A
Anonymous
Guest
Kraushaar Stageplayer Ă Horn
Das Konzept
Auf Walters Werkstatt aufmerksam geworden bin ich vor einigen Jahren durch Music Professional Offelder. Zunächst ließ ich dort eine Akustikgitarre reparieren, irgendwann dann vertraute ich Walter meine geliebte Rickenbacker 325V59 an, um sie neu lackieren und bundieren zu lassen. Diese Runderneuerung begeisterte mich ebenso wie die Gitarren, die ich in Walters Werkstatt hängen sah. Insbesondere sein Modell Stageplayer Fusion hatte es mir angetan. Mir gefiel die Korpusform sehr und mich überzeugte die Konstruktionsweise dieser sehr leichten Semi-Akustik mit ihrer explosionsartigen Ansprache und dem gleichzeitig sehr guten Sustain.
Ein paar Details allerdings gefielen mir nicht: ich weiß nicht warum, aber Fichtendecken mochte ich (schon rein optisch) noch nie, ebenso wenig Ebenholz-Griffbretter. Die P90-Pickups, die Walter normalerweise für die Stageplayer verwendet, sind ebenfalls nicht mein Ding. Zudem liebe ich als großer Rickenbacker-Fan einfach den Anblick und den Klang von Ahorn. Ja, ich weiß, Ahorn ist nicht gleich Ahorn, und im Blindflug kann man eine Gitarre mit Ahornhals und Ahorn-Griffbrett kaum von einer mit Mahagoni-Hals und Rosewood-Griffbrett unterscheiden, aber sei´s drum. Die Gitarren, die mir persönlich klanglich und optisch bisher besonders gut gefielen, waren oft zu großen Teilen aus Ahorn gefertigt. Außerdem habe ich sogar einen Ahorn-Fußboden und Türen aus Ahorn in meiner Wohnung ;-) und weil ich ja „der Horn“ bin, war also die Grundidee: eine Stageplayer ganz aus Ahorn à Horn.
Klar war für mich, dass die Gitarre ein Vibrato haben musste. Dies wiederum würde Konsequenzen für die Kopfplatte haben. Walter riet mir zu einem Kopf, der einen geraden Saitenverlauf ermöglicht, um die Verstimmungsprobleme, die er (ebenso wie ich) mit einem Bigsby für unvermeidlich hielt, im Rahmen zu halten. Die „schräge“ Korpusform schloss ein Bigsby B3 oder B7 aus, ein Fender-artiges Vibrato wäre ein Stilbruch gewesen, also blieb nur ein Bigsby B5.
Ich entschied mich gegen Bindings, da ich unter dem rechten Arm gern weiche, runde Kanten habe und auĂźerdem Design-Elemente nicht mag, die keine Funktion haben.
Die Wahl der Pickups fiel auf TV Jones Magnatrons. Ein Wagnis, da ich keinerlei praktische Erfahrungen mit diesen und mit Gretsch Pickups hatte, sondern sie lediglich von Aufnahmen kannte, bei denen mir der Gitarrenklang positiv aufgefallen war.
Für die Lackierung hatte ich zwei Prototypen von Rickenbacker aus den 70er-Jahren in „greenglo“ im Kopf, die nie in Serie gegangen sind. Allerdings sollte der Farbverlauf deutlicher von gelb nach Dunkelgrün gehen als bei Rickenbacker, wo er eher von limonengelb nach mittelgrün verlief. Walter bestärkte mich in meiner Farbwahl.
Das Ă„uĂźere
Die fertige Gitarre übertrifft meine ohnehin schon hohen Erwartungen um Längen: der strahlend weiße Ahornhals ist wunderschön geflammt, die Lackierung hat einen derartigen Glanz und eine derartige Tiefe, dass einem die Augen übergehen. Die Fotos werden dem „lebenden“ Objekt hier kein bisschen gerecht. Fantastisch!
Ăśber das Ahornblatt aus der kanadischen Flagge, das Walter fĂĽr mich in die Kopfplatte eingelegt hat, habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind zu Weihnachten.
Die Verarbeitung
Eine handgefertigte Gitarre hat natürlich einen Preis. Aber bei den Details der Verarbeitung sieht man dann, dass dieser Preis seine Berechtigung hat. Wenn ich die Stageplayer mit meiner RIC 325 vergleiche, die als industriell gefertigte Gitarre im Neupreis heute höher liegt als Walters Stageplayer oder mit meiner Fender Strat, deren Neupreis nicht so sehr weit entfernt ist von dieser Stageplayer, so muss ich sagen: es ist eigentlich unverständlich, dass noch irgendjemand teure Serienmodelle von Fender, Gibson, Rickenbacker oder PRS kauft, wenn man alternativ auch so eine Qualität handgefertigt als Einzelstück nach Kundenwünschen made in Germany vom Meister persönlich bekommen kann. Die Investition lohnt sich in jedem Fall. Solch eine Materialwahl, eine solche Lackierung und Politur, einen so sauberen Übergang vom Hals zum Korpus, so sauber glatt polierte Bünde habe ich sonst noch nirgendwo gesehen.
Und als Zugabe gibt es sauber eingelegte Dots aus echtem Ebenholz ;-) ...
Die Bespielbarkeit/das Handling
Ah, das Bigsby in Verbindung mit der Schaller Roller-Bridge ist ein Traum. Erstens verstimmt sich selbst bei Dauergebrauch fast nichts. Zweitens kann man bequem seinen Handballen auf der BrĂĽcke ablegen und dabei sogar gleichzeitig das Vibrato benutzen, das drittens genau an der richtigen Stelle fĂĽr die Dauernutzung liegt (im Unterschied etwa zu manchen Gretsch-Modellen).
Sehr schön funktionieren auch die Schaller M6 Klemmmechaniken. Wer schon einmal eine Gitarre mit Bigsby besaitet hat, weiß solche Mechaniken zu schätzen.
Die BĂĽnde sind derart glatt , dass Bendings trotz der Fender-artigen, langen Mensur keinerlei MĂĽhe machen. Der Hals liegt fĂĽr mein Empfinden genau richtig in der Hand.
Der Sound
Unverstärkt ist der Ton warm und rund mit ein wenig Klingeln von dem Bigsby. Sustain und Ansprache haben von all meinen Gitarren das ausgewogenste Verhältnis, wobei meine RIC 325 noch ein wenig schneller anspricht, dafür aber auch ganz schnell wegstirbt. Im Vergleich zu meiner RIC 650 ist das Sustain der Stageplayer etwa gleich lang, verhält sich aber anders. Während der Ton bei der 650 als Solidbody sehr gleichmäßig leiser wird, hat man bei der Stageplayer das Gefühl, dass er fast in Wellen leiser wird, sich nach dem ersten Verklingen quasi wieder und wieder „aufbäumt“ – sehr schön.
Am Verstärker dann ist das Ergebnis etwas eigenwillig. Der Steg-Pickup bringt einen tollen Surf-Sound und einen schön kratzigen, dabei aber dennoch durchsichtigen Distortion-Sound: genau das Richtige für mich. Der Hals-Pickup ist dagegen sehr extrem drahtig und britzelig. Hier wäre vielleicht ein TV Jones Classic oder ein Gretsch Filtertron doch die bessere Wahl gewesen. Das werde ich demnächst ausprobieren. Andererseits ermöglicht die Kombination aus den beiden Pickups sehr schöne Rhythmusgitarrensounds - irgendwo zwischen Pete Townshend und Malcolm Young.
Das Klangbild der Gitarre bleibt immer offen und durchsichtig. Die Dynamikbandbreite ist riesig, die Reaktion auf unterschiedliche Anschlagsweisen und -stärken sehr präzise - hier kann keine meiner anderen Gitarren auch nur ansatzweise mithalten.
Fazit
Die Gitarre haut mich um. Zudem ist das GefĂĽhl, eine Gitarre zu besitzen, die nach eigenen Vorstellungen gebaut wurde und nur einmal existiert auf der Welt, einfach toll.
Das Konzept
Auf Walters Werkstatt aufmerksam geworden bin ich vor einigen Jahren durch Music Professional Offelder. Zunächst ließ ich dort eine Akustikgitarre reparieren, irgendwann dann vertraute ich Walter meine geliebte Rickenbacker 325V59 an, um sie neu lackieren und bundieren zu lassen. Diese Runderneuerung begeisterte mich ebenso wie die Gitarren, die ich in Walters Werkstatt hängen sah. Insbesondere sein Modell Stageplayer Fusion hatte es mir angetan. Mir gefiel die Korpusform sehr und mich überzeugte die Konstruktionsweise dieser sehr leichten Semi-Akustik mit ihrer explosionsartigen Ansprache und dem gleichzeitig sehr guten Sustain.
Ein paar Details allerdings gefielen mir nicht: ich weiß nicht warum, aber Fichtendecken mochte ich (schon rein optisch) noch nie, ebenso wenig Ebenholz-Griffbretter. Die P90-Pickups, die Walter normalerweise für die Stageplayer verwendet, sind ebenfalls nicht mein Ding. Zudem liebe ich als großer Rickenbacker-Fan einfach den Anblick und den Klang von Ahorn. Ja, ich weiß, Ahorn ist nicht gleich Ahorn, und im Blindflug kann man eine Gitarre mit Ahornhals und Ahorn-Griffbrett kaum von einer mit Mahagoni-Hals und Rosewood-Griffbrett unterscheiden, aber sei´s drum. Die Gitarren, die mir persönlich klanglich und optisch bisher besonders gut gefielen, waren oft zu großen Teilen aus Ahorn gefertigt. Außerdem habe ich sogar einen Ahorn-Fußboden und Türen aus Ahorn in meiner Wohnung ;-) und weil ich ja „der Horn“ bin, war also die Grundidee: eine Stageplayer ganz aus Ahorn à Horn.
Klar war für mich, dass die Gitarre ein Vibrato haben musste. Dies wiederum würde Konsequenzen für die Kopfplatte haben. Walter riet mir zu einem Kopf, der einen geraden Saitenverlauf ermöglicht, um die Verstimmungsprobleme, die er (ebenso wie ich) mit einem Bigsby für unvermeidlich hielt, im Rahmen zu halten. Die „schräge“ Korpusform schloss ein Bigsby B3 oder B7 aus, ein Fender-artiges Vibrato wäre ein Stilbruch gewesen, also blieb nur ein Bigsby B5.
Ich entschied mich gegen Bindings, da ich unter dem rechten Arm gern weiche, runde Kanten habe und auĂźerdem Design-Elemente nicht mag, die keine Funktion haben.
Die Wahl der Pickups fiel auf TV Jones Magnatrons. Ein Wagnis, da ich keinerlei praktische Erfahrungen mit diesen und mit Gretsch Pickups hatte, sondern sie lediglich von Aufnahmen kannte, bei denen mir der Gitarrenklang positiv aufgefallen war.
Für die Lackierung hatte ich zwei Prototypen von Rickenbacker aus den 70er-Jahren in „greenglo“ im Kopf, die nie in Serie gegangen sind. Allerdings sollte der Farbverlauf deutlicher von gelb nach Dunkelgrün gehen als bei Rickenbacker, wo er eher von limonengelb nach mittelgrün verlief. Walter bestärkte mich in meiner Farbwahl.
Das Ă„uĂźere
Die fertige Gitarre übertrifft meine ohnehin schon hohen Erwartungen um Längen: der strahlend weiße Ahornhals ist wunderschön geflammt, die Lackierung hat einen derartigen Glanz und eine derartige Tiefe, dass einem die Augen übergehen. Die Fotos werden dem „lebenden“ Objekt hier kein bisschen gerecht. Fantastisch!
Ăśber das Ahornblatt aus der kanadischen Flagge, das Walter fĂĽr mich in die Kopfplatte eingelegt hat, habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind zu Weihnachten.
Die Verarbeitung
Eine handgefertigte Gitarre hat natürlich einen Preis. Aber bei den Details der Verarbeitung sieht man dann, dass dieser Preis seine Berechtigung hat. Wenn ich die Stageplayer mit meiner RIC 325 vergleiche, die als industriell gefertigte Gitarre im Neupreis heute höher liegt als Walters Stageplayer oder mit meiner Fender Strat, deren Neupreis nicht so sehr weit entfernt ist von dieser Stageplayer, so muss ich sagen: es ist eigentlich unverständlich, dass noch irgendjemand teure Serienmodelle von Fender, Gibson, Rickenbacker oder PRS kauft, wenn man alternativ auch so eine Qualität handgefertigt als Einzelstück nach Kundenwünschen made in Germany vom Meister persönlich bekommen kann. Die Investition lohnt sich in jedem Fall. Solch eine Materialwahl, eine solche Lackierung und Politur, einen so sauberen Übergang vom Hals zum Korpus, so sauber glatt polierte Bünde habe ich sonst noch nirgendwo gesehen.
Und als Zugabe gibt es sauber eingelegte Dots aus echtem Ebenholz ;-) ...
Die Bespielbarkeit/das Handling
Ah, das Bigsby in Verbindung mit der Schaller Roller-Bridge ist ein Traum. Erstens verstimmt sich selbst bei Dauergebrauch fast nichts. Zweitens kann man bequem seinen Handballen auf der BrĂĽcke ablegen und dabei sogar gleichzeitig das Vibrato benutzen, das drittens genau an der richtigen Stelle fĂĽr die Dauernutzung liegt (im Unterschied etwa zu manchen Gretsch-Modellen).
Sehr schön funktionieren auch die Schaller M6 Klemmmechaniken. Wer schon einmal eine Gitarre mit Bigsby besaitet hat, weiß solche Mechaniken zu schätzen.
Die BĂĽnde sind derart glatt , dass Bendings trotz der Fender-artigen, langen Mensur keinerlei MĂĽhe machen. Der Hals liegt fĂĽr mein Empfinden genau richtig in der Hand.
Der Sound
Unverstärkt ist der Ton warm und rund mit ein wenig Klingeln von dem Bigsby. Sustain und Ansprache haben von all meinen Gitarren das ausgewogenste Verhältnis, wobei meine RIC 325 noch ein wenig schneller anspricht, dafür aber auch ganz schnell wegstirbt. Im Vergleich zu meiner RIC 650 ist das Sustain der Stageplayer etwa gleich lang, verhält sich aber anders. Während der Ton bei der 650 als Solidbody sehr gleichmäßig leiser wird, hat man bei der Stageplayer das Gefühl, dass er fast in Wellen leiser wird, sich nach dem ersten Verklingen quasi wieder und wieder „aufbäumt“ – sehr schön.
Am Verstärker dann ist das Ergebnis etwas eigenwillig. Der Steg-Pickup bringt einen tollen Surf-Sound und einen schön kratzigen, dabei aber dennoch durchsichtigen Distortion-Sound: genau das Richtige für mich. Der Hals-Pickup ist dagegen sehr extrem drahtig und britzelig. Hier wäre vielleicht ein TV Jones Classic oder ein Gretsch Filtertron doch die bessere Wahl gewesen. Das werde ich demnächst ausprobieren. Andererseits ermöglicht die Kombination aus den beiden Pickups sehr schöne Rhythmusgitarrensounds - irgendwo zwischen Pete Townshend und Malcolm Young.
Das Klangbild der Gitarre bleibt immer offen und durchsichtig. Die Dynamikbandbreite ist riesig, die Reaktion auf unterschiedliche Anschlagsweisen und -stärken sehr präzise - hier kann keine meiner anderen Gitarren auch nur ansatzweise mithalten.
Fazit
Die Gitarre haut mich um. Zudem ist das GefĂĽhl, eine Gitarre zu besitzen, die nach eigenen Vorstellungen gebaut wurde und nur einmal existiert auf der Welt, einfach toll.