend - ohne Lehrer, nur mit einem Buch und Mut bewaffnet ;-)
jab":3h82nbtz schrieb:
Instrumentenbau ist nicht umsonst ein Ausbildungsberuf, für den man 3 bis 4 Jahre lernen muss, um die Grundlagen zu verstehen. Sicher kann man durch den Besuch von vielen Baukursen auch einiges Lernen, aber es dauert in der Regel deutlich länger, bis das Ergebnis wirklich überzeugt. Wenn man aber einfach nur mal eine Gitarre bauen will, und der Weg das Ziel ist, ist das bestimmt eine interessante und wichtige Erfahrung.
Genauso ist es. Sicher ist so ein Workshop nur ein möglicher Einstieg in das Mysterium - und es hängt von jedem Einzelnen ab, wie und ob es dann weitergeht. Das Lernen hört sicher nie auf, und es sicherlich geht immer noch besser, angefangen von der Kombination der Hölzer über bauliche Veränderungen am Instrument oder ganz neue Wege wie sie der Herr Krocker mit seíner Form der Silentguitar geht. Gitarrebauen ist in meinen Augen eben zwar ein Handwerk, aber auch Kunst. Und da bin ich der Auffassung: Anschauen bzw Hören und Spielen sind schön, aber durch das Selber Bauen kommt noch mal eine ganz neue Qualität hinzu. Und um die geht es mir ganz persönlich. Das kann man nicht in Euro bemessen.
Kunst hat eben zwei Seiten - das Kunst-Werk und den künstlerischen Prozess, den Schaffensprozess, der mit dem Menschsein in unmittelbarem Zusammenhang steht. Ich könnte Dir jetzt einen Vortrag drüber halten, lass ich aber ;-) Ich denke mal, Du verstehst mich auch so.
jab":3h82nbtz schrieb:
Also für jemanden, der sich damit einen Beruf zulegen möchte, seien eher die Gitarrenbauschulen in D, Ö und GB zu empfehlen.
Würde ich heute wahrscheinlich auch als Erstes versuchen, wenn ich jung wäre oder die Möglichkeit hätte, drei Jahre in England z.B. zu studieren - falls sie mich nehmen würden. Ich sehe z.B nicht ein, dass ich Notenlesen können muss, um eine Gitarre zu bauen, wie das, meine ich, in Mittenwald erwartet wird. Bin ich da richtig informiert? Sicher ist das unabdingbar, wenn man klassische Gitarre spielen will. Aber es gibt auch andere Zugänge zum Instrument. Tommy Emmanuel z.B. hat über das Hören und Spielen seine hohe Meisterschaft erlangt und nicht über Notenlehre. Und ich kenne noch andere: Alex B.Bittmann z.B., der dieses Jahr den zweiten Platz beim Open String Festival in Osnabrück gemacht hat, hat nie eine Gitarrenschule von innen gesehen und sich alles selbst erspielt.
Ich würde mich nicht mit den beiden vergleichen wollen, was ihr Können angeht, aber mit ihrem anderen Zugang zum Instrument: Auch ich brauche auch den unmittelbaren Zugang zum Instrument und nicht über die Theorie. Die muss bei mir immer an zweiter Stelle kommen. Das ist einfach eine andere natürliche Art zu lernen. Jeder muss da seiner Natur folgen. Auch das ein Grund, warum ich mir selber eine bauen will.
jab":3h82nbtz schrieb:
Man darf halt die Erwartungen nicht zu hoch hängen. Und das man die erste selbstgebaute Gitarre in einem Musikgeschäft überhaupt los wird, wage ich zu bezweifeln.
Genau! Um letzteres geht es mir auch nicht und das erwarte ich auch nicht. Aber ich hoffe und erwarte, dass aus der Einen mehr folgen und ich würde mich freuen, dabei noch viel lernen zu dürfen. Ohnehin hätte ich es toll gefunden, wenn es so eine Möglichkeit bei einem Crack wie Dir z.B. gegeben hätte.
Für eine Uni bin ich zu alt bzw. fehlt mir die Zeit und ich habe ja auch nicht das Ziel. gewerblich Gitarren zu bauen.
Warum bietet das eigentlich nicht schon längst jemand von Euch 'Meistern des Mysteriums' an? Du beispielsweise? Du könntest doch z.B. mit dem Hubert (dem von Goisern) einen gemeinsamen Kurs abhalten, ein Gipfeltreffen sozusagen. Du bist für den Bau einer Gitarre für Laien wie mich und Hubert ist für die Stimmen zuständig und jeden Abend wird gemeinsam musiziert. Hubert wohnt immer noch in Salzburg, wenn ich richtig informiert bin. Du kennst ihn doch bestimmt und ich kann mir vorstellen, dass er da vielleicht nicht abgeneigt wäre. Und auch die Gemeinde Goisern sollte als schöner touristischer Ort über dem verträumten Salzburger Seenland mehr als ein Interesse daran haben, so eine tolle Veranstaltung als Highlight anbieten zu können, und könnte dafür die Werbung übernehmen und die Räumlichkeiten stellen. Das Gipfeltreffen dürfte dann auch gerne das doppelte (und vielleicht mehr) kosten, schätze ich, von dem was unser Kurs kosten soll.
Dir auch beste Grüße und danke für das offene und faire Feedback!
nyuviu