Marcello schrieb:
Ich habe mich mal durch die anderen Songs auch etwas durchgehört.
Ingesamt gut gemacht , gute Ideen ....aber auch viel Schwere...will sagen , dass ich dafĂĽr in bestimmter Stimmung sein muss , um sich da rauf ein zu lassen.
Grundsätzlich finde ich es aber wesentlich cooler, wenn du deutsch singst. Dann noch Texte zu schreiben, die nicht nur zu klischeehaft klingen und gleichzeitig auch noch gut zu singen sind, ist schon ´ne Kunst für.
Finde ich groĂźartig! Im Deutschen halte ich das sogar fĂĽr schwieriger als das ĂĽbliche Englisch , weil die Sprache auch komplexer ist und somit auch einen anderen "Klang" hat.
Die Arrangements zu bewerten, finde ich jetzt wirklich schwierig. Ob man da jetzt nochmal anders instrumentiert (z.B. mit mehr Instrumenten , Tonart, etc.), würde ich wirklich davon abhängig machen, wie es die Stimmung transportiert. Vielleicht hat man manchmal den Eindruck es sei etwas "sperrig", aber das ist ja auch interessant. Grundsätzlich finde ich das reduzierte aber sehr passend. Ist kein 0815 Pop und deswegen sehr erfrischend. Ich denke, die Frage , die Gurki aufwirft, ist, inwiefern solche Musik im Radio neben anderen Dingen laufen würde. Im Grunde, denke ich, würde es darauf hinaus laufen -sehr verkürzt - weniger Kunst und etwas mehr "Gefälligkeit" rein zu bringen. Sollteste Dir überlegen, ob Dir dabei was verloren geht. Mainstream ist das an dem Punkt nicht. Aber ein Ed Sheeran verursacht bei mir Mittlerweile Ohrenkrebs. Ich mag halt lieber Kunst hören. Aber ich bin sowas von nicht der Markt, sondern eher Liebhaber. Das jemand sowas in der Bahn auf´m Iphone hört, bezweifele ich. ;-)
Manchmal finde ich die Intonation bei dir in Teilen speziell. Das kann aber Tagesform abhängig sein. Die Titel , die du unter Mädchenmukke laufen hast, sind aber alle gut getroffen. Perfektion fände ich auch nicht passend, Stimmung ist wichtiger. Das ganze wirkt halt sehr intim und daran muss und sollte man auch nicht viel ändern.
Ich würde an deiner Stelle zu sehen, dass du dir da ein Programm zurecht strickst und dann damit raus gehst. In der kleinen Besetzung kannste ja im Grund theoretisch überall Spielen. Ich bin sicher , dass wird vielen Leuten gefallen. Aus meiner Sicht ist die Erfahrung, die du dabei gewinnst letztlich wesentlich prägender und umittelbarer , als sich darüber den Kopf zu zermartern ob der Song nun so funktioniert, oder man nicht noch einen Part braucht der man etwas umstellen sollte. Das lässt sich auch im Forum nur sehr eingeschränkt simulieren.
Hallo Marcello,
Ich glaube, von Dir habe ich mal den Begriff "Kern-Assi" gelernt
Vielen Dank fĂĽr Deine Einlassungen!
Tatsächlich empfinde ich das singen auf Deutsch gar nicht viel schwerer, als auf Englisch, es ist eben eine andere Herangehensweise. Beim Singen auf Englisch hat man ja zig Vorbilder an Sängern/Sängerinnen, die auch jeden Tag im Radio laufen, das ist mittlerweile in Flisch und Blut übergegangen. Im Deutschen ist es dabei bei mir anders, da oriebtiere ich mich eher an Theaterleuten, also, da ist bei mir das Sprechen beim Singen mehr im Vordergrund. Deswegen ist die große Hürde klare Aussprache, die nicht zu hart klingt und eben Texte, die nicht zu schlimm sind.
Und da sage ich mal Veto, natürlich benutze ich Klischees in den Texten, ich lebe und denke eben auch viel in Klischees. Ich benutze auch viele Worte, die man im täglichen Sprachgebrauch eher nicht verwendet und dann schonmal "peinlich" wirken können.
Bei Rio Reiser habe ich aber gesehen - der ist ja quasi die Heilsfigur der deutschen Populärmusik
- dass er das auch macht, dann aber genau diese Worte möglichst schnoddrig aussingt, so dass sie "normal" wirken, oder besonders cool. Es ist eben alles nur Show
Das meine Sachen allesamt eher schwer sind vom Eindruck, ja, das stimmt. Aber ich setze mich nicht hin mit der Vorgabe, ich schreibe eben etwas, spiele ein wenig etwas und am Ende kommt etwas bei raus, ich habe selten einen Plan oder ein Thema. Die einzige Vorgabe fĂĽr mich ist der Versuch, ehrlich zu sein.
Aber im realen Leben lache ich gern und viel, wenn es hilft
Der Punkt Ehrlichkeit betrifft dann auch weitestgehend mittlerweile die Art, wie ich es aufnehme (n lasse).Jeder kennt das, man schreibt einen Song, man ist gerade Feuer und Flamme dafür, man spielt ihn gerne. Und die Freude daran sinkt, je öfter man ihn spielt und je mehr man sich damit beschäftigt, wenn man das wirklich mit viel Brimborium aufnehmen will, dadurch geht der Zauber der ersten Euphorie flöten und man bekommt den Song nie so auf's Band, wie er ganz am Anfang war. Deswegen bleibe ich beim Minimalismus, die Gitarre wird in einem Rtsch gespielt, meist ist es der 1. oder 2. Take, bei der Stimme ist es ähnlich, weil man so eben näher am Ursprung bleibt, denke ich. Da wird dann auch nicht mehr korrigiert im Nachhinein.
Das gibt immer Konflikte mit meinem Freund, mit dem ich aufnehme, weil er natĂĽrlich modern produzieren will, ich aber immer sage, mach so wenig wie geht, die Simme soll nackt klingen und vorne sein.
NatĂĽrlich wird gepannt, mit Hall, Kompression und Delay und EQ gearbeitet, sonst wĂĽrde es echt schrecklich klingen
Da die Sachen dadurch vielleicht intim klingen und ja auch durchaus für mich intim sind (wenn das auch eigentlich eher selten autobiographisch ist, eher eine Möglichkeit meiner vorhandenen Realität) kann man das eigentlich nicht live in einen Rahmen bekommen, der mir zusagen würde. Da müsste schon sehr viel Unwahrscheinliches zusammen kommen, dass ich mich mit den Sachen vor fremde Leute setze und die Songs spiele und nachher nicht das Gefühl hätte, dass das einfach nur unsagbar langweilig und peinlich war.
Mir reicht die Ă–ffentlichkeit im Netz soweit und Kommentare wie hier spornen mich an, es weiter zu machen, so macht es SpaĂź und es ist genug fĂĽr mich.
Die Frage nach "Kommerzialisierung" des ganzen, oder Aufpolieren um des breiteren Geschmacks Willen stellt sich da gar nicht so sehr für mich, denn ich verdiene nicht mein Geld damit, es ist mein persönlicher Spaß, der mir wichtig ist und deswegen nur unter meinen Bedingungen stattfinden soll. Das ist Luxus.
Alles Gute und vielen Dank!
Jonas